Das Lied von Eis und Feuer - Die Königin der Drachen
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Die Königin der Drachen von George R.R.Martin
LESEPROBE
ARYA
Der Mann auf dem Dach starb alsErster. Er hatte zweihundert Meter entfernt am Schornstein gehockt und war nurein schemenhafter Schatten in der Dunkelheit kurz vor dem Morgengrauen, dochals der Himmel sich zu erhellen begann, rührte er sich, reckte sich und standauf. Anguys Pfeil traf ihn in die Brust. Der Mannstürzte vom Schieferdach und landete vor der Tür der Septe.
Dort hatte der Mummenschanz zweiWachen postiert, doch sie waren durch das Licht ihrer Fackel geblendet, und dieGeächteten hatten sich bereits nah herangeschlichen. Kyleund Kerbe ließen gleichzeitig ihre Pfeile fliegen. Ein Mann brach mit einemPfeil in der Kehle zusammen, der zweite wurde in den Bauch getroffen. Dabeiließ er die Fackel fallen, und die Flammen loderten an ihm hoch. Er schrie,als seine Kleider Feuer fingen, und damit war es mit der Heimlichkeit vorbei. Thoros gab den Befehl zum Angriff, und die Geächtetenstürmten los.
Arya schaute aus dem Sattel von derKuppe eines bewaldeten Hügels aus zu. Von hier konnte man die Septe, die Mühle und die Brauerei sehen, und natürlich auchdie Stallungen, die verwüsteten Felder, die verbrannten Bäume und den Schlammzwischen den Gebäuden. Die meisten Bäume hatten inzwischen ihr Laub verloren,und die wenigen, die noch braune Blätter trugen, beeinträchtigten die Sichtkaum. Lord Beric hatte Mudgeund den Bartlosen Dick zu ihrem Schutz abgestellt. Aryahasste es, zurückgelassen zu werden wie ein kleines Kind, aber wenigstensmusste auch Gendry dableiben. Widerspruch hattekeinen Zweck. Dies war Krieg, und im Krieg galt es zu gehorchen.
Der Horizont im Osten glühte goldenund rosa, und über ihrem Kopf spähte der halbe Mond zwischen vorbeihuschendenWolken hindurch. Ein kalter Wind wehte, und Aryahörte das rauschende Wasser und das Knarren des großen hölzernen Mühlrades. Inder Morgenluft lag der Geruch von Regen, doch statt Tropfen flogen brennendePfeile durch den Morgendunst, zogen helle Feuerbänder hinter sich her undbohrten sich in die Holzwände der Septe. Einigedurchschlugen die Fensterläden, und bald krochen dünne Rauchfäden aus denzerbrochenen Fenstern.
Zwei vom Mummenschanz stürzten Seitean Seite aus der Septe, Äxte in den Händen. Anguy und die anderen Bogenschützen warteten schon. Einerder Axtträger starb auf der Stelle. Dem anderen gelang es, sich zu ducken,daher traf ihn der Pfeil nur in der Schulter. Er schleppte sich weiter, bis ihnzwei weitere Pfeile erwischten, und zwar so kurz hintereinander, dass manunmöglich sagen konnte, welcher zuerst getroffen hatte. Die langen Schäftedurchschlugen seinen Brustpanzer, als wäre er aus Seide und nicht aus Stahl.Der Mann brach zusammen. Anguy hatte Pfeile sowohlmit Feldspitzen als auch mit Jagdspitzen. Eine Feldspitze vermochte selbst denhärtesten Harnisch zu durchschlagen. Ich werde lernen, wie man mit Pfeil undBogen umgeht, dachte Arya. Sie liebte denSchwertkampf, dennoch war offensichtlich, wie nützlich Pfeile sein konnten.
Aus der Westwand der Abtei schlugenFlammen, und dichter Rauch quoll aus einem zerbrochenen Fenster. Ein myrischer Armbrustschütze steckte den Kopf aus einemanderen Fenster, schoss einen Bolzen ab und duckte sich sofort wieder, um nachzuladen.Auch von den Ställen her hörte sie Kampflärm, Rufe, die sich mit dem Wiehernder Pferde und dem Klirren von Stahl vermischten. Tötet sie alle, dachtesie grimmig. Sie biss sich so heftig auf die Unterlippe, dass sie Blut im Mundschmeckte. Tötet jeden Einzelnen von ihnen.
Der Armbrustschütze erschienabermals, doch kaum hatte er seinen Bogen abgeschossen, zischten drei Pfeile anseinem Kopf vorbei. Einer prallte scheppernd von seinem Helm ab. Der Kopf verschwandmit Armbrust und allem. Arya bemerkte nun Flammen inmehreren Fenstern des oberen Stockwerks. Rauch und Morgennebel bildeten einenschwarzweißen Dunst in der Luft. Anguy und dieBogenschützen schlichen näher heran, um ihre Ziele besser anvisieren zu können.
Dann sprudelte der Mummenschanzplötzlich wie Ameisen aus der Septe hervor. ZweiMänner aus Ibben rannten hinter mit Fell besetztenSchilden, die sie hoch vor sich hielten, durch die Tür, ihnen folgte ein Dothraki mit einem großen krummen Schwert und Glöckchen imZopf, und danach kamen zwei Söldner aus Volantis mitwilden Tätowierungen. Andere kletterten aus den Fenstern und sprangen auf denBoden. Arya sah, wie ein Mann in die Brust getroffenwurde, als er ein Bein auf der Fensterbank hatte, und hörte seinen Schrei. DerRauch wurde dichter. Bolzen und Pfeile flogen hin und her. Wattyging grunzend zu Boden, der Bogen glitt ihm aus der Hand. Kyleversuchte gerade, einen neuen Pfeil aufzulegen, als ihm ein Mann in schwarzerRüstung einen Speer durch den Bauch rammte. Sie hörte Lord BericsRuf. Aus den Gräben und Bäumen stürmte der Rest der Truppe mit Stahl in derHand los. Arya entdeckte Zitshellgelben Mantel, der hinter seinem Reiter im Wind wehte, während Zit den Mann niederritt, der Kyle getötet hatte. Thoros undLord Beric waren überall zugleich und ließen dieflammenden Schwerter kreisen. Der rote Priester hackte auf einen Schild ein,bis dieser in tausend Stücke zerbrach, während sein Pferd dem Gegner die Hufeins Gesicht schlug. Ein Dothraki kreischte schrillund griff den Blitzlord an, und das brennende Schwert prallte auf den arakh. Die Klingen küssten sich, trenntensich und küssten sich erneut. Dann loderte das Haar des Dothrakiauf, und einen Augenblick später war er tot. Arya sahauch Ned, der Seite an Seite mit dem Blitzlordkämpfte. Das ist ungerecht, er ist nur ein bisschen älter als ich, sie hättenreich auch mitkämpfen lassen sollen.
Das Gefecht dauerte nicht sehrlange. Die Tapferen Kameraden, die noch standen, starben rasch oder strecktendie Waffen. ()
© BlanvaletVerlag
Übersetzung: Andreas Helweg
- Autor: George R. R. Martin
- 2002, 797 Seiten, Maße: 13,7 x 20,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Andreas Helweg
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442247349
- ISBN-13: 9783442247349
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