Bugatti
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Joachim Kurz ist Mitinhaber eines Medienbüros für Buchpublikationen und Drehbücher. Im Econ Verlag veröffentlichte er die Firmengeschichte »Bugatti. Der Mythos - Die Familie - Das Unternehmen«.
Interview mit Joachim Kurz
Das berühmteste Auto der Welt war unübertroffen schnell undgleichzeitig von elemantarer Schönheit: Bugatti. Inden Zwanziger Jahren setzte das kleine Unternehmen Ettore Bugattis neueMaßstäbe im Rennsport sowie auf den Straßen. Als es im Zweiten Weltkrieg seineWerktore für immer schloss, waren gerade mal 8000 Bugattis hergestellt worden.Weshalb die Marke dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - zum Mythos wurde,erzählt Joachim Kurz in seiner Chronik Bugatti".
Wie wurden SieBugatti-Fan?
Das ist eine Geschichte, die weit in meine Kindheit zurückreicht: MeinVater besaß eine Sammlung von Miniaturmodellen, die berühmte Autos derautomobilen Geschichte nachgebildet waren. Und der für mich als gerade mal Vier- oder Fünfjähriger beeindruckendstewar eine Nachbildung eines Bugatti Typ 35. Obwohl dieser Wagen bei weitem derkleinste war, besaß er so eine eigentümliche Ausstrahlung, dass dieserRennwagen für mich immer der Inbegriff eines rassigen Automobils wurde. Und dashat sich bis heute so erhalten. Und das kleine Modell gibt es auch heute nochim Familienbesitz - leider ist es noch immer der einzige Bugatti, den ichbesitze.
Welche Figur ausder Bugatti-Familie hat Sie am meisten beeindruckt?
Natürlich ist es vor allem Ettore, der der Nachwelt imGedächtnis geblieben ist. Ettore besaß eine unglaubliche Mischung, die wohljeden, der ihn kannte, zutiefst beeindruckt haben muss. Er war ein mechanischesGenie, der ohne jede klassische technische Ausbildung, die aufregendsten und erfolgreichstenWagen seiner Epoche konstruierte. Zugleich steckte er voller Ideen und reichteZeit seines Lebens mehrere Hundert Patente ein, vom ziehbarenHühnerstall über Fensterjalousien bis hin zu Torpedorohren. Nebenbei fertigteer Züge und Flugzeuge, die allesamt Wunderwerke der Technik waren, vollerunkonventioneller Lösungen und mit außergewöhnlichen Formen. Zugleich verstander es, das Leben zu genießen und sich ein kleines Reich zu schaffen, in dem erder unumschränkte Herrscher war.
Doch um Ettore Bugatti zu verstehen, muss man sich auchmit seinem Vater Carlo und seinem Bruder Rembrandt beschäftigen, die beide fürseine Entwicklung von ganz entscheidender Bedeutung waren. Und nicht zuletztist da noch Ettores ältester Sohn Jean, der schon früh ein außerordentlichesGespür für Formen und Karosseriedesign bewies. Mit ihm, so denke ich, hätte dieMarke Bugatti noch einmal eine ganz entscheidende Wendung erleben können. Dochda war es bereits zu spät.
Ein Auto, dasgleichzeitig Kunstwerk und Rennwagen sein will - wie passt das zusammen?
Das passt ausgezeichnet zusammen, gerade bei Bugatti. Esgibt wohl kaum eine Marke, bei der Kunstsinnigkeit und Kraft so sehrzusammengingen wie bei Bugatti. Das meine übrigens nicht nur ich, sondern auchzahlreiche Künstler aus den damaligen Zeit. 1925 maltesich Künstlerin Tamara de Lempicka selbst am Steuereines - Bugatti. Und der Maler und Bildhauer André Derainmeinte gar, sein Bugatti stelle alle Kunstwerke in den Schatten. Vielleicht maguns so ein Lob heute seltsam erscheinen, doch es drückt auch viel über dieBegeisterung der neuen Technologie aus.
Wobei ich auch glaube, dass Ettore Bugatti es nichtdarauf anlegte, wirklich ein Kunstwerk zu schaffen. Es waren die Einflüsseseiner höchst bemerkenswerten Familie, die ihm keine andere Wahl ließen, alsnicht nur einfach ein schnelles Auto zu schaffen, sondern vor allem ein Auto, dass schnell UND schön war. Erst wenn ein Wagen diese beidenKriterien miteinander vereinbaren konnte, war Ettore zufrieden. Was ihn allerdingsauch nicht davon abhielt, sich manchen ästhetischen Fehlgriff zu erlauben.
Und manchmal sah er auch ein, was den Wagen gut tat, umerfolgreich zu sein. So gab er nach anfänglicher Ablehnung 1925/26 seinenWiderstand gegen den Einbau einen Kompressors in denTyp 35 auf, den er zuvor aus ästhetischen Gründen abgelehnt hatte. Und sieheda, plötzlich gewannen seine Rennwagen nahezu jedes wichtige Rennen.
Was war Ihreinteressanteste Entdeckung bei der Recherche zu Ihrem Buch?
Die gesamte Recherche für das Buch war für mich eineeinzige große Entdeckungsfahrt, in deren Verlauf ich immer wieder auf Dingestieß, die mich erstaunten, neugierig machten und die mir neue Horizonteeröffneten. Da ist zum Beispiel der Umstand,dass Ettore Bugatti aus einer Familie stammte, die in vielfacher Hinsicht soenorm begabt war. Von diesem Moment an habe ich Bugatti mit ganz anderen Augengesehen.
Was mich aber genauso fasziniert hat, war dieBeobachtung, wie das Wohl und Wehe dieser kleinen, aber feinen Marke auch immerwieder durch die große Politik bestimmt wurde. Als Ettore Bugatti 1910 mit derProduktion in Molsheim im Elsass begann, gehörtediese Region beispielsweise noch zum Deutschen Reich. Und der Niedergang vonBugatti Mitte der Dreißiger Jahre hat unter anderem auch damit zu tun, dassseine Rennwagen gegen die staatlichen unterstützten Automobilkonzerne ausDeutschland und Italien nicht mehr mithalten konnte. Dieses Zusammenspiel vonpersönlichen Leidenschaften und Tragödien und großer Politik macht aus der GeschichteBugattis eine Story, die viel mehr erzählt als nur die Geschicke einer Marke.
Was ist Bugattismus"?
Der etwas augenzwinkernde Begriff Bugattismus"bezeichnet die Leidenschaft, die diese Marke schon seit ihren Anfangszeitenausgelöst hat. Der Ausdruck stammt übrigens nicht von mir, sondern von demBugatti-Experten Erwin Tragatsch. Was er damit meint,ist die Faszination, die von Ettore Bugatti und seinen Meisterwerken ausging.Ein Bugatti war niemals nur ein Fortbewegungsmittel, sondern stets auch einSammelobjekt. Wer einen Bugatti besaß und es sich leisten konnte, der beließ esnicht bei dem einen Wagen, sondern kaufte sich bald schon den nächsten. Auchwenn die Wagen mitunter sehr teuer oder aufwendig in der Pflege waren, wereinmal der ganz besonderen Aura Bugattis erlegen war, für den kam kaum eineandere Marke in Frage. Die wohl extremste Form des Bugattismus"hat mit Sicherheit die beiden Sammler Hans und Fritz Schlumpf aus Mulhouse befallen. Sie sammelten mehr als 150 Bugatti undHunderte anderer Oldtimer, bis ihr Unternehmen Mitte der Siebziger Jahre an derSammelleidenschaft zerbrach und sie alles verloren. Ihre Sammlung hat aber denSkandal überlebt, sie bildet heute das Nationale Automobilmuseum Frankreichs.Noch heute kann man die den Hallen des ehemaligen Schlumpf schenTextilimperiums die größte zusammenhängende Sammlung der Marke aus Molsheim sehen.
Welcher Typ istIhr persönliches Lieblingsauto?
Den gibt es leider nur dreimal, den Bugatti Typ 57 SC Atlantic", ein stromlinienförmiges Sportcoupe aus dem Jahr 1934, der eine Rückenfinne" aufwies, also einen Falz, an dem die beiden Hälften derKarosserie sichtbar zusammengenietet waren. Immer wieder belegte genau dieserWagen beim Umfragen nach dem schönsten Sportwagenaller Zeiten Rang 1. Eine berechtigte Wahl.
Beeindruckend finde ich aber auch Bugattis erstesErfolgsmodell, den Typ 13 Brescia", einen Straßenfloh, der zugleich einreinrassiger Rennwagen war, klein, leicht und für die damalige Zeit unglaublichschnell. Und nicht zuletzt natürlich den Typ 35, das wahrscheinlicherfolgreichste Rennauto aller Zeiten.
Was dürfen wir unsab Herbst vom Bugatti EB 16.4 Veyron erwarten, den VWauf den Markt bringen will?
Ein technologisches Meisterwerk natürlich, das denGesetzen der Fahrphysik trotzt, denn der Veyron soll406 km/h schnell sein, so die Vorgabe des Mutterkonzerns VW. Vor allem ist esaber die Wiederauferstehung einer großen Marke, die in den Zwanzigern undDreißigern die Motorsportwelt beherrschte. Ob diese Marke nach so langer Zeitnoch authentisch" sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Ebenso die Frage,ob ein Auto wie der Veyron überhaupt Sinn macht. EinBugatti wurde niemals mit normalen Maßstäben gemessen, warum sollte man dasheute tun? Wichtig ist, dass Bugatti lebt und dass man sich wieder an die Markeerinnert.Die Fragen stellte Regina Buckreus /lorenzspringer medien
- Autor: Joachim Kurz
- 2005, 335 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 14,6 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: ECON
- ISBN-10: 3430158095
- ISBN-13: 9783430158091
- Erscheinungsdatum: 21.03.2005
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