Das weiße Segel
Die Yuppies Kate und Michael stecken in der Krise. Um sie zu überwinden, wagen sie das große...
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Die Yuppies Kate und Michael stecken in der Krise. Um sie zu überwinden, wagen sie das große Abenteuer: Sie verkaufen ihren gesamten Besitz und reisen im Segelboot über den stürmischen Pazifik. Auf diesem Törn finden sie den wahren Schatz ihres Lebens.
Das weiße Segel von Sergio Bambaren
LESEPROBE
Prolog
Vorsichtig zog ich die Kajütentür unserer Yacht zu.Kate war endlich eingeschlafen, und ich wollte nicht, daß die helleVormittagssonne sie störte. An die zwölf Stunden lang hatte der Sturm unsdurchgeschüttelt, bis uns Hören und Sehen verging. Doch jetzt lag die Bay vonAuckland friedlich vor meinen Augen. Sonnenlicht fiel zwischen den hohen grünenBergen hindurch. Die schimmernden goldenen Strahlen tanzten über das leichtbewegte Wasser und berührten die Vögel, die hoch oben am Himmel kreisten. Kaumzu glauben, daß über dieser Bucht, die jetzt so friedvoll wirkte, ein solchentsetzliches Unwetter getobt hatte.
Bei dem Versuch, in die Bucht vonAuckland einzulaufen, hatten wir im Sturm fast unser ganzes Hab und Gutverloren. Obwohl die Böen uns erbarmungslos das Salzwasser in die Augen und denMund peitschten, bis wir fast blind waren, hatten Kate und ich es irgendwiezustande gebracht, uns mit aller Kraft an die Distant Winds zu klammern, unser geliebtes Segelboot, das uns aufeiner magischen Reise durch den Südpazifik getragen hatte.
Da die Pumpen nicht mit dem Wasserfertig wurden, das in die Kajüte unseres Bootes schoß, hatten wir jedeseinzelne Möbelstück und den Großteil unserer Besitztümer über Bord geworfen,damit die Distant Winds nichtunterging.
Angesichts des fast sicheren Endes warunser Leben vor unserem inneren Auge vorbeigezogen; doch selbst während wirgegen das Wüten der Natur kämpften, hatten wir es geschafft, unserenwertvollsten Besitz festzuhalten, von dem wir gelobt hatten, ihn auf unserergesamten Reise zu bewahren. Müde, zerschlagen und entkräftet betrachtete ichnun das Behältnis, in dem sich unser Schatz befand: eine altertümliche, miteinem vergoldeten Vorhängeschloß gesicherte Holzschatulle.
Sorgfältig wischte ich das alteKästchen mit einem weichen Tuch ab, um zu verhindern, daß Salzwasser eindrang.Dann nahm ich das Band ab, das um meinen Hals hing, und schaute auf denSchlüssel. Der grüne Stein, der darin eingelassen war, wirkte, als bündele erdas Sonnenlicht. Ich hielt den Atem an, schickte ein Stoßgebet gen Himmel undsteckte den Schlüssel ins Schloß. Behutsam drehte ich ihn nach rechts, bis mirein trockenes Klicken verriet, daß der Mechanismus aufgesprungen war. Ich hobden Deckel an und zog den Schlüssel heraus. Dann nahm ich vorsichtig das Buch,das im Inneren lag. Lächelnd schlug ich die erste Seite auf und las:
FürMartin und Kate Thompson aus Auckland, Neuseeland.
InSee gestochen auf der Distant Winds
zueiner spirituellen Entdeckungsreise
amheutigen Tage, dem dritten März 1998.
Mögen eure Tage von Glück erfüllt sein
und eure Nächte von Träumen.
Mögen euch diese Träume beim Erwachen
den Zauber schenken, der vor euch liegt.
Mögen eure Träume wahr werden
und sich später in süße Erinnerungen verwandeln.
Auf daß ihr niemals vergeßt ...
Thomas Blake
Ich betrachtete das Buch und dachte zurück. Es kammir vor, als hätte der alte Buchhändler mir erst gestern dieses Geschenkgemacht, das uns so viel bedeutete. Das ist jetzt fast ein Jahr her, dachteich.
Wie hätten Kate und ich uns damals alldie verschiedenen Welten vorstellen können, die wir in dieser Zeit entdeckenwürden? Die Herausforderungen, die das Leben an uns stellen würde, die vielenGelegenheiten, bei denen wir gegen eine gewaltige Übermacht für das eintretenmußten, woran wir glaubten? Wer hätte geahnt, daß uns diese Reise einanderwieder näherbringen würde, so, als wäre der eine das Spiegelbild des anderen?
Eine schwere Zeit lag hinter uns. Abernun, da wir den sicheren Hafen erreicht hatten und Kate wie ein Engel schlief,wußte ich, daß wir eine ganz besondere Reise durch das Leben unternommenhatten, eine Pilgerfahrt auf der Suche nach uns selbst. Wir hatten eine echteBewährungsprobe bestanden, die unsere Beziehung und unsere Liebe gerettethatte. Und wir wußten, daß wir diese Erfahrung mit anderen teilen mußten, mitden Menschen, die genau wie wir nach dem wahren Sinn ihres Lebens suchten.
Ich schaute auf den Schlüssel hinunterund war fasziniert von meinem Spiegelbild. Das Gesicht, das jetzt meinen Blickerwiderte, schien einem ganz neuen Mann zu gehören. Ich sah braunes Haar undhelle, glatte Haut - ein vollständiger Gegensatz zu meinen normalen grauen,dünnen Strähnen und der sonst fleckigen, welken Haut. Verschwunden waren dieFurchen, die all die Nächte voller Streß eingegraben hatten, fort die Falten,die sich bilden, wenn man die Augen zusammenkneift, um das Kleingedruckte inVerträgen und Konzessionen zu entziffern. War dieser Bursche, der wie einsportlicher Zwanzigjähriger wirkte, tatsächlich einmal ein spitzbäuchiger Mannmittleren Alters gewesen?
Ich steckte den Schlüssel in dieTasche, legte das Buch zurück in den Kasten und schloß behutsam den Deckel.Unser Schatz war sicher verwahrt. Wir hatten genug Zeit, um unsere Botschaft zuverbreiten. Aber jetzt mußte ich mich erst einmal um Kate kümmern, meinegeliebte Ehefrau. Die Frau, die ich einmal auf persönlicher und spirituellerEbene fast verloren und jetzt für immer wiedergefunden hatte.
© Piper Verlag
Übersetzung: Barbara Röhl
Autoren-Porträt von Sergio Bambaren
Sergio Bambaren, 1960 in Peru geboren, Chemotechniker undMarketingexperte. Mit seinem ersten Buch »Der träumende Delphin« gelang ihm aufAnhieb ein internationaler Bestseller, an den er mit »Das weiße Segel«, »DerTraum des Leuchtturmwärters« und »Samantha« anknüpfte. Nach längerem Aufenthaltin Sydney lebt Sergio Bambaren heute wieder in Lima.Zuletzt erschien auf deutsch »Der Gesang des Meeres«.
- Autor: Sergio Bambaren
- 2002, 192 Seiten, 10 farbige Abbildungen, Maße: 12 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Barbara Röhl
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492237118
- ISBN-13: 9783492237116
- Erscheinungsdatum: 01.11.2002
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