Cry / Detective Bentz und Montoya Bd.4
Meine Rache ist dein Tod. Thriller
Ein Serienmörder versetzt New Orleans in Angst. Die Detectives Reuben Montoya und Rick Bentz sind ratlos, ihre einzige Spur führt zu einer heruntergekommenen psychiatrischen Klinik. Doch dann begeht der Killer einen fatalen Fehler.
Leider schon ausverkauft
Taschenbuch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Cry / Detective Bentz und Montoya Bd.4 “
Ein Serienmörder versetzt New Orleans in Angst. Die Detectives Reuben Montoya und Rick Bentz sind ratlos, ihre einzige Spur führt zu einer heruntergekommenen psychiatrischen Klinik. Doch dann begeht der Killer einen fatalen Fehler.
Klappentext zu „Cry / Detective Bentz und Montoya Bd.4 “
Der berühmte Arzt Terrence Renner soll den Tod einer Patientin verursacht -haben. Sogar seine Stieftochter Eve zweifelt an seiner Unschuld, da ihr alter Freund Roy angeblich stichhaltige Beweise hat. Doch als Eve sich deshalb mit ihm treffen will, findet sie seine grausam entstellte Leiche auf Roys Stirn prangt eine -rätselhafte Tätowierung. Schockiert will Eve um Hilfe rufen, als plötzlich ihr Liebhaber, Staranwalt Cole Dennis, auftaucht, eine Waffe auf sie richtet und -abfeuert
Lese-Probe zu „Cry / Detective Bentz und Montoya Bd.4 “
Cry – Meine Rache ist dein Tos von Lisa Jackson 1.Drei Monate später
Du machst einen Fehler, Eve. Einen gewaltigen Fehler! Du kannst jetzt nicht abreisen, du bist noch nicht so weit.« Anna Maria, ungeschminkt, in Bademantel und Plüschpantoffeln, folgte Eve bis auf die Einfahrt vor ihrem Haus.
»O doch.« Eve wollte sich nicht noch einmal auf ein Wortgefecht mit Anna einlassen. Nicht jetzt. Es war früher Morgen, noch nicht ganz hell; die Straßenlaternen leuchteten noch, während die Morgendämmerung durch die gepflegten Straßen dieses Vororts zwischen Marietta und Atlanta kroch. Zeit zum Aufbruch.
Eine Zigarette in der einen, eine überschwappende Kaffeetasse in der anderen Hand, hielt Anna mühsam mit ihrer Schwägerin Schritt. »Deine Physiotherapie ist noch nicht abgeschlossen, du hast immer noch keinerlei Erinnerungen an die Nacht des Überfalls, und, um Himmels willen, es wird erzählt wahrscheinlich stimmt es sogar , dass Cole Dennis aus der Untersuchungshaft entlassen werden soll. Hast du gehört? Der Mann, von dem du glaubst, dass er dich umbringen wollte, kommt wieder auf freien Fuß!«
Eves Herz krampfte sich zusammen, jedes Mal, wenn Coles Name fiel. Und jedes Mal ignorierte sie es.
... mehr
»Wir haben wirklich oft genug darüber diskutiert. Ich muss nach Hause.« Eve schleppte einen Katzentransportkorb zu ihrem Camry. Samson, der langhaarige Kater, der ihr vor einiger Zeit zugelaufen war, maunzte kläglich. »Stell dich nicht so an, du wirst es überleben«, redete sie dem verängstigten Tier zu, während sie mit der freien Hand in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel kramte. Dabei schaukelte der Transportkorb heftig, und Samson, außer sich vor Angst, fauchte laut. Eve stellte ihn ab und suchte weiter nach dem verdammten Schlüssel. »Eve ...«
»Fang nicht schon wieder an.« Eve schüttelte den Kopf, wobei kurze Haarlocken ihren Nacken streiften. »Du weißt, dass ich abreisen muss.« Sie nestelte den Schlüsselring aus einem Seitenfach der Tasche, dabei fiel ihr Handy, an dem sich der Schlüsselring verhakt hatte, heraus und landete mit einem Geräusch, das nichts Gutes verhieß, auf dem Betonboden. »O nein!« Das hatte ihr gerade noch gefehlt ein weiterer Anlass für Anna, die angeblich fromme Katholikin, in Wahrheit jedoch ungemein abergläubisch war, Eve zum Bleiben zu überreden. Eve konnte nur immer wieder staunen, wenn Anna selbst in den alltäglichsten Begebenheiten »Flüche« oder »Omen« sah. Das ging so weit, dass um ein Haar sogar Samson als schwarzer Kater aus Annas und Kyles Haus verbannt worden wäre. »Ich hab's gesehen«, verkündete Anna. »Gott wollte dir dadurch etwas sagen.«
»Ja, zum Beispiel, dass ich ein neues Handy-Etui brauche«, stieß Eve mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Das ist nicht komisch, Eve.«
»Im Gegenteil, es ist sogar zum Totlachen.« Mit einem gezwungenen Lächeln sah Eve zu ihrer Schwägerin auf. Über den beiden zogen schwere, dunkle Regenwolken langsam über den Himmel von Georgia. Ein leiser Windhauch raschelte in den ausladenden Ästen eines Magnolienbaums neben der Einfahrt und trocknete den Schweiß, der Eve bereits jetzt Nacken und Rücken benetzte. Sie hob das Handy auf und stellte fest, dass es noch funktionierte. »Ah, Glück gehabt.« Sie verstaute es sicher in einem Seitenfach ihrer Tasche, schloss die Wagentür auf und stellte den Katzentransportkorb auf den Rücksitz.
»Ich sage dir noch einmal, ich bin dagegen.« Anna verschränkte die Arme unter ihren üppigen Brüsten.
»Und ich sage dir noch einmal: Das weiß ich inzwischen.«
»Du könntest wenigstens warten, bis Kyle zurück ist. Er wollte nur Milch und Zigaretten holen. Er muss jeden Augenblick wiederkommen.«
Ein Grund mehr, jetzt aufzubrechen. Eve und ihr ältester Bruder hatten sich nie gut verstanden, und ihr Aufenthalt in seinem Haus, wo sie sich von ihrer Schussverletzung und der durch das Trauma ausgelösten Amnesie erholen sollte, hatte ihre Beziehung nicht gerade entspannt.
»Gib es auf, du wirst mich nicht umstimmen. Nita sagt, ich bin zu fünfundachtzig Prozent wiederhergestellt.«
»Nita hat keine Ahnung.« Anna Maria zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch aus dem Mundwinkel.
»Sie ist staatlich anerkannte Physiotherapeutin.«
»Und was sagt dein Therapeut?«
Eve hielt inne. »Du weißt, dass ich die Sitzungen bei ihm schon lange aufgegeben habe, Anna.« Genaugenommen war Eve ganze dreimal bei dem Psychiater gewesen. Sie hatte einfach keinen Draht zu ihm gefunden Dr. Calvin Byrd war für ihren Geschmack allzu beherrscht, zu ruhig, zu eifrig. Seine Art hatte ihr nicht behagt, und immerhin verstand sie selbst genug von Psychologie, um zu wissen, dass ein Patient dem Seelenarzt vollkommen vertrauen musste. Sie vertraute ihm nicht. Und nachdem jene Nacht in der einsamen Hütte im Sumpf ihr Leben in den Grundfesten erschüttert hatte, war ein Arzt, der sie zusätzlich nervös machte, wirklich das Letzte, was sie brauchen konnte.
»Dr. Byrd ist ein hochangesehener Psychiater, einer der besten in Atlanta. Er hätte dir bestimmt helfen können, dein Gedächtnis wiederzufinden«, wandte Anna ein.
»Ich sagte doch schon, ich mag ihn einfach nicht. Es ist etwas Persönliches eben so ein Bauchgefühl.« Eve war bereits auf dem Weg zurück zum Haus, zum Windfang, wo sie ihr Gepäck aufgestapelt hatte. Sie ging am Dienstwagen ihres Bruders vorbei einem schmutzigen Lieferwagen, auf dessen Heckfenster jemand in den Staub die Worte >Wasch mich< geschrieben hatte. Anscheinend hatte Kyle für seinen morgendlichen Einkauf den Porsche genommen. »Hör zu, Anna, ich will nicht mehr mit dir darüber streiten. Entweder du hilfst mir, mein Gepäck einzuladen, oder du bleibst hier stehen und zeterst sinnlos weiter. Also?«
»Aber das ist doch Wahnsinn, Eve.«
Eve lächelte sanft. »Ach, komm schon. So schlimm ist es auch wieder nicht.«
»Nicht? Um Gottes willen! Seit wann bist du nur so eine unverbesserliche Optimistin? Immerhin hat jemand auf dich geschossen. Geschossen! Die Kugel hat deine Schulter getroffen, ist abgeprallt und an deine Schläfe geschmettert. Du hattest eine Gehirnquetschung. Eine Quetschung im Gehirn! Dem Himmel sei Dank, dass du nicht tot bist oder querschnittsgelähmt, aber tu jetzt bitte nicht so, als sei das alles halb so wild. Ich weiß doch Bescheid.« Anna zog heftig an ihrer Zigarette und sah ihre Schwägerin über die aufglühende Spitze hinweg finster an. »Du wärest fast gestorben. Von der Hand dieses Mistkerls, den du heiraten wolltest! Komm schon, Eve. Natürlich ist das schlimm, und wie! Das Problem ist nur, dass du dich an nichts erinnern kannst.«
Eve, die die ewigen Diskussionen leid war, griff nach einer Reisetasche und ihrem Notebook und schleppte beides zum Camry, in dem Samson inzwischen schrie, als wolle er die Toten erwecken. Ja, sie hatte tatsächlich erhebliche Gedächtnislücken, aber keine totale Amnesie. Sie erinnerte sich an bruchstückhafte Einzelheiten aus jener Nacht, schmerzhafte kleine Scherben, die immer wieder ganz plötzlich in ihr Bewusstsein drängten. Sie wusste noch, dass sie sich verspätet hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Roy auf dem Boden lag, mehr tot als lebendig, wie er langsam verblutete. Sie erinnerte sich an die mit Blut geschriebene Zahl 212 an der Wand und daran, dass sie mit dem Handy Hilfe hatte rufen wollen. Sie erinnerte sich, im Fenster die Pistole gesehen zu haben, bevor der Schuss losging. Und sie erinnerte sich an das Blut. Überall Blut Spritzer an den Wänden, Lachen auf dem Boden, ihr Handy klebrig von Blut, das aus Roys Hals und Schläfe rann ...
Sie schloss sekundenlang die Augen und atmete tief durch. Wieder einmal überkamen sie die ewig lauernden Schuldgefühle. Tief, düster und tödlich. Nachts fraßen sie an ihr, verfolgten sie in ihren Träumen. Wäre sie zum vereinbarten Zeitpunkt in der Hütte gewesen, dann wäre ihr Freund Roy vielleicht noch am Leben ... Innerlich zitternd öffnete sie die Augen, sah zu den unheilverkündenden Wolken am Himmel auf.
»Die Ärzte sagen, mein Erinnerungsvermögen wird wahrscheinlich zurückkehren«, sagte Eve mit fester Stimme und stellte die Reisetasche auf den Rücksitz. Das Notebook verstaute sie neben dem Transportkorb. Samson spähte mit geweiteten Pupillen durch das Gitter.
»Vielleicht wäre es gar nicht so gut, wenn du dein Gedächtnis wiederfindest.«
Herrgott, Anna war heute Morgen wirklich nervtötend. Eve warf ihre Handtasche auf den Beifahrersitz und drehte sich um. »Hast du nicht selbst gesagt, dass es ein Selbstschutzmechanismus ist, wenn das Bewusstsein traumatische Erlebnisse ausblendet?« Anna strich sich das lange Haar aus den Augen. Sie stand so dicht vor Eve, dass diese ihren Rauch- und Kaffeeatem und einen Hauch von Parfüm wahrnahm. »Vielleicht willst du gar nicht wissen, was passiert ist.«
»Doch, ich will es wissen«, entgegnete Eve.
Auf der anderen Straßenseite wurde eine Tür geöffnet, ein fast achtzigjähriger Mann mit beginnender Glatze trat in gestreiftem Frottee-Bademantel und Hausschuhen auf die Veranda und sah durch dicke Brillengläser zu ihnen herüber. Er winkte flüchtig, dann bückte er sich, um die Zeitung aufzuheben. »Guten Morgen, Mr Watters«, grüßte Anna und winkte zurück, während der Nachbar die Schlagzeilen überflog und wieder im Haus verschwand. Dann senkte sie die Stimme. »Ich bitte dich doch nur, noch zu warten. Eine Woche oder zwei, bis du besser bei Kräften bist. Vielleicht wissen wir bis dahin auch Näheres über Cole. Bleib hier, bis du sicher sein kannst, dass dir keine Gefahr mehr droht.«
»Das bin ich.«
»Aber er ist gefährlich.«
Übersetzung:»Elisabeth Hartmann«
»Fang nicht schon wieder an.« Eve schüttelte den Kopf, wobei kurze Haarlocken ihren Nacken streiften. »Du weißt, dass ich abreisen muss.« Sie nestelte den Schlüsselring aus einem Seitenfach der Tasche, dabei fiel ihr Handy, an dem sich der Schlüsselring verhakt hatte, heraus und landete mit einem Geräusch, das nichts Gutes verhieß, auf dem Betonboden. »O nein!« Das hatte ihr gerade noch gefehlt ein weiterer Anlass für Anna, die angeblich fromme Katholikin, in Wahrheit jedoch ungemein abergläubisch war, Eve zum Bleiben zu überreden. Eve konnte nur immer wieder staunen, wenn Anna selbst in den alltäglichsten Begebenheiten »Flüche« oder »Omen« sah. Das ging so weit, dass um ein Haar sogar Samson als schwarzer Kater aus Annas und Kyles Haus verbannt worden wäre. »Ich hab's gesehen«, verkündete Anna. »Gott wollte dir dadurch etwas sagen.«
»Ja, zum Beispiel, dass ich ein neues Handy-Etui brauche«, stieß Eve mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Das ist nicht komisch, Eve.«
»Im Gegenteil, es ist sogar zum Totlachen.« Mit einem gezwungenen Lächeln sah Eve zu ihrer Schwägerin auf. Über den beiden zogen schwere, dunkle Regenwolken langsam über den Himmel von Georgia. Ein leiser Windhauch raschelte in den ausladenden Ästen eines Magnolienbaums neben der Einfahrt und trocknete den Schweiß, der Eve bereits jetzt Nacken und Rücken benetzte. Sie hob das Handy auf und stellte fest, dass es noch funktionierte. »Ah, Glück gehabt.« Sie verstaute es sicher in einem Seitenfach ihrer Tasche, schloss die Wagentür auf und stellte den Katzentransportkorb auf den Rücksitz.
»Ich sage dir noch einmal, ich bin dagegen.« Anna verschränkte die Arme unter ihren üppigen Brüsten.
»Und ich sage dir noch einmal: Das weiß ich inzwischen.«
»Du könntest wenigstens warten, bis Kyle zurück ist. Er wollte nur Milch und Zigaretten holen. Er muss jeden Augenblick wiederkommen.«
Ein Grund mehr, jetzt aufzubrechen. Eve und ihr ältester Bruder hatten sich nie gut verstanden, und ihr Aufenthalt in seinem Haus, wo sie sich von ihrer Schussverletzung und der durch das Trauma ausgelösten Amnesie erholen sollte, hatte ihre Beziehung nicht gerade entspannt.
»Gib es auf, du wirst mich nicht umstimmen. Nita sagt, ich bin zu fünfundachtzig Prozent wiederhergestellt.«
»Nita hat keine Ahnung.« Anna Maria zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch aus dem Mundwinkel.
»Sie ist staatlich anerkannte Physiotherapeutin.«
»Und was sagt dein Therapeut?«
Eve hielt inne. »Du weißt, dass ich die Sitzungen bei ihm schon lange aufgegeben habe, Anna.« Genaugenommen war Eve ganze dreimal bei dem Psychiater gewesen. Sie hatte einfach keinen Draht zu ihm gefunden Dr. Calvin Byrd war für ihren Geschmack allzu beherrscht, zu ruhig, zu eifrig. Seine Art hatte ihr nicht behagt, und immerhin verstand sie selbst genug von Psychologie, um zu wissen, dass ein Patient dem Seelenarzt vollkommen vertrauen musste. Sie vertraute ihm nicht. Und nachdem jene Nacht in der einsamen Hütte im Sumpf ihr Leben in den Grundfesten erschüttert hatte, war ein Arzt, der sie zusätzlich nervös machte, wirklich das Letzte, was sie brauchen konnte.
»Dr. Byrd ist ein hochangesehener Psychiater, einer der besten in Atlanta. Er hätte dir bestimmt helfen können, dein Gedächtnis wiederzufinden«, wandte Anna ein.
»Ich sagte doch schon, ich mag ihn einfach nicht. Es ist etwas Persönliches eben so ein Bauchgefühl.« Eve war bereits auf dem Weg zurück zum Haus, zum Windfang, wo sie ihr Gepäck aufgestapelt hatte. Sie ging am Dienstwagen ihres Bruders vorbei einem schmutzigen Lieferwagen, auf dessen Heckfenster jemand in den Staub die Worte >Wasch mich< geschrieben hatte. Anscheinend hatte Kyle für seinen morgendlichen Einkauf den Porsche genommen. »Hör zu, Anna, ich will nicht mehr mit dir darüber streiten. Entweder du hilfst mir, mein Gepäck einzuladen, oder du bleibst hier stehen und zeterst sinnlos weiter. Also?«
»Aber das ist doch Wahnsinn, Eve.«
Eve lächelte sanft. »Ach, komm schon. So schlimm ist es auch wieder nicht.«
»Nicht? Um Gottes willen! Seit wann bist du nur so eine unverbesserliche Optimistin? Immerhin hat jemand auf dich geschossen. Geschossen! Die Kugel hat deine Schulter getroffen, ist abgeprallt und an deine Schläfe geschmettert. Du hattest eine Gehirnquetschung. Eine Quetschung im Gehirn! Dem Himmel sei Dank, dass du nicht tot bist oder querschnittsgelähmt, aber tu jetzt bitte nicht so, als sei das alles halb so wild. Ich weiß doch Bescheid.« Anna zog heftig an ihrer Zigarette und sah ihre Schwägerin über die aufglühende Spitze hinweg finster an. »Du wärest fast gestorben. Von der Hand dieses Mistkerls, den du heiraten wolltest! Komm schon, Eve. Natürlich ist das schlimm, und wie! Das Problem ist nur, dass du dich an nichts erinnern kannst.«
Eve, die die ewigen Diskussionen leid war, griff nach einer Reisetasche und ihrem Notebook und schleppte beides zum Camry, in dem Samson inzwischen schrie, als wolle er die Toten erwecken. Ja, sie hatte tatsächlich erhebliche Gedächtnislücken, aber keine totale Amnesie. Sie erinnerte sich an bruchstückhafte Einzelheiten aus jener Nacht, schmerzhafte kleine Scherben, die immer wieder ganz plötzlich in ihr Bewusstsein drängten. Sie wusste noch, dass sie sich verspätet hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Roy auf dem Boden lag, mehr tot als lebendig, wie er langsam verblutete. Sie erinnerte sich an die mit Blut geschriebene Zahl 212 an der Wand und daran, dass sie mit dem Handy Hilfe hatte rufen wollen. Sie erinnerte sich, im Fenster die Pistole gesehen zu haben, bevor der Schuss losging. Und sie erinnerte sich an das Blut. Überall Blut Spritzer an den Wänden, Lachen auf dem Boden, ihr Handy klebrig von Blut, das aus Roys Hals und Schläfe rann ...
Sie schloss sekundenlang die Augen und atmete tief durch. Wieder einmal überkamen sie die ewig lauernden Schuldgefühle. Tief, düster und tödlich. Nachts fraßen sie an ihr, verfolgten sie in ihren Träumen. Wäre sie zum vereinbarten Zeitpunkt in der Hütte gewesen, dann wäre ihr Freund Roy vielleicht noch am Leben ... Innerlich zitternd öffnete sie die Augen, sah zu den unheilverkündenden Wolken am Himmel auf.
»Die Ärzte sagen, mein Erinnerungsvermögen wird wahrscheinlich zurückkehren«, sagte Eve mit fester Stimme und stellte die Reisetasche auf den Rücksitz. Das Notebook verstaute sie neben dem Transportkorb. Samson spähte mit geweiteten Pupillen durch das Gitter.
»Vielleicht wäre es gar nicht so gut, wenn du dein Gedächtnis wiederfindest.«
Herrgott, Anna war heute Morgen wirklich nervtötend. Eve warf ihre Handtasche auf den Beifahrersitz und drehte sich um. »Hast du nicht selbst gesagt, dass es ein Selbstschutzmechanismus ist, wenn das Bewusstsein traumatische Erlebnisse ausblendet?« Anna strich sich das lange Haar aus den Augen. Sie stand so dicht vor Eve, dass diese ihren Rauch- und Kaffeeatem und einen Hauch von Parfüm wahrnahm. »Vielleicht willst du gar nicht wissen, was passiert ist.«
»Doch, ich will es wissen«, entgegnete Eve.
Auf der anderen Straßenseite wurde eine Tür geöffnet, ein fast achtzigjähriger Mann mit beginnender Glatze trat in gestreiftem Frottee-Bademantel und Hausschuhen auf die Veranda und sah durch dicke Brillengläser zu ihnen herüber. Er winkte flüchtig, dann bückte er sich, um die Zeitung aufzuheben. »Guten Morgen, Mr Watters«, grüßte Anna und winkte zurück, während der Nachbar die Schlagzeilen überflog und wieder im Haus verschwand. Dann senkte sie die Stimme. »Ich bitte dich doch nur, noch zu warten. Eine Woche oder zwei, bis du besser bei Kräften bist. Vielleicht wissen wir bis dahin auch Näheres über Cole. Bleib hier, bis du sicher sein kannst, dass dir keine Gefahr mehr droht.«
»Das bin ich.«
»Aber er ist gefährlich.«
Übersetzung:»Elisabeth Hartmann«
... weniger
Autoren-Porträt von Lisa Jackson
Lisa Jackson zählt zu den amerikanischen Top-Autorinnen, deren Romane regelmäßig die Bestsellerlisten der „ New York Times", der „ USA Today„ und der „ Publishers Weekly" erobern. Ihre Hochspannungsthriller wurden in fünfundzwanzig Länder verkauft. Auch in Deutschland hat sie den Sprung unter die Top 20 der „ Spiegel"-Bestsellerliste geschafft. Lisa Jackson lebt in Oregon.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lisa Jackson
- 2010, 8. Aufl., 581 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Gisela Klemt
- Übersetzer: Elisabeth Hartmann
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 3426637480
- ISBN-13: 9783426637487
- Erscheinungsdatum: 05.03.2010
Kommentare zu "Cry / Detective Bentz und Montoya Bd.4"
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 16Schreiben Sie einen Kommentar zu "Cry / Detective Bentz und Montoya Bd.4".
Kommentar verfassen