Das Duell
Der Kampf zwischen Habsburg und Preußen um Deutschland
Das große Macht-Duell zwischen Habsburg und Preußen
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Produktinformationen zu „Das Duell “
Das große Macht-Duell zwischen Habsburg und Preußen
Klappentext zu „Das Duell “
Seit Friedrich der Große Preußen in den Kreis der europäischen Großmächte geführt hatte, rangen das Habsburger Reich und der preußische Aufsteiger um die Vorherrschaft in Deutschland. Dabei hatte das dynamischere Preußen rasch Vorteile gegenüber der schwerfälligen Wiener Doppelmonarchie. In seinem glänzenden historischen Essay zeichnet der Historiker Ulrich Schlie dieses mitunter dramatische Duell in der Mitte Europas anhand von vier biographischen Doppelporträts nach - Friedrich II. und Maria Theresia, Metternich und Bismarck, Franz Joseph I. und Wilhelm II., Hitler und Schuschnigg.
Lese-Probe zu „Das Duell “
DAS DUELL von Ulrich Schlie Der Kampf zwischen Habsburg und Preußen um Deutschland
Inhalt
PROLOG Conditio Germaniae: Über den Gang der Geschichte 7
ERSTER AKT Exposition: Friedrich der Große gegen Maria Theresia 37
ZWEITER AKT Zweierlei Staatskunst: Metternich und Bismarck 115
DRITTER AKT Im Niedergang: Franz Joseph I. und Wilhelm II. 183
VIERTER AKT Die Katastrophe: Hitler gegen Schuschnigg 261
EPILOG Nach dem Untergang: Deutschland und Österreich seit 1945 340
Anmerkungen 387
Ausgewählte Quellen und Literatur 406
Personenregister 424
Bildnachweis 430
Dank 431
PROLOG
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Conditio Germaniae: Über den Gang der Geschichte
I. Casca il mondo! Die Welt war aus den Fugen geraten. Bereits am Tag danach, dem 4. Juli 1866, beschrieb der Kardinalstaatssekretär Giacomo Antonelli in Rom das Ausmaß der Erschütterung, und der Kaiser in Wien brach nach der Lektüre des Telegramms seines Feldzeugmeisters von Benedek zusammen: »Vorgestern schon besorgte Katastrophe der Armee heute schon vollständig eingetroffen.«1 Die Schlacht, die am regnerischen Morgen des 3. Juli 1866 beim Dorf Sadowa an der Bistritz in Nordböhmen stattfand, ging in die Geschichte ein als eine der großen Entscheidungsschlachten, und zugleich beendete sie einen der kürzesten Kriege, die es je gab. Hier, nahe der österreichischen Festung Königgrätz, hatte der preußische Generalstabschef Helmuth von Moltke einen gewaltigen Aufmarsch der preußischen Kräfte organisiert. Preußen siegte am Ende auch, weil sich Moltke der Segnungen der industriellen Revolution geschickt zu bedienen verstand: Eisenbahn für den Truppentransport, verkabelte Kommunikation durch elektrische Telegraphie und schließlich das preußische Zündnadelgewehr, das sich im Liegen laden ließ.
Triumph der modernen Kriegführung, die Stellungskämpfe des Ersten Weltkriegs noch in Ferne. Zugleich bot sich, wohl zum letzten Mal, jenes farbenfrohe Schauspiel alteuropäischer Kriegführung und Bewegungskampf par excellence. Die Aufstellung der österreichischen Truppen nach Waffengattungen getrennt: Blau-Weiß die Infanterie, daneben das Grün der Jäger, das Braun der Artilleristen, das Karmesinrot der Ulanen und das Schwarz-Gelb der Husaren. Am Abend war die Schlacht entschieden und damit beinahe der deutsche Krieg. Benedek, der Oberbefehlshaber, der mit der Geographie Italiens besser vertraut war als mit derjenigen Nordböhmens, trat mit dem geschlagenen Heer den geordneten Rückzug an. Preußen lehnte am darauffolgenden Tag das von Österreich überbrachte Waffenstillstandsgesuch ab, doch bald obsiegte höhere Einsicht. Bismarcks Devise, dass wer gesiegt habe, sich mäßigen solle, ersparte den Österreichern eine vernichtende Niederlage: Sie war bestimmend für den Vorfrieden von Nikolsburg am 26. Juli. Der endgültige Friedensschluss folgte in Prag am 23. August 1866.
Die anderen, weit verstreuten Kriegsschauspiele hatten demgegenüber kaum mehr als episodenhaften Charakter. Bei Langensalza kapitulierten die Hannoveraner gegen die preußische Mainarmee, auf dem Gardasee kaperte die österreichische Gardaseeflottille einen italienischen Dampfer, und Ende Juli nahmen die preußischen Truppen den Württembergern Tauberbischofsheim und besetzten die Festung Marienberg über Würzburg. Die eigentliche Katastrophe, von der sich die Habsburger nicht mehr erholen sollten, war indes psychologischer Natur, und sie wurde erst gut eine Generation später sichtbar, als in Europa die Lichter ausgingen und beide Kaiserstaaten in den Ersten Weltkrieg taumelten.
Mit dem kurzen Duell von 1866 war die Entscheidung zwischen Großdeutsch und Kleindeutsch gefallen. Es sollte eine Scheidung auf immer werden, kalkuliert vorbereitet, kalt vollzogen bei scheinbarer Schonung der anderen Seite, doch schon zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit der Aussöhnung, gar eine zweite Chance verwehrend. In einem einzigen Gefecht war entschieden worden, ob Deutschland künftig von Berlin oder von Wien aus regiert werden würde. Der Deutsche Bund verschwand von der Bildfläche, das 1806 aufgelöste Heilige Römische Reich wurde endgültig in den Tiefen der Geschichte aufgehoben. Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Hessen-Nassau und Frankfurt wurden preußisch. Alles, was nördlich der Mainlinie lag, wurde zum Norddeutschen Bund zusammengefasst, lediglich Bayern, Württemberg und Baden blieben selbständig. Die Verfassung des aus dem Krieg hervorgegangenen Norddeutschen Bundes von 1867 glich in wesentlichen Zügen der Reichsverfassung von 1871 mitsamt ihren konstitutionellen Schwächen. Und mehr noch: Auf dem Schlachtfeld in Nordböhmen war zugleich auch die europäische Ordnung von 1815 zerbrochen. Bismarck, der wie kein zweiter das äquilibristische Spiel mit den fünf Kugeln beherrschte, schien dies geahnt zu haben. Denn es beschlichen ihn Zweifel. Er konnte sich an seinem Sieg nicht recht freuen. Schon im Frühjahr 1866 hatte er prophezeit: Ist Preußens Macht erst einmal gebrochen, so werde Deutschland schwerlich dem Schicksal Preußens entgehen.
War 1866 Preußens Macht gebrochen? Auf den ersten Blick bot sich ein anderes Bild, denn auf dem Schlachtfeld war sie zweifelsohne gestärkt worden. Das Duell zwischen Habsburg und Preußen hatte einen unbestrittenen Sieger, auch wenn dieser Sieger alles andere als von Anfang an feststand. 1866 lehrt, dass Sieger und Verlierer nie auf den ersten Blick bestimmt werden können und die Laune der Geschichte manchmal darin besteht, dass auch Sieger über Nacht zu Verlierern werden. Freilich, und dies führt über 1866 hinaus, denn es zählt zur grundsätzlichen Offenheit der Geschichte, kann auch aus diesem Verlust irgendwann ein Gewinn erwachsen.
War die Entscheidung von 1866 unausweichlich? Diese Frage führt zum Kern des preußisch-österreichischen Dualismus. War mit Bismarcks Lösung auf dem Schlachtfeld schon der Untergang des kleindeutsch-preußischen Nationalstaats von 1871 vorgezeichnet: zu klein für die Hegemonie, zu groß fürs Gleichgewicht? War in Königgrätz gar das Todesurteil für die Habsburgermonarchie gefällt? Die Ausrichtung des Donaustaates nach Südosten, auf der Grundlage des Ausgleichs mit Ungarn von 1867, war ohne Zweifel auch eine Abkehr von Zentraleuropa. Der Zweibund von 1873 konnte darüber nicht hinwegtäuschen. Eher verstärkte er die Probleme an der Peripherie und ließ sie zurückstrahlen ins Zentrum. Damit war zugleich das Grunddilemma des Verhältnisses von Österreich zum Deutschen Reich berührt. Einerseits war die Donaumonarchie damals aus deutschen Landen, aus dem Zentrum vertrieben. Und andererseits war das Deutsche Reich qua Vertrag an die Doppelmonarchie gebunden. Die Widersprüche eines immer komplizierter werdenden europäischen Staatensystems, das sich ins Globale ausweitete und bald darauf zerbrechen sollte, fanden im deutschen Dilemma, das immer auch ein österreichisches war, ihren Nukleus, und deshalb ist die Geschichte des preußisch-österreichischen Dualismus gar nicht losgelöst von der europäischen Geschichte zu betrachten.
Bismarck scheint diese unheilvolle Bindung zwischen Preußen- Deutschland und Österreich bereits 1866 beim Friedensschluss vorausgesehen zu haben. Mit seiner leitenden Maxime hatte er zugleich eine bestimmende Vorgabe für die Bündnispolitik der folgenden Jahrzehnte formuliert: »Die Streitfrage ist entschieden. Jetzt gilt es die alte Freundschaft mit Österreich wiederzugewinnen.«2 Die Politik Bismarcks und seiner Nachfolger hat dies in den Jahren nach 1871 gegenüber Österreich immer wieder auf die ein oder andere Weise umzusetzen versucht, und in der Tat hat die Bindung an die Doppelmonarchie stärker als alles andere das Deutsche Kaiserreich von 1871 in seinem politischen Wollen bis zu seinem Untergang geprägt. Die ganze deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist deshalb nicht erklärbar, ohne das Verhältnis Preußen-Deutschlands mit Österreich ins Visier zu nehmen. Und selbst in der bittersten Stunde, im Zusammenbruch im Frühjahr 1945, waren Berlin und Wien die Bezugspunkte sowohl des Diktators in seiner Bunkerwelt unter der Reichskanzlei als auch der siegreichen Mächte der Anti-Hitler-Koalition.
Großdeutsch versus Kleindeutsch. Diese so lange die Geschichte des 19. Jahrhunderts bestimmende Frage war 1866 auf dem Schlachtfeld in einem duellartigen Krieg entschieden worden, dem die Zeitgenossen den Namen »Der deutsche Krieg« gegeben hatten. Wer auf die zweiundfünfzig Jahre zwischen der Entscheidung von Königgrätz und dem Ende beider Monarchien im Jahre 1918 blickt, wird den Zeitraum als kurz genug bezeichnen, um von dort einen unmittelbaren Bezug zum Duell von 1866 herzustellen. Der Niedergang der Herrscherhäuser führte zur Auflösung der parallelen Entwicklung von Dynastie und Nation: Er weist weit ins Zeitalter der Massen hinein.
© Propyläen
Conditio Germaniae: Über den Gang der Geschichte
I. Casca il mondo! Die Welt war aus den Fugen geraten. Bereits am Tag danach, dem 4. Juli 1866, beschrieb der Kardinalstaatssekretär Giacomo Antonelli in Rom das Ausmaß der Erschütterung, und der Kaiser in Wien brach nach der Lektüre des Telegramms seines Feldzeugmeisters von Benedek zusammen: »Vorgestern schon besorgte Katastrophe der Armee heute schon vollständig eingetroffen.«1 Die Schlacht, die am regnerischen Morgen des 3. Juli 1866 beim Dorf Sadowa an der Bistritz in Nordböhmen stattfand, ging in die Geschichte ein als eine der großen Entscheidungsschlachten, und zugleich beendete sie einen der kürzesten Kriege, die es je gab. Hier, nahe der österreichischen Festung Königgrätz, hatte der preußische Generalstabschef Helmuth von Moltke einen gewaltigen Aufmarsch der preußischen Kräfte organisiert. Preußen siegte am Ende auch, weil sich Moltke der Segnungen der industriellen Revolution geschickt zu bedienen verstand: Eisenbahn für den Truppentransport, verkabelte Kommunikation durch elektrische Telegraphie und schließlich das preußische Zündnadelgewehr, das sich im Liegen laden ließ.
Triumph der modernen Kriegführung, die Stellungskämpfe des Ersten Weltkriegs noch in Ferne. Zugleich bot sich, wohl zum letzten Mal, jenes farbenfrohe Schauspiel alteuropäischer Kriegführung und Bewegungskampf par excellence. Die Aufstellung der österreichischen Truppen nach Waffengattungen getrennt: Blau-Weiß die Infanterie, daneben das Grün der Jäger, das Braun der Artilleristen, das Karmesinrot der Ulanen und das Schwarz-Gelb der Husaren. Am Abend war die Schlacht entschieden und damit beinahe der deutsche Krieg. Benedek, der Oberbefehlshaber, der mit der Geographie Italiens besser vertraut war als mit derjenigen Nordböhmens, trat mit dem geschlagenen Heer den geordneten Rückzug an. Preußen lehnte am darauffolgenden Tag das von Österreich überbrachte Waffenstillstandsgesuch ab, doch bald obsiegte höhere Einsicht. Bismarcks Devise, dass wer gesiegt habe, sich mäßigen solle, ersparte den Österreichern eine vernichtende Niederlage: Sie war bestimmend für den Vorfrieden von Nikolsburg am 26. Juli. Der endgültige Friedensschluss folgte in Prag am 23. August 1866.
Die anderen, weit verstreuten Kriegsschauspiele hatten demgegenüber kaum mehr als episodenhaften Charakter. Bei Langensalza kapitulierten die Hannoveraner gegen die preußische Mainarmee, auf dem Gardasee kaperte die österreichische Gardaseeflottille einen italienischen Dampfer, und Ende Juli nahmen die preußischen Truppen den Württembergern Tauberbischofsheim und besetzten die Festung Marienberg über Würzburg. Die eigentliche Katastrophe, von der sich die Habsburger nicht mehr erholen sollten, war indes psychologischer Natur, und sie wurde erst gut eine Generation später sichtbar, als in Europa die Lichter ausgingen und beide Kaiserstaaten in den Ersten Weltkrieg taumelten.
Mit dem kurzen Duell von 1866 war die Entscheidung zwischen Großdeutsch und Kleindeutsch gefallen. Es sollte eine Scheidung auf immer werden, kalkuliert vorbereitet, kalt vollzogen bei scheinbarer Schonung der anderen Seite, doch schon zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit der Aussöhnung, gar eine zweite Chance verwehrend. In einem einzigen Gefecht war entschieden worden, ob Deutschland künftig von Berlin oder von Wien aus regiert werden würde. Der Deutsche Bund verschwand von der Bildfläche, das 1806 aufgelöste Heilige Römische Reich wurde endgültig in den Tiefen der Geschichte aufgehoben. Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Hessen-Nassau und Frankfurt wurden preußisch. Alles, was nördlich der Mainlinie lag, wurde zum Norddeutschen Bund zusammengefasst, lediglich Bayern, Württemberg und Baden blieben selbständig. Die Verfassung des aus dem Krieg hervorgegangenen Norddeutschen Bundes von 1867 glich in wesentlichen Zügen der Reichsverfassung von 1871 mitsamt ihren konstitutionellen Schwächen. Und mehr noch: Auf dem Schlachtfeld in Nordböhmen war zugleich auch die europäische Ordnung von 1815 zerbrochen. Bismarck, der wie kein zweiter das äquilibristische Spiel mit den fünf Kugeln beherrschte, schien dies geahnt zu haben. Denn es beschlichen ihn Zweifel. Er konnte sich an seinem Sieg nicht recht freuen. Schon im Frühjahr 1866 hatte er prophezeit: Ist Preußens Macht erst einmal gebrochen, so werde Deutschland schwerlich dem Schicksal Preußens entgehen.
War 1866 Preußens Macht gebrochen? Auf den ersten Blick bot sich ein anderes Bild, denn auf dem Schlachtfeld war sie zweifelsohne gestärkt worden. Das Duell zwischen Habsburg und Preußen hatte einen unbestrittenen Sieger, auch wenn dieser Sieger alles andere als von Anfang an feststand. 1866 lehrt, dass Sieger und Verlierer nie auf den ersten Blick bestimmt werden können und die Laune der Geschichte manchmal darin besteht, dass auch Sieger über Nacht zu Verlierern werden. Freilich, und dies führt über 1866 hinaus, denn es zählt zur grundsätzlichen Offenheit der Geschichte, kann auch aus diesem Verlust irgendwann ein Gewinn erwachsen.
War die Entscheidung von 1866 unausweichlich? Diese Frage führt zum Kern des preußisch-österreichischen Dualismus. War mit Bismarcks Lösung auf dem Schlachtfeld schon der Untergang des kleindeutsch-preußischen Nationalstaats von 1871 vorgezeichnet: zu klein für die Hegemonie, zu groß fürs Gleichgewicht? War in Königgrätz gar das Todesurteil für die Habsburgermonarchie gefällt? Die Ausrichtung des Donaustaates nach Südosten, auf der Grundlage des Ausgleichs mit Ungarn von 1867, war ohne Zweifel auch eine Abkehr von Zentraleuropa. Der Zweibund von 1873 konnte darüber nicht hinwegtäuschen. Eher verstärkte er die Probleme an der Peripherie und ließ sie zurückstrahlen ins Zentrum. Damit war zugleich das Grunddilemma des Verhältnisses von Österreich zum Deutschen Reich berührt. Einerseits war die Donaumonarchie damals aus deutschen Landen, aus dem Zentrum vertrieben. Und andererseits war das Deutsche Reich qua Vertrag an die Doppelmonarchie gebunden. Die Widersprüche eines immer komplizierter werdenden europäischen Staatensystems, das sich ins Globale ausweitete und bald darauf zerbrechen sollte, fanden im deutschen Dilemma, das immer auch ein österreichisches war, ihren Nukleus, und deshalb ist die Geschichte des preußisch-österreichischen Dualismus gar nicht losgelöst von der europäischen Geschichte zu betrachten.
Bismarck scheint diese unheilvolle Bindung zwischen Preußen- Deutschland und Österreich bereits 1866 beim Friedensschluss vorausgesehen zu haben. Mit seiner leitenden Maxime hatte er zugleich eine bestimmende Vorgabe für die Bündnispolitik der folgenden Jahrzehnte formuliert: »Die Streitfrage ist entschieden. Jetzt gilt es die alte Freundschaft mit Österreich wiederzugewinnen.«2 Die Politik Bismarcks und seiner Nachfolger hat dies in den Jahren nach 1871 gegenüber Österreich immer wieder auf die ein oder andere Weise umzusetzen versucht, und in der Tat hat die Bindung an die Doppelmonarchie stärker als alles andere das Deutsche Kaiserreich von 1871 in seinem politischen Wollen bis zu seinem Untergang geprägt. Die ganze deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist deshalb nicht erklärbar, ohne das Verhältnis Preußen-Deutschlands mit Österreich ins Visier zu nehmen. Und selbst in der bittersten Stunde, im Zusammenbruch im Frühjahr 1945, waren Berlin und Wien die Bezugspunkte sowohl des Diktators in seiner Bunkerwelt unter der Reichskanzlei als auch der siegreichen Mächte der Anti-Hitler-Koalition.
Großdeutsch versus Kleindeutsch. Diese so lange die Geschichte des 19. Jahrhunderts bestimmende Frage war 1866 auf dem Schlachtfeld in einem duellartigen Krieg entschieden worden, dem die Zeitgenossen den Namen »Der deutsche Krieg« gegeben hatten. Wer auf die zweiundfünfzig Jahre zwischen der Entscheidung von Königgrätz und dem Ende beider Monarchien im Jahre 1918 blickt, wird den Zeitraum als kurz genug bezeichnen, um von dort einen unmittelbaren Bezug zum Duell von 1866 herzustellen. Der Niedergang der Herrscherhäuser führte zur Auflösung der parallelen Entwicklung von Dynastie und Nation: Er weist weit ins Zeitalter der Massen hinein.
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Autoren-Porträt von Ulrich Schlie
Schlie, UlrichUlrich Schlie, geboren 1965 in Nürnberg. Der Historiker unterrichtete u.a. an den Universitäten Erfurt und Berlin sowie am Institut d'Etudes Politiques de Paris. Zahlreiche Buchveröffentlichungen zur deutschen und europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Schlie lebt in Potsdam.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ulrich Schlie
- 2013, 432 Seiten, Maße: 14,4 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Propyläen
- ISBN-10: 3549074018
- ISBN-13: 9783549074015
- Erscheinungsdatum: 11.10.2013
Rezension zu „Das Duell “
"Mit seinem "Duell" ist ihm ein beachtliches Buch gelungen", Die Tagespost, Urs Buhlmann, 24.05.2014
Kommentar zu "Das Duell"
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