August 1914
Der Klassiker der zweifachen Pulitzer-Preisträgerin In ihrem bekanntesten Buch verzeichnet Barabara Tuchman, die Grande-Dame der amerikanischen Geschichtsschreibung, all die Fehleinschätzungen und Verblendungen, mit denen die Staatsmänner und Generäle in...
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Produktinformationen zu „August 1914 “
Klappentext zu „August 1914 “
Der Klassiker der zweifachen Pulitzer-Preisträgerin In ihrem bekanntesten Buch verzeichnet Barabara Tuchman, die Grande-Dame der amerikanischen Geschichtsschreibung, all die Fehleinschätzungen und Verblendungen, mit denen die Staatsmänner und Generäle in den Ersten Weltkrieg marschierten. Barbara Tuchman schreibt an den Fakten und Dokumenten entlang und kommt zu der unwiderlegbaren Feststellung, soweit es sich um den Ersten Weltkrieg handelt: Wer sich auf den Krieg als politisches Mittel einläßt, kommt darin um. In Europa gingen, nach dem berühmten Diktum, im August 1914 die Lichter aus. Ein grandioses Stück narrativer Geschichtsschreibung, das nach wie vor als der Klassiker zur Geschichte des Ersten Weltkriegs gilt.
Lese-Probe zu „August 1914 “
August 1914 von Barbara Tuchmann1 Ein Begräbnis
Die neun Majestäten, die an dem Maimorgen des Jahres 1910 hoch zu Roß dem Sarge Eduards VII. von England folgten, boten ein so überwältigendes BiId, daß ein Seufzer der Bewunderung durch die schwarzgekleidete Menge ging, die sich in ehrfurchtsvollem Schweigen drängte. Scharlachfarben, blau, grau und purpurrot ritten die Herrscher jeweils zu dreien neben¬einander durch das Schloßtor, mit nickenden Helmbüschen, goldenen Tressen, karmesinroten Schärpen und juwelenbesetzten Orden, die in der Sonne aufblitzten. Ihnen folgten fünf Thronerben, dann weitere vierzig kaiserliche oder königliche Hoheiten, sieben Königinnen - davon drei regierende und vier Königinwitwen - und eine Schar von Sondergesandten aus Ländern, deren Herren keine Krone trugen. Insgesamt waren siebzig Nationen vertreten in dieser größten Versammlung von Königen und Würdenträgern, die sich je an einer Stelle zusammengefunden hat und die in ihrer Art die letzte sein sollte. Gedampften Klanges verkündete Big Ben die neunte Stunde, als der Trauerzug den Palast verließ; die Uhr der Welt-geschichte aber zeigte auf Sonnenuntergang, und das Licht der alten Welt versank in einem Todesglanz ohnegleichen.
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Vorn in der Mitte ritt der neue König, Georg V., zu seiner Linken der Herzog von Connaught, der einzige noch lebende Bruder des verstorbenen Königs, zu seiner Rechten aber der Mann, dem nach den Worten der Times »der erste Platz unter allen nichtenglischen Leidtragenden gebührte« und der »selbst bei gespanntesten Beziehungen seine Volkstümlichkeit in Eng¬land nie verlor« - Wilhelm II., deutscher Kaiser. Auf seinem Grauschim¬mel, in der scharlachroten Uniform eines britischen Feldmarschalls, den seinem Rang zukommenden Marschallstab in der Hand, hatte er seinen Zügen hinter dem berühmten aufwärts gezwirbelten Schnurrbart einen Ausdruck »tiefen, ja strengen Ernstes« gegeben. Wie wenig ruhig es in seinem so leicht erregbaren Herzen aussah, verraten hier und dort seine Briefe. »Ich bin stolz, diesen Ort meine zweite Heimat zu nennen und ein Mitglied dieser königlichen Familie zu sein«, schrieb er nach Hause, als er die Nacht im Schloß Windsor in den früheren Raumen seiner Mutter verbracht hatte. Empfindsamkeit und Sehnsucht, die diese von Trauer überschattete Begegnung mit seinen englischen Verwandten in ihm ausloste, mischten sich mit dem Stolz auf seinen Vorrang vor den anderen anwesenden Herrschern und einer spürbaren Erleichterung darüber, daß sein Onkel nun die europäische Bühne verlassen hatte. Er war gekommen, um Eduard, den bösen Geist, zu begraben; Eduard, der in Wilhelms Augen Anstif¬ter der Einkreisung Deutschlands war; Eduard, den Bruder seiner Mutter, dem er weder befehlen noch imponieren konnte und dessen dicke Gestalt ihren Schatten erkaltend auf Deutschland warf. »Er ist ein Satan! Man glaubt gar nicht, was für ein Satan er ist.«
Dieser Ausspruch des Kaisers fiel 1907 in Berlin bei einem Essen vor dreihundert Gasten; Eduard war nämlich wieder einmal auf dem Kontinent unterwegs, offensichtlich mit dem teuflischen Ziel, seine Einkreisungsplane zu fordern. Er hatte demonstrativ eine Woche in Paris verbracht, hatte dann ohne jeden Anlaß den König von Spanien besucht (der gerade seine Nichte geheiratet hatte) und schließlich dem König von Italien eine Visite gemacht, augenscheinlich in der Absicht, ihn zum Austritt aus dem Dreibund mit Deutschland und Osterreich zu verführen. Der Kaiser, dem die Zunge leichter als sonst jemandem in Europa durchging, hatte sich so in Zorn gesteigert, daß schließlich wieder einmal einer jener Aussprüche fällig war, die während der zwanzig Jahre seiner Regierung immer von neuem die Nerven seiner Diplomaten strapazierten.
Zum Glück war nun der Einkreiser tot, und an seiner Stelle stand Georg, der, wie der Kaiser ein paar Tage vor dem Begräbnis zu Theodore Roosevelt sagte, ein »sehr netter Junge« (von fünfundvierzig Jahren, sechs Jahre jünger als der Kaiser) war. »Er ist Engländer durch und durch und haßt alle Ausländer, aber das macht mir nichts aus, solange er die Deutschen nicht mehr haßt als andere Fremde.« So ritt nun Wilhelm zuversichtlich an der Seite Georgs und grüßte im Vorbeireiten die Regimentsfahne der I. Royal Dragoons, deren Ehrenoberst er war. Früher einmal hatte er Fotografien verteilt, auf denen er die Uniform diese Regiments trug, mit den rätselhaften Worten über seinem Namenszug: »Meine Zeit wird kommen.« Nun war seine Zeit gekommen; er war der erste Mann in Europa.
Hinter Wilhelm II. ritten die zwei Brüder der verwitweten Königin Alexandra, König Friedrich von Dänemark und König Georg von Griechenland; ihr Neffe, König Haakon von Norwegen, und drei Könige, die ihre Krone verlieren sollten: Alfons von Spanien, Manuel von Portugal und, mit einem seidenen Turban geschmückt, König Ferdinand von Bulgarien, der seine königlichen Vettern damit ärgerte, daß er sich Zar nannte und in einer Truhe die kompletten Krönungsinsignien eines byzantinischen Kaisers aufbewahrte. Sie stammten aus einem Theaterfundus und wurden für den Tag bereitgehalten, an dem er die byzantinischen Herrschaftsgebiete unter seinem Zepter wieder vereinigen würde.
Geblendet vom Glanz dieser »prachtvoll berittenen Fürsten«, wie die Times sie nannte, hatten nur wenige Zuschauer Augen für den neunten König, der als einziger wirkliches Format beweisen sollte. Trotz seines hohen Wuchses und seiner tadellosen Haltung im Sattel brachte es Albert, der König der Belgier, der dem Pomp hofischer Zeremonien gänzlich abhold war, zuwege, in dieser Umgebung verlegen und dock gleichzeitig unbeteiligt zu wirken. Er war fünfunddreißig Jahre alt und trug die Krone kaum ein Jahr. Selbst später, als sein Antlitz zum Symbol tragischen Heldentums wurde, zeigte es noch immer diesen zerstreuten Zug, als dachte der König an ganz andere Dinge.
Der Mann, von dem das Unglück seinen Ausgang nehmen sollte, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich, Thronfolger des Kaisers Franz Joseph, ritt mit wehendem grünen Federbusch an Alberts rechter Seite, hochgewachsen und wegen seiner Fülle stramm geschnürt; zu seiner Linken hatte der Belgier einen anderen Kronprinzen, der niemals seinen Thron besteigen sollte, Prinz Jussuf, den Erben des türkischen Sultans. Den Königen folgten die königlichen Hoheiten: Prinz Fushimi, der Bruder des Kaisers von Japan; Großfürst Michael, der Bruder des Zaren von Rußland; der Herzog von Aosta, lichtblau mit grünen Federn, der Bruder des Königs von Italien; Prinz Karl, der Bruder des Königs von Schweden; Heinrich, Prinzgemahl der Königin von Holland, und die Kronprinzen von Serbien, Rumänien und Montenegro. Der letztgenannte, Prinz Danilo, »ein liebenswürdiger, außerordentlich hübscher junger Mann von höchst angenehmen Manieren«, glich dem Liebhaber der Lustigen Witwe nicht nur dem Namen nach, denn er war zur Bestürzung des britischen Empfangskomitees am Vorabend in Begleitung einer »reizenden jungen Dame von großem persönlichen Charme« eingetroffen, die er als Hofdame seiner Frau vorstellte; sie sei nach London gekommen, um einige Einkaufe zu machen.
Ein ganzes Regiment kleinerer deutscher Fürstlichkeiten folgte: von Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Waldeck-Pyrmont, von Coburg, Sachsen-Coburg und Sachsen-Coburg-Gotha, von Sachsen, Hessen, Württemberg und Baden. Aus Bayern war Kronprinz Rupprecht da, der bald eine deutsche Armee in die Schlacht führen sollte. Dann kamen ein Prinz von Siam, ein persischer Prinz, fünf Prinzen des früheren französischen Königshauses der Orleans; ein Bruder des Khediven von Ägypten, der einen Fez mit goldener Quaste trug; in besticktem lichtblauen Gewand Prinz Tsia-tao von China, dessen altehrwürdige Dynastie zwei Jahre später stürzen sollte, und der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich von Preußen, als Repräsentant der deutschen Flotte, deren Oberbefehlshaber er war. In dieser glänzenden Gesellschaft befanden sich drei Herren in Zivil, Gaston-Charlin aus der Schweiz, Pichon, Außenminister von Frankreich, und der frühere Präsident Theodore Roosevelt als Sondergesandter der Vereinigten Staaten.
Man hatte Eduard, dem diese einmalige internationale Parade galt, oft den »Onkel Europas« genannt, und dieser Titel konnte, soweit es sich um die regierenden Hauser Europas handelte, ganz wörtlich genommen werden. Er war der Onkel nicht nur Kaiser Wilhelms, sondern durch die Schwester seiner Frau, die Kaiserinwitwe Maria von Rußland, auch des Zaren Nikolaus II. Seine Nichte Alix war die Zarin, seine Tochter Maud Königin von Norwegen; eine andere Nichte, Ena, war Königin von Spanien, eine dritte, Marie, sollte bald Königin von Rumänien werden. Die Familie seiner Frau war nicht nur im Besitz des dänischen Thrones, sondern hatte auch Rußland die Zarinmutter und Griechenland und Norwegen ihre Könige geschenkt. Andere Verwandte, die ebenfalls irgendwie von den neun Söhnen und Töchtern der Königin Viktoria abstammten, waren allenthalben an den europäischen Höfen zu finden.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Vorn in der Mitte ritt der neue König, Georg V., zu seiner Linken der Herzog von Connaught, der einzige noch lebende Bruder des verstorbenen Königs, zu seiner Rechten aber der Mann, dem nach den Worten der Times »der erste Platz unter allen nichtenglischen Leidtragenden gebührte« und der »selbst bei gespanntesten Beziehungen seine Volkstümlichkeit in Eng¬land nie verlor« - Wilhelm II., deutscher Kaiser. Auf seinem Grauschim¬mel, in der scharlachroten Uniform eines britischen Feldmarschalls, den seinem Rang zukommenden Marschallstab in der Hand, hatte er seinen Zügen hinter dem berühmten aufwärts gezwirbelten Schnurrbart einen Ausdruck »tiefen, ja strengen Ernstes« gegeben. Wie wenig ruhig es in seinem so leicht erregbaren Herzen aussah, verraten hier und dort seine Briefe. »Ich bin stolz, diesen Ort meine zweite Heimat zu nennen und ein Mitglied dieser königlichen Familie zu sein«, schrieb er nach Hause, als er die Nacht im Schloß Windsor in den früheren Raumen seiner Mutter verbracht hatte. Empfindsamkeit und Sehnsucht, die diese von Trauer überschattete Begegnung mit seinen englischen Verwandten in ihm ausloste, mischten sich mit dem Stolz auf seinen Vorrang vor den anderen anwesenden Herrschern und einer spürbaren Erleichterung darüber, daß sein Onkel nun die europäische Bühne verlassen hatte. Er war gekommen, um Eduard, den bösen Geist, zu begraben; Eduard, der in Wilhelms Augen Anstif¬ter der Einkreisung Deutschlands war; Eduard, den Bruder seiner Mutter, dem er weder befehlen noch imponieren konnte und dessen dicke Gestalt ihren Schatten erkaltend auf Deutschland warf. »Er ist ein Satan! Man glaubt gar nicht, was für ein Satan er ist.«
Dieser Ausspruch des Kaisers fiel 1907 in Berlin bei einem Essen vor dreihundert Gasten; Eduard war nämlich wieder einmal auf dem Kontinent unterwegs, offensichtlich mit dem teuflischen Ziel, seine Einkreisungsplane zu fordern. Er hatte demonstrativ eine Woche in Paris verbracht, hatte dann ohne jeden Anlaß den König von Spanien besucht (der gerade seine Nichte geheiratet hatte) und schließlich dem König von Italien eine Visite gemacht, augenscheinlich in der Absicht, ihn zum Austritt aus dem Dreibund mit Deutschland und Osterreich zu verführen. Der Kaiser, dem die Zunge leichter als sonst jemandem in Europa durchging, hatte sich so in Zorn gesteigert, daß schließlich wieder einmal einer jener Aussprüche fällig war, die während der zwanzig Jahre seiner Regierung immer von neuem die Nerven seiner Diplomaten strapazierten.
Zum Glück war nun der Einkreiser tot, und an seiner Stelle stand Georg, der, wie der Kaiser ein paar Tage vor dem Begräbnis zu Theodore Roosevelt sagte, ein »sehr netter Junge« (von fünfundvierzig Jahren, sechs Jahre jünger als der Kaiser) war. »Er ist Engländer durch und durch und haßt alle Ausländer, aber das macht mir nichts aus, solange er die Deutschen nicht mehr haßt als andere Fremde.« So ritt nun Wilhelm zuversichtlich an der Seite Georgs und grüßte im Vorbeireiten die Regimentsfahne der I. Royal Dragoons, deren Ehrenoberst er war. Früher einmal hatte er Fotografien verteilt, auf denen er die Uniform diese Regiments trug, mit den rätselhaften Worten über seinem Namenszug: »Meine Zeit wird kommen.« Nun war seine Zeit gekommen; er war der erste Mann in Europa.
Hinter Wilhelm II. ritten die zwei Brüder der verwitweten Königin Alexandra, König Friedrich von Dänemark und König Georg von Griechenland; ihr Neffe, König Haakon von Norwegen, und drei Könige, die ihre Krone verlieren sollten: Alfons von Spanien, Manuel von Portugal und, mit einem seidenen Turban geschmückt, König Ferdinand von Bulgarien, der seine königlichen Vettern damit ärgerte, daß er sich Zar nannte und in einer Truhe die kompletten Krönungsinsignien eines byzantinischen Kaisers aufbewahrte. Sie stammten aus einem Theaterfundus und wurden für den Tag bereitgehalten, an dem er die byzantinischen Herrschaftsgebiete unter seinem Zepter wieder vereinigen würde.
Geblendet vom Glanz dieser »prachtvoll berittenen Fürsten«, wie die Times sie nannte, hatten nur wenige Zuschauer Augen für den neunten König, der als einziger wirkliches Format beweisen sollte. Trotz seines hohen Wuchses und seiner tadellosen Haltung im Sattel brachte es Albert, der König der Belgier, der dem Pomp hofischer Zeremonien gänzlich abhold war, zuwege, in dieser Umgebung verlegen und dock gleichzeitig unbeteiligt zu wirken. Er war fünfunddreißig Jahre alt und trug die Krone kaum ein Jahr. Selbst später, als sein Antlitz zum Symbol tragischen Heldentums wurde, zeigte es noch immer diesen zerstreuten Zug, als dachte der König an ganz andere Dinge.
Der Mann, von dem das Unglück seinen Ausgang nehmen sollte, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich, Thronfolger des Kaisers Franz Joseph, ritt mit wehendem grünen Federbusch an Alberts rechter Seite, hochgewachsen und wegen seiner Fülle stramm geschnürt; zu seiner Linken hatte der Belgier einen anderen Kronprinzen, der niemals seinen Thron besteigen sollte, Prinz Jussuf, den Erben des türkischen Sultans. Den Königen folgten die königlichen Hoheiten: Prinz Fushimi, der Bruder des Kaisers von Japan; Großfürst Michael, der Bruder des Zaren von Rußland; der Herzog von Aosta, lichtblau mit grünen Federn, der Bruder des Königs von Italien; Prinz Karl, der Bruder des Königs von Schweden; Heinrich, Prinzgemahl der Königin von Holland, und die Kronprinzen von Serbien, Rumänien und Montenegro. Der letztgenannte, Prinz Danilo, »ein liebenswürdiger, außerordentlich hübscher junger Mann von höchst angenehmen Manieren«, glich dem Liebhaber der Lustigen Witwe nicht nur dem Namen nach, denn er war zur Bestürzung des britischen Empfangskomitees am Vorabend in Begleitung einer »reizenden jungen Dame von großem persönlichen Charme« eingetroffen, die er als Hofdame seiner Frau vorstellte; sie sei nach London gekommen, um einige Einkaufe zu machen.
Ein ganzes Regiment kleinerer deutscher Fürstlichkeiten folgte: von Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Waldeck-Pyrmont, von Coburg, Sachsen-Coburg und Sachsen-Coburg-Gotha, von Sachsen, Hessen, Württemberg und Baden. Aus Bayern war Kronprinz Rupprecht da, der bald eine deutsche Armee in die Schlacht führen sollte. Dann kamen ein Prinz von Siam, ein persischer Prinz, fünf Prinzen des früheren französischen Königshauses der Orleans; ein Bruder des Khediven von Ägypten, der einen Fez mit goldener Quaste trug; in besticktem lichtblauen Gewand Prinz Tsia-tao von China, dessen altehrwürdige Dynastie zwei Jahre später stürzen sollte, und der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich von Preußen, als Repräsentant der deutschen Flotte, deren Oberbefehlshaber er war. In dieser glänzenden Gesellschaft befanden sich drei Herren in Zivil, Gaston-Charlin aus der Schweiz, Pichon, Außenminister von Frankreich, und der frühere Präsident Theodore Roosevelt als Sondergesandter der Vereinigten Staaten.
Man hatte Eduard, dem diese einmalige internationale Parade galt, oft den »Onkel Europas« genannt, und dieser Titel konnte, soweit es sich um die regierenden Hauser Europas handelte, ganz wörtlich genommen werden. Er war der Onkel nicht nur Kaiser Wilhelms, sondern durch die Schwester seiner Frau, die Kaiserinwitwe Maria von Rußland, auch des Zaren Nikolaus II. Seine Nichte Alix war die Zarin, seine Tochter Maud Königin von Norwegen; eine andere Nichte, Ena, war Königin von Spanien, eine dritte, Marie, sollte bald Königin von Rumänien werden. Die Familie seiner Frau war nicht nur im Besitz des dänischen Thrones, sondern hatte auch Rußland die Zarinmutter und Griechenland und Norwegen ihre Könige geschenkt. Andere Verwandte, die ebenfalls irgendwie von den neun Söhnen und Töchtern der Königin Viktoria abstammten, waren allenthalben an den europäischen Höfen zu finden.
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Autoren-Porträt von Barbara Tuchman
Barbara Tuchman (1912-1989) war eine amerikanische Historikerin und Bestsellerautorin. Für ihr Buch »August 1914« wurde sie mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. Ihre Werke gelten als moderene Klassiker der erzählenden Geschichtsschreibung. Weitere Bücher der Autorin im FISCHER Taschenbuch: »Bibel und Schwert.« (Bd. 15265), »Der erste Salut« (Bd. 15264), »Die Torheit der Regierenden« (Bd. 15394).
Bibliographische Angaben
- Autor: Barbara Tuchman
- 2013, 3. Auflage, Neuausgabe, 536 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Grete Felten, Karl-Eberhardt Felten
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596197341
- ISBN-13: 9783596197347
- Erscheinungsdatum: 24.09.2013
Pressezitat
das hervorragend recherchierte und meisterhaft geschriebene Werk gilt bis heute als Klassiker. Goethe Institut
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