Bär im Bierkrug, Gott und Teufel
Vierzehn Kriminalgeschichten
Blutrotes Alpenglühen: Krimi-Kurzgeschichten von Bestseller-Autor Herbert Dutzler. Mörderisch gut: Kurzgeschichten von Herbert Dutzler Gäbe es ein Rezept für den perfekten Alpenkrimi - Herbert Dutzler hätte es erfunden! Schon in der Bestseller-Serie um...
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Produktinformationen zu „Bär im Bierkrug, Gott und Teufel “
Klappentext zu „Bär im Bierkrug, Gott und Teufel “
Blutrotes Alpenglühen: Krimi-Kurzgeschichten von Bestseller-Autor Herbert Dutzler. Mörderisch gut: Kurzgeschichten von Herbert Dutzler Gäbe es ein Rezept für den perfekten Alpenkrimi - Herbert Dutzler hätte es erfunden! Schon in der Bestseller-Serie um Lieblingsermittler Franz Gasperlmaier hat Dutzler überaus erfolgreich bewiesen, wie genau er seine Heimat kennt und wie authentisch er sie darstellen kann. Wie bei einem heimlichen Blick durch ein ländliches Fenster entdeckt man in seinen Geschichten Vergnügliches, Aufregendes - und Abgründiges! Ob auf der Gartenschau in Bad Ischl, in der Tanzschule, auf dem Weihnachtsmarkt oder im Zug nach Innsbruck: Was die Altaussee-Krimis so erfolgreich macht, findet sich auch in diesen Kurzgeschichten - zwischen Almhütte im Zillertal und Landgasthof in Gmunden, zwischen Kleinstadt und Dorf. Eine Zugfahrt ins Jenseits und ein mysteriöser Gärtner Eine Zugfahrt, die im Jenseits endet. Ein Schülerstreich, der sich fatal verselbständigt. Ein Ehemann, der seine Schwiegermutter zum Schweigen bringen möchte. Ein Sanitäter, der noch viel mehr als Erste Hilfe leistet. Ein abgewiesener Verehrer, der seine Primaballerina ganz für sich haben will. Ein Weihnachtsmann, der tot aufgefunden wird - gleich neben der Initiative "Rettet das Christkind". Und ein Rosengärtner, der nicht nur Blumenzwiebeln eingräbt ... In diesem Band zeigt Herbert Dutzler die ganze vielseitige Breite seines Könnens als Krimiautor: Das Best-of aus seinen Krimi-Kurzgeschichten ist ein mörderisches Potpourri. Spannend, vergnüglich - und ein Muss für alle Dutzler-Fans! *********************************************************** >>Herbert Dutzler ist für mich mit Abstand der derzeit beste österreichische Krimiautor. Seine Romane um Franz Gasperlmaier sind längst Kult, und auch seine Krimikurzgeschichten haben Suchtpotential!<< >> Empfehlung für alle Krimi-Begeisterten: Kreuz und quer in Österreich spielen diese Krimi-Kurzgeschichten - eine jede ein eigener
... mehr
kleiner Krimikosmos und ein großes Vergnügen!<< ********************************************************* Preisgekrönte Krimis: 2014 vergab der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels 3 GOLDENE BÜCHER für die Krimi-Bestseller von Herbert Dutzler. ********************************************************* Bisher erschienen sind: - Letzter Kirtag - Letzter Gipfel - Letzte Bootsfahrt - Letzter Saibling - Letzter Applaus - Gasperlmaier - Die ersten 3 Altaussee-Krimis in einem Band ********************************************************* "urig amüsant und dabei grandios spannend" BuchMarkt, Jörn Meyer "Wirklich eine Mordsgaudi" Vormagazin, Erich Demmer ********************************************************* "urig amüsant und dabei grandios spannend" BuchMarkt, Jörn Meyer "Wirklich eine Mordsgaudi" Vormagazin, Erich Demmer
... weniger
Lese-Probe zu „Bär im Bierkrug, Gott und Teufel “
Herbert Dutzler - Bär im Bierkrug, Gott und TeufelMarillenmarmelade für Mamá
... mehr
Meiner Frau fehlen die Beweise, um mich der Polizei auszuliefern.
Dennoch bin ich gänzlich in ihrer Hand.
Ich habe den Tod meiner Schwiegermutter geplant
und veranlasst, sie also gewissermaßen ermordet. Ich
war überzeugt, es wäre zum Besten aller Beteiligten.
Nach ihrem Tod, so hatte ich gehofft, würden meine Frau
und ich endlich wieder harmonische Zweisamkeit genießen
können.
Nach den langen Jahren der Kindererziehung hatten
wir endlich begonnen, wieder zu dem Leben zurückzukehren,
das wir geliebt hatten. Gemeinsame Wanderungen,
Radtouren, Langlaufen, Skiausflüge, darauf hatte ich
jahrzehntelang verzichten müssen. Gerne und freiwillig
begleitete ich meine Frau auch auf Städtereisen und zum
Shopping, obwohl diese Form der Freizeitgestaltung
nicht zu meinen Vorlieben zählt.
Eine Krankheit meiner Schwiegermutter führte jedoch
binnen kurzem zu fortschreitender Demenz und
Pflegebedürftigkeit. Was meine Frau dazu veranlasste,
von gemeinsamen Unternehmungen mit mir immer öfter
abzusehen, um in ihrer kargen Freizeit ihre Mutter - soweit
möglich - zu pflegen.
In diesen Wochen und Monaten begann meine Frau in
Depressionen zu verfallen, obwohl ich in unserem eigenen
Haushalt fast alle Pflichten auf mich genommen hatte.
Unmittelbar nach der Arbeit fuhr sie zu ihrer Mutter
und sank dann oft erst um neun, zehn Uhr abends völlig
erschöpft zu Hause auf ein Sofa. Versuche meinerseits,
sie mit kleinen Köstlichkeiten zu verwöhnen, scheiterten
meist, da sie nichts anderes wollte, als schlafen zu gehen.
Auch die Wochenenden vergingen mit Krankenbesuchen
und Besorgungen für Mamá.
Ich geriet in düstere Stimmungen. Meine Vorhaltungen,
soweit möglich sachlich und ruhig vorgebracht,
verfehlten ihre Wirkung. Sie solle die Schwiegermutter
professioneller Pflege überlassen. Erwägen, sie in ein Seniorenheim
zu übersiedeln. Mobile Pflegeeinrichtungen
in Anspruch nehmen. All dies lehnte meine Frau, gegen
jede Vernunft, rundweg ab. Natürlich kam es auch, das
möchte ich keineswegs in Abrede stellen, zu unschönen
Szenen zwischen uns. Mein zunehmender Alkoholkonsum
wurde nur noch durch den Medikamentenmissbrauch
meiner Frau übertroffen. So konnte, so durfte es
nicht weitergehen.
So sann ich auf Abhilfe. Ich begann, meine Frau zuweilen
zu bitten, von der Pflege ihrer Mutter zu erzählen,
was sie nach anfänglicher Skepsis bereitwillig und
ausführlich tat. Ich interessierte mich vor allem für die
Gefahren, denen sich meine Schwiegermutter unbewusst
aussetzte, denn sie mochten Ansätze zur endgültigen Lösung
des Problems bieten. So erfuhr ich zum Beispiel von
ihrer - für eine Frau ihres Alters ungewöhnlichen - riskanten
Gewohnheit, in ihrem Lehnstuhl Zigaretten zu
rauchen. Oft verfehlte sie beim Abklopfen der Asche den
bereitgestellten Aschenbecher, manchmal entfiel ihr eine
brennende Zigarette, gelegentlich schlief sie mit einer
solchen zwischen den Fingern einfach ein. Brandlöcher
in Teppich und Stuhlpolsterung waren bislang leider
die einzigen Folgen geblieben. Auch versuchte sie immer
noch, selbst Essen zu kochen, und vergaß dabei in
schöner Regelmäßigkeit Töpfe und Pfannen auf glühend
heißen Herdplatten, die meine Frau aber bisher noch immer
rechtzeitig hatte abschalten können.
Weiters hatte sie mir erzählt, dass Mamá mit ihrem
Rollstuhl nur noch im Erdgeschoß ihres Hauses manövrierfähig
war, dass jedoch die Kellertreppe eine unkalkulierbare
Gefahrenquelle darstellte. Die Tür zu derselben,
die bisher meist offen gestanden war, hatte meine Frau
mittlerweile abgesperrt und den Schlüssel abgezogen
und versteckt. Bei Mamá hatte diese Vorgangsweise Tobsuchtsanfälle
ausgelöst. Man entmündige sie.
Je unerträglicher unser gemeinsames Leben wurde -
aufgrund des seelischen Zustandes meiner Frau war auch
jedes Sexualleben zum Erliegen gekommen -, desto mehr
wuchs in mir der Wunsch, den Pflegling gänzlich aus unserem
gemeinsamen Leben entfernt zu sehen. Die Frage
war nur, ob ich überhaupt dazu in der Lage wäre, eine
vage Phantasie zuerst in einen konkreten Plan und danach
in eine Tat umzusetzen.
Ich begann, meine Frau öfters zu begleiten unter dem
Vorwand, zur Hand gehen zu wollen. Bei diesen Gelegenheiten
versuchte ich genau zu beobachten, wann und wie
meine Schwiegermutter in eventuell Erfolg versprechende
gefährliche Situationen geriet. Es blieb leider jedoch
vorerst bei der Hoffnung, die Nikotinsucht der Schwiegermutter
möge irgendwann eine Lösung herbeiführen.
Endlich, nachdem ich fünf quälende Samstage im Moder
der Krankheit und des Alters verbracht hatte, trat die
ersehnte Situation ein. Wir saßen bei Kaffee und Kuchen.
Mamá liebte Hefegebäck mit Butter und Marillenmarmelade
zu dünnem Filterkaffee, der ihr nicht süß genug sein
konnte. Das Glas Marillenmarmelade auf dem Tisch war
nahezu leer, sodass meine Frau ein frisches holen musste.
Die - natürlich von meiner Frau - selbst eingekochten
Marmeladen waren im Keller eingelagert. Meine Gattin
bat mich, darauf zu achten, dass Mamá nicht in die Nähe
der Kellertreppe komme, sie fahre ihr gelegentlich nach,
wenn sie zu lange fortbleibe.
Tatsächlich wurde Mamá unruhig, sobald meine Frau
das Zimmer verlassen hatte, fragte und rief nach ihr. Ich
ließ sie gewähren. Sekunden später schob sie ihren Rollstuhl
langsam an, rollte, immer wieder unter Stöhnen an8
schiebend, durch die Küche und war eben auf der Schwelle
zum Vorzimmer, direkt gegenüber der Kellertür, als
ich sie anhielt. Begütigend erklärte ich, meine Frau käme
gleich, sie solle sich beruhigen. Sie fuhr jedoch fort, nach
ihrer Tochter zu rufen, als hätte sie mich nicht verstanden,
bis meine Frau atemlos aus dem Keller gehetzt kam.
Meine Phantasie reifte zum Vorhaben. Noch war ich
überzeugt, niemals einen Mord vollbringen zu können,
doch ein Zufall kam mir zu Hilfe. Meine Frau erkrankte
und beauftragte mich, so schwer es ihr fiel, mit der Betreuung
von Mamá.
Ich will es kurz machen: Während meine Schwiegermutter
fortwährend nach ihrer abwesenden Tochter rief,
bereitete ich Kaffee zu, stellte frisch gekauftes Hefegebäck
auf den Tisch, deckte den Tisch und erklärte Mamá, dass
ich die Marillenmarmelade erst aus dem Keller holen
müsse.
Hinter der Tür eines Kellerraums wartete ich, bis ihre
Rufe näher kamen. Der sprichwörtliche Angstschweiß
stand mir im Gesicht, ich zitterte, mein Puls raste. Immer
wieder liest oder hört man in Medien von kaltblütigen
Tätern, die ihre Verbrechen begehen, ohne mit der
Wimper zu zucken. Was für ein Unfug. Sie haben keine
Ahnung, wie belastend eine Mordtat ist. Emotionslose
Killer - völliger Unsinn. Schon vor dem Tod des Opfers
ist man dem Zusammenbruch nahe. Ich schlotterte, und
mehr als nur meine Wimpern zuckten.
Die Rufe kamen näher, sie musste am oberen Ende
der Treppe angehalten haben. Wieder rief sie nach ihrer
Tochter. Um die Sache zu beschleunigen, rief ich mit
verstellter Stimme um Hilfe. Wenig später krachte und
polterte es, Mamá stöhnte kurz auf, dann Stille. Ich wagte
mich nicht aus meinem Versteck. Wenn sie nun noch
lebte? Mehrmals glaubte ich, ein Ächzen und Stöhnen
zu vernehmen, das aber leiser wurde. Auch die Abstände
© HAYMON verlag
Meiner Frau fehlen die Beweise, um mich der Polizei auszuliefern.
Dennoch bin ich gänzlich in ihrer Hand.
Ich habe den Tod meiner Schwiegermutter geplant
und veranlasst, sie also gewissermaßen ermordet. Ich
war überzeugt, es wäre zum Besten aller Beteiligten.
Nach ihrem Tod, so hatte ich gehofft, würden meine Frau
und ich endlich wieder harmonische Zweisamkeit genießen
können.
Nach den langen Jahren der Kindererziehung hatten
wir endlich begonnen, wieder zu dem Leben zurückzukehren,
das wir geliebt hatten. Gemeinsame Wanderungen,
Radtouren, Langlaufen, Skiausflüge, darauf hatte ich
jahrzehntelang verzichten müssen. Gerne und freiwillig
begleitete ich meine Frau auch auf Städtereisen und zum
Shopping, obwohl diese Form der Freizeitgestaltung
nicht zu meinen Vorlieben zählt.
Eine Krankheit meiner Schwiegermutter führte jedoch
binnen kurzem zu fortschreitender Demenz und
Pflegebedürftigkeit. Was meine Frau dazu veranlasste,
von gemeinsamen Unternehmungen mit mir immer öfter
abzusehen, um in ihrer kargen Freizeit ihre Mutter - soweit
möglich - zu pflegen.
In diesen Wochen und Monaten begann meine Frau in
Depressionen zu verfallen, obwohl ich in unserem eigenen
Haushalt fast alle Pflichten auf mich genommen hatte.
Unmittelbar nach der Arbeit fuhr sie zu ihrer Mutter
und sank dann oft erst um neun, zehn Uhr abends völlig
erschöpft zu Hause auf ein Sofa. Versuche meinerseits,
sie mit kleinen Köstlichkeiten zu verwöhnen, scheiterten
meist, da sie nichts anderes wollte, als schlafen zu gehen.
Auch die Wochenenden vergingen mit Krankenbesuchen
und Besorgungen für Mamá.
Ich geriet in düstere Stimmungen. Meine Vorhaltungen,
soweit möglich sachlich und ruhig vorgebracht,
verfehlten ihre Wirkung. Sie solle die Schwiegermutter
professioneller Pflege überlassen. Erwägen, sie in ein Seniorenheim
zu übersiedeln. Mobile Pflegeeinrichtungen
in Anspruch nehmen. All dies lehnte meine Frau, gegen
jede Vernunft, rundweg ab. Natürlich kam es auch, das
möchte ich keineswegs in Abrede stellen, zu unschönen
Szenen zwischen uns. Mein zunehmender Alkoholkonsum
wurde nur noch durch den Medikamentenmissbrauch
meiner Frau übertroffen. So konnte, so durfte es
nicht weitergehen.
So sann ich auf Abhilfe. Ich begann, meine Frau zuweilen
zu bitten, von der Pflege ihrer Mutter zu erzählen,
was sie nach anfänglicher Skepsis bereitwillig und
ausführlich tat. Ich interessierte mich vor allem für die
Gefahren, denen sich meine Schwiegermutter unbewusst
aussetzte, denn sie mochten Ansätze zur endgültigen Lösung
des Problems bieten. So erfuhr ich zum Beispiel von
ihrer - für eine Frau ihres Alters ungewöhnlichen - riskanten
Gewohnheit, in ihrem Lehnstuhl Zigaretten zu
rauchen. Oft verfehlte sie beim Abklopfen der Asche den
bereitgestellten Aschenbecher, manchmal entfiel ihr eine
brennende Zigarette, gelegentlich schlief sie mit einer
solchen zwischen den Fingern einfach ein. Brandlöcher
in Teppich und Stuhlpolsterung waren bislang leider
die einzigen Folgen geblieben. Auch versuchte sie immer
noch, selbst Essen zu kochen, und vergaß dabei in
schöner Regelmäßigkeit Töpfe und Pfannen auf glühend
heißen Herdplatten, die meine Frau aber bisher noch immer
rechtzeitig hatte abschalten können.
Weiters hatte sie mir erzählt, dass Mamá mit ihrem
Rollstuhl nur noch im Erdgeschoß ihres Hauses manövrierfähig
war, dass jedoch die Kellertreppe eine unkalkulierbare
Gefahrenquelle darstellte. Die Tür zu derselben,
die bisher meist offen gestanden war, hatte meine Frau
mittlerweile abgesperrt und den Schlüssel abgezogen
und versteckt. Bei Mamá hatte diese Vorgangsweise Tobsuchtsanfälle
ausgelöst. Man entmündige sie.
Je unerträglicher unser gemeinsames Leben wurde -
aufgrund des seelischen Zustandes meiner Frau war auch
jedes Sexualleben zum Erliegen gekommen -, desto mehr
wuchs in mir der Wunsch, den Pflegling gänzlich aus unserem
gemeinsamen Leben entfernt zu sehen. Die Frage
war nur, ob ich überhaupt dazu in der Lage wäre, eine
vage Phantasie zuerst in einen konkreten Plan und danach
in eine Tat umzusetzen.
Ich begann, meine Frau öfters zu begleiten unter dem
Vorwand, zur Hand gehen zu wollen. Bei diesen Gelegenheiten
versuchte ich genau zu beobachten, wann und wie
meine Schwiegermutter in eventuell Erfolg versprechende
gefährliche Situationen geriet. Es blieb leider jedoch
vorerst bei der Hoffnung, die Nikotinsucht der Schwiegermutter
möge irgendwann eine Lösung herbeiführen.
Endlich, nachdem ich fünf quälende Samstage im Moder
der Krankheit und des Alters verbracht hatte, trat die
ersehnte Situation ein. Wir saßen bei Kaffee und Kuchen.
Mamá liebte Hefegebäck mit Butter und Marillenmarmelade
zu dünnem Filterkaffee, der ihr nicht süß genug sein
konnte. Das Glas Marillenmarmelade auf dem Tisch war
nahezu leer, sodass meine Frau ein frisches holen musste.
Die - natürlich von meiner Frau - selbst eingekochten
Marmeladen waren im Keller eingelagert. Meine Gattin
bat mich, darauf zu achten, dass Mamá nicht in die Nähe
der Kellertreppe komme, sie fahre ihr gelegentlich nach,
wenn sie zu lange fortbleibe.
Tatsächlich wurde Mamá unruhig, sobald meine Frau
das Zimmer verlassen hatte, fragte und rief nach ihr. Ich
ließ sie gewähren. Sekunden später schob sie ihren Rollstuhl
langsam an, rollte, immer wieder unter Stöhnen an8
schiebend, durch die Küche und war eben auf der Schwelle
zum Vorzimmer, direkt gegenüber der Kellertür, als
ich sie anhielt. Begütigend erklärte ich, meine Frau käme
gleich, sie solle sich beruhigen. Sie fuhr jedoch fort, nach
ihrer Tochter zu rufen, als hätte sie mich nicht verstanden,
bis meine Frau atemlos aus dem Keller gehetzt kam.
Meine Phantasie reifte zum Vorhaben. Noch war ich
überzeugt, niemals einen Mord vollbringen zu können,
doch ein Zufall kam mir zu Hilfe. Meine Frau erkrankte
und beauftragte mich, so schwer es ihr fiel, mit der Betreuung
von Mamá.
Ich will es kurz machen: Während meine Schwiegermutter
fortwährend nach ihrer abwesenden Tochter rief,
bereitete ich Kaffee zu, stellte frisch gekauftes Hefegebäck
auf den Tisch, deckte den Tisch und erklärte Mamá, dass
ich die Marillenmarmelade erst aus dem Keller holen
müsse.
Hinter der Tür eines Kellerraums wartete ich, bis ihre
Rufe näher kamen. Der sprichwörtliche Angstschweiß
stand mir im Gesicht, ich zitterte, mein Puls raste. Immer
wieder liest oder hört man in Medien von kaltblütigen
Tätern, die ihre Verbrechen begehen, ohne mit der
Wimper zu zucken. Was für ein Unfug. Sie haben keine
Ahnung, wie belastend eine Mordtat ist. Emotionslose
Killer - völliger Unsinn. Schon vor dem Tod des Opfers
ist man dem Zusammenbruch nahe. Ich schlotterte, und
mehr als nur meine Wimpern zuckten.
Die Rufe kamen näher, sie musste am oberen Ende
der Treppe angehalten haben. Wieder rief sie nach ihrer
Tochter. Um die Sache zu beschleunigen, rief ich mit
verstellter Stimme um Hilfe. Wenig später krachte und
polterte es, Mamá stöhnte kurz auf, dann Stille. Ich wagte
mich nicht aus meinem Versteck. Wenn sie nun noch
lebte? Mehrmals glaubte ich, ein Ächzen und Stöhnen
zu vernehmen, das aber leiser wurde. Auch die Abstände
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Autoren-Porträt von Herbert Dutzler
Herbert Dutzler, geboren 1958, aufgewachsen in Schwanenstadt und Bad Aussee, lebt als Lehrer und LehrerInnenbildner in Schwanenstadt - und ist mit seinen Krimis um den liebenswürdigen Altausseer Polizisten Gasperlmaier Autor einer der erfolgreichsten österreichischen Krimiserien. Bisher erschienen bei HAYMONtb die ersten fünf Fälle: "Letzter Kirtag" (2011), "Letzter Gipfel" (2012), "Letzte Bootsfahrt" (2013), "Letzter Saibling" (2014) sowie zuletzt "Letzter Applaus" (2015). Mit "Bär im Bierkrug, Gott und Teufel" (2015) legte Herbert Dutzler außerdem einen Band mit Krimikurzgeschichten vor.
Bibliographische Angaben
- Autor: Herbert Dutzler
- 2016, 2. Aufl., 176 Seiten, Maße: 13,4 x 21,3 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Haymon Verlag
- ISBN-10: 3709972329
- ISBN-13: 9783709972328
- Erscheinungsdatum: 18.12.2015
Kommentare zu "Bär im Bierkrug, Gott und Teufel"
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