Preis-Knüller der Woche – solange der Aktions-Vorrat reicht!

Das Wolfsmädchen

Flucht aus der Königsberger Hungerhölle 1946
 
 
Merken
Merken
 
 
Im Februar 1946 trifft die elfjährige Ursula Dorn einen fatalen Entschluss. Sie lässt ihre Familie in den Ruinen Königsbergs zurück, um sich selbst vor dem Hungertod zu retten. Seit Kriegsende sind in der von den Sowjets besetzten Stadt über 70.000 Deutsche...
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 142871961

Buch (Gebunden) 22.70
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
  • Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
  • Kostenlose Rücksendung
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
Kommentare zu "Das Wolfsmädchen"
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 5 Sterne

    24 von 38 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Judith S., 17.10.2022

    Seit Februar habe ich verschiedene Bücher zum Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten gelesen, die jeweils aus der Sicht der Kinder der Betroffenen geschrieben wurden: Christiane Hoffmann, Alles, was wir nicht erinnern; Susanne Benda, Dein Schweigen, Vater; Olaf Müller, Der Himmel meiner Mutter.

    Ganz anders ist nun dieses Buch: Mit der Geschichte von Ursula Dorn hat Christian Hardinghaus eine (Auto-)Biographie mit tiefem geschichtlichen Hintergrund geschrieben, die die Erlebnisse eines vertriebenen, geflüchteten, fast verhungerten Kindes aus Königsberg erzählen. „Das Wolfsmädchen“ ist so authentisch, dass es beim Lesen wehtut und nicht mehr aus dem Kopf geht. Königsberg, Ostpreußen, Wolfskinder, Litauen, all das war für mich zwar nicht gänzlich neu, aber insbesondere die historischen Sequenzen, die die sich abzeichnende Entwicklung der Geschichte begleiten, sind sehr hilfreich bei der Einordnung der autobiographischen Ursula-Erlebnisse.

    Als die Rote Armee 1945 Königsberg erreicht, ist Ursula zehn Jahre alt, die Mutter mit der Versorgung der vier Kinder vollkommen überfordert, der Vater an der Front. Binnen kürzester Zeit tritt eine so schreckliche Entwicklung ein, dass mir beim Lesen der Atem stockte: Todesmärsche werden angeordnet, es herrschen furchtbarer Hunger und Not, überall die Gefahr von Vergewaltigungen, Deportationen nach Sibirien sind ein ständiges Damoklesschwert, das über allem schwebt. Insbesondere Mutter Martha hat davor Angst. Irgendwann hält es Ursula nicht mehr aus und flieht per Zug nach Litauen. Aber die Sorge und die Sehnsucht nach Mutter und Geschwistern lässt sie trotz der hilfsbereiten Litauer noch einmal zurückkehren. Kurze Zeit später wird Ursula mit ihrer Mutter auf der Suche nach Nahrung aber wieder zurückfahren und die fast verhungerten Geschwister bleiben bei einer Nachbarin zurück. Ursulas Bruder Heinz wird später der Einzige sein, der das (u. a. in einem furchtbaren sowjetischen Kinderheim) überlebt, aber er kann der Mutter niemals verzeihen. Diese beutet ihre Tochter Ursula aufs Unverschämteste aus, das wird erst Jahre später enden, als Ursula bereits in Westdeutschland und in einer eigenen Familie lebt. Diese Hass-Liebe, diese Sehnsucht nach der Mutter, der gescheiterte Versuch, sich von ihr abzunabeln, vergällen Ursula auch noch die Jahre, in denen sie längst der tödlichen sowjetischen Gefahr entronnen ist.

    Wenn man die anderen Bücher zu den Folgen des Zweiten Weltkriegs, die der Autor verfasst hat, kennt, dann weiß man, dass er eine sehr einfühlsame und empathische Art hat, seine Interviewpartner zu den grausamsten Erinnerungen zu befragen, um das dann mit dem geschichtlichen Kontext verbunden zu einem lesenswerten und wertvollen Buch zu machen.

    Auch in meiner Familie gab es Flucht und Vertreibung, gleichzeitig aber auch Opfer des Holocaust, Judenverfolgung, Mutterkreuz, Nazis und Mitläufer, Widerstandskämpfer, KZ-Haft, Bombenopfer, gefallene Soldaten, solche, die in Kriegsgefangenschaft gerieten – also die ganze Bandbreite der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wie Ursulas Sohn Klaus habe ich mit der Ahnenforschung versucht, alle Geheimnisse zu lüften und zu Papier gebracht habe ich auch einiges davon. Das tut auch Ursula, für sie ist es ein Geschenk, dass der Sohn Klaus ihr bei ihren Aktivitäten hilft und sogar mit ihr eine letzte mögliche Reise im Sommer 2022 nach Litauen unternimmt. Ich war mit meiner Mutter Ende der 1990er Jahre in ihrer alten Heimat Meseritz. Was dieser Besuch für sie bedeutete, das habe ich wohl erst jetzt nach dem Lesen all dieser Bücher zum Thema Vertreibung richtig begriffen. Ebenso wie das beredte Schweigen, das mir entgegenschlug, wenn ich die Frage nach dem Verlauf ihrer Flucht stellte. Weiterdenken möchte ich an dieser Stelle auch nach ihrem Tod, der schon 2014 war, lieber nicht. Von diesem Schweigen spricht auch Ursula, lange ließ sie ihre Liebsten im Unklaren über ihre Erlebnisse.

    Für mich ist dieses Buch „Das Wolfsmädchen“ der literarische Höhepunkt dieser schwierigen Thematik. Anfang des Jahres habe ich das neue Vertriebenenmuseum in Berlin besucht, wer dieses und die anderen oben erwähnten Bücher gelesen hat, wird wahrscheinlich wie ich zu dem Schluss kommen, dass dieses Museum sein Thema völlig verfehlt hat.

    Mehr über den Inhalt möchte ich hier nicht schreiben, ein jeder muss sich selbst eine Meinung bilden können, da will ich nicht alles vorwegnehmen, was geschieht.

    Ich empfehle dieses Buch sehr, angesichts des seit Februar tobenden Krieges in der Ukraine ist es aktueller, als man es sich wünschen kann. Die Parallelen zwischen dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Ostpreußen und der russischen in die Ukraine sind ununterbrochen sichtbar und machen einem die Dramatik der heutigen Situation um so bewusster. Ursula Dorns Gedanken, die im Nachwort so eindrucksvoll ihre Angst und damit ihre Erfahrungen spiegeln, bleiben mir im Gedächtnis.

    An Ursula Dorn und Christian Hardinghaus richte ich meinen Dank und meine Hochachtung, ich bin wahrhaft überwältigt von den Eindrücken dieses Buches.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •