Als wenn es gar nichts wär
Aus meinem Leben
Er ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Liedermacher und Schauspieler. In diesem Buch erzählt Klaus Hoffmann sein Leben.
Seine Kindheit verbrachte Klaus Hoffmann im Nachkriegsberlin, seine Jugend war geprägt von der 68er-Zeit. Die ersten...
Seine Kindheit verbrachte Klaus Hoffmann im Nachkriegsberlin, seine Jugend war geprägt von der 68er-Zeit. Die ersten...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch (Gebunden)
20.60 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Als wenn es gar nichts wär “
Klappentext zu „Als wenn es gar nichts wär “
Er ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Liedermacher und Schauspieler. In diesem Buch erzählt Klaus Hoffmann sein Leben.Seine Kindheit verbrachte Klaus Hoffmann im Nachkriegsberlin, seine Jugend war geprägt von der 68er-Zeit. Die ersten Schritte als Sänger wagte er in Berliner Szenekneipen. Er stellte sich vors Publikum und begann zu singen - als wenn es gar nichts wär. Für seine Rolle als Edgar Wibeau in der Plenzdorf-Verfilmung Die neuen Leiden des jungen W. wurde Hoffmann gefeiert. Und doch ist immer die Musik seine große Leidenschaft geblieben. Klaus Hoffmann erzählt von glücklichen und unglücklichen Lieben, von seiner engen Freundschaft zu Reinhard Mey, von seiner Begeisterung für die Lieder von Jacques Brel. Und er erzählt von der Suche nach den Spuren seines Vaters, der schon früh verstarb. Ein Buch über das Sich-Finden, übers Verlieren, Lieben, Verlieren und immer wieder von vorn.
Lese-Probe zu „Als wenn es gar nichts wär “
Als wenn es gar nichts wär von Klaus HoffmannVorwort
Ursprünglich sollte dieses Buch ein Sängerhandbuch werden.
Eine Anleitung für alle, die in einem Lied Trost, Ermutigung und
Lebensfreude suchen. So, als ginge man pfeifend durch den Wald.
Nun ist es eine Autobiographie geworden. Erinnerungen aus meinem Leben. Lebensspuren, die mir halfen, die eigene Geschichte besser zu verstehen.
Der Weg war nicht immer freiwillig gewählt, oft holprig und steinig, manches Mal durch Zwänge und Ängste versperrt. Aber ich wollte unbedingt über den Zaun hinaus, und die Lieder halfen mir dabei. Sie retteten mir buchstäblich das Leben.
Wenn ich es heute bedenke, ist es doch eher ein Buch der Versöhnung geworden.
Eines, das von einem Jungen erzählt, der lebenslang auf der Flucht vor seiner eigenen Geschichte war und nach Hause fand.
Man vergisst eben nichts, gar nichts. Keine Stimme, kein Gesicht. Nicht die Kindheit, nicht die Fragen, man gewöhnt sich nur daran.
Klaus Hoffmann, 15. März 2012
... mehr
September
Ich sitze an meinem Schreibtisch, einem spanischen Esstisch aus braunem Holz. Mein Blick folgt den Linien und Kreisen seiner Maserung. Seit Tagen hängt das Vorhaben, mein bisheriges Leben aufzuschreiben, wie eine Wolke über unserem Haus. Mal kommt das Wettermännchen mit dem Regenschirm heraus, mal die nette Frau im Sommerkleid.
Im Moment fühle ich mich wie früher als Schüler vor dem Verteilen der Aufgabenhefte für die bevorstehende Mathearbeit. Ich hoffte damals, das Glück käme und alles Erforderliche klärte sich von selbst, ohne dass ich etwas dazu tun müsste. Leider war es nicht so, ich war ein schlechter Schüler. Die Knef schrieb einmal in einem Lied: »Das Glück kennt nur Minuten.« Ich denke, sie hatte recht damit.
Noch heute glaube ich an das Glück und sehne es mit kindlichen Augen herbei. Als etwas Wunderbares, das irgendwie von selbst geschieht, aber sich auf Dauer nicht halten lässt. Meine Erfahrung lehrte mich, besser man ruft nicht nach ihm, sondern lässt sich überraschen.
Eben ist unten die Tür zugefallen, Malene ist zur Krankengymnastik gefahren, vielleicht auch zu einer Freundin. Ich will mir noch etwas Zeit geben und stöbere in den Dingen, die vor mir auf dem Tisch liegen und mich seit Jahren so freundschaftlich begleitet haben.
Die Manuskripte, Schreibstifte, die kleinen Figürchen, die meine Träume bewachen: der Clown mit dem blauen Akkordeon, der schwarze Diener, die Buddhas aus Sandstein, die auf jede Reise mitmüssen, und der kleine, dicke Mann aus Ton mit schütterem Haar und großen Augen, den Dimitri, der Sohn unserer Freunde aus Athen, für mich erfunden hat.
»Für die Träume, für die Wahrheit, mein Freund.«
Dann natürlich die Fotogalerie meiner Lieben: Mutter mit Hans, ihrem verstorbenen dritten Mann, Malene, auf einer Mauer in Lanzarote, und Laura, meine Tochter, als sie noch frei durch Spanien stromerte, fernab von jedem Leistungsdruck. Daneben zehn, zwölf kleine und große Steine, die mich an die Welt draußen erinnern sollen.
Alles steht hübsch angeordnet auf dem Schreibtisch, ein wenig zu geordnet, wie ich jetzt finde. Aber das gibt mir die Ruhe, die ich in den nächsten Tagen brauchen werde. Viele wichtige Entscheidungen in meinem Leben habe ich am Küchentisch oder an einem Schreibtisch wie diesem getroffen.
Vor meinem Fenster steht eine Linde. Noch ist Spätsommer, die Blätter bewegen sich im Wind. Vielleicht setzt sich ein Baumläufer in das Geäst und zeigt mir, wie man es macht. Ein Vogel, den man nur wahrnimmt, wenn man still bleibt und sich ganz und gar auf ihn einlässt. Ein fixer Vogel, in kurzen Schritten hetzt er den Stamm auf und ab, unermüdlich. Ein Glück, so einen Vogel vor dem Fenster zu erwischen. Heute muss ich allerdings auf ihn warten.
Noch vor ein paar Tagen hatten Malene und ich einem jungen Vogel in die Freiheit geholfen. Er hatte sich in mein Zimmer verirrt und auf allen Manuskripten und Blättern, auf den Stiften, sogar auf dem Bildschirm meines Computers seine Spuren hinterlassen. Ich war verwundert, was ein junger Vogel alles zumisten kann, wenn er in Panik gerät. Nach einer Stunde hatte es Malene geschafft, ihn, ohne ihn zu verletzen, aus dem Fenster zu stupsen. Er flog in die Freiheit hinaus, es war ein schönes Bild.
So wie der Baumläufer bin auch ich angetrieben von einer inneren Unruhe, die mich bewegt und gleichzeitig quält. Als hätte ich nicht genug Lebenszeit zur Verfügung. Vielleicht habe ich auch nichts anderes getan, als versucht, so meiner Einsamkeit zu entfliehen, selten stand ich still. Aber ich bereue es nicht. Die Arbeit auf der Bühne, an den Liedern, die Auftritte, die ganze Gaukelei hat mich bis heute enorm erfüllt und letzten Endes glücklich gemacht. Mit der anderen Welt ging ich da schon geiziger um, zum Glück holte sie mich immer wieder ein.
Vor mir auf dem Tisch liegt die neue CD »Das süße Leben«. Nach wie vor finde ich mich auf Coverfotos schrecklich lieb bis eigenartig fremd. Dabei wollte ich immer eigenartig sein. Das Eigenartige war mir näher als das Beliebige. Aber wenn es dann so weit war und wir mein Konterfei für die Außenwelt verabschiedet hatten, brauchte ich lange, bis ich mich an mein Gesicht gewöhnt hatte.
Als wir in München mit dieser Produktion fertig waren, hatte ich unsere Band in den Gockel geladen. Einen gemütlichen, bayerischen Biergarten, wo wir seit Tagen abendlich abhingen: Stephan Genze, Peter Keiser, Micha Brandt, Hawo Bleich und Berthold Weindorf, unser Toningenieur. Es war schon später Abend, wir tranken Bier aus Eimern und sprachen so wenig wie möglich über Musik. Als wir mit den Schnitzeln durch waren, bestellte ich für alle noch einmal dasselbe, und alle zogen mit. Der Druck ließ endlich nach. Dieser elende, furchtbare, über die Monate anhaltende Leistungsdruck, unbedingt das Beste aus uns herausholen zu wollen. Wir ließen den Kessel pfeifen, aßen und tranken, und alle waren nach ein paar Stunden befreit. Ich war begeistert von uns.
Gegen Mitternacht zogen wir in den Lechner Hof zurück, ein kleines Hotel. Dort feierten wir weiter, hängten sämtliche Bilder in der Lobby um, riefen unsere Freunde an, benahmen uns wie alternde Rockstars und konnten nicht voneinander lassen. Wie man es eben nach der Geburt eines Kindes macht. Stolz, verschwitzt, erschöpft, etwas wirr, aber glücklich.
Nun liegt die neue CD vor mir, und ich weiß nicht, was ich empfinde. Mit den Jahren habe ich widersprüchliche Gefühle unterscheiden gelernt, aber der innere Sensor ist geblieben. Und an diesem letzten Abend schlug er wie verrückt aus.
Es war nicht nur meine Begeisterung für die vollbrachte Arbeit, es war eher eine Mischung aus Traurigkeit und Erleichterung dar über, die Lieder endlich in die Welt hinauszulassen. Wobei die Traurigkeit überwog. Sie legte sich wie eine große Melancholie auf mein Herz und erzählte von immerwährendem Abschied, diesen inneren Vorgängen, die mir schon als Kind so vertraut waren. Man glaubt als Musiker ohnehin jedes Mal, die letzte Platte zu machen, schon beim Einspielen der ersten Demos.
Wenn ich jetzt in mich hineinhorche, klopft da meine alte Angst an, von den Leuten nicht angenommen zu werden. Sie ist mir vertraut, sie ist immer da, gerade wenn mein Baby in die Welt hinaussoll.
Zwei Jahre hatten Hawo Bleich und ich die Lieder vorproduziert. Es fehlten nur noch die Streicher und die Bläser, ich würde noch einmal singen, und wir würden gemeinsam an den Tracks herumwerkeln, dann würden der Mix und die ganze Masterei losgehen, die Zusammenstellung der Lieder, und wir würden gemeinsam alle Titel immer wieder hören, bis endlich die innere Stimme sagt: Es ist genug, mehr geht nicht. Der Weg war ja nun da, wir mussten ihn nur weitergehen.
Dann war Schluss. Wir verabschiedeten uns voneinander. Stephan war der Erste, der auf sein Zimmer wollte, weil er am nächsten Tag einen Termin für seine Schlagzeugklasse in Berlin hatte. Er weckte Micha, der mit seinem Mandolinenkoffer im Arm in der Lobby eingeschlafen war. Peter wollte früh raus und deshalb längst im Bett sein. Er war innerlich bereits auf der Autobahn, zurück in die Schweiz. Seine Bässe hatte er schon am Nachmittag im Auto verstaut. Hawo wollte noch an den Partituren für den nächsten Tag arbeiten. Ich glaube, es war ein Vorwand. Um diese Zeit hing er gewöhnlich vor einer DVD ab, oder er sah sich eine Wiederholung seiner Lieblingssendung »Total daneben« an.
So waren plötzlich alle weg, und als ich das in meinem Hotelzimmer vor dem Fernseher realisierte, kam die Gewissheit: Ich bin allein. Meine Freunde und Vertrauten waren gegangen, die Stille zog ein und kroch mir ins innere Geäst.
1
»Ne me quitte pas«
(Song von Jacques Brel)
Ich lief an der Hand meiner Mutter. Es war sechs Uhr früh an einem Oktobermorgen des Jahres 1957. Es nieselte. Der Herbst hatte begonnen. Die Kälte machte mir nichts aus, auch nicht die Dunkelheit, nur dass es so still war. Die Luft war einzigartig, es roch nach Kohle und Laub. Kein Mensch kam uns entgegen, keiner lief hinter uns, nur das Klacken unserer Schritte hallte über die Straße.
Ich sah zum Himmel hinauf. Feine Rauchfahnen stiegen von den Dächern auf und verbündeten sich mit den Wolken, die nach Irgendwo flogen. Da die Bewohner in unserem Kiez ihre Wohnungen mit Kohle heizten, qualmte es schon aus allen Schornsteinen. Ich blickte in den Himmel, zögernd brach das Morgenlicht hervor.
Mutter und ich liefen die Straße entlang. Hier war mir alles vertraut, hier kannte ich jedes Haus, jede Ecke, jeden Stein - durch meine Schuhe hindurch spürte ich ihre schmalen Begrenzungen. Hier hätte ich mit geschlossenen Augen laufen können. Hätte ich irgendwem den Namen meiner Straße nennen sollen, so hätte ich sicher gesagt, es sei die Kaiser-Friedrich-Straße und der Bezirk heiße Berlin-Charlottenburg. Aber für mich spielte ihr Name keine Rolle. Es war meine Straße, und sie brauchte keinen Namen, sie gehörte mir und meinen Leuten.
Alles, was mir hier wichtig war, der Kaufmannsladen, die Parfümerie, die Wäscherei, das kleine Kino gegenüber und die Bäckerei an der nächsten Ecke gehörte zu uns, zu meiner Familie, die in dem großen, grauen, durchlöcherten alten Mietshaus Nummer 3 A im zweiten Stock wohnte. Da, wo der Balkon bis an die Äste der Linde heranreichte, die vor dem Haus stand.
An diesem Morgen stürmte meine Mutter energisch voran, als hätte sie Angst, zu spät zur Arbeit zu kommen. Was völlig unmöglich war, denn Mutter und ich kamen nie irgendwohin zu spät. Eigentlich stürmte sie jeden Morgen so voran, ich konnte kaum Schritt halten. Was sie umtrieb, spürte ich am Druck ihrer Hand. War er stark, wusste ich, dass sie an meinen Vater und seine Krankheit dachte. War er leicht, dann ging es ihr für den Rest des Tages gut, und ich brauchte mir um sie und um Vater, der zu Hause noch schlief, keine Sorgen zu machen.
Meine Mutter sah sehr hübsch aus, obwohl sie heute früh genau wie ich noch müde war, aber diese Müdigkeit sah man ihr nicht an. Ihr Herbstmantel umwehte sie wie ein Zelt. Das blondgelockte Haar hing ihr bis auf die Schultern, und auch das bunte Kopftuch, das sie darüber trug, stand ihr gut. Es gefiel mir, sie so zu sehen. Ich fand, meine Mutter war hübscher als alle Frauen in unserer Straße, und ich war stolz, an ihrer Hand zu gehen. Selbst wenn sie wie heute früh in die Fabrik musste, trug sie immer seidene Nylonstrümpfe und hochhackige, elegante Pumps, die sie dann in der Fabrik gegen ein paar flache Schuhe eintauschte, und sie schminkte sich jeden Morgen. Meine Mutter war überhaupt die hübscheste Frau, die ich kannte.
Heute früh war ich vor allen anderen wach gewesen. Bis auf Oma Müller, die schon seit Stunden in ihrem Zimmer herumwerkelte. Es grenzte an meines, und wenn das Licht unter ihrer Tür durchschimmerte, wusste ich, dass sie an ihrer Nähmaschine saß, Kaffee gemacht hatte und sich mit ihren Deckchen und Stickereien beschäftigte. Sie war nicht meine richtige Oma, Mutter und Vater hatten sie als Untermieterin aufgenommen, das half uns, die Miete zu zahlen. Vater sprach mit ihr nur in der Küche. Kann sein, dass sie ihn an seine eigene Mutter erinnerte.
Oma Müller war weit über achtzig, von kleiner Gestalt, ungemein zäh und hatte das Gesicht eines Vogels. Ihr Blick war scharf und durchdringend, aber ihre Augen wirkten immer sanft, wenn sie mit mir sprach. Soweit ich mich an sie erinnern kann, trug sie stets schwarze Kleider und Hüte aus der Zeit der Jahrhundertwende. Der einzige Schmuck, den sie anlegte, war eine silberne Brosche, die ihren Kragen zusammenhielt. Sie war eine resolute Person, sehr streng sich selbst und anderen gegenüber. Je älter sie wurde, umso größer wurden ihre Ohren und auch die Nase, die wie ein Schnabel aus ihrem zerknitterten Gesicht ragte.
Oma Müller war eine wunderbare, auf Ordnung, Disziplin und Sauberkeit bedachte alte Dame, vor der die Mieter in unserem Haus ausnahmslos Respekt hatten. Eine echte Preußin eben. Sie bemerkte alles in unserem Haus, notierte sich jede Bewegung in unserer Wohnung und hielt sich dennoch höflich zurück, um meinen Eltern nicht auf die Nerven zu gehen.
Ich war ihr Schüler, von Anfang an. Ich lernte unbewusst von ihr, was gut und schlecht war in den Nachkriegsjahren. Sie lehrte mich, die harte Welt außerhalb unserer Wohnung mit Lust zu entdecken. Sie hörte meinen Geschichten zu, gab mir einen Apfel, wenn ich ihr Zimmer verließ, und beugte sich nachts über mich, um nachzuschauen, ob ich schlief. Oma Müller machte nie viele Worte, aber ich war Kind genug, um zu verstehen, was sie mir über das Leben und wie sie die Welt sah sagen wollte.
Sie wusste, wann ihre Zimmertür offen zu stehen hatte. War sie verschlossen, beruhigte mich das Licht, das unter der Tür durch die Ritzen drang. Hörte ich das Rattern ihrer Nähmaschine, schlief ich sofort ein. War es still, erwachte ich und sehnte mich nach den Geräuschen. Sie war eine Oma wie aus dem Bilderbuch, sie war immer für mich da, Tag und Nacht, Gott hatte mich reich beschenkt.
Hier also wohnten wir: Vater, Mutter, Oma Müller und ich. Es war eine Altberliner Wohnung aus der Gründerzeit, und sie hatte fünfzehn Türen sowie sechs große und kleinere Zimmer, die ein langer, dunkler Flur verband.
Hinten lag die Küche, wie es bei allen Berliner Wohnungen in dieser Zeit üblich war. Ein dunkler, schmaler Flur führte dorthin. Die Küche war sehr groß, hatte einen mächtigen Herd mit Kochplatten und Messinggriffen, der mit Gas betrieben wurde, Vitrinen und einen Holztisch, auf dem Mutter das Huhn zubereitete. Erst für den samstäglichen Eintopf, dann für den Sonntagsbraten. Neben dem Herd ging eine Tür ab zur Kammer. Der Mädchenkammer, in der wir die Vergangenheit in Kisten aufbewahrten. Dutzende dicker Ordner mit Vaters Papieren, mit Zahlen und Bilanzen aus seinem Finanzamt, Notenberge und Bücher aus einem anderen Jahrhundert. Auch Vaters Rad stand dort. Ein blaues Herrenfahrrad mit einem Schwalbenlenker und einem Sitz, auf dem ich Platz fand, wenn Vater mich mitnahm. Er saß hinter mir, und vor mir war die Straße.
Ullstein Verlag
September
Ich sitze an meinem Schreibtisch, einem spanischen Esstisch aus braunem Holz. Mein Blick folgt den Linien und Kreisen seiner Maserung. Seit Tagen hängt das Vorhaben, mein bisheriges Leben aufzuschreiben, wie eine Wolke über unserem Haus. Mal kommt das Wettermännchen mit dem Regenschirm heraus, mal die nette Frau im Sommerkleid.
Im Moment fühle ich mich wie früher als Schüler vor dem Verteilen der Aufgabenhefte für die bevorstehende Mathearbeit. Ich hoffte damals, das Glück käme und alles Erforderliche klärte sich von selbst, ohne dass ich etwas dazu tun müsste. Leider war es nicht so, ich war ein schlechter Schüler. Die Knef schrieb einmal in einem Lied: »Das Glück kennt nur Minuten.« Ich denke, sie hatte recht damit.
Noch heute glaube ich an das Glück und sehne es mit kindlichen Augen herbei. Als etwas Wunderbares, das irgendwie von selbst geschieht, aber sich auf Dauer nicht halten lässt. Meine Erfahrung lehrte mich, besser man ruft nicht nach ihm, sondern lässt sich überraschen.
Eben ist unten die Tür zugefallen, Malene ist zur Krankengymnastik gefahren, vielleicht auch zu einer Freundin. Ich will mir noch etwas Zeit geben und stöbere in den Dingen, die vor mir auf dem Tisch liegen und mich seit Jahren so freundschaftlich begleitet haben.
Die Manuskripte, Schreibstifte, die kleinen Figürchen, die meine Träume bewachen: der Clown mit dem blauen Akkordeon, der schwarze Diener, die Buddhas aus Sandstein, die auf jede Reise mitmüssen, und der kleine, dicke Mann aus Ton mit schütterem Haar und großen Augen, den Dimitri, der Sohn unserer Freunde aus Athen, für mich erfunden hat.
»Für die Träume, für die Wahrheit, mein Freund.«
Dann natürlich die Fotogalerie meiner Lieben: Mutter mit Hans, ihrem verstorbenen dritten Mann, Malene, auf einer Mauer in Lanzarote, und Laura, meine Tochter, als sie noch frei durch Spanien stromerte, fernab von jedem Leistungsdruck. Daneben zehn, zwölf kleine und große Steine, die mich an die Welt draußen erinnern sollen.
Alles steht hübsch angeordnet auf dem Schreibtisch, ein wenig zu geordnet, wie ich jetzt finde. Aber das gibt mir die Ruhe, die ich in den nächsten Tagen brauchen werde. Viele wichtige Entscheidungen in meinem Leben habe ich am Küchentisch oder an einem Schreibtisch wie diesem getroffen.
Vor meinem Fenster steht eine Linde. Noch ist Spätsommer, die Blätter bewegen sich im Wind. Vielleicht setzt sich ein Baumläufer in das Geäst und zeigt mir, wie man es macht. Ein Vogel, den man nur wahrnimmt, wenn man still bleibt und sich ganz und gar auf ihn einlässt. Ein fixer Vogel, in kurzen Schritten hetzt er den Stamm auf und ab, unermüdlich. Ein Glück, so einen Vogel vor dem Fenster zu erwischen. Heute muss ich allerdings auf ihn warten.
Noch vor ein paar Tagen hatten Malene und ich einem jungen Vogel in die Freiheit geholfen. Er hatte sich in mein Zimmer verirrt und auf allen Manuskripten und Blättern, auf den Stiften, sogar auf dem Bildschirm meines Computers seine Spuren hinterlassen. Ich war verwundert, was ein junger Vogel alles zumisten kann, wenn er in Panik gerät. Nach einer Stunde hatte es Malene geschafft, ihn, ohne ihn zu verletzen, aus dem Fenster zu stupsen. Er flog in die Freiheit hinaus, es war ein schönes Bild.
So wie der Baumläufer bin auch ich angetrieben von einer inneren Unruhe, die mich bewegt und gleichzeitig quält. Als hätte ich nicht genug Lebenszeit zur Verfügung. Vielleicht habe ich auch nichts anderes getan, als versucht, so meiner Einsamkeit zu entfliehen, selten stand ich still. Aber ich bereue es nicht. Die Arbeit auf der Bühne, an den Liedern, die Auftritte, die ganze Gaukelei hat mich bis heute enorm erfüllt und letzten Endes glücklich gemacht. Mit der anderen Welt ging ich da schon geiziger um, zum Glück holte sie mich immer wieder ein.
Vor mir auf dem Tisch liegt die neue CD »Das süße Leben«. Nach wie vor finde ich mich auf Coverfotos schrecklich lieb bis eigenartig fremd. Dabei wollte ich immer eigenartig sein. Das Eigenartige war mir näher als das Beliebige. Aber wenn es dann so weit war und wir mein Konterfei für die Außenwelt verabschiedet hatten, brauchte ich lange, bis ich mich an mein Gesicht gewöhnt hatte.
Als wir in München mit dieser Produktion fertig waren, hatte ich unsere Band in den Gockel geladen. Einen gemütlichen, bayerischen Biergarten, wo wir seit Tagen abendlich abhingen: Stephan Genze, Peter Keiser, Micha Brandt, Hawo Bleich und Berthold Weindorf, unser Toningenieur. Es war schon später Abend, wir tranken Bier aus Eimern und sprachen so wenig wie möglich über Musik. Als wir mit den Schnitzeln durch waren, bestellte ich für alle noch einmal dasselbe, und alle zogen mit. Der Druck ließ endlich nach. Dieser elende, furchtbare, über die Monate anhaltende Leistungsdruck, unbedingt das Beste aus uns herausholen zu wollen. Wir ließen den Kessel pfeifen, aßen und tranken, und alle waren nach ein paar Stunden befreit. Ich war begeistert von uns.
Gegen Mitternacht zogen wir in den Lechner Hof zurück, ein kleines Hotel. Dort feierten wir weiter, hängten sämtliche Bilder in der Lobby um, riefen unsere Freunde an, benahmen uns wie alternde Rockstars und konnten nicht voneinander lassen. Wie man es eben nach der Geburt eines Kindes macht. Stolz, verschwitzt, erschöpft, etwas wirr, aber glücklich.
Nun liegt die neue CD vor mir, und ich weiß nicht, was ich empfinde. Mit den Jahren habe ich widersprüchliche Gefühle unterscheiden gelernt, aber der innere Sensor ist geblieben. Und an diesem letzten Abend schlug er wie verrückt aus.
Es war nicht nur meine Begeisterung für die vollbrachte Arbeit, es war eher eine Mischung aus Traurigkeit und Erleichterung dar über, die Lieder endlich in die Welt hinauszulassen. Wobei die Traurigkeit überwog. Sie legte sich wie eine große Melancholie auf mein Herz und erzählte von immerwährendem Abschied, diesen inneren Vorgängen, die mir schon als Kind so vertraut waren. Man glaubt als Musiker ohnehin jedes Mal, die letzte Platte zu machen, schon beim Einspielen der ersten Demos.
Wenn ich jetzt in mich hineinhorche, klopft da meine alte Angst an, von den Leuten nicht angenommen zu werden. Sie ist mir vertraut, sie ist immer da, gerade wenn mein Baby in die Welt hinaussoll.
Zwei Jahre hatten Hawo Bleich und ich die Lieder vorproduziert. Es fehlten nur noch die Streicher und die Bläser, ich würde noch einmal singen, und wir würden gemeinsam an den Tracks herumwerkeln, dann würden der Mix und die ganze Masterei losgehen, die Zusammenstellung der Lieder, und wir würden gemeinsam alle Titel immer wieder hören, bis endlich die innere Stimme sagt: Es ist genug, mehr geht nicht. Der Weg war ja nun da, wir mussten ihn nur weitergehen.
Dann war Schluss. Wir verabschiedeten uns voneinander. Stephan war der Erste, der auf sein Zimmer wollte, weil er am nächsten Tag einen Termin für seine Schlagzeugklasse in Berlin hatte. Er weckte Micha, der mit seinem Mandolinenkoffer im Arm in der Lobby eingeschlafen war. Peter wollte früh raus und deshalb längst im Bett sein. Er war innerlich bereits auf der Autobahn, zurück in die Schweiz. Seine Bässe hatte er schon am Nachmittag im Auto verstaut. Hawo wollte noch an den Partituren für den nächsten Tag arbeiten. Ich glaube, es war ein Vorwand. Um diese Zeit hing er gewöhnlich vor einer DVD ab, oder er sah sich eine Wiederholung seiner Lieblingssendung »Total daneben« an.
So waren plötzlich alle weg, und als ich das in meinem Hotelzimmer vor dem Fernseher realisierte, kam die Gewissheit: Ich bin allein. Meine Freunde und Vertrauten waren gegangen, die Stille zog ein und kroch mir ins innere Geäst.
1
»Ne me quitte pas«
(Song von Jacques Brel)
Ich lief an der Hand meiner Mutter. Es war sechs Uhr früh an einem Oktobermorgen des Jahres 1957. Es nieselte. Der Herbst hatte begonnen. Die Kälte machte mir nichts aus, auch nicht die Dunkelheit, nur dass es so still war. Die Luft war einzigartig, es roch nach Kohle und Laub. Kein Mensch kam uns entgegen, keiner lief hinter uns, nur das Klacken unserer Schritte hallte über die Straße.
Ich sah zum Himmel hinauf. Feine Rauchfahnen stiegen von den Dächern auf und verbündeten sich mit den Wolken, die nach Irgendwo flogen. Da die Bewohner in unserem Kiez ihre Wohnungen mit Kohle heizten, qualmte es schon aus allen Schornsteinen. Ich blickte in den Himmel, zögernd brach das Morgenlicht hervor.
Mutter und ich liefen die Straße entlang. Hier war mir alles vertraut, hier kannte ich jedes Haus, jede Ecke, jeden Stein - durch meine Schuhe hindurch spürte ich ihre schmalen Begrenzungen. Hier hätte ich mit geschlossenen Augen laufen können. Hätte ich irgendwem den Namen meiner Straße nennen sollen, so hätte ich sicher gesagt, es sei die Kaiser-Friedrich-Straße und der Bezirk heiße Berlin-Charlottenburg. Aber für mich spielte ihr Name keine Rolle. Es war meine Straße, und sie brauchte keinen Namen, sie gehörte mir und meinen Leuten.
Alles, was mir hier wichtig war, der Kaufmannsladen, die Parfümerie, die Wäscherei, das kleine Kino gegenüber und die Bäckerei an der nächsten Ecke gehörte zu uns, zu meiner Familie, die in dem großen, grauen, durchlöcherten alten Mietshaus Nummer 3 A im zweiten Stock wohnte. Da, wo der Balkon bis an die Äste der Linde heranreichte, die vor dem Haus stand.
An diesem Morgen stürmte meine Mutter energisch voran, als hätte sie Angst, zu spät zur Arbeit zu kommen. Was völlig unmöglich war, denn Mutter und ich kamen nie irgendwohin zu spät. Eigentlich stürmte sie jeden Morgen so voran, ich konnte kaum Schritt halten. Was sie umtrieb, spürte ich am Druck ihrer Hand. War er stark, wusste ich, dass sie an meinen Vater und seine Krankheit dachte. War er leicht, dann ging es ihr für den Rest des Tages gut, und ich brauchte mir um sie und um Vater, der zu Hause noch schlief, keine Sorgen zu machen.
Meine Mutter sah sehr hübsch aus, obwohl sie heute früh genau wie ich noch müde war, aber diese Müdigkeit sah man ihr nicht an. Ihr Herbstmantel umwehte sie wie ein Zelt. Das blondgelockte Haar hing ihr bis auf die Schultern, und auch das bunte Kopftuch, das sie darüber trug, stand ihr gut. Es gefiel mir, sie so zu sehen. Ich fand, meine Mutter war hübscher als alle Frauen in unserer Straße, und ich war stolz, an ihrer Hand zu gehen. Selbst wenn sie wie heute früh in die Fabrik musste, trug sie immer seidene Nylonstrümpfe und hochhackige, elegante Pumps, die sie dann in der Fabrik gegen ein paar flache Schuhe eintauschte, und sie schminkte sich jeden Morgen. Meine Mutter war überhaupt die hübscheste Frau, die ich kannte.
Heute früh war ich vor allen anderen wach gewesen. Bis auf Oma Müller, die schon seit Stunden in ihrem Zimmer herumwerkelte. Es grenzte an meines, und wenn das Licht unter ihrer Tür durchschimmerte, wusste ich, dass sie an ihrer Nähmaschine saß, Kaffee gemacht hatte und sich mit ihren Deckchen und Stickereien beschäftigte. Sie war nicht meine richtige Oma, Mutter und Vater hatten sie als Untermieterin aufgenommen, das half uns, die Miete zu zahlen. Vater sprach mit ihr nur in der Küche. Kann sein, dass sie ihn an seine eigene Mutter erinnerte.
Oma Müller war weit über achtzig, von kleiner Gestalt, ungemein zäh und hatte das Gesicht eines Vogels. Ihr Blick war scharf und durchdringend, aber ihre Augen wirkten immer sanft, wenn sie mit mir sprach. Soweit ich mich an sie erinnern kann, trug sie stets schwarze Kleider und Hüte aus der Zeit der Jahrhundertwende. Der einzige Schmuck, den sie anlegte, war eine silberne Brosche, die ihren Kragen zusammenhielt. Sie war eine resolute Person, sehr streng sich selbst und anderen gegenüber. Je älter sie wurde, umso größer wurden ihre Ohren und auch die Nase, die wie ein Schnabel aus ihrem zerknitterten Gesicht ragte.
Oma Müller war eine wunderbare, auf Ordnung, Disziplin und Sauberkeit bedachte alte Dame, vor der die Mieter in unserem Haus ausnahmslos Respekt hatten. Eine echte Preußin eben. Sie bemerkte alles in unserem Haus, notierte sich jede Bewegung in unserer Wohnung und hielt sich dennoch höflich zurück, um meinen Eltern nicht auf die Nerven zu gehen.
Ich war ihr Schüler, von Anfang an. Ich lernte unbewusst von ihr, was gut und schlecht war in den Nachkriegsjahren. Sie lehrte mich, die harte Welt außerhalb unserer Wohnung mit Lust zu entdecken. Sie hörte meinen Geschichten zu, gab mir einen Apfel, wenn ich ihr Zimmer verließ, und beugte sich nachts über mich, um nachzuschauen, ob ich schlief. Oma Müller machte nie viele Worte, aber ich war Kind genug, um zu verstehen, was sie mir über das Leben und wie sie die Welt sah sagen wollte.
Sie wusste, wann ihre Zimmertür offen zu stehen hatte. War sie verschlossen, beruhigte mich das Licht, das unter der Tür durch die Ritzen drang. Hörte ich das Rattern ihrer Nähmaschine, schlief ich sofort ein. War es still, erwachte ich und sehnte mich nach den Geräuschen. Sie war eine Oma wie aus dem Bilderbuch, sie war immer für mich da, Tag und Nacht, Gott hatte mich reich beschenkt.
Hier also wohnten wir: Vater, Mutter, Oma Müller und ich. Es war eine Altberliner Wohnung aus der Gründerzeit, und sie hatte fünfzehn Türen sowie sechs große und kleinere Zimmer, die ein langer, dunkler Flur verband.
Hinten lag die Küche, wie es bei allen Berliner Wohnungen in dieser Zeit üblich war. Ein dunkler, schmaler Flur führte dorthin. Die Küche war sehr groß, hatte einen mächtigen Herd mit Kochplatten und Messinggriffen, der mit Gas betrieben wurde, Vitrinen und einen Holztisch, auf dem Mutter das Huhn zubereitete. Erst für den samstäglichen Eintopf, dann für den Sonntagsbraten. Neben dem Herd ging eine Tür ab zur Kammer. Der Mädchenkammer, in der wir die Vergangenheit in Kisten aufbewahrten. Dutzende dicker Ordner mit Vaters Papieren, mit Zahlen und Bilanzen aus seinem Finanzamt, Notenberge und Bücher aus einem anderen Jahrhundert. Auch Vaters Rad stand dort. Ein blaues Herrenfahrrad mit einem Schwalbenlenker und einem Sitz, auf dem ich Platz fand, wenn Vater mich mitnahm. Er saß hinter mir, und vor mir war die Straße.
Ullstein Verlag
... weniger
Autoren-Porträt von Klaus Hoffmann
Klaus Hoffmann wurde am 26. März 1951 in Berlin geboren. Für seine Arbeit als Schauspieler wurde er mit dem Bambi und der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Hoffmann ist verheiratet und lebt in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Klaus Hoffmann
- 2012, 3. Aufl., 368 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 14,4 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Ullstein HC
- ISBN-10: 3550088515
- ISBN-13: 9783550088513
- Erscheinungsdatum: 08.10.2012
Rezension zu „Als wenn es gar nichts wär “
"Mir geht es sehr nahe, wie eindringlich und liebevoll Klaus Hoffmann seinen Kleine-Leute-Kiez im Charlottenburg der 50er Jahre beschreibt: den Kampf um Leben, die Freundlichkeit der Familie, das Zusammenhalten, später auch über die Mauer hinweg. Immer wieder bricht der Traum durch, ganz anders zu sein, um dann doch wieder zu Hause anzukommen. Hoffmann, der Sänger, kann auch schreiben, anschaulich, humorvoll, manchmal skurril. Mut steht gegen Traurigkeit, Gutbürgerlichkeit gegen Rebellion, wenn der Autor sein Leben als Jugendlicher beschreibt, tagsüber in der Lehre ganz strebsam, nachts in den Clubs mit der Klampfe. Wenn Klaus Hoffmann seine Reise als 18jähriger im VW-Käfer nach Afghanistan noch einmal nachvollzieht, dann wirkt das wie ein Generationenprojekt - nur weg aus dem abgemauerten West-Berlin. Am Ende bleibt aber nicht die Sehnsucht nach dem Fremden, sondern das sichere Gefühl zurückzukommen nach Hause, als er nach drei Monaten abgerissen, aber sich seines Platzes sicher wieder vor dem Funkturm steht. 'Als wenn es gar nichts wär' ist nicht nur die lesenswerte Biographie eines Künstlers auf dem Weg zum 60. Geburtstag, es ist vor allem das Zeitdokument eines Berliner Nachkriegskinds." Peter Frey ZDF 20121203
Pressezitat
"Mir geht es sehr nahe, wie eindringlich und liebevoll Klaus Hoffmann seinen Kleine-Leute-Kiez im Charlottenburg der 50er Jahre beschreibt: den Kampf um Leben, die Freundlichkeit der Familie, das Zusammenhalten, später auch über die Mauer hinweg. Immer wieder bricht der Traum durch, ganz anders zu sein, um dann doch wieder zu Hause anzukommen. Hoffmann, der Sänger, kann auch schreiben, anschaulich, humorvoll, manchmal skurril. Mut steht gegen Traurigkeit, Gutbürgerlichkeit gegen Rebellion, wenn der Autor sein Leben als Jugendlicher beschreibt, tagsüber in der Lehre ganz strebsam, nachts in den Clubs mit der Klampfe. Wenn Klaus Hoffmann seine Reise als 18jähriger im VW-Käfer nach Afghanistan noch einmal nachvollzieht, dann wirkt das wie ein Generationenprojekt - nur weg aus dem abgemauerten West-Berlin. Am Ende bleibt aber nicht die Sehnsucht nach dem Fremden, sondern das sichere Gefühl zurückzukommen nach Hause, als er nach drei Monaten abgerissen, aber sich seines Platzes sicher wieder vor dem Funkturm steht. 'Als wenn es gar nichts wär' ist nicht nur die lesenswerte Biographie eines Künstlers auf dem Weg zum 60. Geburtstag, es ist vor allem das Zeitdokument eines Berliner Nachkriegskinds." Peter Frey ZDF 20121203
Kommentar zu "Als wenn es gar nichts wär"
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Als wenn es gar nichts wär".
Kommentar verfassen