Bruderdienst
Roman
Es kursieren Gerüchte, dass Nordkorea eine Atombombe verkauft hat. BND-Agent Karl Müller geht der Sache auf den Grund.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Bruderdienst “
Es kursieren Gerüchte, dass Nordkorea eine Atombombe verkauft hat. BND-Agent Karl Müller geht der Sache auf den Grund.
Klappentext zu „Bruderdienst “
Ein Mann kämpft gegen die Übermacht des BösenDer BND hat Jacques Berndorf, dem sensationell erfolgreichen Autor der Eifel-Krimis, als erstem Außenstehenden seine Tore zu Recherchezwecken geöffnet. Jetzt legt Berndorf seinen zweiten Thriller um BND-Agent Karl Müller vor. In der Welt der Geheimdienste und Sicherheitsexperten kursieren Gerüchte, dass Nordkorea eine Atombombe verkauft hat. Die Hintergründe des Geschäfts liegen völlig im Dunklen. Klar ist nur: Die Folgen für die Welt könnten verheerend sein.
Die westlichen Geheimdienste befinden sich in höchster Alarmbereitschaft. Der völlig verarmte nordkoreanische Staat hat 300 Mercedeslimousinen der S-Klasse bestellt. Die Hinweise mehren sich, dass das Land einen lukrativen, aber folgenschweren Deal ausgehandelt und eine Atombombe verkauft hat. Als Müller, der beste Mann des BND, nach Seoul geschickt wird, ist nur so viel bekannt: Auf ein Hilfeersuchen des amerikanischen Bruderdienstes hin soll er einen Mann aus Nordkorea herausholen. In dem festen Glauben, dass in dieser Situation alle westlichen Geheimdienste an einem Strang ziehen, macht sich Müller auf den Weg. Und tatsächlich gelingt es ihm, den liebenswürdigen Nordkoreaner Kim aus dem Gelben Meer zu fischen. Doch kaum haben die beiden Männer Seoul erreicht, stehen sie auch schon gnadenlos unter Beschuss. Müller weiß, dass er mit Kim die vielleicht einzige zuverlässige Quelle in Sachen Atombombe in seiner Hand hat - aber mit diesem Wissen ist er ganz offensichtlich nicht allein.
Lese-Probe zu „Bruderdienst “
Bruderdienst von Jacques Berndorf LESEPROBE
ERSTES KAPITEL
Am Ende der chaotischen Tage, als sicher schien, dass der Planet morgen noch existieren würde, kam das große Aufatmen, und man machte sich daran, Bilanz zu ziehen. Dabei gelangte man zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Im Wesentlichen gab es zwei Fraktionen. Die Gegner des Geheimdienstes behaupteten steif und fest, die Truppe des BND mit ihrem Chef Krause habe unendliches Glück gehabt, mit vollen Händen in den dicken Schlamm gegriffen und ausgerechnet das gefunden, was sie zu finden gehofft hatte. Die Befürworter des Dienstes waren dagegen der Meinung, dass allein die genialen Projektionen und Rückschlüsse der Profis die Katastrophe abgewendet hätten.
Diejenigen, die die nervtötende und zuweilen brutale Arbeit verrichtet hatten, schwiegen, was ihnen prompt als Arroganz ausgelegt wurde. Dabei wurde übersehen, dass Geheimdienstler niemals an die Öffentlichkeit treten. Übersehen wurde auch, dass den Opfern, die diese Affäre gekostet hatte, zu keinem Zeitpunkt die letzte Ehre erwiesen worden war.
Die ganze Geschichte begann an einem Montagmorgen, ziemlich exakt um 8.30 Uhr. Krause bereitete eine Konferenz vor, die am folgenden Morgen stattfinden sollte und bei der es um gewisse heikle Vernehmungen in Guantanamo gehen würde. Das ungesicherte grüne Telefon auf seinem Schreibtisch läutete.
»Ja, bitte?«, meldete er sich, verärgert über die Störung.
»Spreche ich mit Wiedemann?«, fragte eine männliche Stimme.
»So ist es. Und wer sind Sie?«, fragte Krause.
»Mein Name tut hier nichts zur Sache«, entgegnete der Anrufer.
»Ich habe vorletztes Jahr auf einer Konferenz in Frankfurt einen Vortrag von Ihnen gehört. Es ging um Sicherheit im Bereich der Industrie, und Sie baten
... mehr
darum, angerufen zu werden, falls uns in unserem Tätigkeitsbereich irgendetwas Ungewöhnliches auffiele.«
»So formuliere ich das in der Regel«, bestätigte Krause.
»Und worum genau geht es?«
»Um einen Auftrag aus Nordkorea«, sagte der Mann. »Also des Staates Nordkorea, genauer gesagt.«
»Oha!« Krause klang jetzt aufmerksamer. »Was wurde denn in Auftrag gegeben?«
»Also, bestellt wurden dreihundert Einheiten, um genau zu sein, dreihundert Autos. Und, ehrlich gesagt, haben wir uns erst einmal kaputtgelacht.«
Krause ließ zehn Sekunden vergehen, ehe er amüsiert reagierte: »Das Geld dafür werden Sie nie kriegen, das können Sie abschreiben. Und ich kann es Ihnen auch nicht beschaffen.«
»Ja, ja, das dachten wir anfangs auch. Aber seit gestern sind wir um einundzwanzig Millionen Euro reicher.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Krause interessiert.
»Nordkorea hat den Mengenrabatt gleich eingerechnet und für einen Wagen siebzigtausend Euro veranschlagt, mal dreihundert macht das einundzwanzig Millionen. Das heißt, die Ware wurde im Voraus bezahlt.«
»Ist das denn normal?« Krause wusste, dass die Frage von sträflicher Naivität war, aber er brauchte Zeit, um die Flut seiner Gedanken zu ordnen.
»Keineswegs, und schon gar nicht bei den Nordkoreanern. Der Staat ist doch pleite. Ich habe hier eine Liste der schwarzen Löcher, wie wir das nennen. Und Nordkorea gilt in Geschäftskreisen unbestritten als das schwärzeste Loch auf dem Globus.«
Krause brauchte noch mehr Zeit zum Nachdenken, also sagte er: »Sie sollten sich über das Geschäft freuen.«
Der Mann gluckste erheitert. »Das tun wir auch, Herr Wiedemann, das können Sie glauben. Die Frage ist nur: Woher stammt das Geld?«
»Eins nach dem anderen, bitte. Sie sagten, es gehe um dreihundert Autos, richtig? Was sind denn das für Autos?«
»Ausgesprochen gute. Die S-Klasse. Es geht um den S-420- CDI, ein Achtzylinder-Diesel mit 320 PS, langer Radstand. Da kostet einer ohne ein einziges Extra schon achtzigtausend Euro.«
»Von wem kamen denn die einundzwanzig Millionen?«
»Von der China-International«, sagte der Mann. »Aber die Chinesen würden den Nordkoreanern doch keine einundzwanzig Millionen schenken, oder?«
»Sie nehmen also an, die Nordkoreaner haben plötzlich Cash?«, murmelte Krause.
»Genau das. Und deshalb rufe ich an.«
»Kann ich das Ganze schriftlich haben? Ohne Unterschrift natürlich. Auf einer Seite ohne Briefkopf?«
»Ja, das geht klar«, sagte der Mann nach kurzem Zögern.
»Und vielen Dank auch.« Nachdem Krause das Gespräch beendet hatte, sagte er laut in die Stille seines Büros: »Macht mir nicht das Hemd am Flattern!« Zuweilen fiel er haltlos in das Idiom seiner Vaterstadt zurück, aber nur, wenn er sicher war, allein zu sein. Er war Dortmunder.
Krause wählte den Apparat auf dem Tisch seines Präsidenten an und erklärte ohne Umschweife: »Wir haben hier Gefahr im Verzug. Nordkorea hat dreihundert Mercedes-Limousinen der S-Klasse bestellt und im Voraus bezahlt. Einundzwanzig Millionen Euro. Wir sollten uns fünf Minuten Zeit zum Nachdenken nehmen.«
»Dann kommen Sie her!«
Vor der Tür des Präsidenten kam es zu einem kurzen Stau, weil der Präsident eine Besuchergruppe abrupt und ohne jede Erklärung entlassen hatte. Die Leute standen jetzt führungslos und verunsichert im Dämmerlicht des Flurs herum. Krause murmelte gleich mehrere Male Guten Morgen, drängte sich an ihnen vorbei, glitt in den Raum und setzte sich unaufgefordert in einen der dunklen Ledersessel.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Präsident lächelnd. »Sie haben immer schon vermutet, dass es eines Tages so kommen könnte. Und jetzt scheint es eingetreten. Was genau bedeutet das jetzt für uns?«
»Ein paar Tage konzentrierte Arbeit und die sofortige Bildung eines kleinen Apparates.«
»Eine heikle Sache, nicht wahr?«
»Das kann man wohl sagen.«
»Das Bundeskanzleramt?«
»In jedem Fall, wenn Sie mich fragen.«
»Okay.« Der Präsident drückte einen Knopf und sagte übergangslos:
»Ich weiß, meine Liebe, dass ich dir auf den Wecker gehe, aber wir brauchen deine Chefin. Irgendwann heute, für zehn Minuten. Das muss sein und ist unaufschiebbar.« Er hörte ein paar Sekunden zu und sagte dann: »Ich liebe euch alle.«
Zu Krause gewandt, flüsterte er: »Wir fahren in zehn Minuten los, sie ist nicht mehr lange zu fassen.« Der Präsident war ein Mann, der liebend gern mitten im Chaos stand, der aufblühte, sobald irgendwo massive Probleme auftraten. »Und ziehen Sie sich ein Jackett über«, schickte er Krause überflüssigerweise hinterher.
Zehn Minuten später saßen sie im Dienstwagen. Der Fahrer schaffte die Strecke zum Kanzleramt in weniger als zwanzig Minuten, wobei Krause still voraussetzte, dass der Mann das schon hundertmal geübt hatte. Im Wagen wurde kein Wort gesprochen, mit Ausnahme eines Statements des Präsidenten: »Ich wünschte, Sie hätten weniger häufig recht.«
Es gab den üblichen Einzug der Gladiatoren, bei dem im Foyer alle den Kopf hoben und gleich darauf wieder senkten, als sei es ihnen verboten, auch nur das Geringste zu bemerken. Sie fuhren nach oben.
Die Kanzlerin saß hinter ihrem Schreibtisch und trug eine orangefarbene Jacke von dem Zuschnitt, den Krause immer als bedenklich einfallslos bezeichnete.
»Setzen Sie sich. Und bitte keine Katastrophen. Machen Sie es bitte kurz und übersichtlich.«
»Es ist etwas passiert, das Sie wissen sollten«, erklärte der Präsident forsch. »Nordkorea hat dreihundert Mercedes-Limousinen gekauft und sie umgehend im Voraus bezahlt. Einundzwanzig Millionen Euro.«
Die Kanzlerin zog fragend eine Augenbraue hoch. »Aber die sind doch total pleite.«
»Ganz richtig«, murmelte der Präsident.
»Sie wollen sagen, dass irgendjemand ihnen Geld gegeben hat.«
»So wird es sein«, bestätigte Krause.
»Was vermuten Sie denn?«
»Wir vermuten noch gar nichts«, antwortete der Präsident.
»Aber wir müssen die Möglichkeit haben, zu recherchieren. International, meine ich, und verdammt schnell.«
»Und Sie sind auch pleite und brauchen von mir die Mittel? «, fragte sie tonlos.
»Nicht nötig, alles noch im grünen Bereich«, sagte der Präsident schnell. »Das kann ich über den laufenden Etat machen.«
»Drohen uns heikle Umstände? Oder werden Sie ein bisschen kriminell? Nun knautschen Sie doch nicht so.«
»Wir müssen einen Krisenstab bilden, klein, nicht mehr als sechs, sieben Leute höchstens.«
»Da haben Sie meine Einwilligung, falls Sie nicht gerade Fort Knox anbohren wollen.«
»Eher nein«, sagte Krause zahm. »Es könnte aber sein, dass es viel Lärm in den Medien geben wird. Und wir brauchen Ihre Unterstützung.«
»Männer!«, sagte die Kanzlerin mahnend. »Jetzt drückt euch doch endlich mal klar aus.«
»Im schlimmsten Fall haben die Nordkoreaner eine Atombombe verkauft«, sagte Krause.
Es war eine ganze Weile lang sehr still. Die Kanzlerin drehte sich auf ihrem Stuhl zum Fenster und starrte hinaus.
»Ach, du lieber Gott«, seufzte sie dann. Sie hatte gelernt, mit Kalamitäten umzugehen. »Ich betrachte mich als informiert, und Sie haben die Erlaubnis. Und machen Sie sich so schnell an den Fall, wie Sie können. Ich will sofort informiert werden, falls etwas dran ist. Und auch, falls nichts dran ist. Egal wo ich bin.«
»Selbstverständlich«, sagte der Präsident.
»Wir werden uns melden«, bekräftigte Krause.
Als sie wieder im Auto saßen, sagte der Präsident: »Machen Sie mir einen kurzen Schrieb, wen Sie alles brauchen. Und ich will täglich von Ihnen hören, wenn nötig auch zweimal.«
»Ja«, sagte Krause brav. ()
© Heyne Verlag
»So formuliere ich das in der Regel«, bestätigte Krause.
»Und worum genau geht es?«
»Um einen Auftrag aus Nordkorea«, sagte der Mann. »Also des Staates Nordkorea, genauer gesagt.«
»Oha!« Krause klang jetzt aufmerksamer. »Was wurde denn in Auftrag gegeben?«
»Also, bestellt wurden dreihundert Einheiten, um genau zu sein, dreihundert Autos. Und, ehrlich gesagt, haben wir uns erst einmal kaputtgelacht.«
Krause ließ zehn Sekunden vergehen, ehe er amüsiert reagierte: »Das Geld dafür werden Sie nie kriegen, das können Sie abschreiben. Und ich kann es Ihnen auch nicht beschaffen.«
»Ja, ja, das dachten wir anfangs auch. Aber seit gestern sind wir um einundzwanzig Millionen Euro reicher.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Krause interessiert.
»Nordkorea hat den Mengenrabatt gleich eingerechnet und für einen Wagen siebzigtausend Euro veranschlagt, mal dreihundert macht das einundzwanzig Millionen. Das heißt, die Ware wurde im Voraus bezahlt.«
»Ist das denn normal?« Krause wusste, dass die Frage von sträflicher Naivität war, aber er brauchte Zeit, um die Flut seiner Gedanken zu ordnen.
»Keineswegs, und schon gar nicht bei den Nordkoreanern. Der Staat ist doch pleite. Ich habe hier eine Liste der schwarzen Löcher, wie wir das nennen. Und Nordkorea gilt in Geschäftskreisen unbestritten als das schwärzeste Loch auf dem Globus.«
Krause brauchte noch mehr Zeit zum Nachdenken, also sagte er: »Sie sollten sich über das Geschäft freuen.«
Der Mann gluckste erheitert. »Das tun wir auch, Herr Wiedemann, das können Sie glauben. Die Frage ist nur: Woher stammt das Geld?«
»Eins nach dem anderen, bitte. Sie sagten, es gehe um dreihundert Autos, richtig? Was sind denn das für Autos?«
»Ausgesprochen gute. Die S-Klasse. Es geht um den S-420- CDI, ein Achtzylinder-Diesel mit 320 PS, langer Radstand. Da kostet einer ohne ein einziges Extra schon achtzigtausend Euro.«
»Von wem kamen denn die einundzwanzig Millionen?«
»Von der China-International«, sagte der Mann. »Aber die Chinesen würden den Nordkoreanern doch keine einundzwanzig Millionen schenken, oder?«
»Sie nehmen also an, die Nordkoreaner haben plötzlich Cash?«, murmelte Krause.
»Genau das. Und deshalb rufe ich an.«
»Kann ich das Ganze schriftlich haben? Ohne Unterschrift natürlich. Auf einer Seite ohne Briefkopf?«
»Ja, das geht klar«, sagte der Mann nach kurzem Zögern.
»Und vielen Dank auch.« Nachdem Krause das Gespräch beendet hatte, sagte er laut in die Stille seines Büros: »Macht mir nicht das Hemd am Flattern!« Zuweilen fiel er haltlos in das Idiom seiner Vaterstadt zurück, aber nur, wenn er sicher war, allein zu sein. Er war Dortmunder.
Krause wählte den Apparat auf dem Tisch seines Präsidenten an und erklärte ohne Umschweife: »Wir haben hier Gefahr im Verzug. Nordkorea hat dreihundert Mercedes-Limousinen der S-Klasse bestellt und im Voraus bezahlt. Einundzwanzig Millionen Euro. Wir sollten uns fünf Minuten Zeit zum Nachdenken nehmen.«
»Dann kommen Sie her!«
Vor der Tür des Präsidenten kam es zu einem kurzen Stau, weil der Präsident eine Besuchergruppe abrupt und ohne jede Erklärung entlassen hatte. Die Leute standen jetzt führungslos und verunsichert im Dämmerlicht des Flurs herum. Krause murmelte gleich mehrere Male Guten Morgen, drängte sich an ihnen vorbei, glitt in den Raum und setzte sich unaufgefordert in einen der dunklen Ledersessel.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Präsident lächelnd. »Sie haben immer schon vermutet, dass es eines Tages so kommen könnte. Und jetzt scheint es eingetreten. Was genau bedeutet das jetzt für uns?«
»Ein paar Tage konzentrierte Arbeit und die sofortige Bildung eines kleinen Apparates.«
»Eine heikle Sache, nicht wahr?«
»Das kann man wohl sagen.«
»Das Bundeskanzleramt?«
»In jedem Fall, wenn Sie mich fragen.«
»Okay.« Der Präsident drückte einen Knopf und sagte übergangslos:
»Ich weiß, meine Liebe, dass ich dir auf den Wecker gehe, aber wir brauchen deine Chefin. Irgendwann heute, für zehn Minuten. Das muss sein und ist unaufschiebbar.« Er hörte ein paar Sekunden zu und sagte dann: »Ich liebe euch alle.«
Zu Krause gewandt, flüsterte er: »Wir fahren in zehn Minuten los, sie ist nicht mehr lange zu fassen.« Der Präsident war ein Mann, der liebend gern mitten im Chaos stand, der aufblühte, sobald irgendwo massive Probleme auftraten. »Und ziehen Sie sich ein Jackett über«, schickte er Krause überflüssigerweise hinterher.
Zehn Minuten später saßen sie im Dienstwagen. Der Fahrer schaffte die Strecke zum Kanzleramt in weniger als zwanzig Minuten, wobei Krause still voraussetzte, dass der Mann das schon hundertmal geübt hatte. Im Wagen wurde kein Wort gesprochen, mit Ausnahme eines Statements des Präsidenten: »Ich wünschte, Sie hätten weniger häufig recht.«
Es gab den üblichen Einzug der Gladiatoren, bei dem im Foyer alle den Kopf hoben und gleich darauf wieder senkten, als sei es ihnen verboten, auch nur das Geringste zu bemerken. Sie fuhren nach oben.
Die Kanzlerin saß hinter ihrem Schreibtisch und trug eine orangefarbene Jacke von dem Zuschnitt, den Krause immer als bedenklich einfallslos bezeichnete.
»Setzen Sie sich. Und bitte keine Katastrophen. Machen Sie es bitte kurz und übersichtlich.«
»Es ist etwas passiert, das Sie wissen sollten«, erklärte der Präsident forsch. »Nordkorea hat dreihundert Mercedes-Limousinen gekauft und sie umgehend im Voraus bezahlt. Einundzwanzig Millionen Euro.«
Die Kanzlerin zog fragend eine Augenbraue hoch. »Aber die sind doch total pleite.«
»Ganz richtig«, murmelte der Präsident.
»Sie wollen sagen, dass irgendjemand ihnen Geld gegeben hat.«
»So wird es sein«, bestätigte Krause.
»Was vermuten Sie denn?«
»Wir vermuten noch gar nichts«, antwortete der Präsident.
»Aber wir müssen die Möglichkeit haben, zu recherchieren. International, meine ich, und verdammt schnell.«
»Und Sie sind auch pleite und brauchen von mir die Mittel? «, fragte sie tonlos.
»Nicht nötig, alles noch im grünen Bereich«, sagte der Präsident schnell. »Das kann ich über den laufenden Etat machen.«
»Drohen uns heikle Umstände? Oder werden Sie ein bisschen kriminell? Nun knautschen Sie doch nicht so.«
»Wir müssen einen Krisenstab bilden, klein, nicht mehr als sechs, sieben Leute höchstens.«
»Da haben Sie meine Einwilligung, falls Sie nicht gerade Fort Knox anbohren wollen.«
»Eher nein«, sagte Krause zahm. »Es könnte aber sein, dass es viel Lärm in den Medien geben wird. Und wir brauchen Ihre Unterstützung.«
»Männer!«, sagte die Kanzlerin mahnend. »Jetzt drückt euch doch endlich mal klar aus.«
»Im schlimmsten Fall haben die Nordkoreaner eine Atombombe verkauft«, sagte Krause.
Es war eine ganze Weile lang sehr still. Die Kanzlerin drehte sich auf ihrem Stuhl zum Fenster und starrte hinaus.
»Ach, du lieber Gott«, seufzte sie dann. Sie hatte gelernt, mit Kalamitäten umzugehen. »Ich betrachte mich als informiert, und Sie haben die Erlaubnis. Und machen Sie sich so schnell an den Fall, wie Sie können. Ich will sofort informiert werden, falls etwas dran ist. Und auch, falls nichts dran ist. Egal wo ich bin.«
»Selbstverständlich«, sagte der Präsident.
»Wir werden uns melden«, bekräftigte Krause.
Als sie wieder im Auto saßen, sagte der Präsident: »Machen Sie mir einen kurzen Schrieb, wen Sie alles brauchen. Und ich will täglich von Ihnen hören, wenn nötig auch zweimal.«
»Ja«, sagte Krause brav. ()
© Heyne Verlag
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Autoren-Porträt von Jacques Berndorf
Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt seit 1984 in der Eifel. Er arbeitete viele Jahre als Journalist, u.a. für den "Spiegel" und den "Stern", bevor er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Seine "Eifel"-Krimis mit dem Ermittler Siggi Baumeister wurden sämtlich zu Bestsellern und haben Kultstatus erlangt. 2003 erhielt Michael Preute den "Ehrenglauser" für seine Verdienste um die deutschsprachige Kriminalliteratur. Er ist der erste Außenstehende, dem der BND zu Recherchezwecken die Tore öffnete. In seiner BND-Reihe um Karl Müller sind bereits bei Heyne erschienen: "Ein guter Mann", "Bruderdienst", "Der Meisterschüler" und "Die Grenzgängerin".
Bibliographische Angaben
- Autor: Jacques Berndorf
- 2009, Erstmals im TB, 415 Seiten, Maße: 11,7 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453433467
- ISBN-13: 9783453433465
- Erscheinungsdatum: 08.01.2009
Rezension zu „Bruderdienst “
"Hohe Spannung, die nur eines verlangt: lesen, weiter lesen, zu Ende lesen."
Pressezitat
"Spannend und von beinahe unheimlicher Authentizität." SonntagsZeitung
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