Chaos auf High Heels
Deutsche Erstveröffentlichung
Undercover-Agent Alec Prentice glaubt, die äußerst attraktive Journalistin Dennie Banks sei kriminell. Diese wiederum hält Alec für strohdumm, neben dem ihr Hund wie Einstein wirkt Eine hinreißend witzige Romantic-Comedy, in der keiner dem anderen trauen darf - oder doch?
Leider schon ausverkauft
Buch (Kartoniert)
9.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Chaos auf High Heels “
Undercover-Agent Alec Prentice glaubt, die äußerst attraktive Journalistin Dennie Banks sei kriminell. Diese wiederum hält Alec für strohdumm, neben dem ihr Hund wie Einstein wirkt Eine hinreißend witzige Romantic-Comedy, in der keiner dem anderen trauen darf - oder doch?
Klappentext zu „Chaos auf High Heels “
Sexy Verwirrspiele, schlagfertige Dialoge und reichlich verschüttete Drinks - eine hinreißend witzige Romantic-Comedy von der Bestsellerautorin Jennifer Crusie."Was für einen Wein möchtest du?" "Beeindrucke mich mit deiner Expertise." "Wir nehmen Rot." "Ich bin beeindruckt."
Undercover-Agent Alec Prentice glaubt, Dennie Banks sei kriminell. Zwar ein sexy Hingucker mit toller Figur und sinnlichen Lippen, trotzdem: kriminell. Journalistin Dennie Banks dagegen denkt, Alec sei ein kompletter Trottel, neben dem ihr Yorkshireterrier Walter wie Einstein wirkt. Ständig kreuzt Alec ihren Weg im Hotel, in dem sie auf ein Interview hofft! Als hätte er nichts Besseres zu tun, als sie zu einem Glas Wein einzuladen. Aber ohne Alec kein Kontakt und ohne Kontakt kein Interview, also sagt sie Ja zu dem Glas Wein. Dabei ist ihr sonnenklar, dass hier keiner niemandem vertrauen kann. Oder doch, Schätzchen?
Lese-Probe zu „Chaos auf High Heels “
Chaos auf High Heels von Jennifer Crusie1. KAPITEL
... mehr
Von seinem weichgepolsterten Sessel in der in Mahagoni und Messing gehaltenen Bar aus hatte Alec alles mitangesehen. Nie war er entzückter gewesen, dass sich eine Vermutung bestätigte. Er hatte Bond beobachtet, wie dieser gerade die Lobby inspizierte, als die Brünette die Stufen zur Drehtür betrat. Bond hatte sie zur gleichen Zeit erblickt und beeilte sich, um in sie hineinzulaufen, sowie sie durch die Tür kam. Guter Trick, dachte Alec. Jeder, der die beiden sah, hätte geschworen, dass es ein Unfall war. Die Brünette hatte Bond angelächelt und sich praktisch sofort weggedreht, doch Alec wusste, dass sie miteinander gesprochen hatten. Bond hatte sogar Enttäuschung vorgespielt, als sie sich von ihm abwendete.
Während er die Brünette nun beobachtete, empfand Alec Mitleid mit Bond. Jeder wäre geknickt, wenn er von dieser Frau stehen gelassen wurde. Glänzende dunkle Locken fielen ihr auf die Schultern, und ihr Lächeln war strahlend. Sie ging an ihm vorbei zur Rezeption, und er registrierte, wie sich ihre Hüften unter dem weich fallenden roten Kleid bewegten. Sie hatten einen aufregenden Schwung.
Normalerweise wartete er, bis die Betrüger an ihn herantraten. Das war sicherer und weniger verdächtig. Doch dies war eine Frau, wie sie jeder Mann kennenlernen wollte. Tatsächlich, sagte er sich, wäre es verdächtig, wenn er sie nicht ansprach, und das Letzte, was er erreichen wollte, war verdächtig zu erscheinen. Als sie dem Rezeptionisten ihre Tasche überreicht hatte und in Richtung des Restaurants neben der Bar schlenderte, erhob er sich, damit er sie ansprechen konnte, sowie es jeder heißblütiger Amerikaner voller - wenn auch naiver - Überzeugung tun würde.
„Geht es Ihnen gut, Ma'am?", fragte er. „Der Zusammenstoß mit diesem Kerl war ja recht hart."
Kurz lächelte sie und steuerte das Restaurant an, wobei ihr rotes Kleid um ihre hübschen Waden schwang. „Es geht mir gut, vielen Dank."
„Vielleicht möchten Sie einen Brandy." Alec schritt jetzt neben ihr her. „Es wäre mir eine Ehre, Sie dazu einzuladen. Ich bin selbst fremd hier, dennoch weiß ich, wie man eine hübsche Frau zu einem Drink einlädt."
Sie hielt abrupt an und schaute ihn misstrauisch an. „Findet hier abgesehen von der Literaturkonferenz irgendeine Versammlung statt? Irgendwas mit Landwirtschaft?"
„Keine Ahnung." Alec bemühte sich, so unbedarft und beflissen wie möglich zu wirken. „Ich könnte es sicher herausfinden. Ich bin hier ganz allein und habe jede Menge Zeit. Es wäre ein wahrer Akt der Freundlichkeit, wenn Sie mir Gesellschaft leisten würden." Die Frau wollte schon protestieren, da fuhr er fort: „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe jede Menge Geld, und ich würde es liebend gerne für Sie ausgeben. Möchten Sie vielleicht ...?"
„Nein", antwortete sie und entfernte sich von ihm. „Ich möchte nichts von dem, was Sie mir geben könnten. Aber trotzdem vielen Dank."
Sie verschwand im Speiseraum, und Alec sah ihr nach, wobei ihn die „nichts von dem, was Sie mir geben könnten"-Bemerkung wirklich schmerzte. Er ließ ihr ein paar Minuten Vorsprung und folgte ihr dann ins Restaurant, wo er sich an einen Tisch an der gegenüber liegenden Seite setzte, von dem aus er sie beobachten konnte, ohne aufzufallen.
Kaum hatte er Platz genommen, erkannte er, dass er in Schwierigkeiten steckte. Sie war zwar da, doch in der Sitznische neben ihr saß seine Tante Victoria mit zwei ihrer Freundinnen, die ihn beide seit Babytagen kannten. Falls auch nur eine der drei Frauen ihn über den Raum hinweg erspähte und ihn begrüßte, würde seine Tarnung auffliegen. Er schlich wieder hinaus, bemerkte allerdings noch, dass die Brünette die drei Frauen offensichtlich belauschte.
Fünf Minuten später ging Harry ans Telefon und sagte „Was?"
„Harry, das ist eine lausige Art, sich am Telefon zu melden", meinte Alec. „Es sind immerhin noch sieben Jahre, bis du in den Ruhestand gehst. Versuch es mit ein bisschen Höflichkeit und Aufgeschlossenheit."
„Um halb drei Uhr nachmittags, wenn hier die Hölle losbricht und du auf deinem Hintern in Ohio sitzt, statt hier zu sein, wo du hingehörst, bekommst du nun mal ein ‚Was?‘", erwiderte Harry knurrend. „Wenn du mich höflich und aufgeschlossen haben willst, ruf ein anderes Mal an."
„Wenn ich dich höflich und aufgeschlossen haben will, muss ich auf einem anderen Planeten anrufen."
„Rufst du an, weil du aufgeben willst?"
„Aber nein", entgegnete Alec fröhlich. „Jemand wird dir aushelfen müssen, Alter. Rat mal, wen ich gerade gesehen habe."
Harry schnaubte. „Was Blondes."
„Genau. Und dieses Blonde wird dich interessieren. Brian Bond."
„Du machst Witze." Harry klang verblüfft. „Er ist wirklich dort?"
„Aber ja. Der Held wittert das Böse immer. Du vertraust mir eben nie."
Harry schnaubte. „Was ist mit der Frau?"
„Oh, sie ist ebenfalls hier." Alec grinste. „Eine wirklich scharfe Brünette. Sie ließ mich stehen, als ich versuchte, das beste Ziel abzugeben, das Gott ihr je geschickt hat. Offenbar nicht sehr helle, aber dafür ein echter Hingucker. Vermutlich beschäftigt er sie nicht wegen ihres Köpfchens."
„Das ist zu schön, um wahr zu sein", sagte Harry. „Großartig. Mach dich an die Brünette heran. Bring sie dazu, dir etwas zu verkaufen."
Sowie Alec sich vorstellte, wie er sich an die Brünette heranmachte, beschleunigte sich sein Puls. „Ach, all diese Opfer, die ich für dich bringe. Falls nötig, lasse ich mich von ihr sogar ins Bett zerren. Noch irgendwas?"
„Ja. Ich möchte, dass du auch Bond beschattest. Es wäre hilfreich, wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen könnten." Es folgte eine lange Pause, während Alec geduldig wartete. „Kennst du irgendwelche College-Professoren?", fragte Harry schließlich.
„Ich hatte gehofft, dass du das fragst", antwortete Alec. „Meine Tante Victoria ist mutig, aufrichtig, klug, unberechenbar und außerdem hier vor Ort. Und die gute Nachricht ist: Die Brünette nimmt sie bereits unter die Lupe. Wir müssen sie gar nicht erst einschleusen; die beiden haben schon Witterung aufgenommen."
„Unberechenbar ist schlecht", grummelte Harry. „Nicht, dass nicht alle Frauen so wären. Kennst du keine männlichen Professoren?"
Verärgert runzelte Alec die Stirn. „Herrje, Harry, ich habe dir gerade eine perfekte Professorin geliefert, die auch schon Zielobjekt ist. Wenn du einen maßgeschneiderten Lockvogel willst, musst du den Job selbst übernehmen."
„Ich komme besser rüber", sagte Harry. „Ich fliege heute Abend. Halt die Augen offen und konzentrier dich auf die Frau, bis ich dort bin."
„Kein Problem", erwiderte Alec. „Sie ist es eindeutig wert, dass man sich auf sie konzentriert."
Dennie nippte an ihrem Scotch, während die Barkeeperin sich entfernte, und grübelte über ihr Problem nach. Okay, sie hatte einen Korb gekriegt. Aber sie war noch nicht aus dem Rennen. Sie konnte das Interview noch immer bekommen. Trotz Meredith‘ Widerstand und Trellas Beschränktheit und trotz des Zwergenaufstands von diesem Manager ...
Sie schloss die Augen, da sie spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers sich vor Enttäuschung anzuspannen schien. Bleib ruhig. Anspannung brachte einen nirgendwo hin, niemals. Anspannung war kontraproduktiv. Anspannung war schlecht.
Ruhe war gut. Ruhe. Gelassenheit. Überlegtheit. Wenn sie ruhig blieb, würde ihr eine Lösung einfallen. Wenn sie ruhig blieb, würde sie wieder charmant sein. Sie riss sich zusammen, öffnete die Augen und sah sich selbst im Spiegel über der Bar. Genau. Sie wirkte wie eine Erwachsene. Sie versuchte ein einnehmendes erwachsenes Lächeln im Spiegel.
„Also das ist mal ein Lächeln."
Dennie schaute sich um. Neben ihr stand der „Ich-habe-jede-Menge-Geld"- Trottel aus der Lobby mit seinen braunen Augen, dem unsicheren Grinsen und dem dümmlichen Ausdruck in seinem hübschen Gesicht. Er sah fast so aus wie der erste Kerl, in den sie an der Tür hineingelaufen war, doch dieser hier war größer. Breiter. Tatsächlich wäre er richtig attraktiv gewesen, wenn er nicht diesen dämlichen Gesichtsausdruck gehabt hätte. Er musste sein Vermögen geerbt haben. Niemals konnte er genug Grips besitzen, um es selbst verdient zu haben. Nicht, dass das eine Rolle spielte. Es gab andere Dinge, auf die sie sich konzentrieren musste. „Gehen Sie weg."
„Och, kommen Sie, also wirklich." Er setzte sich auf den Barhocker neben ihr und lächelte sie an wie ihr Hund Walter, wenn sie zur Keksdose griff. „Ich wette, mit diesem Lächeln kriegen Sie alles, was Sie wollen. Zum Beispiel ein Dinner. Zumindest bekommen Sie damit ein Dinner heute Abend mit mir."
Die Barkeeperin war wieder nähergekommen. Dennie bemerkte ihr Grinsen und widerstand dem Drang zurückzugrinsen. „Vielen Dank, nein. Wie ich bereits zu einem früheren Zeitpunkt erwähnte, haben Sie nichts, was ich möchte. Ich wäre jetzt gern allein, bitte." Dennie versuchte, ihm den Rücken zuzudrehen.
„Eine hübsche Lady wie Sie, ganz allein? Ach, kommen Sie." Er zog leicht den Kopf ein, auf spielerische Weise zudringlich.
Dennie straffte sich. „Nein. Niemals. Nicht in diesem Leben. Auf keinen Fall", erklärte sie entschieden, wobei sie jedes einzelne Wort so deutlich und artikuliert aussprach, dass die Barkeeperin sich schmunzelnd auf die Lippe biss.
Er machte große Augen und wich zurück. „Herrje, normalerweise funktioniert dieser Spruch mit dem Lächeln total gut bei mir." Er blinzelte. „Aber hey, ich bin anpassungsfähig. Okay. Ihr Lächeln ist wirklich fies."
Dennie wandte sich ab und wollte aufstehen, weil sie den Kerl sonst umbringen würde.
„Und außerdem sind Sie hässlich."
Dennie erstarrte in der Bewegung, und die Barkeeperin blinzelte erschrocken.
„Wie mache ich mich?", fragte der Blödmann, noch immer mit dem dümmlichen Lächeln im Gesicht. „Besser?"
Fassungslos über seine Fröhlichkeit schüttelte Dennie den Kopf. „Ich bin also hässlich?"
Er nickte, wobei sein Kopf wie ein Gummiball auf und ab hüpfte. „Und sie haben einen komischen Gang. Deshalb habe ich Sie zum Dinner eingeladen. Immerhin haben Sie sich wieder hingesetzt."
Dennie verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein Lächeln ist fies, ich bin hässlich und mein Gang ist komisch."
Wieder nickte er. „So viel dazu. Wie steht's mit dem Dinner?"
Neben diesem Kerl wirkte sogar Walter geradezu wie Cary Grant. „Wie ich schon sagte, nicht in diesem Leben", meinte Dennie und wandte sich Richtung Tür.
„Ach je, und meine Tante Trella schien Sie so sehr zu mögen."
Dennie wirbelte zu ihm herum. „Trella ist Ihre Tante?"
„Nun, nicht wirklich." Er lehnte sich auf seinem Hocker zurück und sah sie voller Naivität an. „Sie ist eine Freundin meiner Tante Victoria."
„Victoria", wiederholte Dennie.
„Genau."
„Victoria ist Ihre Tante." Dennie ging zurück zur Bar, nahm Platz und dachte rasch nach. Nicht einmal Janice Meredith konnte sie dafür einsperren lassen, dass sie mit Victoria sprach, weil sie sich mit deren Neffen verabredete. Sie schaute ihn an, und er lächelte breit. Lieber Gott.
Tu so, als sei er Walter, sagte sie sich. Sie musste nur freundlich sein zu diesem Trottel, seine Tante kennenlernen, ihren Charme spielen lassen, und schon wäre sie mittendrin. Sie konnte es schaffen. Er sah nicht übel aus, war nicht lüstern oder bösartig, sondern nur stockdämlich, was in diesem Fall von Vorteil war. Vielleicht winkte hier das Schicksal, das sich bei ihr entschuldigen wollte. Dennie lächelte die Dumpfbacke an. „Ich würde liebend gern mit Ihnen zu Abend essen."
„Wegen meiner Tante?" Er schien verwirrt. „Herrje, ich weiß nicht."
Na großartig, jetzt spielte er den Zurückhaltenden. „Dann eben nicht", erwiderte Dennie. „Sie sind hässlich."
Er blickte sie eindringlich an und grinste plötzlich. Verblüfft registrierte sie, dass in seinen Augen kurz Humor und eine wache Intelligenz aufblitzten. Doch der Ausdruck verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war, und wich dem ausdruckslosen erstaunten Starren eines Kindes. Hallo, dachte sie. Was war das denn?
Er grinste sie mit seinem Hunde-Lächeln an. „Nun, wenn Sie mich bezirzen wollen, werde ich es in Betracht ziehen." Er streckte die Hand aus. „Ich bin Alec Prentice."
Sie ergriff die Hand. „Dennie Banks." Sie schaute ihm in die Augen und entdeckte in seinem Blick nichts außer Freundlichkeit. Du hast irgendetwas vor, Freundchen, schoss es ihr durch den Kopf sie, sagte allerdings nur: „Ich treffe Sie hier um sieben, Alec Prentice."
„In Ordnung, Dennie Banks." In seiner unbeholfenen Art zog Alec wieder den Kopf ein. „Möchten Sie im Restaurant essen oder in meinem Zimmer?"
„Im Restaurant", erwiderte Dennie. „So hässlich sind Sie nun auch wieder nicht."
Sie ließ seine Hand los und verließ die Bar in dem Wissen, dass er ihr hinterher glotzte.
Und dafür hatte sie Walter verlassen. Du bist es hoffentlich wert, Alec Prentice, dachte sie. Du rückst besser mit allem raus, was ich brauche.
Dann ging sie nach oben und zog etwas an, das Walter nicht gutgeheißen hätte.
Übersetzung: Barbara Minden
Copyright © 1997 by Jennifer Crusie
Von seinem weichgepolsterten Sessel in der in Mahagoni und Messing gehaltenen Bar aus hatte Alec alles mitangesehen. Nie war er entzückter gewesen, dass sich eine Vermutung bestätigte. Er hatte Bond beobachtet, wie dieser gerade die Lobby inspizierte, als die Brünette die Stufen zur Drehtür betrat. Bond hatte sie zur gleichen Zeit erblickt und beeilte sich, um in sie hineinzulaufen, sowie sie durch die Tür kam. Guter Trick, dachte Alec. Jeder, der die beiden sah, hätte geschworen, dass es ein Unfall war. Die Brünette hatte Bond angelächelt und sich praktisch sofort weggedreht, doch Alec wusste, dass sie miteinander gesprochen hatten. Bond hatte sogar Enttäuschung vorgespielt, als sie sich von ihm abwendete.
Während er die Brünette nun beobachtete, empfand Alec Mitleid mit Bond. Jeder wäre geknickt, wenn er von dieser Frau stehen gelassen wurde. Glänzende dunkle Locken fielen ihr auf die Schultern, und ihr Lächeln war strahlend. Sie ging an ihm vorbei zur Rezeption, und er registrierte, wie sich ihre Hüften unter dem weich fallenden roten Kleid bewegten. Sie hatten einen aufregenden Schwung.
Normalerweise wartete er, bis die Betrüger an ihn herantraten. Das war sicherer und weniger verdächtig. Doch dies war eine Frau, wie sie jeder Mann kennenlernen wollte. Tatsächlich, sagte er sich, wäre es verdächtig, wenn er sie nicht ansprach, und das Letzte, was er erreichen wollte, war verdächtig zu erscheinen. Als sie dem Rezeptionisten ihre Tasche überreicht hatte und in Richtung des Restaurants neben der Bar schlenderte, erhob er sich, damit er sie ansprechen konnte, sowie es jeder heißblütiger Amerikaner voller - wenn auch naiver - Überzeugung tun würde.
„Geht es Ihnen gut, Ma'am?", fragte er. „Der Zusammenstoß mit diesem Kerl war ja recht hart."
Kurz lächelte sie und steuerte das Restaurant an, wobei ihr rotes Kleid um ihre hübschen Waden schwang. „Es geht mir gut, vielen Dank."
„Vielleicht möchten Sie einen Brandy." Alec schritt jetzt neben ihr her. „Es wäre mir eine Ehre, Sie dazu einzuladen. Ich bin selbst fremd hier, dennoch weiß ich, wie man eine hübsche Frau zu einem Drink einlädt."
Sie hielt abrupt an und schaute ihn misstrauisch an. „Findet hier abgesehen von der Literaturkonferenz irgendeine Versammlung statt? Irgendwas mit Landwirtschaft?"
„Keine Ahnung." Alec bemühte sich, so unbedarft und beflissen wie möglich zu wirken. „Ich könnte es sicher herausfinden. Ich bin hier ganz allein und habe jede Menge Zeit. Es wäre ein wahrer Akt der Freundlichkeit, wenn Sie mir Gesellschaft leisten würden." Die Frau wollte schon protestieren, da fuhr er fort: „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe jede Menge Geld, und ich würde es liebend gerne für Sie ausgeben. Möchten Sie vielleicht ...?"
„Nein", antwortete sie und entfernte sich von ihm. „Ich möchte nichts von dem, was Sie mir geben könnten. Aber trotzdem vielen Dank."
Sie verschwand im Speiseraum, und Alec sah ihr nach, wobei ihn die „nichts von dem, was Sie mir geben könnten"-Bemerkung wirklich schmerzte. Er ließ ihr ein paar Minuten Vorsprung und folgte ihr dann ins Restaurant, wo er sich an einen Tisch an der gegenüber liegenden Seite setzte, von dem aus er sie beobachten konnte, ohne aufzufallen.
Kaum hatte er Platz genommen, erkannte er, dass er in Schwierigkeiten steckte. Sie war zwar da, doch in der Sitznische neben ihr saß seine Tante Victoria mit zwei ihrer Freundinnen, die ihn beide seit Babytagen kannten. Falls auch nur eine der drei Frauen ihn über den Raum hinweg erspähte und ihn begrüßte, würde seine Tarnung auffliegen. Er schlich wieder hinaus, bemerkte allerdings noch, dass die Brünette die drei Frauen offensichtlich belauschte.
Fünf Minuten später ging Harry ans Telefon und sagte „Was?"
„Harry, das ist eine lausige Art, sich am Telefon zu melden", meinte Alec. „Es sind immerhin noch sieben Jahre, bis du in den Ruhestand gehst. Versuch es mit ein bisschen Höflichkeit und Aufgeschlossenheit."
„Um halb drei Uhr nachmittags, wenn hier die Hölle losbricht und du auf deinem Hintern in Ohio sitzt, statt hier zu sein, wo du hingehörst, bekommst du nun mal ein ‚Was?‘", erwiderte Harry knurrend. „Wenn du mich höflich und aufgeschlossen haben willst, ruf ein anderes Mal an."
„Wenn ich dich höflich und aufgeschlossen haben will, muss ich auf einem anderen Planeten anrufen."
„Rufst du an, weil du aufgeben willst?"
„Aber nein", entgegnete Alec fröhlich. „Jemand wird dir aushelfen müssen, Alter. Rat mal, wen ich gerade gesehen habe."
Harry schnaubte. „Was Blondes."
„Genau. Und dieses Blonde wird dich interessieren. Brian Bond."
„Du machst Witze." Harry klang verblüfft. „Er ist wirklich dort?"
„Aber ja. Der Held wittert das Böse immer. Du vertraust mir eben nie."
Harry schnaubte. „Was ist mit der Frau?"
„Oh, sie ist ebenfalls hier." Alec grinste. „Eine wirklich scharfe Brünette. Sie ließ mich stehen, als ich versuchte, das beste Ziel abzugeben, das Gott ihr je geschickt hat. Offenbar nicht sehr helle, aber dafür ein echter Hingucker. Vermutlich beschäftigt er sie nicht wegen ihres Köpfchens."
„Das ist zu schön, um wahr zu sein", sagte Harry. „Großartig. Mach dich an die Brünette heran. Bring sie dazu, dir etwas zu verkaufen."
Sowie Alec sich vorstellte, wie er sich an die Brünette heranmachte, beschleunigte sich sein Puls. „Ach, all diese Opfer, die ich für dich bringe. Falls nötig, lasse ich mich von ihr sogar ins Bett zerren. Noch irgendwas?"
„Ja. Ich möchte, dass du auch Bond beschattest. Es wäre hilfreich, wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen könnten." Es folgte eine lange Pause, während Alec geduldig wartete. „Kennst du irgendwelche College-Professoren?", fragte Harry schließlich.
„Ich hatte gehofft, dass du das fragst", antwortete Alec. „Meine Tante Victoria ist mutig, aufrichtig, klug, unberechenbar und außerdem hier vor Ort. Und die gute Nachricht ist: Die Brünette nimmt sie bereits unter die Lupe. Wir müssen sie gar nicht erst einschleusen; die beiden haben schon Witterung aufgenommen."
„Unberechenbar ist schlecht", grummelte Harry. „Nicht, dass nicht alle Frauen so wären. Kennst du keine männlichen Professoren?"
Verärgert runzelte Alec die Stirn. „Herrje, Harry, ich habe dir gerade eine perfekte Professorin geliefert, die auch schon Zielobjekt ist. Wenn du einen maßgeschneiderten Lockvogel willst, musst du den Job selbst übernehmen."
„Ich komme besser rüber", sagte Harry. „Ich fliege heute Abend. Halt die Augen offen und konzentrier dich auf die Frau, bis ich dort bin."
„Kein Problem", erwiderte Alec. „Sie ist es eindeutig wert, dass man sich auf sie konzentriert."
Dennie nippte an ihrem Scotch, während die Barkeeperin sich entfernte, und grübelte über ihr Problem nach. Okay, sie hatte einen Korb gekriegt. Aber sie war noch nicht aus dem Rennen. Sie konnte das Interview noch immer bekommen. Trotz Meredith‘ Widerstand und Trellas Beschränktheit und trotz des Zwergenaufstands von diesem Manager ...
Sie schloss die Augen, da sie spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers sich vor Enttäuschung anzuspannen schien. Bleib ruhig. Anspannung brachte einen nirgendwo hin, niemals. Anspannung war kontraproduktiv. Anspannung war schlecht.
Ruhe war gut. Ruhe. Gelassenheit. Überlegtheit. Wenn sie ruhig blieb, würde ihr eine Lösung einfallen. Wenn sie ruhig blieb, würde sie wieder charmant sein. Sie riss sich zusammen, öffnete die Augen und sah sich selbst im Spiegel über der Bar. Genau. Sie wirkte wie eine Erwachsene. Sie versuchte ein einnehmendes erwachsenes Lächeln im Spiegel.
„Also das ist mal ein Lächeln."
Dennie schaute sich um. Neben ihr stand der „Ich-habe-jede-Menge-Geld"- Trottel aus der Lobby mit seinen braunen Augen, dem unsicheren Grinsen und dem dümmlichen Ausdruck in seinem hübschen Gesicht. Er sah fast so aus wie der erste Kerl, in den sie an der Tür hineingelaufen war, doch dieser hier war größer. Breiter. Tatsächlich wäre er richtig attraktiv gewesen, wenn er nicht diesen dämlichen Gesichtsausdruck gehabt hätte. Er musste sein Vermögen geerbt haben. Niemals konnte er genug Grips besitzen, um es selbst verdient zu haben. Nicht, dass das eine Rolle spielte. Es gab andere Dinge, auf die sie sich konzentrieren musste. „Gehen Sie weg."
„Och, kommen Sie, also wirklich." Er setzte sich auf den Barhocker neben ihr und lächelte sie an wie ihr Hund Walter, wenn sie zur Keksdose griff. „Ich wette, mit diesem Lächeln kriegen Sie alles, was Sie wollen. Zum Beispiel ein Dinner. Zumindest bekommen Sie damit ein Dinner heute Abend mit mir."
Die Barkeeperin war wieder nähergekommen. Dennie bemerkte ihr Grinsen und widerstand dem Drang zurückzugrinsen. „Vielen Dank, nein. Wie ich bereits zu einem früheren Zeitpunkt erwähnte, haben Sie nichts, was ich möchte. Ich wäre jetzt gern allein, bitte." Dennie versuchte, ihm den Rücken zuzudrehen.
„Eine hübsche Lady wie Sie, ganz allein? Ach, kommen Sie." Er zog leicht den Kopf ein, auf spielerische Weise zudringlich.
Dennie straffte sich. „Nein. Niemals. Nicht in diesem Leben. Auf keinen Fall", erklärte sie entschieden, wobei sie jedes einzelne Wort so deutlich und artikuliert aussprach, dass die Barkeeperin sich schmunzelnd auf die Lippe biss.
Er machte große Augen und wich zurück. „Herrje, normalerweise funktioniert dieser Spruch mit dem Lächeln total gut bei mir." Er blinzelte. „Aber hey, ich bin anpassungsfähig. Okay. Ihr Lächeln ist wirklich fies."
Dennie wandte sich ab und wollte aufstehen, weil sie den Kerl sonst umbringen würde.
„Und außerdem sind Sie hässlich."
Dennie erstarrte in der Bewegung, und die Barkeeperin blinzelte erschrocken.
„Wie mache ich mich?", fragte der Blödmann, noch immer mit dem dümmlichen Lächeln im Gesicht. „Besser?"
Fassungslos über seine Fröhlichkeit schüttelte Dennie den Kopf. „Ich bin also hässlich?"
Er nickte, wobei sein Kopf wie ein Gummiball auf und ab hüpfte. „Und sie haben einen komischen Gang. Deshalb habe ich Sie zum Dinner eingeladen. Immerhin haben Sie sich wieder hingesetzt."
Dennie verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein Lächeln ist fies, ich bin hässlich und mein Gang ist komisch."
Wieder nickte er. „So viel dazu. Wie steht's mit dem Dinner?"
Neben diesem Kerl wirkte sogar Walter geradezu wie Cary Grant. „Wie ich schon sagte, nicht in diesem Leben", meinte Dennie und wandte sich Richtung Tür.
„Ach je, und meine Tante Trella schien Sie so sehr zu mögen."
Dennie wirbelte zu ihm herum. „Trella ist Ihre Tante?"
„Nun, nicht wirklich." Er lehnte sich auf seinem Hocker zurück und sah sie voller Naivität an. „Sie ist eine Freundin meiner Tante Victoria."
„Victoria", wiederholte Dennie.
„Genau."
„Victoria ist Ihre Tante." Dennie ging zurück zur Bar, nahm Platz und dachte rasch nach. Nicht einmal Janice Meredith konnte sie dafür einsperren lassen, dass sie mit Victoria sprach, weil sie sich mit deren Neffen verabredete. Sie schaute ihn an, und er lächelte breit. Lieber Gott.
Tu so, als sei er Walter, sagte sie sich. Sie musste nur freundlich sein zu diesem Trottel, seine Tante kennenlernen, ihren Charme spielen lassen, und schon wäre sie mittendrin. Sie konnte es schaffen. Er sah nicht übel aus, war nicht lüstern oder bösartig, sondern nur stockdämlich, was in diesem Fall von Vorteil war. Vielleicht winkte hier das Schicksal, das sich bei ihr entschuldigen wollte. Dennie lächelte die Dumpfbacke an. „Ich würde liebend gern mit Ihnen zu Abend essen."
„Wegen meiner Tante?" Er schien verwirrt. „Herrje, ich weiß nicht."
Na großartig, jetzt spielte er den Zurückhaltenden. „Dann eben nicht", erwiderte Dennie. „Sie sind hässlich."
Er blickte sie eindringlich an und grinste plötzlich. Verblüfft registrierte sie, dass in seinen Augen kurz Humor und eine wache Intelligenz aufblitzten. Doch der Ausdruck verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war, und wich dem ausdruckslosen erstaunten Starren eines Kindes. Hallo, dachte sie. Was war das denn?
Er grinste sie mit seinem Hunde-Lächeln an. „Nun, wenn Sie mich bezirzen wollen, werde ich es in Betracht ziehen." Er streckte die Hand aus. „Ich bin Alec Prentice."
Sie ergriff die Hand. „Dennie Banks." Sie schaute ihm in die Augen und entdeckte in seinem Blick nichts außer Freundlichkeit. Du hast irgendetwas vor, Freundchen, schoss es ihr durch den Kopf sie, sagte allerdings nur: „Ich treffe Sie hier um sieben, Alec Prentice."
„In Ordnung, Dennie Banks." In seiner unbeholfenen Art zog Alec wieder den Kopf ein. „Möchten Sie im Restaurant essen oder in meinem Zimmer?"
„Im Restaurant", erwiderte Dennie. „So hässlich sind Sie nun auch wieder nicht."
Sie ließ seine Hand los und verließ die Bar in dem Wissen, dass er ihr hinterher glotzte.
Und dafür hatte sie Walter verlassen. Du bist es hoffentlich wert, Alec Prentice, dachte sie. Du rückst besser mit allem raus, was ich brauche.
Dann ging sie nach oben und zog etwas an, das Walter nicht gutgeheißen hätte.
Übersetzung: Barbara Minden
Copyright © 1997 by Jennifer Crusie
... weniger
Autoren-Porträt von Jennifer Crusie
Jennifer Crusie unterrichtet kreatives Schreiben an der Ohio State University und lebt in Columbus, Ohio. In den USA schon lange eine "New-York-Times"-Bestsellerautorin, hat sie auch in Deutschland seit "Die Gerüchteköchin" mit ihreren Romanen Leser und Kritiker gleichermaßen begeistert.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jennifer Crusie
- 2014, 1. Aufl., 304 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Heisig, Judith
- Übersetzer: Judith Heisig
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3956490010
- ISBN-13: 9783956490019
- Erscheinungsdatum: 01.04.2014
Kommentar zu "Chaos auf High Heels"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Chaos auf High Heels".
Kommentar verfassen