Das tierische Kuriositätenkabinett
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Produktinformationen zu „Das tierische Kuriositätenkabinett “
Klappentext zu „Das tierische Kuriositätenkabinett “
Tierisch wild, tierisch effizient und tierisch begabtWussten Sie, dass Spitzhörnchen unter Alkoholproblemen leiden, der Kiefernprachtkäfer sich einen Namen als Feuermelder gemacht hat und Apothekerfrösche auch als Schwangerschaftstest dienen?
Dirk Steffens trägt unbekanntes und kurioses Wissen über unsere tierischen Freunde zusammen und verbindet wissenschaftliche Fakten mit guter Unterhaltung. Ein Muss für alle Tierliebhaber und Fans des Kuriosen!
Lese-Probe zu „Das tierische Kuriositätenkabinett “
Das tierische Kuriositätenkabinett von Dirk SteffensVERLIEBT,
VERLOBT,
VERHEIRATET
TIERISCH WILD:
PAARUNGSVERHALTEN
AUSGEWÄHLTER
SPEZIES
SEEPFERDCHEN
Populärname: Neuseeland - Topfbauchpferdchen
Wissenschaftlicher Name: Hippocampus abdominalis
Lebensraum: Küste von Neuseeland, Australien
Größe: 35 Zentimeter
Kuriosum: Schwangere Männchen
Ein Fisch mit Glupschaugen, Blähbauch und Spiralschwanz, vorne Pferd und hinten Wurm: Hippocampus (« Pferderaupe ») ist wahrlich keine klassische Schönheit, doch er vermag mit inneren Werten zu überzeugen. Während Homo sapiens sich noch immer mit der Emanzipation abmüht, ist das Seepferdchen schon ein gutes Stück vorausgaloppiert. Synchronschwimmen oder Schwangerschaft? Kein Problem für Hippocampus - Männer!
Das Topfbauchpferdchen trägt einen wenig charmanten, doch zutreffenden Namen und gehört mit einer Länge von 35 Zentimetern schon zu den Großen in der etwa 50 Arten umfassenden Gattung. Die kleinsten Vertreter bringen es auf gerade mal 13,5 Millimeter, doch so unterschiedlich Maße und Aussehen auch sein mögen, eines haben alle Seepferdchen gemein:
Schwanger werden nur die Männer.
Wenn Herr und Frau Hippocampus umeinander werben, ist das schön anzusehen. In wogenden Auf - und - ab -Bewegungen flirten und tanzen sie miteinander, schwimmen synchron über die Riffe und treiben mit verhakten Schwänzen durchs Seegras. Am Ende des romantischen Balztanzes steht dann erwartungsgemäß die Paarung, die allerdings anders verläuft als bei den meisten Wirbeltieren: Nicht er gibt Spermien an seine Partnerin weiter, sondern sie die Eier an ihn. Das Weibchen legt sie in die Bauchtasche des Männchens, er übernimmt dann Befruchtung und Brut. Wochenlang bewacht Papa die wertvolle Fracht in seinem Bauch, bis der Nachwuchs
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schließlich das Licht der Wasserwelt erblickt. Bei der Geburt erleidet er zwar keine echten Wehen, das ganze Prozedere ist aber doch extrem anstrengend. Der Mann verdient also Anerkennung, zumal er kurz nach der Geburt pflichtschuldig schon wieder Paarungsbereitschaft signalisiert.
Trotz des unter emanzipatorischen Gesichtspunkten vorbildlichen Verhaltens des männlichen Seepferdchens wäre es allerdings unfair, die weiblichen Tiere als gleichgültige Eierschleudern zu verteufeln. Denn biologische Tatsache ist, dass sie zur Entwicklung der dotter - und damit nährstoffreichen Eier deutlich mehr Energie aufwenden müssen als die Männchen für die Brutpflege. Ihr Aussehen hat den Seepferdchen übrigens sogar einen Platz in der griechischen Mythologie gesichert. Im alten Attika hielt man die wunderlichen Tiere für die Nachfahren der Rösser, die einst Poseidons Streitwagen zogen. Insofern hat sich Hippocampus seit jenen Tagen deutlich verbessert: Der Job als männliche Supernanny ist doch besser als die Fron, Zugtier eines cholerischen Wassergottes zu sein, oder? eines der seltenen Beutetiere vor das vergleichsweise große Maul der dicklichen Lauerjägerinnen. Aber einen Mann können sie sich damit nicht angeln. Bei der Partnersuche über größere Distanzen ist die Leuchtfalle angesichts der geringen Populationsdichte nämlich nutzlos. Hilfreicher sind da wahrscheinlich schon die großen Nasenlöcher der kleinen Männchen: Vermutlich führen Pheromone, chemische Botenstoffe, die Paare zueinander. Kommt es trotz der widrigen Umstände zu einer der seltenen intersexuellen Begegnungen, machen die Anglerfische keine halben Sachen. Sie verplempern ihre Zeit nicht mit dem üblichen Guck- mal - meine - bunten - Federn / Ist - das - nicht - ein-prächtiges - Gehörn / Ich - kann - am - lautesten - brüllen / Mein - Porsche- ist - tiefergelegt - Getue anderer paarungswilliger Männchen. O nein! Er beißt sich einfach an ihr fest und lässt nie wieder los. Relativ schnell verwachsen die beiden dann miteinander: Seine Kiefer bilden sich zurück, er schlüpft buchstäblich zu ihr unter die Haut, und schließlich vereinen sich sogar die Blutgefäße der Ehefische. Nur die Kiemen bleiben ihm. Ansonsten lebt er von nun an als Parasit in ihr – und kann den Körper der Wirtin nie mehr verlassen. So entfällt die energetisch aufwendige und in der dunklen Tiefsee tendenziell ohnehin erfolglose Partnersuche ein für alle Mal. Viele der etwa 100 Tiefseeangler - Arten, nicht nur Edriolychnus schmidti, haben solche parasitären Beziehungsmodelle entwickelt.
Der Preis für den weiblichen All - inclusive - Service: Wenn sie stirbt, ist auch sein Leben zu Ende. Bis zu diesem Tag bestimmt sie über sein Schicksal – und sein Sexleben: Die Befruchtung der Eier erfolgt nämlich außerhalb des Körpers, und zwar nur dann, wenn sie es will. Mit Hilfe von Hormonen, die über den gemeinsamen Blutkreislauf in seinen Körper strömen, steuert sie die gleichzeitige Abgabe von Eiern und Spermien.
So innig die Beziehung von Angler und Anglerin auch erscheinen mag – monogam ist sie nicht unbedingt. Er hat zwar aus offensichtlichen Gründen keine Möglichkeit, sich mit mehr als einem Weibchen zu paaren, sie ist da aber flexibler. Es kommt gar nicht so selten vor, dass sich mehrere Männchen auf einem Weibchen ansiedeln. Das Herz der Anglerin ist groß genug für einen ganzen Harem willenloser Männchen.
Copyright © 2009 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Trotz des unter emanzipatorischen Gesichtspunkten vorbildlichen Verhaltens des männlichen Seepferdchens wäre es allerdings unfair, die weiblichen Tiere als gleichgültige Eierschleudern zu verteufeln. Denn biologische Tatsache ist, dass sie zur Entwicklung der dotter - und damit nährstoffreichen Eier deutlich mehr Energie aufwenden müssen als die Männchen für die Brutpflege. Ihr Aussehen hat den Seepferdchen übrigens sogar einen Platz in der griechischen Mythologie gesichert. Im alten Attika hielt man die wunderlichen Tiere für die Nachfahren der Rösser, die einst Poseidons Streitwagen zogen. Insofern hat sich Hippocampus seit jenen Tagen deutlich verbessert: Der Job als männliche Supernanny ist doch besser als die Fron, Zugtier eines cholerischen Wassergottes zu sein, oder? eines der seltenen Beutetiere vor das vergleichsweise große Maul der dicklichen Lauerjägerinnen. Aber einen Mann können sie sich damit nicht angeln. Bei der Partnersuche über größere Distanzen ist die Leuchtfalle angesichts der geringen Populationsdichte nämlich nutzlos. Hilfreicher sind da wahrscheinlich schon die großen Nasenlöcher der kleinen Männchen: Vermutlich führen Pheromone, chemische Botenstoffe, die Paare zueinander. Kommt es trotz der widrigen Umstände zu einer der seltenen intersexuellen Begegnungen, machen die Anglerfische keine halben Sachen. Sie verplempern ihre Zeit nicht mit dem üblichen Guck- mal - meine - bunten - Federn / Ist - das - nicht - ein-prächtiges - Gehörn / Ich - kann - am - lautesten - brüllen / Mein - Porsche- ist - tiefergelegt - Getue anderer paarungswilliger Männchen. O nein! Er beißt sich einfach an ihr fest und lässt nie wieder los. Relativ schnell verwachsen die beiden dann miteinander: Seine Kiefer bilden sich zurück, er schlüpft buchstäblich zu ihr unter die Haut, und schließlich vereinen sich sogar die Blutgefäße der Ehefische. Nur die Kiemen bleiben ihm. Ansonsten lebt er von nun an als Parasit in ihr – und kann den Körper der Wirtin nie mehr verlassen. So entfällt die energetisch aufwendige und in der dunklen Tiefsee tendenziell ohnehin erfolglose Partnersuche ein für alle Mal. Viele der etwa 100 Tiefseeangler - Arten, nicht nur Edriolychnus schmidti, haben solche parasitären Beziehungsmodelle entwickelt.
Der Preis für den weiblichen All - inclusive - Service: Wenn sie stirbt, ist auch sein Leben zu Ende. Bis zu diesem Tag bestimmt sie über sein Schicksal – und sein Sexleben: Die Befruchtung der Eier erfolgt nämlich außerhalb des Körpers, und zwar nur dann, wenn sie es will. Mit Hilfe von Hormonen, die über den gemeinsamen Blutkreislauf in seinen Körper strömen, steuert sie die gleichzeitige Abgabe von Eiern und Spermien.
So innig die Beziehung von Angler und Anglerin auch erscheinen mag – monogam ist sie nicht unbedingt. Er hat zwar aus offensichtlichen Gründen keine Möglichkeit, sich mit mehr als einem Weibchen zu paaren, sie ist da aber flexibler. Es kommt gar nicht so selten vor, dass sich mehrere Männchen auf einem Weibchen ansiedeln. Das Herz der Anglerin ist groß genug für einen ganzen Harem willenloser Männchen.
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Autoren-Porträt von Dirk Steffens
Dirk Steffens, Jahrgang 1967, arbeitet als Dokumentarfilmer, Autor und Moderator. Seine Expeditionen führten ihn in den vergangenen fünfzehn Jahren mehrfach um die ganze Welt. Seit 2008 moderiert er unter anderem für das ZDF-Format «Terra X», die erfolgreichste Dokumentationsreihe im deutschen Fernsehen, die Sendereihe «Faszination Erde». Dirk Steffens wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Adolf-Grimme-Preis und der Silberne Kompass.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dirk Steffens
- 2009, 3. Aufl., 160 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 12,3 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499625377
- ISBN-13: 9783499625374
- Erscheinungsdatum: 18.08.2009
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