Das Anti-Angst-Buch

„Das Anti-Angst Buch“ von Prof. Dr. Gustav Dobos und Dr. Petra Thorbrietz ist im ZS Verlag erschienen. Es umfasst 208 Seiten und beinhaltet ein zusätzliches Übungsheft. In diesem Buch wird ein 6-Wochen-Programm zum Thema Angstbewältigung vorgestellt.
Ein Buch, in das nicht nur viel Wissen, sondern auch viele Gedanken geflossen sind. Vielleicht zu viele. Ich habe das Gefühl, dass sich der Autor und die Co-Autorin wirklich sehr gut mit „ihrem“ Thema auskennen und sich bemühen, nicht nur neuste Erkenntnisse, sondern auch altbewährte Ideen und Übungen in die Praxis zu bringen. Fachlich kann man insgesamt absolut nicht meckern, es sind eher zu viele Informationen, die die lesende Person verarbeiten muss.
Das war es auch, was mich bereits zu Beginn der Lektüre oft zum Abschalten gebracht hat – ich selbst habe keine Medizin studiert und nutze für gewöhnlich auch keine lateinischen Begriffe. Dies ist im Buch anfangs jedoch oft der Fall, leider wird die Bedeutung auch höchstens einmal erklärt, sodass ich ein paar Mal vor und zurück blättern musste, bis es mir irgendwann doch etwas zu viel wurde. Die Sprache ist insgesamt recht gehoben, sodass ich mir schon einige Gedanken über die Zielgruppe gemacht habe, die angesprochen werden soll. Diese sehe ich gerade in den ersten Kapiteln eher im akademischen Bereich. Es kam mir so vor, als wenn hier eher Fachkollegen angesprochen werden sollen, statt der normale Bürger, der selbst mit seinen Ängsten zu tun hat.
Das wiederum sorgte auch im weiteren Verlauf für eine geteilte Meinung meinerseits. Das „Anti-Angst Buch“, das damit wirbt, für „mehr Belastbarkeit, weniger Panik und starke Nerven“ zu sorgen, indem das 6-Wochen-Programm vorgestellt wird, kommt mir insgesamt eher wie eine Facharbeit vor. Ich empfand das Lesen als anstrengend und relativ trocken, hätte es nicht einige Beispiele aus dem Praxisalltag mit mehr Humor gegeben, hätte ich wohl an irgendeinem Punkt abgebrochen.
Das Programm an sich bietet einige, interessante Ansätze, wiederholte sich für meinen Geschmack aber viel zu sehr in den einzelnen Wochen. Während der Leserunde wusste ich ab Woche 3 schon nicht mehr, was ich schreiben sollte, da es mir vorkam, als wären die Übungen schlichtweg anders formuliert noch einmal aufgeführt worden.
Was ich mir gewünscht hätte, ist ganz klar ein Buch, das deutlicher auf die Zielgruppe eingeht, die doch immerhin Angstpatienten umfasst, die sicherlich meist nicht den Kopf dafür haben, sich langwierig in ein Fachbuch hineinzudenken. Ich habe einen sanfteren und leicht humorvollen Stil erwartet, der natürlich mit Fachwissen gepaart hätte aufgeführt werden sollen. Die „Aus meiner Praxis“ Abschnitte greifen diese Erwartung meinerseits auch auf, sind jedoch sehr selten vorhanden. Ich denke, dass man sich einfach nochmal bewusst machen muss, wie es Menschen geht, die unter massiver Angst leiden. Diese haben meistens keinen „Kopf“ für derart ausführliche und anstrengende Schilderungen bzw. Wochenpläne. Wenn jemand auf der Suche nach mehr Entspannung im Leben ist, ist das Buch sicher gut geeignet, aber meiner Ansicht nach ist es absolut nichts für Menschen mit starken Ängsten bzw. Panikattacken.
Positiv erwähnen möchte ich das Layout, die Abbildungen und Diagramme haben den Leseprozess doch immer wieder aufgelockert und gerade die Rezeptvorschläge wurden durch Bilder aufgewertet.
Ich konnte einige Aspekte des Wochenprogramms umsetzen, sehe darin aber langfristig keinen Nutzen für mich. Die Übungen sind größtenteils nichts Neues, Yoga, Spaziergänge und bewusste Ernährung sind eher bekannte Ansätze.
Insgesamt ist es ein fachlich sehr gutes Buch, nur denke ich, dass die falsche Zielgruppe mit dem Titel angelockt wird. Ich vergebe 3/5 Sternen.

Ich stelle mich meiner Angst
Auf den neu erschienenen Ratgeber von Professor Gustav Dobos über die Bewältigung von Ängsten hatte ich mich sehr gefreut, leide ich doch seit vielen vielen Jahren an immer schlimmer werdenden Ängsten vor engen Räumen und Situationen, aus denen ich vermeintlich nicht sofort weg komme, und über die ich keine absolute Kontrolle habe. Fortwährend bin ich auf der Suche nach neuen und kreativen Lösungsansätzen hierfür. So habe ich mich enthusiastisch an die Lektüre dieses Buches gemacht, wobei ich auch gleich feststellen musste, dass selbst das Lesen für mich mit Angst behaftet war, da ich mich dabei meiner Angst stellen und mit ihr auseinandersetzen muss. Dobos' Buch ist quasi in drei Teile gegliedert, der erste ist wissenschaftlich sehr detailliert und schildert alle biologischen und psychologischen Details von Ängsten. Das fand ich sehr interessant zu lesen, auch wenn ich einiges davon bereits wusste. Im zweiten Teil widmet der Autor sich Dingen wie Corona- und Klimakrise, die auch und vor allem jüngere Menschen betreffen. Der dritte und für mich persönlich wertvollste Teil besteht aus einem Sechs-Wochen-Programm mit Übungen, Rezepten und Achtsamkeits-Tipps. Hiervon habe ich bereits vieles, wenn auch lange noch nicht alles ausprobiert, was mir großen Spaß gemacht hat und immer noch macht. Einige der Yogaübungen versuche ich gerade fest in meinen Alltag zu integrieren, was mir sehr gut tut. Auch probiere ich mich täglich etwas zu zurück zu ziehen und an einer entspannten Atmung zu arbeiten, denn gerade die Atmung hilft mir in Angst machenden Situationen sehr! Das separate Heft für das Sechs-Wochen-Programm fand ich wirklich sehr hilfreich, und trage es oft mit mir herum. Positiv heraus heben möchte ich außerdem noch die Aspekte zum Kraft Schöpfen in der Natur, die mir gut gefallen haben! Insgesamt kann ich dieses Buch wirklich empfehlen, wenn es auch natürlich kein Allheilmittel für das Bekämpfen von schlimmen Ängsten ist, wie ich persönlich sie habe. Trotzdem glaube ich, dass mir die Tipps und Anregungen aus diesem Ratgeber noch lange eine wertvolle Stütze sein werden, und dafür gilt mein großes Dankeschön Prof. Dobos!