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B. Traven - Die unbekannten Jahre

 
 
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Wer sich hinter dem Pseudonym B. Traven verbarg, konnte erst Jahre nach dem Tod des Schriftstellers aufgedeckt werden. Seine näheren Lebensumstände waren jedoch bis heute ungeklärt. Jan-Christoph Hauschild kann die Lebensstationen des mystery man bis zu...
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Kommentar zu "B. Traven - Die unbekannten Jahre"
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    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christoph L., 24.04.2018 bei bewertet

    Jan-Christoph Hauschilds Spurensuche nach B. Traven- – konnt er das Geheimnis um die wahre Herkunft des großen Unbekannten tatsächlich lüften?

    Jan-Christoph Hauschild, seit 1984 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Heinrich-Heine- Institut in Düsseldorf, blickt in seinem 700 Seiten starken Wälzer hinter die Maske eines ‚Virtuosen des Verschwindens’, wie er Traven nennt, eines Maskenträgers und ‚Liebhaber(s) des Halbschattens’, auf der Suche nach der Herkunft des deutschstämmigen Autors B.Traven/ Ret /Marut, den er nun als Otto Feige endgültig identifizieren zu können meint.
    Schon 2009 entdeckte Hauschild im Bundesarchiv in Berlin bei seinen Nachforschungen zum Lebenslauf B. Travens ein Typoskript des Schriftstellers. Die Detektivgeschichte ‚Der Täter wird gesucht’ war 84 Jahre lang verschollen und nur auf Umwegen in das Bundesarchiv gelangt.
    Die von ihm 2012 vorgelegte, bislang kaum beachtete quellengestützte Teilbiographie ist das Ergebnis seiner verdienstvollen dreijährigen Forschungsarbeit. Sie beschreibt das Leben und Werk des Gewerkschafters, Schriftstellers, Schauspielers und revolutionären Journalisten Otto Feige, der sich ab 1907 Ret Marut und ab 1924 als Schriftsteller Traven Torsvan nannte.

    Aus Archiven trägt er - in akribischer und sicherlich mühsamer Recherchearbeit gewonnene - winzige Puzzleteile zusammen. Skepsis ist allerdings geboten, wenn er kühn behauptet, ihm sei der Nachweis gelungen, dass Travens Wunsch nach Anonymität keineswegs „eine Geste der Bescheidenheit“ war: „Die Verdunkelung seiner proletarisch-künstlerischen Vergangenheit sollte sein Etablierung als Abenteuerschriftsteller mit reichem Erfahrungshorizont erleichtern.“
    Hauschild rekonstruiert – bienenfleißig wie einst der ‚Nestor der Travenforschung’, der Leipziger Travenforscher Rolf Recknagel, welcher schon vor einem guten halben Jahrhundert erstmals die Identität von Ret Marut und B. Traven fundiert untermauert hatte - und weitgehend präzise die ersten Lebenstationen eines Autors, der sich kein Gesicht geben wollte. Lebenslang beanspruchte B. Traven sein Recht auf Anonymität und nahm damit lt. Hauschild das vorweg, was der amerikanische Politaktivist und Mitbegründer der Youth International Party Abbie Hoffmann 1968, ein Jahr vor Travens Tod in Mexiko, zu einem Leben außerhalb des etablierten System aufrufend, als Parole ausgab:
    „Destroy your name, become unlisted, go underground!“
    Nun beansprucht Hauschild – etwas zu vollmundig - die Lebensstationen des rätselhaften Autors bis zu seiner Flucht nach Mexiko durch umfangreiche Archivrecherchen nahezu lückenlos dokumentiert zu haben. Er konstatiert zudem , dass die Literaturwissenschaft sich „mit anhaltendem Eifer“ um Traven bemühe, was nicht wirklich der Fall ist – lange Zeit wurde das Werk Travens eher in die mit dem Makel des Trivialen behaftete Schublade ‚Abenteuerliteratur’ geschoben, von der bürgerlichen Literaturwissenschaft wurde es jahrzehntelang schlicht ignoriert; erst im Zuge der 68er Bewegung kam es zu einer Art Wiederentdeckung im deutschsprachigen Raum. Heute hat sein Werk einen unbestrittenen und gesicherten Platz in der deutschen, amerikanischen und mexikanischen Literaturgeschichte. Seine überaus erfolgreichen Bücher, ein gutes Dutzend Romane, von 1926 bis 1960 erschienen, fand weit über dreißig Millionen Leser weltweit und wurde in über zwanzig Sprachen übersetzt. Er zählte zu den Lieblingsautoren von Albert Einstein, Willy Brandt und Kurt Tucholsky. Seine Erzählungen und Romane sind inzwischen Gegnstand von internationalen und interdisziplinären Konferenzen.
    Hauschild beobachtet dennoch ein „Misstrauen an seinem Werk“. Grund dafür sei unsere literarische Überlieferung: In den deutschsprachigen Ländern gelte „das Exotische seit jeher als Grund des Trivialen“.
    Mit seiner Behauptung, dass die deutsche Literatur „keine koloniale Tradition“ kenne, liegt er jedenfalls deutlich daneben. Hätte er etwa die diesbezüglichen Untersuchungen eines H.C. Buch zur Kenntnis genommen, der seit Jahrzehnten zur Poetik des kolonialen Bliks in der deutschen Literatur arbeitet, wäre ihm diese Fehleinschätzung vielleicht nicht unterlaufen. Allein der Blick auf die reichhaltige deutsche Kolonialliteratur zum ehemaligen Deutsch-Südwestafrika hätte ihn ein Besseren belehrt.

    Ein weiteres Felhlurteil Hauschilds ist in seiner Kritik an der internationalen Travenforschung enthalten, wenn er meint, „dass sich die meisten Travenologen zu Erfüllungsgehilfen von Travens Verdunkelungsstrategie“ machten und er ihnen „eine Mischung aus Ahnungslosigkeit, Ignoranz und Verstocktheit“ vorwirft. So vergleicht er die biografische Travenforschung mit dem Berliner Ensemble unmittelbar nach dem Tode Brechts: „Der Intendant-Regisseur ist gestorben, aber die Inszenierungen finden in seinem Geist und mit Hilfe seiner Anweisungen statt, sie sind museal.“
    Fast jeder Protagonist der Travenforscher bekommt sein Fett ab.
    Die Ergebnisse seiner Auswertung von deutschen Archiven bringen ihn dazu, eine Hypothese zu untermauern, die bereits 1977 der BBC-Journalist Will Wyatt in seiner TV-Dokumentation mit dem Titel ‚A Search for B. Traven’ äußerte: Nachdem Travens Witwe eine Freigabeerklärung erteilt hatte, stellte Wyatt Anträge auf Akteneinsicht beim State Department, bei FBI und CIA, weiterhin beim britischen Home Office in London. Er konnte in jenen Akten, die 1923/1924 zum Fall Marut angelegt worden waren, sein Geständnis lesen, er heiße in Wahrheit Feige und sei in Schwiebus geboren, wo laut ihm laut einer Auskunft des dortigen Standesamtes bestätigt wurde, dass dort im Jahre 1882 ein Hermann Albert Otto Max Feige geboren worden sei. Später stellte sich heraus, dass das Kind zunächst den Namen seiner ledigen Mutter ‚Wienecke’ erhalten hatte; erst drei Monate später erfolgte mit der Eheschließung seiner Mutter mit dem Töpfer Adolf Feige die Anerkennung der Vaterschaft durch seinen Erzeuger.
    Hauschild bezeichnet die Argumente der Gegner von Wyatts These innerhalb der Travenforschung als "fadenscheinig" und "insgesamt haltlos" und meint nun definitiv des Rätsels Lösung zu wissen:
    Danach wurde Traven am 23. Februar 1882 als Otto Feige in Schwiebus geboren, wo er bei den Großeltern aufwuchs. 1896 absolvierte er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser in Schwiebus (heutiges Polen), wo er bis Oktober 1902 als Maschinenschlosser arbeitete. Von Oktober 1902 bis Herbst 1904 absovierte er seine Dienstzeit im Königlich Preußischen Westfälischen Jäger-Bataillon Nr. 7 in Bückeburg, arbeitete danach als Betriebsschlosser im niedersächsischen Wallensen und war für den Deutschen Metallarbeiterverband tätig.
    Am 6. August 1906 meldete er sich polizeilich in Gelsenkirchen an und begann seine publizistische Arbeit bei der ‚Metallarbeiter-Zeitung’. Im Oktober 1907 meldete er sich in Gelsenkirchen ab und begann unter dem Namen Ret Marut mit seiner Schauspielertätigkeit, die ihn durch zahlreiche Provinzen Deutschlands führte.
    Am 20. März 1912 wurde seine Tochter Irene Zielke in Danzig geboren. Im August 1912 meldete er sich in Düsseldorf an, wo er am Schauspielhaus Düsseldorf einen Drei-Jahres-Vertrag erhielt. Im November 1915 meldete er sich in München an, wo er sich am10. Juli 1917 als Inhaber eines Zeitschriften- und Buchverlages in die Gewerbeliste eintragen ließ. Am 1. September erschien Heft 1 des ‚Ziegelbrenner’. Alle weiteren Lebensdaten zu Ret Marut sind inzwischen schon seit langem relativ gut erforscht. Hauschilds Daten dazu erhalten im Wesentlichen nicht viel Neues.

    Beweiskräftig sind für den Literaturforscher neben Schriftvergleichen und stilistischen Ähnlichkeiten der Artikel feiges und Maruts vor allem die Ähnlichkeit zwischen Feige, Marut und Traven. In ihren Gesichtern erkennt er eine gleichbleibende Geometrie, um – sozusagen als Höhepunkt seiner kriminalistischen Recherchen - zu betonen: „Auch die Plastik der Ohrmuschel, die beim Menschen nicht weniger ausgeprägt ist als sein Fingerabdruck, erlaubt eine eindeutige Identifizierung.“
    Insgesamt lässt sich als Verdienst Hauschilds festhalten, dass er sich zweifellos mit neuen Erkenntnisse über die frühen Jahre Ret Maruts für die internationale Travenforschung verdient gemacht hat, besonders auch durch intensive Nutzung von bislang kaum erforschten Dokumentenkopien der B. Traven Collections an der University of California, Riverside. Die dort aufbewahrten Sammlungen (Archive of Ret Maruth & Der Ziegelbrenner, B. Traven Collection of Gerd Heidemann, Edgar Pässler Archive) scheinen eine bislang noch zu wenig eforschte Fundgrube zu sein, wenn man versuchen will, die immer noch bestehenden zahlreichen Forschungslücken zu schließen.
    Dennoch sollte er – bei aller kriminalistischer Forschungslust – nicht außer Acht lassen, was Torsten Seifert in seinem spannenden, 2017 völlig zurecht mit dem Blogbuster-Preis der Literaturblogger ausgezeichneten Roman ‚Wer ist B. Traven?’ dem Autor in den Mund legte:

    „Als seine Asche über dem Rio Jatate im Dschungel von Chiapas aus einem Flugzeug geschüttet wird, prallt ein Knochen, der nicht gänzlich verbrannt war, an die Scheibe der Chessna. So, als wollte Traven einen letzten Gruß senden und sagen: ‚Macht’s gut und zerbrecht euch nur weiter den Kopf über mich. Aber was ihr auch anstellt - die letzten Geheimnisse werdet ihr niemals erfahren.’“

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