Ayla und das Tal der Pferde / Ayla Bd.2
Ayla, inzwischen eine junge Frau, hat gelernt, alleine in der gefährlichen und rauen eiszeitlichen Wildnis zu überleben. Jondalar vom Volk der "Anderen" verlässt seine Heimat, um den Großen Mutter Fluss entlangzuwandern. Doch er wird...
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Ayla, inzwischen eine junge Frau, hat gelernt, alleine in der gefährlichen und rauen eiszeitlichen Wildnis zu überleben. Jondalar vom Volk der "Anderen" verlässt seine Heimat, um den Großen Mutter Fluss entlangzuwandern. Doch er wird von einer Löwin angefallen und schwer verletzt. Ayla rettet ihn. Nach anfänglichem Misstrauen verlieben sich Ayla und Jondalar ineinander.
Der packende zweite Band des Zyklus «Die Kinder der Erde». Aylas Geschichte geht weiter. Sie trifft Jondalar, einen Mann aus dem Volk der «Anderen», und aus anfänglicher Abneigung entsteht Freundschaft und eine tiefe Liebe. Zusammen begeben sich die beiden auf eine lange und gefährliche Reise durch das spätere Europa.
Ayla und das Tal der Pferde von Jean M. Auel
LESEPROBE
Ayla trat auf das vor der Höhle gelegeneSims hinaus, rieb sich die Augen und streckte sich. Die Sonne stand noch tiefim Osten, und sie beschattete die Augen, als sie sich nach den Pferdenumschaute. Gleich nach dem Aufwachen morgens nach denPferden Ausschau zu halten, war ihr bereits zur Gewohnheit geworden, obwohl sieerst wenige Tage hier war. Es machte ihr einsames Leben ein wenig erträglicher,wenn sie daran dachte, daß sie das Tal mit anderenLebewesen teilte.
Nach und nach wurde siesich der Bewegungen der Herde bewußt, war sichdarüber im klaren, wo sie am Morgen zur Tränke gingen und welche Schattenbäumesie am Nachmittag am liebsten aufsuchten; außerdem hatte sie gelernt, dieeinzelnen Pferde zu unterscheiden. Da war zum Beispiel das Hengstfüllen vomVorjahr, dessen graue Decke so hell war, daß sie fastweiß aussah; nur der charakteristische Streifen, der ihm vom Widerrist über denganzen Rücken lief, sowie die Vorderbeine unten und die steif starrende Mähnewaren dunkler. Dann war da noch die rotbraune Stute mit dem falbfarbenenFohlen, dessen Fell dem des Hengstes ähnelte. Und dann der stolze Leithengstselbst, dessen Platz eines Tages einer eben jener Jährlinge einnehmen würde,die er heute gerade noch in seiner Nähe duldete; vielleicht aber auch voneinem Hengst aus den Würfen des nächsten oder gar des übernächsten Jahres. Derhelle, falbfarbene Hengst mit dem tiefbrauenRückenstreifen, der dunkleren Mähne und den gleichfalls dunkleren Vorderbeinenstand in der Blüte seiner Jahre, und sein ganzes Gebaren verkündete das.
Leichtfüßig lief siehinunter an den Fluß, denn inzwischen kannte sie densteil hinunterführenden Pfad so gut, daß sie keinenfalschen Tritt mehr machte. Sie trank und legte dann ihr Gewand ab, umschwimmend ihre morgendliche Runde zu drehen. Es war immer noch dasselbe Gewand,doch hatte sie es inzwischen gewaschen und mit ihrem Schaber bearbeitet, um dasLeder wieder geschmeidig zu machen. Ihre natürliche Neigung zu Ordnung undSauberkeit war von Iza nur verstärkt worden, denn Izas Fülle und Vielfalt von Heilpflanzen verlangte Ordnung,um jeden Mißbrauch auszuschließen; außerdem hatte Iza um die Gefahren von Schmutz und Ansteckungen gewußt. Unterwegs ließ sich ein gewisses Maß anVerschmutzung nicht vermeiden; wohl aber dann, wenn man einen glitzernden Fluß in der Nähe hatte.
Sie fuhr sich mit dengespreizten Fingern durch das dicke blonde Haar, das ihr in Wellen bis weitüber die Schultern fiel. »Heute morgen werde ich mirdie Haare waschen, verkündete sie mit ihrer Gebärde niemand im besonderen.Gleich hinter der Flußbiegung hatte sie Seifenwurzelnwachsen sehen und ging jetzt hin, um einige davon auszureißen. Als siegemächlich wieder zurückkehrte, bemerkte sie den großen Felsen, der aus demseichten Flußbett aufragte und eine Reihe vonglatten, schalenartigen Vertiefungen aufwies. Sie hob einen runden Stein aufund watete zu dem Felsen hinüber. Dann spülte sie die Wurzeln ab, schöpfteWasser in eine der Vertiefungen und zerstampfte die Wurzeln darin, um das Saponin darin freizusetzen und eine schöne Seifenlaugeherzustellen. Nachdem sich reichlich Schaum gebildet hatte, feuchtete sie ihrHaar an, rieb den Schaum hinein, wusch sich auch sonst damit ab und tauchtehinterher ins Wasser, um sich abzuspülen.
Irgendwann in derVergangenheit war ein Brocken des vorspringenden Felsens heruntergebrochen. Aylakletterte auf den unter Wasser liegenden Teil dieses Felsens hinauf und schrittdann auf dem über Wasser liegenden Teil an eine Stelle, wo sie sich in derSonne wärmen konnte. Ein hüfttiefer Kanal an der Landseite machte den Felsen zueiner Insel, die teilweise von einer überhängenden Weide beschattet wurde,deren freiliegende Wurzeln sich gleich knochigen Fingern am Fluß festklammerten. Ayla brach einenkleinen Zweig von einem Busch, dessen Wurzeln in einem Spalt Halt gefundenhatten, entrindete ihn mit den Zähnen und benutzte ihn dann, um sich währenddes Trocknens in der Sonne Verfilzungen aus dem Haar zu reißen.
Sie starrte verträumtins Wasser und summte leise vor sich hin, als ihre Augen plötzlich Bewegungvermerkte. Von einem Augenblick auf den anderen hellwach, starrte sie insWasser und auf die silbrige Gestalt einer großen Forelle, die sich unter denWurzeln ausruhte. Seit ich die Höhle verlassen habe, habe ich keinen Fisch mehrgegessen, dachte sie, wobei ihr einfiel, daß sie auchnoch nicht gefrühstückt hatte.
Lautlos glitt sie aufder anderen Seite des Felsens ins Wasser, schwamm ein Stück flußabwärtsund watete durch seichtes Wasser. Die Hand hielt sie im Wasser und ließ dieFinger einfach schlaff hineinhängen. Langsam und mit unendlicher Geduld bewegtesie sich dann stromaufwärts. Als sie sich dem Baum näherte, sah sie, wie dieForelle sich mit dem Kopf in die Strömung gestellt hatte und langsam dieFlossen bewegte, um an derselben Stelle unter den Wurzeln stehenzubleiben.
Aylas Augen blitzten vor Erregung, dabeiüberwog ihre Vorsicht die Aufregung, als sie sicher einen Fuß vor den anderensetzte und sich dem Fisch näherte. Sie hob die Hand von hinten, bis sieunmittelbar unter der Forelle lag, berührte sie dann unmerklich und fühlte nachden offenen Kiemendeckeln. Plötzlich packte sie den Fisch, hob ihn dann miteiner einzigen sicheren Bewegung aus dem Wasser heraus und warf ihn aufs Ufer.Die Forelle schnellte ein paarmal hin und her undkämpfte eine Weile, dann lag sie still da.
Ayla lächelte. Sie war zufrieden mitsich. Als Kind war es ihr schwergefallen zu lernen,wie man einen Fisch mit der Hand fängt. Deshalb erfüllte sie jetzt fast dergleiche Stolz wie damals, als sie es das erste Mal geschafft hatte. Die Stelle mußte sie im Auge behalten; sie wußte,daß noch andere Fische ihn zum Ausruhen benutzenwürden. Dieser Bursche ist so groß, daß er zu mehrals zum Frühstück reicht, dachte sie, als sie ihre Beute holte - und schon imvoraus den Geschmack der frischen, auf heißen Steinen gebackenen Forelle im Mundhatte.
Während ihr Frühstückgarte, beschäftigte Ayla sich damit, einen Korb ausPalmlilienblättern zu flechten, die sie tags zuvor mitgebracht hatte. Eshandelte sich um einen schlichten Gebrauchskorb, doch mit Hilfe einiger kleinererVeränderungen beim Flechten entstand ein ganz anderes Muster, was ihr großenSpaß machte. Sie arbeitete flink, gleichzeitig jedoch so kunstvoll, daß der Korb kein Wasser durchlassen würde. Füllte man nochheiße Steine hinein, ließ er sich als Kochgerät verwenden, doch das war nichtder Zweck, für den sie ihn gedacht hatte. Was ihr vorschwebte, war einVorratsbehälter; schließlich mußte sie an all dievielen Dinge denken, die sie brauchte, um für die kalte Jahreszeit gerüstet zusein.
Die Johannisbeeren, dieich gestern gepflückt habe, werden in ein paar Tagen gedörrt sein, schätztesie, als sie zu den runden roten Beeren hinüberblickte, die vor der Höhle aufGrasmatten zum Trocknen ausgebreitet waren. Inzwischen werden weitere reifen.Viele Blaubeeren wird es auch noch geben, nur von dem kümmerlichen kleinenApfelbaum werde ich nicht viel bekommen. Der Kirschbaum strotzt von Früchten,nur sind sie leider schon fast überreif. Wenn ich überhaupt welche bekommenwill, sollte ich mich heute darum kümmern. Die Kerne der Sonnenblume werdengut sein, falls nicht die Vögel sie vorher alle holen. Die Sträucher in der Nähedes Apfelbaumes müssen Haselnußsträucher sein, nurviel kleiner als die Art mit den großen Nüßen in denZapfen. Ich weiß nicht recht. Ich nehme an, bei den Tannen handelt es sich umdie Art mit den großen Kernen in den Zapfen. Das werde ich später feststellen.Wenn der Fisch doch bald gar ist!
Ich sollte anfangen,Grünzeug zu trocknen. Und Flechten. Und Pilze. Und Wurzeln. Die Wurzeln braucheich allerdings nicht alle zu trocknen; etliche halten sich eine lange Zeit,wenn ich sie hinten in der Höhle aufbewahre. Ob ich mir noch mehr Fuchsschwanzsamenhinlegen sollte? ()
© Heyne Verlag
- Autor: Jean M. Auel
- 2002, 599 Seiten, 1 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Werner Peterich
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453215222
- ISBN-13: 9783453215221
- Erscheinungsdatum: 30.04.2002
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