Das Werk der Teufelin / Begine Almut Bossart Bd.2
Köln, 1376: Der bedeutende Domherr Sigbert stirbt unter mysteriösen Umständen. Als sich daraufhin weitere Unglücksfälle häufen, machen sich Pater Ivo und die energische Begine Almut auf die Mörderjagd. Dabei geraten die...
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Köln, 1376: Der bedeutende Domherr Sigbert stirbt unter mysteriösen Umständen. Als sich daraufhin weitere Unglücksfälle häufen, machen sich Pater Ivo und die energische Begine Almut auf die Mörderjagd. Dabei geraten die beiden in so manch zwielichtige Ecke des mittelalterlichen Kölns.
Origineller historischer Spannungsroman!
Köln, anno domini 1376. "Sucht die Teufelin bei den Beginen!" Schockiert vernimmt der Benediktinerpater Ivo die letzten Worte eines einflussreichen Domherrn, der mysteriöserweise unter einer herabstürzenden Glocke stirbt. Aber an wen sollte der Domherr bei dieser düsteren Aufforderung gedacht haben? Hat womöglich Pater Ivos spezielle Freundin Almut Bossart, die scharfzüngige junge Begine vom Konvent am Eigenstein, mit dem Vorfall zu tun?
Alle historischen Romane um die Begine Almut Bossart
Band 1 - Der dunkle Spiegel
Band 2 - Das Werk der Teufelin
Band 3 - Die Sünde aber gebiert den Tod
Band 4 - Die elfte Jungfrau
Band 5 - Das brennende Gewand
Das Werk der Teufelin von Andrea Schacht
LESEPROBE
1. Kapitel
Domherr Sigbertvon Antorpf verfluchte die
Langsamkeit der Träger. Er fluchteauch über
den Zustand der Straße und dieunnötigen Aufenthalte,
denn Söldner hatten ihre Lagerzwischen Bonn
und Köln aufgeschlagen. Er fluchteebenfalls darüber,
in einer schwankenden Sänfte reisenzu müssen, die
ihm Übelkeit verursachte. Aber dieWunde schmerzte
nach wie vor, selbst wenn sieinzwischen verheilt war.
An Reiten war überhaupt nicht zudenken. Vor allem
aber verfluchte der Domherr die Teufelin, die sie ihm
zugefügt hatte. Dieses heimtückischeFrauenzimmer
war der Grund für seinebeschwerliche Reise - oder
besser gesagt, einer der Gründe. Siewar ihm entwischt,
just als er sie zur Rechenschaftziehen wollte.
Und es war ihr, wie auch immer,gelungen, in den
Wirren der kriegerischenAuseinandersetzungen zwischen
dem Erzbischof von Köln und dem Ratder Stadt
irgendwo wie ein scheues WildUnterschlupf zu finden.
Er hatte ihre Fährte bis kurz hinterBonn verfolgt,
aber stets war sie ihm einen oderzwei Tage voraus.
Dieser Tag neigte sich nun schonwieder dem Ende
zu, und er wies die lahmen Trottel,die seine Sänfte trugen,
an, an dem Gasthaus vor ihnenanzuhalten und ihn
dort abzusetzen. Stöhnend undsteifbeinig wuchtete er
seinen massigen Körper von dem Sitzund stützte sich
schwer auf den schwarzen Knüttel,der ihm als Stock
und gegebenenfalls auch als Waffediente. Viel versprechend
sah das Haus nicht aus, und dasGelärme ließ
darauf schließen, dass hier lästigesKriegsvolk Einkehr
gehalten hatte. Aber der Domherrfühlte sich außer
Stande, nur noch einen Schrittweiter zu reisen. So gab
er seinem Diener den Befehl, für einstandesgemäßes
Nachtlager zu sorgen. UnterUmständen war es sogar
von Nutzen, dass sich zahlreicheGäste hier aufhielten.
Möglicherweise hatte der eine oderandere die flüchtige
kleine Hure gesehen.
In der Tat hatte man sie gesehen,und ihre Spur führte
nach Köln.
Was der Domherr nicht wahrnahm, wardie junge,
verhärmte Frau, die, als sie seineransichtig wurde, hurtig
in den herbstlich langen Schattender Bäume verschwand
und sich trotz ihrer Erschöpfung unddes
Hungers nicht mehr im Gasthaus sehenließ.
2. Kapitel
Es war ein heiterer Tag, die Luftwar noch sommerlich
warm, wenn auch bereits ein Hauchvon
Herbst in dem milden Wind lag, derüber die
engen Wege zwischen den Feldernstrich und den trockenen
Staub aufwirbelte. Der Duft von Heu,reifen
Äpfeln und der leicht säuerlicheGeruch der Gärung lag
darin, aber ebenfalls eine Spur desfauligen Brodems,
der aus dem Uferschlamm des Rheinsaufstieg. Nach
den heißenSommermonatenführte der Fluss jetzt nur
noch wenig Wasser.
Drei Beginen,in schlichte graue Kleider gewandet,
züchtig die Haare mit den weißen Gebänden und
Schleiern bedeckt, wanderten mitKörben voller Äpfeln
vom AltenbergerHof zurück zu ihrem Heim in der
Nähe des Eigelstein-Tores.Sie hatten vom Gutsbesitzer
die Erlaubnis erhalten,das Streuobst auf seinen
Wiesen zu sammeln, als Dank fürihren Beistand bei
der Bestattung eines alten, treuenVerwalters.
»Ein bisschen knauserig, der Kniesbüggel. Streuobst
Ich bitte euch! Und voller Wespen!Dabei habe
ich mir die Seele aus dem Leibgeschluchzt, als sie den
alten Jobst unter die Erde gebrachthaben!«
Thea, die geradezu professionell dieRolle des Klageweibes
beherrschte, war schlecht gelaunt,wie schon
häufiger in den vergangenen Wochen.
»Ach, was soll s, Thea. Gertrud wirdeinen wunderbaren
Apfelwein daraus bereiten, und wenndu ihn
trinkst, wirst du dem Kniesbüggel noch dankbar sein.
Außerdem war es doch ein schöner Tagheute!«
Almut, die jüngste der drei Beginen, redete ihrer älteren
Begleiterin besänftigend zu. Sieselbst fühlte sich
wohlig müde und entspannt nach einemTag leichter
Arbeit in der Sonne und der frischenLuft. Mit einem
kraftvollen Schwung wechselte sieden schweren Korb
vom rechten Arm zum linken, griffdann hinein, um
einen der rotbackigen Äpfelherauszuholen und herzhaft
hineinzubeißen.
»Wir sollen nicht unbescheidensein«, meinte sie
leicht dahin, während sie sich denSaft von den Lippen
leckte. »Wir haben nicht nurFallobst in unseren Körben,
wie du siehst. Es sindvon einem der Bäume auch
eine ganze Menge schöner Äpfel heruntergefallen,nachdem
ich gegen den Stamm gestolpert bin.Die werden
zum Christfest noch herrlicheBratäpfel geben.«
»Du hast schon eine sehr merkwürdigeArt zu stolpern,
Almut.« Theas verbiesterte Mienehellte sich auf,
als sie sich daran erinnerte, wieAlmut den Baumstamm
gerüttelt hatte, wodurch die Früchtenur so herunterprasselten.
»Ja, ich bin entsetzlichungeschickt. Morgen solltet
ihr jemand anderen mitnehmen, umStreuobst zu sammeln.«
»Mal sehen.«
Zufrieden mit dieser Antwortwanderte Almut weiter
zwischen den beiden voran undbemerkte dabei nicht,
wie ihre dritte Begleiterin, Rigmundis, schweigsam und
immer matter wurde.
Das Missgeschick geschah, als sieschon in Sichtweite
der Mauer waren, die ihr Heim umgab.Dort hatten
die Karren und Fuhrwerke tiefeSpuren in den
weichen Untergrund gegraben, derjetzt durch die anhaltende
Trockenheit hart wie Stein gewordenwar. Rigmundis
schwankte, trat ungeschickt in eineFahrspur,
knickte mit dem Fuß um und stürzteauf den Wegesrand.
Der Korb landete sanfter als sie,und nur wenige
Äpfel kollerten heraus. Sie gabeinen überraschten
Schrei von sich und blieb liegen.
»Hoppla, was machst du denn!«
Almut stellte ihren Korb ab undbückte sich zu der älteren
Frau, damit sie ihr beim Aufstehenhelfen konnte.
Rigmundis ergriff ihre Hand, um sichhochzuziehen,
musste aber mit einem gequältenStöhnen liegen bleiben.
»Es geht nicht, Almut, mein Fußschmerzt entsetzlich!«
»Hast du dir den Knöchel verrenkt?«
»Nicht nur das, mir ist soschwindelig, und dieser
Wespenstich auf meiner Hand pocht soschrecklich.«
Sie zeigte ihre Hand, die starkangeschwollen und
glänzend rot geworden war.
»Ei wei!Thea, gehst du bitte zur Pforte und bittest
Mettel und Bela darum, herzukommen und mirzu helfen?
Sie sollen eines der Brettermitbringen, die im Hof
liegen.«
Wortlos machte sich Thea auf denWeg, während
Almut Rigmundishalf, sich in eine bequemere Lage
aufzusetzen. Zum Glück kamen diebeiden Beginen,
junge, kräftige Frauen, sogleichangelaufen, und gemeinsam
schafften sie es, sie auf dem Brettsitzend in den
Hof und anschließend die Stiegenhinauf in ihre Wohnung
zu tragen.
Einige Zeit später stand Almut anihrem Lager und
sah zu, wie Magda den verrenkten Fußfest bandagierte.
»Mir ist so heiß«, stöhnte dieVerletzte und wälzte
sich unbehaglich hin und her.
Almut legte ihr die Hand auf dieStirn und schüttelte
den Kopf. »Magda, ich fürchte, siehat hohes Fieber. Es
war ihr schon vorhin schwindeliggeworden. Zu dumm,
dass unsere Apothekerin nicht hierist.«
»Elsa kommt erst am Freitag wieder.Aber ich könnte
ihr eine Botschaft schicken, wenn esschlimmer wird.«
Magda war die Meisterin der Beginen, das gewählte
Oberhaupt der kleinen Gemeinschaftvon zwölf Frauen,
die gemeinsam lebten und arbeiteten.
»Rigmundis,hast du weitere Schmerzen außer
denen in deinem Fuß?«
»Dieser Wespenstich tut mir weh. Undmir ist so
heiß, ich brenne!«
Sie zerrte an ihren Kleidern. VollerBesorgnis sahen
sich Almut und Magda an. Die letztePest-Epidemie
war zwar schon beinahe dreißig Jahreher, aber die
Furcht vor der Seuche war beidendurchaus gegenwärtig.
Sie halfen Rigmundis,die eng gebundene Kopftracht
abzulegen und die Kleider zu lösen,dann wickelten sie
sie in ihre Decken. ( )
© BlanvaletVerlag
Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.
- Autor: Andrea Schacht
- 2006, 380 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442364663
- ISBN-13: 9783442364664
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