Anfänge
Eine literarische Vermutung
"Mit normalen Kriterien ist Georg Kreisler nicht beizukommen. Dieser Mensch tickt einfach anders als andere."
Literatur und Kritik
"Nach seiner Autobiografie Letzte Lieder wollen wir aber unbedingt noch ein paar Folgen mit allerletzten Liedern haben, in...
Literatur und Kritik
"Nach seiner Autobiografie Letzte Lieder wollen wir aber unbedingt noch ein paar Folgen mit allerletzten Liedern haben, in...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Anfänge “
"Mit normalen Kriterien ist Georg Kreisler nicht beizukommen. Dieser Mensch tickt einfach anders als andere."
Literatur und Kritik
"Nach seiner Autobiografie Letzte Lieder wollen wir aber unbedingt noch ein paar Folgen mit allerletzten Liedern haben, in Versen und in Prosa, mit der melancholischen Intelligenz, dem
anarchischen Übermut, dem philosophischen Witz, die wir an ihm so bewundern, gleich übrigens, in welchem Genre, welcher Kunstform Georg Kreisler sich betätigt."
Die Presse
Bitte sehr: Georg Kreisler ist zurück. Und zwar nicht mit allerletzten Liedern, sondern mit Anfängen. Richtig verstanden dieses Buch versammelt lauter Anfänge; Anfänge fiktiver Kriminalromane und Autobiografien, Anfänge von Gedichten, Briefen, Tagebüchern, Zeitungsartikeln und natürlich Liedern. Außerdem: Anfänge von Reden, deren
letzter Satz vom Redner verschluckt wird, Anfänge in eigener Sache, Anfänge, die zu Ende kommen sollten, der Anfang eines sechshunderteinundachtzigseitigen Liebesromans sowieder Anfang eines Haikus und der Anfang eines Gesprächs zwischen Georg Kreisler und Erich Kästner.
Georg Kreisler in Höchstform bissig, hintersinnig, genial!
Literatur und Kritik
"Nach seiner Autobiografie Letzte Lieder wollen wir aber unbedingt noch ein paar Folgen mit allerletzten Liedern haben, in Versen und in Prosa, mit der melancholischen Intelligenz, dem
anarchischen Übermut, dem philosophischen Witz, die wir an ihm so bewundern, gleich übrigens, in welchem Genre, welcher Kunstform Georg Kreisler sich betätigt."
Die Presse
Bitte sehr: Georg Kreisler ist zurück. Und zwar nicht mit allerletzten Liedern, sondern mit Anfängen. Richtig verstanden dieses Buch versammelt lauter Anfänge; Anfänge fiktiver Kriminalromane und Autobiografien, Anfänge von Gedichten, Briefen, Tagebüchern, Zeitungsartikeln und natürlich Liedern. Außerdem: Anfänge von Reden, deren
letzter Satz vom Redner verschluckt wird, Anfänge in eigener Sache, Anfänge, die zu Ende kommen sollten, der Anfang eines sechshunderteinundachtzigseitigen Liebesromans sowieder Anfang eines Haikus und der Anfang eines Gesprächs zwischen Georg Kreisler und Erich Kästner.
Georg Kreisler in Höchstform bissig, hintersinnig, genial!
Klappentext zu „Anfänge “
"Mit normalen Kriterien ist Georg Kreisler nicht beizukommen. Dieser Mensch tickt einfach anders als andere."Literatur und Kritik'Nach seiner Autobiografie >Letzte Lieder< wollen wir aber unbedingt noch ein paar Folgen mit allerletzten Liedern haben, in Versen und in Prosa, mit der melancholischen Intelligenz, demanarchischen Übermut, dem philosophischen Witz, die wir an ihm so bewundern, gleich übrigens, in welchem Genre, welcher Kunstform Georg Kreisler sich betätigt.'Die PresseBitte sehr: Georg Kreisler ist zurück. Und zwar nicht mit allerletzten Liedern, sondern mit Anfängen. Richtig verstanden - dieses Buch versammelt lauter Anfänge; Anfänge fiktiver Kriminalromane und Autobiografien, Anfänge von Gedichten, Briefen, Tagebüchern, Zeitungsartikeln und - natürlich - Liedern. Außerdem: Anfänge von Reden, derenletzter Satz vom Redner verschluckt wird, Anfänge in eigener Sache, Anfänge, die zu Ende kommen sollten, der Anfang eines sechshunderteinundachtzigseitigen Liebesromans sowie der Anfang eines Haikus - und der Anfang eines Gesprächs zwischen Georg Kreisler und Erich Kästner.Georg Kreisler in Höchstform - bissig, hintersinnig, genial!
Lese-Probe zu „Anfänge “
Anfänge von Georg KreislerEine Sittenlehre, aufgefunden bei einem verstorbenen Pfarrer aus Altötting, die jetzt neu bearbeitet und modernisiert werden soll, fing so an:
... mehr
Die Untätigkeit des Zeugungsorgans eines Mannes vor der Ehe hat für Frauen keine weitere Bedeutung, birgt aber beträchtliche Gefahren für die männliche Bevölkerung. Schon Hippokrates stellte bei Männern, die sich des Geschlechtsverkehrs enthalten haben, bleiche Gesichtsfarbe, rohe Gemütsstimmung, Lässigkeit der Harnausführung und Schweißabsonderung fest. Entgegen dem allgemeinen Glauben führt dann auch Onanie nicht weiter, sondern im Gegenteil, fördert die obigen Symptome.
Was aber tun, wenn ein junger Mann, der sich richtigerweise sowohl der Abstinenz vor der Ehe befleißigt wie sich auch der Onanie enthält, sich nun mit feilen Dirnen abgibt? Leider muss man auch davon strengstens abraten, denn wer einmal diesen Weg eingeschlagen hat, erliegt leicht der Illusion, dass er straflos so weitermachen könne - sogar nach der Eheschließung. Auch die Ehe ist nämlich kein sicheres Mittel gegen die tierischen Triebe, die durch dieses Laster erweckt worden sind.
Grundsätzlich hilft nur Folgendes: Frisches und gesundes Leben mit ausreichender Körperanstrengung, nahrhafte Kost unter Vermeidung aufregender Genussmittel, ein möglichst hartes Bett ohne Kissen, frühzeitiges Aufstehen und mehrmals täglich kalte Abwaschungen. Hilfreich ist ferner die Ablenkung der Fantasie durch die Beschäftigung mit praktischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten. Zu bemerken wäre, dass gelegentliche unfreiwillige nächtliche Samenergüsse natürliche Vorgänge sind, deretwegen man sich nicht zu beunruhigen braucht. Die Natur stellt das Gleichgewicht bald wieder her.
Natürlich kann man jederzeit einen Arzt oder einen Seelsorger kontaktieren, hüte sich dabei aber vor jener schweren Verirrung des Geschlechtstriebes, die man Päderastie oder Homosexualität nennt. Es ist zwar erwiesen, dass sich die alten Griechen diesem Laster hingaben, aber die Folgen, die bei dieser Geistesstörung im Laufe der Zeit eintreten, werden nur selten erwähnt: Epilepsie, Altersschwachsinn, ja sogar totaler Irrsinn, der letzten Endes eine gewaltsame Überführung in ein Irrenhaus mit sich bringen kann. Dort mag der Gestrauchelte dann andere Wüstlinge finden, die sich der Päderastie hingeben, was bisweilen von den Wärtern sogar als Erleichterung ihrer Arbeit empfunden und dementsprechend geduldet wird.
Die Geschichte beweist deutlich, dass ein perverses Geschlechtsleben zum Untergang eines ganzen Volkes führen kann, wie beispielsweise bei den alten Griechen, denen -
Das absurde Theaterstück Der bodenlose Gerichtshof fing so an:
ALBRECHT und KLOTILDE sitzen auf einer Couch und blicken starr ins Publikum. Hinter ihnen gehen LOTHAR und FRANZISKA auf und ab und nehmen gelegentlich ein Buch zur Hand. Sie lesen darin, geben es einander weiter etc.
ALBRECHT (spricht ins Publikum): Wenn die Nashörner aber doch - KLOTILDE (ebenso): Die Nashörner kommen nicht.
ALBRECHT: Sie waren im April hier.
KLOTILDE: Ein einziges war hier.
ALBRECHT: Du kennst sie nicht. Sie springen herein -
KLOTILDE: Nashörner können nicht springen, sie sind zu fett. Sie können nicht springen, nicht schwimmen, nicht rennen, nicht klettern. Sie fressen sich von einem Trog zum nächsten, und dann schlafen sie ein.
ALBRECHT: Du unterschätzt sie.
KLOTILDE: Du überschätzt sie.
LOTHAR (hinten, zu Franziska): Du musst es falsch gelesen haben. FRANZISKA (mit dem Buch): Du glaubst mir nie etwas, da kann ich
sagen, was ich will. (Sie wirft das Buch auf den Boden.) LOTHAR (hebt das Buch auf): Zeig mir die Stelle!
FRANZISKA: Es nützt nichts Ich zeig dir die Stelle, und du glaubst mir nicht. Behalt das Buch und lies es! Lies es zwei, drei Mal und vergiss nicht: Es kommt nicht darauf an, was du liest, es kommt darauf an, was du empfindest. Wenn du es richtig empfindest, wirst du es richtig lesen.
LOTHAR: Dass wir immer streiten müssen!
ALBRECHT: Dass wir immer streiten müssen!
BEIDE FRAUEN: Dass wir immer streiten müssen!
ALBRECHT (steht auf undgeht zu Franziska): Wir müssen nicht streiten, ich bin völlig deiner Meinung.
FRANZISKA: Das sagst du immer, und dann tust du das Gegenteil. LOTHAR (setzt sich zu Klotilde und starrt ins Publikum): Aha! ALBRECHT (nimmt Lothar das Buch weg): Schau, in diesem Buch
steht es genau. Ich zeig dir die Stelle. (Sie blättern im
Buch.)
KLOTILDE: Er hat Angst vor den Nashörnern.
LOTHAR: Welchen Nashörnern?
KLOTILDE: Irgendwelchen Nashörnern. Ich kenn die verschiedenen Rassen nicht.
LOTHAR: Aber wie kommt er auf Nashörner?
KLOTILDE: Das musst du ihn fragen.
LOTHAR: Ich werde mich hüten. Da frag ich lieber Franziska. KLOTILDE: Dann frag Franziska!
LOTHAR: Du meinst, es ist egal, ob ich Franziska frage oder Albrecht?
KLOTILDE: Natürlich. Nashörner bleiben Nashörner. LOTHAR: Verzeih! Das hab ich nicht gewusst.
KLOTILDE (wann): Gut, ich verzeih dir, aber mach es bitte nicht
noch einmal. (Sie umarmen und küssen einander.) ALBRECHT: Hast du die Stelle noch immer nicht gefunden? FRANZISKA: Nein! Und ich hab auch nicht die Absicht, sie zu
finden.
ALBRECHT: Gib's doch zu! Ich geb es ja auch zu.
FRANZISKA: Ich glaub dir nicht, basta!
ALBRECHT: Früher war das alles so selbstverständlich. FRANZISKA: Ja, früher! (Sie wendet ihm den Rücken zu.)
KLOTILDE (wendet sich von Lothar ab und steht tue: Na, schön!
Wenn du nicht willst, kann ich auch anders!
(Klotilde geht zu Franziska, Albrecht setzt sich mit dem Buch zu Lothar.)
KLOTILDE (zu Franziska): Er kommt bestimmt zurück.
FRANZISKA: Er denkt nicht dran. Hast du nicht das Buch gelesen? KLOTILDE: Welches Buch?
FRANZISKA: Ja, weißt du denn nicht?
KLOTILDE: Was soll ich wissen? (Franziska flüstert ihr ins Ohr.) ALBRECHT (zu Lothar): In diesem Buch steht alles.
LOTHAR: Ich glaub dir ja, aber was soll ich machen?
ALBRECHT: Gar nichts. Das renkt sich selber ein.
(Ein Butler tritt auf)
BUTLER: Dinner is served.
ALLE: Dinner?
Herr Kästner, warum antworten Sie mir nicht?
Der Anfang eines Gesprächs mit dem Dichter
Erich Kästner: Kästner: Weil ich tot bin.
Herr Kästner, als ich acht oder neun Jahre alt war, habe ich Ihre Kinderbücher verschlungen. Ihr Buch Emil und die Detektive, zum Beispiel, geht auf eine wahre Begebenheit zurück. Wie ist es Ihnen gelungen, das Buch noch viel spannender zu machen als die Begebenheit?
Kästner schweigt.
Herr Kästner, Ihre Romane für Erwachsene, Ihre Gedichte sind heute genauso aktuell und aufregend wie in den Zwanzigerjahren, als Sie sie schrieben. Wie haben Sie das geschafft?
Kästner schweigt.
Herr Kästner, im Jahr 1934 haben Sie auf der Straße zugesehen, wie Ihre Bücher öffentlich verbrannt wurden. Was haben Sie sich dabei gedacht?
Kästner schweigt.
Herr Kästner, Sie sind eine geheimnisumwitterte Person, und ich versuche, Ihre Geheimnisse ein wenig zu lüften. Unter Hitler sind Sie in die Innere Emigration gegangen. Warum sind Sie nicht ausgewandert wie viele andere?
Kästner schweigt.
Ein Haiku fing so an und endete auch so:
Ein schöner Vogel
aber wo ist er jetzt hin er war ein Schöner
Eine Nationalhymne fing so an:
Du großes Land, du Heimat voller Blüte, du meine Jugend, meines Lebens Sinn, wenn ich dich lassen müsste, Gott behüte, ich gäbe alles, alles für dich hin.
Ihr, meine Berge, meine stolzen Fahnen, ihr grünen Wälder, Flüsse ohne Zahl,
ich bleib dir treu, du Erbe meiner Ahnen, für dich zu sterben -
Eine homöopathische Quellenangabe aus der Schweiz fing so an:
Rumex Alpinus: Schon in den Notizen diverser Landärzte aus dem 19. Jh., vornehmlich in den Briefen an seinen Sohn, den Landarzt Urs Blegger aus St. Gallen, wird der Alpen-Ampfer bzw. Mönchsrhabarber erwähnt. Er nennt ihn Alpblogge, wobei nicht vergessen werden darf, dass dieselbe Pflanze, also rumex alpines, gerade in der Schweiz verschiedentlich bezeichnet wird. In Graubünden spricht man von Blacke oder Blackte, in Bern von Chile. Noch verwirrender ist die Bezeichnung des Mönchsrhabarbers in Österreich, so heißt er in Kärnten Sauplotschen, in Niederösterreich Strupfablötschen, in Tirol Butterplätschen oder Schmalzplätschen.
Auf keinen Fall darf der rumex alpines mit dem weitaus gebräuchlicheren rumex obtusifolius, also dem stumpfblätterigen Ampfer, verwechselt werden. Wie aus den Briefen des oberwähnten oben erwähnten Urs Blegger hervorgeht, heißt dieser in St. Gallen Blutze oder Blotzblätter und in Deutschland wieder anders. So spricht man auf der Schwäbischen Alb vom Wilden Tobak, in Bremen von Rooden Hinnerk, in Göttingen von Rad Henrek, in Ostfriesland von Halbross oder alte Ross. Es wird also zweckdienlich sein, bei den lateinischen Bezeichnungen zu bleiben.
Noch häufiger ist die Verwechslung mit dem rumex acetosa oder Großer Sauerampfer, der im Kanton Aargau Hampfelisur oder Surisenf, in Nordostböhmen Haderlump, in Westfalen Sürlink, in Ostfriesland Roode Ridder und in Oberösterreich sogar Gugotzakraut genannt wird. Es versteht sich von selbst, dass -
Das Gespräch eines berühmten Autors mit einem Briefträger fing so an:
BRIEFTRÄGER: Entschuldigen Sie, ich seh gerade, wie Sie die Post aus Ihrem Briefkasten nehmen.
AUTOR: Ja?
BRIEFTRÄGER: Ich wollte Sie nur was fragen. Es ist - Sie müssen entschuldigen - vor ein paar Tagen - ich darf natürlich die Briefe, die ich Ihnen in den Postkasten lege, nicht
lesen - aber ich hab ganz zufällig die Absenderin gesehen. Das war Gerda Schroebner.
AUTOR: Ja, die Schlagersängerin. Ich erinnere mich.
BRIEFTRÄGER: Genau! Ich hab sie im Fernsehen gesehen - und meine kleine Tochter auch.
AUTOR: Ja, sie wollte ein Autogramm von mir.
BRIEFTRÄGER: Und hat sie Ihnen eines geschickt?
AUTOR: Sie missverstehen - ich wollte kein Autogramm von ihr, sie wollte eines von mir.
BRIEFTRÄGER: Gute Idee! Jetzt werde ich mir auch ein Autogramm von ihr holen. Meine Tochter wird sich freuen, sie schwärmt für Gerda Schroebner. Kostet das was, ihr Autogramm?
AUTOR: Was ihr Autogramm kostet, weiß ich nicht. Ich will ja keines, es war -
BRIEFTRÄGER: Also war's doch die Gerda Schroebner! Ich hab mies gleich gedacht. Vielen Dank!
AUTOR: Lesen Sie nie ein Buch?
BRIEFTRÄGER: Ich? Ein Buch? Nein, aber in der Schule hab ich viel gelesen.
© Atrium Verlag
Die Untätigkeit des Zeugungsorgans eines Mannes vor der Ehe hat für Frauen keine weitere Bedeutung, birgt aber beträchtliche Gefahren für die männliche Bevölkerung. Schon Hippokrates stellte bei Männern, die sich des Geschlechtsverkehrs enthalten haben, bleiche Gesichtsfarbe, rohe Gemütsstimmung, Lässigkeit der Harnausführung und Schweißabsonderung fest. Entgegen dem allgemeinen Glauben führt dann auch Onanie nicht weiter, sondern im Gegenteil, fördert die obigen Symptome.
Was aber tun, wenn ein junger Mann, der sich richtigerweise sowohl der Abstinenz vor der Ehe befleißigt wie sich auch der Onanie enthält, sich nun mit feilen Dirnen abgibt? Leider muss man auch davon strengstens abraten, denn wer einmal diesen Weg eingeschlagen hat, erliegt leicht der Illusion, dass er straflos so weitermachen könne - sogar nach der Eheschließung. Auch die Ehe ist nämlich kein sicheres Mittel gegen die tierischen Triebe, die durch dieses Laster erweckt worden sind.
Grundsätzlich hilft nur Folgendes: Frisches und gesundes Leben mit ausreichender Körperanstrengung, nahrhafte Kost unter Vermeidung aufregender Genussmittel, ein möglichst hartes Bett ohne Kissen, frühzeitiges Aufstehen und mehrmals täglich kalte Abwaschungen. Hilfreich ist ferner die Ablenkung der Fantasie durch die Beschäftigung mit praktischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten. Zu bemerken wäre, dass gelegentliche unfreiwillige nächtliche Samenergüsse natürliche Vorgänge sind, deretwegen man sich nicht zu beunruhigen braucht. Die Natur stellt das Gleichgewicht bald wieder her.
Natürlich kann man jederzeit einen Arzt oder einen Seelsorger kontaktieren, hüte sich dabei aber vor jener schweren Verirrung des Geschlechtstriebes, die man Päderastie oder Homosexualität nennt. Es ist zwar erwiesen, dass sich die alten Griechen diesem Laster hingaben, aber die Folgen, die bei dieser Geistesstörung im Laufe der Zeit eintreten, werden nur selten erwähnt: Epilepsie, Altersschwachsinn, ja sogar totaler Irrsinn, der letzten Endes eine gewaltsame Überführung in ein Irrenhaus mit sich bringen kann. Dort mag der Gestrauchelte dann andere Wüstlinge finden, die sich der Päderastie hingeben, was bisweilen von den Wärtern sogar als Erleichterung ihrer Arbeit empfunden und dementsprechend geduldet wird.
Die Geschichte beweist deutlich, dass ein perverses Geschlechtsleben zum Untergang eines ganzen Volkes führen kann, wie beispielsweise bei den alten Griechen, denen -
Das absurde Theaterstück Der bodenlose Gerichtshof fing so an:
ALBRECHT und KLOTILDE sitzen auf einer Couch und blicken starr ins Publikum. Hinter ihnen gehen LOTHAR und FRANZISKA auf und ab und nehmen gelegentlich ein Buch zur Hand. Sie lesen darin, geben es einander weiter etc.
ALBRECHT (spricht ins Publikum): Wenn die Nashörner aber doch - KLOTILDE (ebenso): Die Nashörner kommen nicht.
ALBRECHT: Sie waren im April hier.
KLOTILDE: Ein einziges war hier.
ALBRECHT: Du kennst sie nicht. Sie springen herein -
KLOTILDE: Nashörner können nicht springen, sie sind zu fett. Sie können nicht springen, nicht schwimmen, nicht rennen, nicht klettern. Sie fressen sich von einem Trog zum nächsten, und dann schlafen sie ein.
ALBRECHT: Du unterschätzt sie.
KLOTILDE: Du überschätzt sie.
LOTHAR (hinten, zu Franziska): Du musst es falsch gelesen haben. FRANZISKA (mit dem Buch): Du glaubst mir nie etwas, da kann ich
sagen, was ich will. (Sie wirft das Buch auf den Boden.) LOTHAR (hebt das Buch auf): Zeig mir die Stelle!
FRANZISKA: Es nützt nichts Ich zeig dir die Stelle, und du glaubst mir nicht. Behalt das Buch und lies es! Lies es zwei, drei Mal und vergiss nicht: Es kommt nicht darauf an, was du liest, es kommt darauf an, was du empfindest. Wenn du es richtig empfindest, wirst du es richtig lesen.
LOTHAR: Dass wir immer streiten müssen!
ALBRECHT: Dass wir immer streiten müssen!
BEIDE FRAUEN: Dass wir immer streiten müssen!
ALBRECHT (steht auf undgeht zu Franziska): Wir müssen nicht streiten, ich bin völlig deiner Meinung.
FRANZISKA: Das sagst du immer, und dann tust du das Gegenteil. LOTHAR (setzt sich zu Klotilde und starrt ins Publikum): Aha! ALBRECHT (nimmt Lothar das Buch weg): Schau, in diesem Buch
steht es genau. Ich zeig dir die Stelle. (Sie blättern im
Buch.)
KLOTILDE: Er hat Angst vor den Nashörnern.
LOTHAR: Welchen Nashörnern?
KLOTILDE: Irgendwelchen Nashörnern. Ich kenn die verschiedenen Rassen nicht.
LOTHAR: Aber wie kommt er auf Nashörner?
KLOTILDE: Das musst du ihn fragen.
LOTHAR: Ich werde mich hüten. Da frag ich lieber Franziska. KLOTILDE: Dann frag Franziska!
LOTHAR: Du meinst, es ist egal, ob ich Franziska frage oder Albrecht?
KLOTILDE: Natürlich. Nashörner bleiben Nashörner. LOTHAR: Verzeih! Das hab ich nicht gewusst.
KLOTILDE (wann): Gut, ich verzeih dir, aber mach es bitte nicht
noch einmal. (Sie umarmen und küssen einander.) ALBRECHT: Hast du die Stelle noch immer nicht gefunden? FRANZISKA: Nein! Und ich hab auch nicht die Absicht, sie zu
finden.
ALBRECHT: Gib's doch zu! Ich geb es ja auch zu.
FRANZISKA: Ich glaub dir nicht, basta!
ALBRECHT: Früher war das alles so selbstverständlich. FRANZISKA: Ja, früher! (Sie wendet ihm den Rücken zu.)
KLOTILDE (wendet sich von Lothar ab und steht tue: Na, schön!
Wenn du nicht willst, kann ich auch anders!
(Klotilde geht zu Franziska, Albrecht setzt sich mit dem Buch zu Lothar.)
KLOTILDE (zu Franziska): Er kommt bestimmt zurück.
FRANZISKA: Er denkt nicht dran. Hast du nicht das Buch gelesen? KLOTILDE: Welches Buch?
FRANZISKA: Ja, weißt du denn nicht?
KLOTILDE: Was soll ich wissen? (Franziska flüstert ihr ins Ohr.) ALBRECHT (zu Lothar): In diesem Buch steht alles.
LOTHAR: Ich glaub dir ja, aber was soll ich machen?
ALBRECHT: Gar nichts. Das renkt sich selber ein.
(Ein Butler tritt auf)
BUTLER: Dinner is served.
ALLE: Dinner?
Herr Kästner, warum antworten Sie mir nicht?
Der Anfang eines Gesprächs mit dem Dichter
Erich Kästner: Kästner: Weil ich tot bin.
Herr Kästner, als ich acht oder neun Jahre alt war, habe ich Ihre Kinderbücher verschlungen. Ihr Buch Emil und die Detektive, zum Beispiel, geht auf eine wahre Begebenheit zurück. Wie ist es Ihnen gelungen, das Buch noch viel spannender zu machen als die Begebenheit?
Kästner schweigt.
Herr Kästner, Ihre Romane für Erwachsene, Ihre Gedichte sind heute genauso aktuell und aufregend wie in den Zwanzigerjahren, als Sie sie schrieben. Wie haben Sie das geschafft?
Kästner schweigt.
Herr Kästner, im Jahr 1934 haben Sie auf der Straße zugesehen, wie Ihre Bücher öffentlich verbrannt wurden. Was haben Sie sich dabei gedacht?
Kästner schweigt.
Herr Kästner, Sie sind eine geheimnisumwitterte Person, und ich versuche, Ihre Geheimnisse ein wenig zu lüften. Unter Hitler sind Sie in die Innere Emigration gegangen. Warum sind Sie nicht ausgewandert wie viele andere?
Kästner schweigt.
Ein Haiku fing so an und endete auch so:
Ein schöner Vogel
aber wo ist er jetzt hin er war ein Schöner
Eine Nationalhymne fing so an:
Du großes Land, du Heimat voller Blüte, du meine Jugend, meines Lebens Sinn, wenn ich dich lassen müsste, Gott behüte, ich gäbe alles, alles für dich hin.
Ihr, meine Berge, meine stolzen Fahnen, ihr grünen Wälder, Flüsse ohne Zahl,
ich bleib dir treu, du Erbe meiner Ahnen, für dich zu sterben -
Eine homöopathische Quellenangabe aus der Schweiz fing so an:
Rumex Alpinus: Schon in den Notizen diverser Landärzte aus dem 19. Jh., vornehmlich in den Briefen an seinen Sohn, den Landarzt Urs Blegger aus St. Gallen, wird der Alpen-Ampfer bzw. Mönchsrhabarber erwähnt. Er nennt ihn Alpblogge, wobei nicht vergessen werden darf, dass dieselbe Pflanze, also rumex alpines, gerade in der Schweiz verschiedentlich bezeichnet wird. In Graubünden spricht man von Blacke oder Blackte, in Bern von Chile. Noch verwirrender ist die Bezeichnung des Mönchsrhabarbers in Österreich, so heißt er in Kärnten Sauplotschen, in Niederösterreich Strupfablötschen, in Tirol Butterplätschen oder Schmalzplätschen.
Auf keinen Fall darf der rumex alpines mit dem weitaus gebräuchlicheren rumex obtusifolius, also dem stumpfblätterigen Ampfer, verwechselt werden. Wie aus den Briefen des oberwähnten oben erwähnten Urs Blegger hervorgeht, heißt dieser in St. Gallen Blutze oder Blotzblätter und in Deutschland wieder anders. So spricht man auf der Schwäbischen Alb vom Wilden Tobak, in Bremen von Rooden Hinnerk, in Göttingen von Rad Henrek, in Ostfriesland von Halbross oder alte Ross. Es wird also zweckdienlich sein, bei den lateinischen Bezeichnungen zu bleiben.
Noch häufiger ist die Verwechslung mit dem rumex acetosa oder Großer Sauerampfer, der im Kanton Aargau Hampfelisur oder Surisenf, in Nordostböhmen Haderlump, in Westfalen Sürlink, in Ostfriesland Roode Ridder und in Oberösterreich sogar Gugotzakraut genannt wird. Es versteht sich von selbst, dass -
Das Gespräch eines berühmten Autors mit einem Briefträger fing so an:
BRIEFTRÄGER: Entschuldigen Sie, ich seh gerade, wie Sie die Post aus Ihrem Briefkasten nehmen.
AUTOR: Ja?
BRIEFTRÄGER: Ich wollte Sie nur was fragen. Es ist - Sie müssen entschuldigen - vor ein paar Tagen - ich darf natürlich die Briefe, die ich Ihnen in den Postkasten lege, nicht
lesen - aber ich hab ganz zufällig die Absenderin gesehen. Das war Gerda Schroebner.
AUTOR: Ja, die Schlagersängerin. Ich erinnere mich.
BRIEFTRÄGER: Genau! Ich hab sie im Fernsehen gesehen - und meine kleine Tochter auch.
AUTOR: Ja, sie wollte ein Autogramm von mir.
BRIEFTRÄGER: Und hat sie Ihnen eines geschickt?
AUTOR: Sie missverstehen - ich wollte kein Autogramm von ihr, sie wollte eines von mir.
BRIEFTRÄGER: Gute Idee! Jetzt werde ich mir auch ein Autogramm von ihr holen. Meine Tochter wird sich freuen, sie schwärmt für Gerda Schroebner. Kostet das was, ihr Autogramm?
AUTOR: Was ihr Autogramm kostet, weiß ich nicht. Ich will ja keines, es war -
BRIEFTRÄGER: Also war's doch die Gerda Schroebner! Ich hab mies gleich gedacht. Vielen Dank!
AUTOR: Lesen Sie nie ein Buch?
BRIEFTRÄGER: Ich? Ein Buch? Nein, aber in der Schule hab ich viel gelesen.
© Atrium Verlag
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Autoren-Porträt von Georg Kreisler
Georg Kreisler wurde 1922 in Wien geboren. Die Kindheit in seinem jüdischen Elternhaus war überschattet von Ausgrenzung und Antisemitismus. 1938 emigrierte er mit seinen Eltern in die USA, wo er in die Army eingezogen wurde. 1955 kehrte Georg Kreisler nach Europa zurück. Neben über 500 Liedern schrieb er Romane, Essays, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Opern. Im Arche Verlag erschien zuletzt seine gefeierte Autobiografie "Letzte Lieder". Georg Kreisler lebt heute mit seiner Ehefrau Barbara Peters in Salzburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Georg Kreisler
- 2010, 1, 122 Seiten, Maße: 14,6 x 22,3 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Atrium Verlag
- ISBN-10: 3855353654
- ISBN-13: 9783855353651
Kommentar zu "Anfänge"
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