Untreue
Roman
Ich will dir treu sein und dich ewig lieben. In guten wie in schlechten Zeiten. Bis dass der Tod uns scheidet. Wenn es nur so einfach wäre! Linda hat alles, doch das Entscheidende fehlt. Hat sie den Mut, die Frage nach der Leidenschaft zu stellen? Denn zu...
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Produktinformationen zu „Untreue “
Klappentext zu „Untreue “
Ich will dir treu sein und dich ewig lieben. In guten wie in schlechten Zeiten. Bis dass der Tod uns scheidet. Wenn es nur so einfach wäre! Linda hat alles, doch das Entscheidende fehlt. Hat sie den Mut, die Frage nach der Leidenschaft zu stellen? Denn zu einer großen Liebe ist man ein Leben lang unterwegs.
Lese-Probe zu „Untreue “
»Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Linda, bin 31, 1.75 groß, wiege 68 Kilo und kann mich dank der Großzügigkeit meines Mannes so schön und teuer kleiden, wie ich nur will. Männer begehren mich, Frauen begehren mein Leben. Ich lebe in einer Welt, von der viele Menschen nur träumen können. Dennoch weiß ich jeden Morgen beim Aufwachen, dass der vor mir liegende Tag ganz schrecklich werden wird. Bis zum Anfang dieses Jahres habe ich mir keine großen Gedanken gemacht, lebte einfach weiter mein Leben, obwohl ich mich hin und wieder schuldig fühlte, weil ich so privilegiert bin.Doch eines Tages kurz nach Frühlingsbeginn fragte ich mich plötzlich, während ich für meinen Mann und meine beiden Kinder das Frühstück zubereitete: »Ist das alles?« Ich hätte diese Frage nicht stellen dürfen. Schuld daran war ein Schriftsteller, den ich am Vortag für meine Zeitung interviewt hatte und der irgendwann zu mir gesagt hatte: »Mir geht es überhaupt nicht darum, glücklich zu sein.Ich ziehe es vor, voller Leidenschaft zu leben, auch wenn es gefährlich ist, denn man weiß nie, wohin das führt.« In dem Augenblick dachte ich noch: der Arme! Er ist nie zufrieden. Er wird traurig und verbittert sterben. Ich glaube, Leidenschaft ist etwas für junge Leute, dass sie in meinem Alter fehlt, ist ganz normal. Nichts machte mir Angst.
Heute, ein paar Monate später, bin ich eine Frau, die zwischen der Angst, dass alles sich verändert, und der Angst, dass alles bis zum Ende meiner Tage gleich bleibt, hin und her gerissen ist. Manche Leute sagen, mit dem Frühling kommen auch Frühlingsgefühle und verrückte Ideen, weil wir mehr Zeit an der frischen Luft verbringen, unser Haus wirkt plötzlich größer, die Wolken und der Horizont sind weiter entfernt. Mag sein.
Jedenfalls kann ich
... mehr
nicht mehr richtig schlafen, obwohl es noch überhaupt nicht heiß ist. Im Dunkeln und wenn ich mich unbeobachtet fühle, habe ich vor allem Angst: vor dem Leben, dem Tod, der Liebe und deren Abwesenheit; vor der Tatsache, dass alles Neue zur Gewohnheit wird; vor dem Gefühl, dass ich die besten Jahres meines Lebens mit einer Routine vergeude, die gleich bleiben wird, bis ich sterbe, und dann ist da noch die Panik vor dem Unbekannten, so aufregend und abenteuerlich es auch sein mag. Aber seit ich geheiratet habe, ist die Zeit gleichsam stehengeblieben.
Bis dieser verdammte Schriftsteller mir dieses Statement abgegeben hat. Aber was ist denn falsch an Routine und Gleichförmigkeit? Ehrlich gesagt, überhaupt nichts. Nur … gibt es da diese unterschwellige Angst, alles könnte sich von einem Augenblick zum anderen ändern und diese Veränderung mich vollkommen unvorbereitet treffen.
Mein Mann und ich haben uns noch nie irgendwelche Szenen gemacht, Eifersucht war bei uns nie ein Thema, was ich immer großartig fand … bis zu jenem Frühlingsmorgen, als mich die Ahnung beschlich, dass fehlende Leidenschaft der Grund dafür sein könnte. Ich habe schreckliche Angst, mein Mann könnte aufwachen und fragen, was mit mir los ist. Schlimmer noch wäre, wenn er, wie im vergangenen Monat schon drei oder vier Mal, im Bett sofort die Hand auf meinen Schenkel legen, sie ganz langsam hochwandern lassen und beginnen würde, mich zu berühren.
Ich kann einen Orgasmus vortäuschen und habe das auch schon häufig getan, aber ich kann einfach nicht beschließen, feucht zu werden. Ich müsste ihm sagen, dass ich todmüde bin, und er würde mir, ohne mir seine Verärgerung zu zeigen, einen Kuss geben und sich auf die andere Seite drehen, die letzten Nachrichten auf seinem Tablet-Computer ansehen und seine Hoffnung auf den nächsten Tag setzen. Aber das ist nicht immer so. Hin und wieder muss ich die Initiative ergreifen.
Ich darf ihn nicht nächtelang abweisen, sonst sucht er sich am Ende eine Geliebte, und ich will ihn auf gar keinen Fall verlieren. Mit etwas Masturbation gelingt es mir, vorher feucht zu werden, und alles nimmt wieder seinen normalen Lauf.»Alles nimmt wieder seinen normalen Lauf« bedeutet: Nichts ist mehr wie einst, als wir füreinander noch ein Geheimnis waren. Nach zehn Jahren Ehe dasselbe Feuer bewahren zu können scheint mir absurd. Und jedes Mal, wenn ich beim Sex Lust vortäusche, sterbe ich innerlich ein wenig. Ein wenig? Seht ihr irgendetwas, das in meinem Leben falsch läuft? Nein. Da gibt es nichts. Nur die Nacht macht mir Angst. Und am Tag empfinde ich keine Begeisterung.
Es gibt die glücklichen Bilder der Vergangenheit und die Dinge, die hätten sein können und nicht gewesen sind. Da ist der nie erfüllte Wunsch nach Abenteuer. Und dann beginnen die Gedanken um alles Negative zu kreisen, immer dasselbe, als würde in der Zimmerecke ein Dämon lauern, um sich auf mich zu stürzen und mir zu sagen, dass das, was ich »Glücklichsein« nannte, nur ein vorübergehender Zustand sei, der nicht lange anhalten würde. Aber das hatte ich doch immer schon gewusst, oder? Ich möchte mich verändern. Ich muss mich verändern.
Heute in der Redaktion war ich gereizter als sonst, nur weil ein Praktikant zu lange gebraucht hat, um mir das Material heranzuschaffen, um das ich gebeten hatte. So bin ich eigentlich gar nicht, aber ganz allmählich verliere ich den Kontakt zu mir selber. Es ist Unsinn, dem besagten Schriftsteller und dem Interview die Schuld zu geben. Das war vor ein paar Monaten
Bis dieser verdammte Schriftsteller mir dieses Statement abgegeben hat. Aber was ist denn falsch an Routine und Gleichförmigkeit? Ehrlich gesagt, überhaupt nichts. Nur … gibt es da diese unterschwellige Angst, alles könnte sich von einem Augenblick zum anderen ändern und diese Veränderung mich vollkommen unvorbereitet treffen.
Mein Mann und ich haben uns noch nie irgendwelche Szenen gemacht, Eifersucht war bei uns nie ein Thema, was ich immer großartig fand … bis zu jenem Frühlingsmorgen, als mich die Ahnung beschlich, dass fehlende Leidenschaft der Grund dafür sein könnte. Ich habe schreckliche Angst, mein Mann könnte aufwachen und fragen, was mit mir los ist. Schlimmer noch wäre, wenn er, wie im vergangenen Monat schon drei oder vier Mal, im Bett sofort die Hand auf meinen Schenkel legen, sie ganz langsam hochwandern lassen und beginnen würde, mich zu berühren.
Ich kann einen Orgasmus vortäuschen und habe das auch schon häufig getan, aber ich kann einfach nicht beschließen, feucht zu werden. Ich müsste ihm sagen, dass ich todmüde bin, und er würde mir, ohne mir seine Verärgerung zu zeigen, einen Kuss geben und sich auf die andere Seite drehen, die letzten Nachrichten auf seinem Tablet-Computer ansehen und seine Hoffnung auf den nächsten Tag setzen. Aber das ist nicht immer so. Hin und wieder muss ich die Initiative ergreifen.
Ich darf ihn nicht nächtelang abweisen, sonst sucht er sich am Ende eine Geliebte, und ich will ihn auf gar keinen Fall verlieren. Mit etwas Masturbation gelingt es mir, vorher feucht zu werden, und alles nimmt wieder seinen normalen Lauf.»Alles nimmt wieder seinen normalen Lauf« bedeutet: Nichts ist mehr wie einst, als wir füreinander noch ein Geheimnis waren. Nach zehn Jahren Ehe dasselbe Feuer bewahren zu können scheint mir absurd. Und jedes Mal, wenn ich beim Sex Lust vortäusche, sterbe ich innerlich ein wenig. Ein wenig? Seht ihr irgendetwas, das in meinem Leben falsch läuft? Nein. Da gibt es nichts. Nur die Nacht macht mir Angst. Und am Tag empfinde ich keine Begeisterung.
Es gibt die glücklichen Bilder der Vergangenheit und die Dinge, die hätten sein können und nicht gewesen sind. Da ist der nie erfüllte Wunsch nach Abenteuer. Und dann beginnen die Gedanken um alles Negative zu kreisen, immer dasselbe, als würde in der Zimmerecke ein Dämon lauern, um sich auf mich zu stürzen und mir zu sagen, dass das, was ich »Glücklichsein« nannte, nur ein vorübergehender Zustand sei, der nicht lange anhalten würde. Aber das hatte ich doch immer schon gewusst, oder? Ich möchte mich verändern. Ich muss mich verändern.
Heute in der Redaktion war ich gereizter als sonst, nur weil ein Praktikant zu lange gebraucht hat, um mir das Material heranzuschaffen, um das ich gebeten hatte. So bin ich eigentlich gar nicht, aber ganz allmählich verliere ich den Kontakt zu mir selber. Es ist Unsinn, dem besagten Schriftsteller und dem Interview die Schuld zu geben. Das war vor ein paar Monaten
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Autoren-Porträt von Paulo Coelho
Paulo Coelho, geboren 1947 in Rio de Janeiro, lebt heute mit seiner Frau Christina Oiticica in Genf. Alle seine Romane (insbesondere 'Der Alchimist', 'Veronika beschließt zu sterben', 'Elf Minuten', 'Untreue' und zuletzt 'Die Spionin') sind Weltbestseller, wurden in 81 Sprachen übersetzt und über 215 Millionen Mal verkauft. Die Themen seiner Bücher und seine Reflexionen regen weltweit Leser zum Nachdenken an und dazu, ihren eigenen Weg zu suchen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Paulo Coelho
- 2014, 320 Seiten, Leinen, Deutsch
- Verlag: Diogenes
- ISBN-10: 3257069081
- ISBN-13: 9783257069082
- Erscheinungsdatum: 24.09.2014
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