Blindfisch

Lon, am seltenen Usher-Syndromerkrankt, hat sich bereits an ein Leben mit Hörgerät gewöhnt und ist
sportlich, beliebt und sympathisch. Als sich nun auch das Sehvermögen anfängt zu verschlechtern,
versucht Lon sich noch mehr Zeit im “normalen” Leben zu geben und weiht niemanden ein. Das
macht den Alltag nicht gerade einfacher, vor allem wenn man sich al Jugendlicher sowieso noch mit
anderen Dingen auseinandersetzen muss: Liebe, Freundschaft, Familie und Sexualität.

Die Kapitel sind kurz, häufig einfache Sätze wie Gedankenfetzen, ein sparsamer aber gewählter
Umgang mit den Worten, die Lons Gefühlslage aus der Ich-Perspektive auf den Punkt bringen.
Gedanken, die sich ein gesunder Mensch nicht machen muss. wie wird es sein, wenn alle einen sehen
aber man selbst nicht mehr, wenn man altert, das eigene Umfeld im Kopf aber immer jung aussehen
wird? Wie viel Selbstständigkeit wird noch bleiben, genau das, wonach sich doch alle Jugendlichen
sowieso sehnen?

Queerness durchzieht den Roman ganz nebenbei, sie wird nicht großartig thematisiert, sie ist einfach
da und bereit niemandem ein Problem, das ist eine erfrischende Herangehensweise. Tatsächlich könnte
Lon sowohl weiblich als auch männlich sein, es gibt wenige bis gar keine Stellen, die eindeutige
Aussagen treffen. Die Geschichte hätte auch kaum Raum gegeben, dies noch weiter zu thematisieren,
das eigentliche Thema kam schon etwas zu kurz. Man würde gerne mehr über die Krankheit, die
Ursachen und den Verlauf erfahren, auch das Ende war sehr abrupt. Aber gerade wegen dieser Kürze
ist Lons seltenes Schicksal ein umso intensiveres Leseerlebnis welches man gar nicht aus der Hand
legen möchte.

"Blindfisch" richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren und ist aus der Sicht des Hauptprotagonisten Lon geschrieben. Er hat eine seltene Krankheit, bei der Taub- und Blindheit auftreten, letzteres allerdings erst im Jugendalter. Mit seinem Hörgerät kommt er relativ gut in seinem Alltag zurecht, jetzt bemerkt er jedoch eine Veränderung seiner Sehkraft. Lon behält dies sehr lange für sich und vertraut sich nicht mal seinem Arzt an. Erst als er auf der Klassenfahrt an seine Grenzen stößt und noch mit weiteren Jugendproblemen zu kämpfen hat, bricht seine Schale.

Die Kapitel sind sehr kurz, weshalb man das Buch in sehr kurzer Zeit lesen kann. Der Schreibstil ist ebenfalls eher kurz gehalten, wenig emotional und teilweise tiefgreifend, fast peotisch. Trotz der fehlenden Emotionalität konnte ich Lons Gefühle nachvollziehen, auch wenn ich ihn nicht immer verstehen konnte. Gut gefallen haben mir auch die bildhaften Schilderungen von dem, was Lon sieht und wie er sich zurechtfindet.

Neben dem Thema Krankheit wird auch sexuelle Orientierung und Homosexualität behandelt. Dies passt gut in ein Jugendbuch und spiegelt Vielfalt wieder. Inhaltlich fand ich gerade das Ende nicht ganz nachvollziehbar bzw. realistisch.

Insgesamt ein etwas anderes Jugendbuch, sowohl wegen des Themas, als auch durch den besonderen Schreibstil. Ich kann mir vorstellen, dass die Textmenge für das Alter ansprechend ist und die Möglichkeit bietet, sich in eine andere Lage zu versetzen. Für den Umfang finde ich das Buch aber etwas teuer.