Das Leuchten des Himmels
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Ausgerechnet Alaska! Nate Burke erhofft sich von seinem neuen Posten als Polizeichef von Lunacy, Alaska, viel Arbeit an der frischen Luft - und seine Ruhe. Doch als in einer Eishöhle eine mehr als zwanzig Jahre alte Leiche gefunden wird, hat Nate mehr Probleme, als ihm lieb ist: mit der Tochter des Toten, der ungestümen, attraktiven Pilotin Meg Galloway - und mit einem kaltblütigen Mörder, der sich hinter der Maske des wohlanständigen Bürgers bestens zu verbergen weiß ...
"Das Leuchten des Himmels" ist glänzender Spannungsroman und fesselnde Liebesgeschichte zugleich - angesiedelt vor der faszinierenden Kulisse Alaskas.
Das Leuchten des Himmels von Nora Roberts
LESEPROBE
Prolog Tagebucheintragung
12. Februar 1988
Gegen Mittag auf dem Sun Glacier gelandet. Der Hinflug hatmir den Kater aus den Knochen gerüttelt und die erstickenden Wurzeln derRealität durchtrennt, von der die Welt unten beherrscht wird. Ein klarer Himmel,wie ein blauer Kristall. Ein Himmel, wie man ihn auf Postkarten klatscht, umdie Touristen zu ködern, dazu eine kalte weiße Sonne komplett mit Nebensonne.Ich begreife das als günstiges Zeichen für unseren Aufstieg. Der Wind bläst mitüber zehn Knoten. Es hat milde zweiundzwanzig Grad unter Null. Der Gletscherist so breit wie die Taille der Hure Kate und eisig wie ihr Herz.
Aber sie hat uns gestern Abend doch ganz anständig verabschiedet. Und uns sogareine Art Gruppenrabatt gewährt.
Ich weiß nicht, was zum Teufel wir hier zu suchen haben, aber irgendwo muss manja sein und was machen. Und eine Winterbesteigung des No Name eignet sich dafürgenauso wie alles andere, ist sogar noch besser als das meiste.
Ein Mann braucht hin und wieder eine Abenteuerwoche, ein Abenteuer ohneschlechten Schnaps und leichte Mädchen. Wie soll man auch sonst den Alkohol unddie Frauen schätzen lernen, wenn man sich nicht eine Weile von ihnen fern hält?
Und weil ich ein paar Kumpels aus Lunatic traf, wendete sich bei mir nicht nurdas Glück am Kartentisch, sondern die Stimmung ganz allgemein. Für mich gibt eskaum was Öderes als einen festen Job in der Tretmühle, aber die Frau schafftees doch immer wieder, sie anzuwerfen. Mein Gewinn jedoch sollte meine Mädchenzufrieden stellen, und ich genehmige mir jetzt ein paar Tage ganz für mich mitein paar Kumpels.
Ich brauche das einfach, muss mich den Elementen entgegenstemmen und in derGesellschaft anderer Männer Kopf und Kragen riskieren, damit ich spüre, dassich lebe. Etwas nicht für Geld oder aus Pflicht tun, und auch nicht, weil eineFrau dir damit auf den Sack geht, sondern aus reiner Idiotie - das belebt denGeist.
Dort unten wird es mir langsam zu voll. Straßen führen in Gegenden, wohin sienoch nie geführt haben, Menschen wohnen dort, wo noch nie einer gelebt hat. Alsich anfangs herkam, waren es noch nicht so viele, und die Bundesbehörden hattenauch nicht alles unter Kontrolle.
Eine Erlaubnis zur Besteigung? Um auf einen Berg zu gehen? Zum Teufel damit,und zum Teufel auch mit all den verklemmten Föderalisten, ihren Regeln undVorschriften. Die Berge gab es schon lange, bevor irgend so einRegierungsbürokrat dahinter kam, dass man daraus Kapital schlagen kann. Und siewerden ebenfalls noch da sein, wenn er schon längst sein rotes Absperrseil inder Hölle spannt.
Und jetzt bin ich hier, auf Grund und Boden, der keinem gehört. Heiliger Bodenkann keinem gehören.
Gäbe es die Möglichkeit, auf dem Berg zu leben, würde ich mein Zelt aufschlagenund nie mehr weggehen. Aber heilig oder nicht, er wird dich umbringen, und zwarschneller als eine nörgelnde Ehefrau, und weitaus weniger gnädig.
Also genehmige ich mir meine Woche mit Gleichgesinnten und klettere auf diesenGipfel, der keinen Namen hat und sich über die Stadt und den Fluss und die Seenerhebt und die Grenzen umgeht, welche die Föderalisten dem Land aufzwingen, undderen kläglichen Versuchen spottet, es zu bändigen und Schutzzoneneinzurichten. Alaska gehört einzig sich selbst, egal mit wie vielen Straßenoder Schildern oder Regeln man es überzieht. Alaska wirkt wie die letzte derwilden Frauen, und Gott liebt diese Wildnis dafür. Ich jedenfalls tue es.
Wir haben unser Basislager aufgebaut, und schon ist die Sonne hinter dem hohenGipfel untergegangen und hat uns in winterliche Dunkelheit getaucht. In unseremZelt zusammengekauert, lassen wir es uns schmecken, ein Joint macht die Runde,und wir reden vom morgigen Tag.
Morgen steigen wir auf.
1 Auf dem Weg nach Lunacy
28. Dezember 2003
Festgeschnallt in der flatternden Suppendose, die sich lächerlicherweiseFlugzeug nannte, und auf der holprigen Luft durch das mickrige Lichtfenster,wie es der Winter zu bieten hat, durch die Lücken und Einschnitteschneebedeckter Berge ruckelnd und sich auf eine Stadt namens Lunacyzubewegend, hatte Ignatious Burke eine Erscheinung.
Er war auf den Tod bei weitem nicht so gut vorbereitet, wie er gedacht hatte.
Es war schon eine wahnsinnige Erfahrung, sich klar zu machen, dass sein Lebenin den Händen eines Fremden lag, der in seinem kanariengelben Parka fastversank und dessen Gesicht sich unter einem ramponierten Lederhut verbarg, derauf einer violetten Schalmütze thronte.
In Anchorage hatte der Fremde noch einen recht kompetenten Eindruck gemacht undNate mit herzhaftem Handschlag begrüßt, ehe er der Suppendose mit Propellernaufmunternd den Daumen entgegenstreckte.
Dann jedoch hatte er Nate gesagt, er solle ihn einfach Dussel nennen. Und vonda an war ihm etwas mulmig zumute gewesen.
Welcher Idiot stieg in eine fliegende Blechdose, die von einem Typ namensDussel gesteuert wurde?
Aber Fliegen war die einzig sichere Möglichkeit, so spät im Jahr nach Lunacy zukommen. Das jedenfalls hatte Bürgermeisterin Hopp ihm mitgeteilt, als er mitihr über die Reiseplanung verhandelt hatte.
Die Maschine kippte heftig nach rechts, und als Nates Magen ihr folgte, fragteer sich, was Bürgermeisterin Hopp genau unter sicher verstand.
Er war davon ausgegangen, dass ihm so oder so alles egal sei. Leben odersterben, was bedeutete das schon für das große Ganze? Als er inBaltimore-Washington den großen Jet bestiegen hatte, hatte er dies in derfesten Überzeugung getan, sein Weg werde ihn dem Ende seines Lebens näherbringen.
Der Seelenklempner des Reviers hatte ihn davor gewarnt, weitreichende Entscheidungenzu treffen, solange er unter Depressionen litt, aber er hatte sich um denPosten des Polizeichefs von Lunacy aus keinem anderen Grund als dem beworben,dass er den Ortsnamen - Wahnsinn - so passend fand.
Und er hatte den Posten mit einem Pfeif-drauf-Achselzucken angenommen.
Selbst jetzt, taumelig vor Übelkeit, zitternd wegen seiner Erscheinung, machteNate sich klar, dass es nicht so sehr der Tod war, der ihn ängstigte, sonderndie Methode. Er wollte einfach nicht, dass alles zu Ende ging, nur weil er indieser verdammten Düsternis an einem Berg zerschellte.
Wäre er in Baltimore geblieben und hätte er sich dort gegenüber seinemSeelenklempner und seinem Chef umgänglicher gezeigt, dann hätte er dort wiederseiner Arbeit nachgehen können. Das wäre nicht so schlimm gewesen.
Aber nein, er hatte ihnen die Dienstmarke hingeschmissen, die Brücken hintersich nicht nur abgebrochen, sondern zu Asche verbrannt. Und jetzt würde erirgendwo in der Weite Alaskas als blutige Spur enden.
»Hier durch wirds jetzt ein bisschen heftig«, meinte Dussel mit demschleppenden Tonfall des Texaners.
Nate schluckte Galle. »Wo bis jetzt doch alles so glatt lief.«
Dussel grinste und zwinkerte ihm zu. »Das ist doch gar nichts. Sie sollten erstmal erleben, wies ist, wenn man Gegenwind bekämpfen muss.«
»Nein, danke. Wie lang dauert es noch?«
»Nicht lang.«
Das Flugzeug bockte und schwankte.
Nate gab es auf und schloss die Augen. Er betete darum, seinen Tod nicht nochunwürdiger zu machen, indem er sich zuvor die Stiefel voll kotzte.
Nie wieder würde er in ein Flugzeug steigen. Wenn er es überlebte, dann würdeer Alaska auf vier Rädern verlassen. Oder auf zwei Beinen. Oder auf allenvieren. Aber in die Luft würde er nie wieder gehen.
Das Flugzeug machte einen verrückten Satz, bei dem Nate die Augen aufriss. Undda sah er durch die Windschutzscheibe den triumphalen Sieg der Sonne, einwunderbares Aufhellen der Düsternis, das der Welt unter dem perlfarbenen Himmelin langen Wogen aus Weiß und Blau, plötzlichen Erhebungen, schimmerndenSchwärmen von Seen und schneebedeckten Bäumen, die sich kilometerweitauszudehnen schienen, Gestalt verlieh.
Nur im Osten versperrte das Massiv, das die Einheimischen Denali oder einfachThe Mountain nannten, den Blick auf den Himmel. Selbst seine nur oberflächlicheRecherche hatte Nate darüber informiert, dass nur Outsider ihn McKinleynannten.
Während sie weiterrumpelten galt sein einziger zusammenhängender Gedanke derÜberlegung, dass nichts Echtes so massiv sein sollte. Als die Sonne ihreGottesfingerstrahlen durch den dichten Himmel schob, der den Berg umgab,begannen die Schatten, sich zu verflüssigen und auszubreiten, Blau über Weiß,und sein eisiges Antlitz glitzerte.
Er verspürte eine Regung, und so vergaß er für einen Moment seinen nervösenMagen, das unablässige Dröhnen des Motors und selbst die Kälte, die wie Nebelin der Maschine hing.
»Großer Bursche, nicht wahr?«
»Ja.« Nate stieß die Luft aus. »Großer Bursche.«
Sie flogen nach Westen, aber er verlor den Berg nie aus den Augen. Jetzterkannte er, dass das, was er für eine vereiste Straße gehalten hatte, eingewundener, gefrorener Fluss war. Und an seinem Ufer eine menschlicheAnsiedlung mit ihren Häusern und Gebäuden, Autos und Lastwagen.
Für ihn sah es aus wie das Innere einer Schneekugel, die noch geschütteltwerden musste, wo aber alles still und weiß darauf wartete.
Unter dem Boden klackte etwas. »Was war das?«
»Das Fahrgestell. Das ist Lunacy.«
Die Maschine röhrte sich in einen Sinkflug, der Nate dazu zwang, sich an seinemSitz festzuhalten und die Beine in den Boden zu stemmen. »Was? Wir landen? Aberwo? Wo?«
»Auf dem Fluss. Um diese Zeit des Jahres ist er festgefroren. Keine Sorge.«
»Aber «
»Wir nehmen die Kufen.«
»Kufen?« Nate erinnerte sich plötzlich, dass er Wintersport hasste. »Wie beimSchlitten, wären Schlittschuhe nicht sinnvoller?«
Dussel brach in wildes Gelächter aus, als das Flugzeug das Eisband anflog. »Daswäre ein schöner Mist. Schlittschuhflugzeug. Also nein.«
Das Flugzeug setzte holpernd auf und rutschte dann dahin. Nates Magen folgteerneut dieser Bewegung. Nachdem es anmutig gleitend zum Stehen gekommen war,schaltete Dussel die Triebwerke aus, und in der plötzlichen Stille konnte Natesein eigenes Herz in den Ohren trommeln hören.
»Die können Ihnen gar nicht genug zahlen«, brachte Nate heraus. »Ihre Künstesind bestimmt unbezahlbar.«
»Ach zum Teufel.« Er schlug Nate auf den Arm. »Um die Bezahlung gehts doch garnicht. Willkommen in Lunacy, Chief.«
»Da haben Sie verdammt Recht.«
© Limes Verlag
Übersetzung: Elfriede Peschel
Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.
- Autor: Nora Roberts
- 2006, 544 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Elfriede Peschel
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442364655
- ISBN-13: 9783442364657
4.5 von 5 Sternen
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