Die Entscheidung der Magd
Eilika ist erst 17, doch sie weiß, was sie will! Eilika zieht durchs finstere Mittelalter auf der Suche nach ihrer großen Liebe.
Eilika ist erst 17 und lebt als Dienstmagd auf der Bernburg. Als sie Ritter Robert von...
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Produktinformationen zu „Die Entscheidung der Magd “
Eilika ist erst 17, doch sie weiß, was sie will! Eilika zieht durchs finstere Mittelalter auf der Suche nach ihrer großen Liebe.
Eilika ist erst 17 und lebt als Dienstmagd auf der Bernburg. Als sie Ritter Robert von Harsefeld begegnet, ist es sofort um beide geschehen. Doch Robert muss für den Sachsenkönig Heinrich den Löwen in der Krieg ziehen. Als ein junger Adliger die temperamentvolle Magd mit seiner Zudringlichkeit bedroht, flieht sie. Das Schicksal führt Eilika zu Ada, einer alten Amme, bei der sie die Geheimnisse der Heilkunst erlernt. Doch die Sehnsucht nach Robert treibt sie weiter und so macht sich Eilika auf die gefahrvolle Suche nach ihrem Geliebten.
Lese-Probe zu „Die Entscheidung der Magd “
Die Entscheidung der Magd von Marion HennebergProlog
1140
Gebeugt trat der Mann aus dem Schatten des Hauses und zog die alte Holztür leise hinter sich zu. Er ging zum Stall, öffnete das knarrende Tor und machte sich an die Arbeit. Dem mageren Ochsen brummte er ein »Guten Morgen« zu und führte ihn dann hinter sich her aufs Feld. Es war noch empfindlich kalt, doch daran verschwendete er keinen Gedanken. Er spürte die Kälte kaum, die sich durch seine Jacke fraß. Auch die Schmerzen in seinem linken Knie, die ihn seit Monaten plagten, versuchte er nicht weiter zu beachten. Aus dem Haus hörte er das Klappern von Schüsseln und leises Gemurmel. Seine Tochter Eilika machte für sich und ihren jüngeren Bruder Ingulf das Frühstück. Schmunzelnd hörte er die drängende Stimme des Mädchens ebenso wie die mürrische Antwort des Jungen. Er war stolz auf seine beiden Kinder. Als seine Frau kurz nach der Geburt von Ingulf gestorben war, hatte er sie weitgehend ohne fremde Hilfe großgezogen. Das war nicht immer einfach gewesen, und Eilika hatte schon sehr früh alle anfallenden Hausarbeiten übernehmen müssen.
Über dem Wald, der direkt an das Feld grenzte, ging allmählich die Sonne auf. Der Bauer spannte den Ochsen vor den Pflug, um eine tiefe Spur durch die Erde zu ziehen. Ruhig gingen Mensch und Tier an ihr mühseliges Werk, und als Eilika sich ihnen Stunden später näherte, hatten die beiden schon viel geschafft. Das Mädchen trug sorgsam eine Schüssel in den Händen, über die ein leinenes Tuch geworfen war. Von ihren Schultern baumelte ein lederner Trinkbeutel herab. Als der Bauer seine Tochter erblickte, die in ihrem schlichten Wollkleid mit bloßen Füßen auf ihn zukam, zeigte sich ein stolzer Ausdruck auf seinem wettergegerbten Gesicht.
Eilika meisterte das schwere
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Leben, ohne zu klagen. Sie war von freundlicher Natur und noch dazu hübsch anzusehen. Zum Leidwesen ihres Vaters hatte sie allerdings das impulsive Verhalten ihrer Mutter geerbt. Bisher war zwar immer alles gut gegangen, doch ihr Vater befürchtete, dass ihre Unüberlegtheit sie irgendwann in große Schwierigkeiten bringen könnte. Für ihre zehn Jahre war sie ziemlich groß und hatte eine sehr schmale Figur. Das kupferfarbene Haar hatte sie mit einem Band im Nacken zusammengebunden, und im Schein der Sonne sah es aus wie die Glut eines ausgehenden Feuers. Mit einem liebevollen Lächeln trat sie an den Vater heran und überreichte ihm vorsichtig die Schüssel mit dem warmen Mittagessen. Dann ging sie wieder fort, um bald darauf mit einem Eimer Wasser und Futter für das Tier zurückzukehren. Den Holzeimer stellte sie vor den Ochsen, der sofort gierig das Maul hineinsenkte. Das Futter schüttete sie daneben.
»Du bist heute schon weit gekommen«, sagte sie und strich ihrem Vater flüchtig über die raue Wange. Dann setzte sie sich neben ihn auf den moosbewachsenen, großen Stein.
Er nickte bedächtig, legte die Stirn aber sofort wieder in tiefe Sorgenfalten. »Wir können nur hoffen, dass uns das Glück dieses Jahr nicht im Stich lässt und die Ernte gut ausfällt. Dann kann ich einen Teil der Schulden zurückzahlen. Wenn bloß nicht wieder alles vernichtet wird.«
Das vergangene Jahr war sehr schlimm gewesen. Markgraf Albrecht, der Herzog von Sachsen, auf dessen Land sie lebten, hatte sich zwei Jahre zuvor auf die Seite König Konrads gestellt. Dieser lag nach seiner Inthronisierung im Dauerstreit mit Heinrich dem Stolzen, dem ehemaligen Herzog von Sachsen, da jener ebenfalls Anspruch auf den Thron erhob. Da Heinrich die vom König geforderte Herausgabe seiner beiden Herzogtümer verweigert hatte, wurde er von diesem geächtet und verlor seine Besitztümer. Seitdem war Albrecht Herzog von Sachsen, und es herrschte Krieg. Plünderungen und Brandschatzungen waren an der Tagesordnung, zumal sich einige der mächtigsten sächsischen Fürsten, wie der Erzbischof von Magdeburg und Pfalzgraf Friedrich von Sommereschenburg, Heinrich angeschlossen hatten und nun ebenfalls gegen Albrecht als des Königs Verbündeter vorgingen. Dieser war aufgrund der massiven Angriffe auf seine Ländereien zum König in den Süden des Reiches geflüchtet. Nun fielen in regelmäßigen Abständen die Soldaten der oppositionellen Fürsten über die Dörfer her und stahlen die Vorräte der Menschen.
Die darauf folgende Hungersnot in der ganzen Grafschaft Anhalt war schlimmer als alles, was Eilikas Vater je erlebt hatte. Davon hatte sich die kleine Familie zwar noch lange nicht erholt, aber sie lebten und waren zusammen. Doch für sie alle war der Hunger zu einem ständigen Begleiter geworden. Seit dem Tod Herzog Heinrichs vor einem Jahr hoffte die geplagte Bevölkerung auf ein Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen und eine Rückkehr Albrechts.
Eine Zeitlang versanken Vater und Tochter in Schweigen. Er nahm sein Mahl ein, während sie danebensaß und über das frisch gepflügte Land schaute. Jeder hing seinen Gedanken nach.
»Wie geht es Ingulf? Ist das Fieber gesunken?«, fragte der Vater unvermittelt, als sei ihm erst jetzt wieder eingefallen, dass sein Sohn seit ein paar Tagen krank war und deshalb ausfiel.
Eilika stöhnte auf. »Er schimpft bei jeder Kleinigkeit mit mir, also geht’s ihm wohl besser.«
Sanft legte der Bauer seine Hand auf die des Mädchens und wunderte sich, wie schon so oft, dass sie so zart und schmal war. Vieles an Eilika erinnerte ihn an seine Frau. Seine Tochter hatte nicht nur deren Willensstärke geerbt, sondern besaß zudem die Eigenschaft, Mitleid mit ihren Mitmenschen zu empfinden, ungeachtet ihrer eigenen Armut. In diesen schweren Zeiten war die Fähigkeit nicht selbstverständlich. Wenn er in Eilikas grüne Augen sah, kam es ihm manchmal vor, als wäre ihre Mutter noch immer bei ihnen. Die Haarfarbe allerdings war eindeutig von ihm.
»Lass deinem Bruder noch etwas Ruhe. Ich rede heute Abend mit ihm. «
Sie seufzte kaum hörbar und sprang auf. Es war immer dasselbe. Ihr Vater vergötterte den Bruder und ließ ihm viel zu viel durchgehen. Ingulf nutzte die Nachgiebigkeit oft genug aus und drückte sich gern vor der Arbeit, was es für Eilika nicht gerade leichter machte. Aber sie liebte beide über alles und nahm die Tatsache hin, im Herzen ihres Vaters nur den zweiten Platz einzunehmen.
Der Bauer hatte das Mahl beendet und stand auf. Wortlos reichte er seiner Tochter die leere Schüssel, und bevor er sich wieder seinem Pflug zuwandte, zwinkerte er ihr kurz zu. Eilika lief mit dem leeren Geschirr leichtfüßig zurück zum Haus. Eine ganze Weile noch hörte sie, wie ihr Vater den Ochsen mit lautem Rufen antrieb. Erst als sie in den Weg zum Haus einbog, waren alle Laute vom Feld verebbt, und behände schlüpfte sie durch die Tür.
Kurze Zeit später blieb der Ochse wie angewurzelt stehen, und der Mann musste seine mühselige Tätigkeit unterbrechen. Fluchend ging er langsam in die Hocke, um den Grund für das seltsame Verhalten des Tieres auszumachen, doch er konnte nichts entdecken. Gerade als er sich wieder aufrichten wollte, schnaubte der Ochse und stampfte unruhig mit den knochigen Vorderbeinen. Der Bauer hielt sich am Geschirr fest und zog sich daran hoch.
Eine Ahnung ließ ihn den Blick zum Waldrand richten. Just in diesem Moment brach ein Reh nicht weit von ihm entfernt durch die Bäume und lief im Zickzack über das Feld. Dicht auf den Fersen folgten ihm vier Wölfe. Auf dem freien Feld versuchten sie, das gehetzte Tier einzukreisen, doch dem Reh gelang knapp die Flucht. Mit großen Sprüngen erreichte es wieder den Wald und verschwand, seine Verfolger noch immer hinter sich, im Dickicht. Durch die Wölfe aufgeschreckt, brüllte der Ochse plötzlich laut auf und stürmte los. Der Bauer wurde von der Bewegung völlig überrumpelt. Hastig versuchte er, die Hand vom Geschirr wegzuziehen, doch der Stoff seines Ärmels war eingeklemmt. Der Ochse raste mit dem Pflug über das Feld und schleifte den hilflosen Mann mit. Als der fadenscheinige Stoff endlich riss, wurde Eilikas Vater von dem massigen Tier überrannt. Sekunden später schob sich auch der schwere Pflug über den geschundenen Körper hinweg, und der Bauer stieß einen markerschütternden Schrei aus. Als das verstörte Tier kurze Zeit später heftig schnaubend zum Stehen kann, hatte den schwerverletzten Mann eine gnädige Ohnmacht umfangen.
© Ullstein Verlag
»Du bist heute schon weit gekommen«, sagte sie und strich ihrem Vater flüchtig über die raue Wange. Dann setzte sie sich neben ihn auf den moosbewachsenen, großen Stein.
Er nickte bedächtig, legte die Stirn aber sofort wieder in tiefe Sorgenfalten. »Wir können nur hoffen, dass uns das Glück dieses Jahr nicht im Stich lässt und die Ernte gut ausfällt. Dann kann ich einen Teil der Schulden zurückzahlen. Wenn bloß nicht wieder alles vernichtet wird.«
Das vergangene Jahr war sehr schlimm gewesen. Markgraf Albrecht, der Herzog von Sachsen, auf dessen Land sie lebten, hatte sich zwei Jahre zuvor auf die Seite König Konrads gestellt. Dieser lag nach seiner Inthronisierung im Dauerstreit mit Heinrich dem Stolzen, dem ehemaligen Herzog von Sachsen, da jener ebenfalls Anspruch auf den Thron erhob. Da Heinrich die vom König geforderte Herausgabe seiner beiden Herzogtümer verweigert hatte, wurde er von diesem geächtet und verlor seine Besitztümer. Seitdem war Albrecht Herzog von Sachsen, und es herrschte Krieg. Plünderungen und Brandschatzungen waren an der Tagesordnung, zumal sich einige der mächtigsten sächsischen Fürsten, wie der Erzbischof von Magdeburg und Pfalzgraf Friedrich von Sommereschenburg, Heinrich angeschlossen hatten und nun ebenfalls gegen Albrecht als des Königs Verbündeter vorgingen. Dieser war aufgrund der massiven Angriffe auf seine Ländereien zum König in den Süden des Reiches geflüchtet. Nun fielen in regelmäßigen Abständen die Soldaten der oppositionellen Fürsten über die Dörfer her und stahlen die Vorräte der Menschen.
Die darauf folgende Hungersnot in der ganzen Grafschaft Anhalt war schlimmer als alles, was Eilikas Vater je erlebt hatte. Davon hatte sich die kleine Familie zwar noch lange nicht erholt, aber sie lebten und waren zusammen. Doch für sie alle war der Hunger zu einem ständigen Begleiter geworden. Seit dem Tod Herzog Heinrichs vor einem Jahr hoffte die geplagte Bevölkerung auf ein Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen und eine Rückkehr Albrechts.
Eine Zeitlang versanken Vater und Tochter in Schweigen. Er nahm sein Mahl ein, während sie danebensaß und über das frisch gepflügte Land schaute. Jeder hing seinen Gedanken nach.
»Wie geht es Ingulf? Ist das Fieber gesunken?«, fragte der Vater unvermittelt, als sei ihm erst jetzt wieder eingefallen, dass sein Sohn seit ein paar Tagen krank war und deshalb ausfiel.
Eilika stöhnte auf. »Er schimpft bei jeder Kleinigkeit mit mir, also geht’s ihm wohl besser.«
Sanft legte der Bauer seine Hand auf die des Mädchens und wunderte sich, wie schon so oft, dass sie so zart und schmal war. Vieles an Eilika erinnerte ihn an seine Frau. Seine Tochter hatte nicht nur deren Willensstärke geerbt, sondern besaß zudem die Eigenschaft, Mitleid mit ihren Mitmenschen zu empfinden, ungeachtet ihrer eigenen Armut. In diesen schweren Zeiten war die Fähigkeit nicht selbstverständlich. Wenn er in Eilikas grüne Augen sah, kam es ihm manchmal vor, als wäre ihre Mutter noch immer bei ihnen. Die Haarfarbe allerdings war eindeutig von ihm.
»Lass deinem Bruder noch etwas Ruhe. Ich rede heute Abend mit ihm. «
Sie seufzte kaum hörbar und sprang auf. Es war immer dasselbe. Ihr Vater vergötterte den Bruder und ließ ihm viel zu viel durchgehen. Ingulf nutzte die Nachgiebigkeit oft genug aus und drückte sich gern vor der Arbeit, was es für Eilika nicht gerade leichter machte. Aber sie liebte beide über alles und nahm die Tatsache hin, im Herzen ihres Vaters nur den zweiten Platz einzunehmen.
Der Bauer hatte das Mahl beendet und stand auf. Wortlos reichte er seiner Tochter die leere Schüssel, und bevor er sich wieder seinem Pflug zuwandte, zwinkerte er ihr kurz zu. Eilika lief mit dem leeren Geschirr leichtfüßig zurück zum Haus. Eine ganze Weile noch hörte sie, wie ihr Vater den Ochsen mit lautem Rufen antrieb. Erst als sie in den Weg zum Haus einbog, waren alle Laute vom Feld verebbt, und behände schlüpfte sie durch die Tür.
Kurze Zeit später blieb der Ochse wie angewurzelt stehen, und der Mann musste seine mühselige Tätigkeit unterbrechen. Fluchend ging er langsam in die Hocke, um den Grund für das seltsame Verhalten des Tieres auszumachen, doch er konnte nichts entdecken. Gerade als er sich wieder aufrichten wollte, schnaubte der Ochse und stampfte unruhig mit den knochigen Vorderbeinen. Der Bauer hielt sich am Geschirr fest und zog sich daran hoch.
Eine Ahnung ließ ihn den Blick zum Waldrand richten. Just in diesem Moment brach ein Reh nicht weit von ihm entfernt durch die Bäume und lief im Zickzack über das Feld. Dicht auf den Fersen folgten ihm vier Wölfe. Auf dem freien Feld versuchten sie, das gehetzte Tier einzukreisen, doch dem Reh gelang knapp die Flucht. Mit großen Sprüngen erreichte es wieder den Wald und verschwand, seine Verfolger noch immer hinter sich, im Dickicht. Durch die Wölfe aufgeschreckt, brüllte der Ochse plötzlich laut auf und stürmte los. Der Bauer wurde von der Bewegung völlig überrumpelt. Hastig versuchte er, die Hand vom Geschirr wegzuziehen, doch der Stoff seines Ärmels war eingeklemmt. Der Ochse raste mit dem Pflug über das Feld und schleifte den hilflosen Mann mit. Als der fadenscheinige Stoff endlich riss, wurde Eilikas Vater von dem massigen Tier überrannt. Sekunden später schob sich auch der schwere Pflug über den geschundenen Körper hinweg, und der Bauer stieß einen markerschütternden Schrei aus. Als das verstörte Tier kurze Zeit später heftig schnaubend zum Stehen kann, hatte den schwerverletzten Mann eine gnädige Ohnmacht umfangen.
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Autoren-Porträt von Marion Henneberg
Bibliographische Angaben
- Autor: Marion Henneberg
- 558 Seiten, Maße: 13,4 x 19,2 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828994253
- ISBN-13: 9783828994256
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