Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch
Der Roman meines Lebens
Voll das Leben: Die 35-jährige Lorna ist Journalistin und liebt einen attraktiven Mann. Die Sache hat nur einen Haken: Er ist verheiratet. Und wäre dies nicht schon kompliziert genug, erfährt sie eines Tages von seiner jungen Zweitgeliebten!...
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Produktinformationen zu „Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch “
Voll das Leben: Die 35-jährige Lorna ist Journalistin und liebt einen attraktiven Mann. Die Sache hat nur einen Haken: Er ist verheiratet. Und wäre dies nicht schon kompliziert genug, erfährt sie eines Tages von seiner jungen Zweitgeliebten! Die ménage à trois ist komplett - und Lorna steckt mitten in der Sinnkrise!
Bei Dr. H., ihrer unterkühlten Therapeutin, erfährt sie schließlich mehr über sich als ihr lieb ist: Warum sie den richtigen Mann nicht finden kann. Warum sie ''King Lewis'', ihren unschuldigen Neffen, hasst. Oder warum sie ständig ihre Flüge verpasst.
Ein Jahr auf der Couch beobachtet, analysiert, kritisiert und manipuliert sie sich selbst - und ihre Umwelt. Der ewige Kampf ums ewige Glück scheint in schier unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Doch dann endlich sieht sie einen Lichtstreif am Horizont, der Hoffnung macht.
Bei Dr. H., ihrer unterkühlten Therapeutin, erfährt sie schließlich mehr über sich als ihr lieb ist: Warum sie den richtigen Mann nicht finden kann. Warum sie ''King Lewis'', ihren unschuldigen Neffen, hasst. Oder warum sie ständig ihre Flüge verpasst.
Ein Jahr auf der Couch beobachtet, analysiert, kritisiert und manipuliert sie sich selbst - und ihre Umwelt. Der ewige Kampf ums ewige Glück scheint in schier unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Doch dann endlich sieht sie einen Lichtstreif am Horizont, der Hoffnung macht.
Klappentext zu „Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch “
Voll das Leben: Die 35-jährige Lorna ist Journalistin und liebt einen attraktiven Mann. Die Sache hat nur einen Haken: Er ist verheiratet. Und wäre dies nicht schon kompliziert genug, erfährt sie eines Tages von seiner jungen Zweitgeliebten! Die ménage à trois ist komplett - und Lorna steckt mitten in der Sinnkrise! Bei Dr. H., ihrer unterkühlten Therapeutin, erfährt sie schließlich mehr über sich als ihr lieb ist: Warum sie den richtigen Mann nicht finden kann. Warum sie »King Lewis«, ihren unschuldigen Neffen, hasst. Oder warum sie ständig ihre Flüge verpasst. Ein Jahr auf der Couch beobachtet, analysiert, kritisiert und manipuliert sie sich selbst - und ihre Umwelt. Der ewige Kampf ums ewige Glück scheint in schier unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Doch dann endlich sieht sie einen Lichtstreif am Horizont, der Hoffnung macht ...
Lese-Probe zu „Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch “
Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch von Lorna MartinProlog
Ich war zu spät dran. Wieder mal. Ich saß im Expresszug nach Gatwick und betete, und das als überzeugte Agnostikerin: »Bitte lass mich bis 7.45 Uhr am Flughafen sein« - spätestens dann müsste ich für meinen Heimflug nach Glasgow einchecken. Aber ich betete umsonst. Der verdammte Zug bewegte sich langsamer vorwärts als jeder Brontosaurus.
Ich musste an das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland denken. Mit einer großen goldenen Taschenuhr in der Pfote keucht und japst es die ganze Zeit: »Ich komm zu spät! Ich komm zu spät!« Auch mein eigenes wirres Stoßgebet drehte sich in einer Endlosschleife: »Schneller, schneller, bitte, lieber Gott, schneller, verdammt nochmal! Ich komm zu spät, zu spät, zu spät!« Kreisch, ich werd noch wahnsinnig!
Alle paar Minuten unternahm ich einen Versuch, mich mit Zeitunglesen abzulenken. Völlig zwecklos. Die Wörter, auf die ich starrte, lösten sich auf dem Weg von der Netzhaut zur Großhirnrinde in Nichts auf. Der Text hätte genauso gut auf Vietnamesisch dastehen können. Schließlich stopfte ich die Zeitung in die Tasche und holte meinen iPod heraus. Auf der Playlist mit meinen Lieblingsnummern ertrug ich von jedem Stück gerade mal die ersten fünf Sekunden, dann sprang ich zum Nächsten weiter. So schrumpften die zwanzig Titel auf hundert Sekunden zusammen. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als auf das unerbittliche Verstreichen der Zeit. Meine ganze Energie floss in die Übermittlung unterschwelliger Botschaften an den Lokführer, doch bitte, bitte einen Zahn zuzulegen. Wenn ich die Augen schloss, sah ich vor mir eine riesige Sanduhr mit neonpinken Sandkörnern, die immer schneller nach unten rieselten. Wenn ich die Augen aufmachte, starrte
... mehr
ich zwanghaft auf die Zeitanzeige im Handydisplay und sah zu, wie eine weitere kostbare Minute verrann.
Letzte Woche hatte ich auch schon zwei Flüge verpasst. Macht drei verpasste Flüge in zehn Tagen. Das kam mir dann doch etwas zu chaotisch vor, wie auch die Strafpunkte, die ich ebenfalls letzte Woche wegen überhöhter Geschwindigkeit kassiert hatte – das hätte mich fast den Führerschein gekostet. Ich versuchte meiner Mitwelt durch mein Verhalten etwas mitzuteilen, wie ich inzwischen weiß.
Meine Schwester Louise und unsere gemeinsame Freundin Katy haben aus meinem Zeitproblem schon immer weitreichende Schlüsse gezogen. Die beiden arbeiten als Therapeutinnen in den berühmten Priory-Privatkliniken für Psychiatrie (dem britischen Pendant zur Betty-Ford-Klinik für Suchtkrankheiten, Depressionen und andere psychische Probleme) und haben dummerweise meistens recht. Sie deuten mein ständiges Zuspätkommen als Zeichen von unterdrückter Wut und tief verwurzeltem Egoismus und werfen mir nur mitleidige Blicke zu, wenn ich stur darauf beharre, dies alles passiere nur, weil mir jedes Organisationstalent fehlt und es sich für eine Chaotin wie mich nicht lohnt, eine Uhr zu tragen (»ich will mich nicht von der Zeit tyrannisieren lassen«, hatte ich einmal zur allgemeinen Erheiterung erklärt).
Vor einigen Jahren bin ich mit demselben Problem schon einmal gewaltig ins Fettnäpfchen getreten, an einem Abend vor Louises Hochzeit, als wir Mädels zusammen feiern wollten. Ich platzte eine gute Stunde zu spät ins Restaurant und sprudelte, im Gesicht noch ganz rosig, meine Entschuldigung hervor: Ich hätte mich mit meinem neuen Freund vergnügt, und das nicht zu knapp. Ich war selig, denn zum ersten Mal seit sechs Jahren hatte eine Beziehung länger als ein halbes Dutzend Verabredungen überdauert, und in meinem Erfolgsgefühl und der ersten Verliebtheit schwebte ich wie auf Wolken. Aber die wüsten Beschimpfungen von Louise und Katy holten mich schnell auf den Teppich zurück. Gäbe es überhaupt etwas Selbstsüchtigeres als mich? Hielte ich mich denn für den großen Star? Kapierte ich nicht, dass mein ständiges Zuspätkommen eine passive Aggression darstelle und auf ein übersteigertes Gefühl der eigenen Wichtigkeit hindeute, gepaart mit einem extrem niedrigen Selbstwertgefühl?
»Ich hab einfach die Zeit vergessen«, maulte ich kleinlaut. »Hab’s mir gut gehen lassen. Mit meinem neuen Freund. Dachte, ihr freut euch für mich. Und schließlich heiratet Louise ja nicht zum ersten Mal. Diese Hochzeit ist doch keine Staatsaffäre, oder?«
Im Gatwick-Express an jenem Morgen versuchte ich, nicht an die damaligen Anschuldigungen (und meine Antworten) zu denken. Aber mir klopfte das Herz bis zum Hals, meine Hände wurden feucht und die ersten Anzeichen von hausgemachten Spannungskopfschmerzen kündigten sich an. Einatmen, Atem anhalten, ausatmen, befahl ich mir selbst, während der Zug in Gatwick einfuhr. Kaum waren die Türen halb geöffnet, quetschte ich mich durch und raste zur Rolltreppe. Endlich erreichte ich den Check-in, keuchend, schwitzend und mit nur dreißig Sekunden Verspätung. Eigentlich war ich ganz zufrieden mit mir. Im Vergleich zu den letzten Malen war das ein Fortschritt.
Als die Schalterangestellte sagte, der Abflug verspäte sich um fünfundvierzig Minuten und sie würde ihre Chefin fragen, ob ich noch durchrutschen könne, war ich euphorisch, voller Hoffnung und Optimismus und dankte meinem Glücksstern oder wem auch immer da draußen, der mich stets vom Rand der Katastrophe zu retten schien. Das Hochgefühl endete schlagartig, als die junge Frau kurz darauf mit einer abschlägigen Nachricht zurückstöckelte.
»Bitte!« Ich sah sie mit meinem flehendsten Dackelblick an. »Es ist ein Notfall. Ich bin nämlich Journalistin und ...« Ich überlegte einen Moment. »... und ich muss zu einem wirklich wichtigen Interview mit, äh, dem schottischen Premierminister.« Dabei schlug ich einen Ton an, als wäre es mir gelungen, Osama bin Laden für ein Exklusivinterview zu gewinnen.
Selbst wenn ich eine Verabredung mit dem meistgesuchtesten Mann der Welt gehabt hätte, wäre ich damit nicht durchgekommen. Die Schalterangestellte sah mich mit versteinertem Gesicht an; von den Nöten eines Pressemenschen würde sie sich ganz sicher nicht erweichen lassen. Also versuchte ich es mit einer neuen Taktik.
»Es geht nicht allein um das Interview«, log ich hektisch. »Ich muss ganz dringend nach Hause, weil ... « Ich zögerte einen Moment, überkreuzte die Finger in der Manteltasche und fuhr dann fort: »Ich muss dringend nach Hause, weil meine Oma, äh, meine Oma ganz plötzlich krank geworden ist.«
Sie sah mich mitfühlend an – oder war es mitleidig?
»Tut mir leid«, sagte sie. »Aber von meiner Vorgesetzten kam ein klares Nein. Sie hat mich aufgefordert, unsere Passagiere darauf hinzuweisen, dass unsere Check-in-Schalter genau dreißig Minuten vor dem planmäßigen Abflug schließen und dass wir dringend empfehlen, zwei Stunden vor Abflug einzuchecken.«
Ich riss die Augen auf, so weit es ging, und unterdrückte eine Weile das Blinzeln, um die aufsteigenden Tränen des Selbstmitleids zurückzuhalten – mein Blickfeld war schon ganz verschwommen, wahrscheinlich sah ich ziemlich gestört aus.
»Bitte. Ich weiß, dass hier alle möglichen Chaoten auftauchen und Ihnen die lächerlichsten Ausreden auftischen, um Sie breitzuschlagen. Leute, die glauben, dass die normalen Regeln für sie nicht gelten, weil sie sich für weiß Gott was halten. Die dauernd eine Extrawurst gebraten haben wollen. Aber ich saug mir das nicht aus den Fingern, ich schwör’s Ihnen. Das ist die reine Wahrheit. Meine Oma hatte gerade einen ...« Ich stockte. »Meine Oma ist gerade ins K... - ins K... - ins K... «
Ich schaffte es nicht. Ich brachte die Behauptung nicht über die Lippen, dass mein altes Ömchen, eine erstaunliche Dreiundneunzigjährige, mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Denn sollte wirklich einmal so etwas passieren, müsste ich den Rest meines Lebens die schreckliche Last der Verantwortung dafür auf mich nehmen. Man denke nur an das schlechte Karma. Die Schalterangestellte sah mich mit einem wissenden Lächeln an.
»Der nächste Flug geht in drei Stunden.«
›Drei Stunden!‹ Diese beiden Worte waren das Signal, auf das sich die Schleusentore schlagartig öffneten.
»In drei Stunden könnte meine Oma schon t..., t..., tot sein«, schluchzte ich. Meine eigene schauspielerische Leistung riss mich derart mit, dass ich einen Moment lang selbst vom bedenklichen Zustand meiner Großmutter überzeugt gewesen war. Dabei saß sie garantiert mit ihrem Strickzeug zu Hause und wartete auf den Beginn des Frühstücksfernsehens.
© Fischer Verlag
Letzte Woche hatte ich auch schon zwei Flüge verpasst. Macht drei verpasste Flüge in zehn Tagen. Das kam mir dann doch etwas zu chaotisch vor, wie auch die Strafpunkte, die ich ebenfalls letzte Woche wegen überhöhter Geschwindigkeit kassiert hatte – das hätte mich fast den Führerschein gekostet. Ich versuchte meiner Mitwelt durch mein Verhalten etwas mitzuteilen, wie ich inzwischen weiß.
Meine Schwester Louise und unsere gemeinsame Freundin Katy haben aus meinem Zeitproblem schon immer weitreichende Schlüsse gezogen. Die beiden arbeiten als Therapeutinnen in den berühmten Priory-Privatkliniken für Psychiatrie (dem britischen Pendant zur Betty-Ford-Klinik für Suchtkrankheiten, Depressionen und andere psychische Probleme) und haben dummerweise meistens recht. Sie deuten mein ständiges Zuspätkommen als Zeichen von unterdrückter Wut und tief verwurzeltem Egoismus und werfen mir nur mitleidige Blicke zu, wenn ich stur darauf beharre, dies alles passiere nur, weil mir jedes Organisationstalent fehlt und es sich für eine Chaotin wie mich nicht lohnt, eine Uhr zu tragen (»ich will mich nicht von der Zeit tyrannisieren lassen«, hatte ich einmal zur allgemeinen Erheiterung erklärt).
Vor einigen Jahren bin ich mit demselben Problem schon einmal gewaltig ins Fettnäpfchen getreten, an einem Abend vor Louises Hochzeit, als wir Mädels zusammen feiern wollten. Ich platzte eine gute Stunde zu spät ins Restaurant und sprudelte, im Gesicht noch ganz rosig, meine Entschuldigung hervor: Ich hätte mich mit meinem neuen Freund vergnügt, und das nicht zu knapp. Ich war selig, denn zum ersten Mal seit sechs Jahren hatte eine Beziehung länger als ein halbes Dutzend Verabredungen überdauert, und in meinem Erfolgsgefühl und der ersten Verliebtheit schwebte ich wie auf Wolken. Aber die wüsten Beschimpfungen von Louise und Katy holten mich schnell auf den Teppich zurück. Gäbe es überhaupt etwas Selbstsüchtigeres als mich? Hielte ich mich denn für den großen Star? Kapierte ich nicht, dass mein ständiges Zuspätkommen eine passive Aggression darstelle und auf ein übersteigertes Gefühl der eigenen Wichtigkeit hindeute, gepaart mit einem extrem niedrigen Selbstwertgefühl?
»Ich hab einfach die Zeit vergessen«, maulte ich kleinlaut. »Hab’s mir gut gehen lassen. Mit meinem neuen Freund. Dachte, ihr freut euch für mich. Und schließlich heiratet Louise ja nicht zum ersten Mal. Diese Hochzeit ist doch keine Staatsaffäre, oder?«
Im Gatwick-Express an jenem Morgen versuchte ich, nicht an die damaligen Anschuldigungen (und meine Antworten) zu denken. Aber mir klopfte das Herz bis zum Hals, meine Hände wurden feucht und die ersten Anzeichen von hausgemachten Spannungskopfschmerzen kündigten sich an. Einatmen, Atem anhalten, ausatmen, befahl ich mir selbst, während der Zug in Gatwick einfuhr. Kaum waren die Türen halb geöffnet, quetschte ich mich durch und raste zur Rolltreppe. Endlich erreichte ich den Check-in, keuchend, schwitzend und mit nur dreißig Sekunden Verspätung. Eigentlich war ich ganz zufrieden mit mir. Im Vergleich zu den letzten Malen war das ein Fortschritt.
Als die Schalterangestellte sagte, der Abflug verspäte sich um fünfundvierzig Minuten und sie würde ihre Chefin fragen, ob ich noch durchrutschen könne, war ich euphorisch, voller Hoffnung und Optimismus und dankte meinem Glücksstern oder wem auch immer da draußen, der mich stets vom Rand der Katastrophe zu retten schien. Das Hochgefühl endete schlagartig, als die junge Frau kurz darauf mit einer abschlägigen Nachricht zurückstöckelte.
»Bitte!« Ich sah sie mit meinem flehendsten Dackelblick an. »Es ist ein Notfall. Ich bin nämlich Journalistin und ...« Ich überlegte einen Moment. »... und ich muss zu einem wirklich wichtigen Interview mit, äh, dem schottischen Premierminister.« Dabei schlug ich einen Ton an, als wäre es mir gelungen, Osama bin Laden für ein Exklusivinterview zu gewinnen.
Selbst wenn ich eine Verabredung mit dem meistgesuchtesten Mann der Welt gehabt hätte, wäre ich damit nicht durchgekommen. Die Schalterangestellte sah mich mit versteinertem Gesicht an; von den Nöten eines Pressemenschen würde sie sich ganz sicher nicht erweichen lassen. Also versuchte ich es mit einer neuen Taktik.
»Es geht nicht allein um das Interview«, log ich hektisch. »Ich muss ganz dringend nach Hause, weil ... « Ich zögerte einen Moment, überkreuzte die Finger in der Manteltasche und fuhr dann fort: »Ich muss dringend nach Hause, weil meine Oma, äh, meine Oma ganz plötzlich krank geworden ist.«
Sie sah mich mitfühlend an – oder war es mitleidig?
»Tut mir leid«, sagte sie. »Aber von meiner Vorgesetzten kam ein klares Nein. Sie hat mich aufgefordert, unsere Passagiere darauf hinzuweisen, dass unsere Check-in-Schalter genau dreißig Minuten vor dem planmäßigen Abflug schließen und dass wir dringend empfehlen, zwei Stunden vor Abflug einzuchecken.«
Ich riss die Augen auf, so weit es ging, und unterdrückte eine Weile das Blinzeln, um die aufsteigenden Tränen des Selbstmitleids zurückzuhalten – mein Blickfeld war schon ganz verschwommen, wahrscheinlich sah ich ziemlich gestört aus.
»Bitte. Ich weiß, dass hier alle möglichen Chaoten auftauchen und Ihnen die lächerlichsten Ausreden auftischen, um Sie breitzuschlagen. Leute, die glauben, dass die normalen Regeln für sie nicht gelten, weil sie sich für weiß Gott was halten. Die dauernd eine Extrawurst gebraten haben wollen. Aber ich saug mir das nicht aus den Fingern, ich schwör’s Ihnen. Das ist die reine Wahrheit. Meine Oma hatte gerade einen ...« Ich stockte. »Meine Oma ist gerade ins K... - ins K... - ins K... «
Ich schaffte es nicht. Ich brachte die Behauptung nicht über die Lippen, dass mein altes Ömchen, eine erstaunliche Dreiundneunzigjährige, mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Denn sollte wirklich einmal so etwas passieren, müsste ich den Rest meines Lebens die schreckliche Last der Verantwortung dafür auf mich nehmen. Man denke nur an das schlechte Karma. Die Schalterangestellte sah mich mit einem wissenden Lächeln an.
»Der nächste Flug geht in drei Stunden.«
›Drei Stunden!‹ Diese beiden Worte waren das Signal, auf das sich die Schleusentore schlagartig öffneten.
»In drei Stunden könnte meine Oma schon t..., t..., tot sein«, schluchzte ich. Meine eigene schauspielerische Leistung riss mich derart mit, dass ich einen Moment lang selbst vom bedenklichen Zustand meiner Großmutter überzeugt gewesen war. Dabei saß sie garantiert mit ihrem Strickzeug zu Hause und wartete auf den Beginn des Frühstücksfernsehens.
© Fischer Verlag
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Autoren-Porträt von Lorna Martin
Lorna Martin wurde 1971 in Schottland geboren. Die preisgekrönte Journalistin schreibt für »The Observer« und das Frauenmagazin »Grazia«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lorna Martin
- 2008, 3. Aufl., 414 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596179246
- ISBN-13: 9783596179244
- Erscheinungsdatum: 02.12.2008
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