Deathkiss
Niemand wird ihn hindern, seinen Rachedurst zu stillen! Shannon Flannery hat das quälende Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden - aber niemand glaubt ihr. Allein Special Agent Travis Settler scheint sie ernst zu nehmen, doch in Wahrheit misstraut auch...
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Niemand wird ihn hindern, seinen Rachedurst zu stillen! Shannon Flannery hat das quälende Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden - aber niemand glaubt ihr. Allein Special Agent Travis Settler scheint sie ernst zu nehmen, doch in Wahrheit misstraut auch er der attraktiven Frau. Denn Settler sucht verzweifelt nach seiner Tochter und vermutet Verbindungen zwischen Shannons dunkler Vergangenheit und dem Verschwinden seines Kindes. Erst nach und nach erkennt Travis, dass auch Shannon Opfer ist und in akuter Lebensgefahr schwebt.
Deathkiss von Lisa Jackson: Spannung pur!
Deathkissvon Lisa Jackson
LESEPROBE
3. Kapitel
Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt.« Oliver Flannerysenkte den Kopf, Er kniete nackt auf dem Waldboden und stellte das Gelübde, daser bald ablegen sollte, in Frage. Er hatte so hart auf dieses Ziel hingearbeitet:Pfarrer einer eigenen Gemeinde zu werden, dem Ruf zu folgen, sein Leben Gott zuweihen. Und er war so unwürdig. So verdammt unwürdig.Er spürte den heißen,zärtlichen Hauch der Nacht auf seinem Rücken wie den Atem eines Dämons aus derHölle. So viele Menschen hatte er belogen! So viele göttliche und menschlicheGebote hatte er übertreten!
Er war hierher gekommen, in denWald, wo er zum ersten Mal den Ruf Gottes vernommen hatte, nicht als mächtigdröhnende Stimme, sondern als etwas Leiseres, beinahe Mildes, das in ihmallmählich zu einem Rauschen anschwoll, gewaltig wie die Meeresbrandung. Er warauf einen Felsvorsprung hoch oben auf einem Berg gestiegen und hatte mit demGedanken gespielt, sich in die Tiefe zu stürzen. Während er dort stand, nacktwie jetzt, und im Begriff war, seinem Leben ein Ende zu setzen, die Zehen umdie schartige Kante des Abgrunds gekrallt, war die Stimme in ihm erwacht.Anfangs hatte sie ganz leise gesprochen, ihn beruhigt, das Rasen seinesHerzschlags besänftigt. Ergib dich mir, Oliver. Ich werde dich heilen, und imGegenzug wirst du andere heilen. Vertrau mir. Glaube. Lass allen irdischenBesitz hinter dir. Folge mir, Oliver, und ich werde dir all deine Sündenvergeben. »Alle?«, hatte er damals, vor so langer Zeit, geflüstert. Vertrau aufmich. Er hatte geschwankt, hatte mit geschlossenen Augen den Drang zu springen,den verführerischen Sog des ausgetrockneten Baches fünfzehn Meter unter sichgespürt. Doch als er bereits die Arme ausbreitete und sich auf den freien Fallgefasst machte, sprach Gott: Ich vergebe dir. Oliver schlug die Augen auf undblickte hinab ins Tal. Schwindel erfasste ihn, und mit klopfendem Herzen trater zurück. Schweiß rann ihm über Brust und Rücken. Hatte Gott tatsächlich zuihm gesprochen? Oder wurde er verrückt, raubte das schlechte Gewissen, dasseine Seele marterte, ihm schließlich auch den Verstand? Vertrau mir, fordertedie Stimme erneut. Ergib dich mir. Oliver war auf die Knie gesunken. Tränenströmten über sein Gesicht, und er gelobte, von diesem Augenblick an Gottes ergebenerDiener zu sein. Doch er hatte versagt.
Alles, was er getan hatte, war eineeinzige Lüge. Und wieder einmal erwog er den einfacheren Weg, die rascheLösung. Aber Selbstmord war feige. Und Sünde. Noch eine Sünde. Mitzusammengebissenen Zähnen ließ er sein erbärmliches Leben Revue passieren. Erbeugte sich tiefer hinab, bis er ausgestreckt in Gras und Laub lag, und flehteverzweifelt zu Gott, er möge seine Gebete erhören. Er möge ihm vergeben. Ihnleiten. Doch in der Dunkelheit, in der eine schmale Mondsichel hinauf in denSternenhimmel stieg, hörte er nur sein eigenes Herzklopfen und das Seufzen desheißen Windes, der im trockenen Laub und in den dürren Zweigen über ihmraschelte. Ihm brach am ganzen Körper der Schweiß aus, und zugleich ließ ihmdie Angst das Blut in den Adern gefrieren. Gottes Stimme schwieg. Das Einzige,was er hörte, war das Wispern der Dämonen in seinem Kopf, die ihn verlockten,in Versuchung führten. Ihm sagten, was er längst wusste: dass er unwürdig war.»Hilf mir«, rief er laut. Quälender Schmerz durchfuhr ihn, Schuldgefühledrohten ihm die Luft abzuschnüren. Seine Finger krallten sich in die trockeneErde, ins Laub und in die Zweige, und abgestorbenes Gras schnitt in seineHaut. Ihm kamen die Tränen bei dem Gedanken an Jesus, der für seine, Olivers,Sünden am Kreuz gestorben war.
War das gerecht? Nein. Und trotzdemkonnte er die Dämonen nicht beherrschen, die unentwegt um seine Seele rangen,konnte die hitzigen Impulse in seinem Inneren nicht unterdrücken. Verzweifeltblickte er zum Himmel auf. Ob Gott ihn hörte? Ob er ihm gleichgültig war?Oliver schloss die Augen und ließ sein Gesicht auf den Boden sinken, so dassihm Staub in die Nase und die Kehle drang. »Bitte, Vater«, betete er in seinerNot, »hilf mir.« Doch er vernahm kein Wort des Trostes. Fand keine Antwortenauf seine Fragen. Die Dämonen lachten. Es schien, als hätte Gott ihn in dieserNacht wahrhaftig verlassen. Zum ersten Mal in ihrem Leben schwänzte DaniSettler die Schule. Sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, und es tat ihrleid, dass sie die Sportstunde versäumte, die letzte Unterrichtsstunde andiesem Tag. Sport war ihr Lieblingsfach, und sogar der Lehrer, Mr. Jamison, warcool. Einer der wenigen coolen Lehrer an der Harrington junior High School.Aber sie musste es tun. Sie musste. Obwohl die Schule erst vor drei Wochenbegonnen hatte. Sie schulterte ihren Rucksack und verließ das Gebäude durcheine Seitentür in der Nähe der Sporthalle. Rasch lief sie an einer Reihe vonLebensbäumen vorbei, die sie vor Blicken aus dem Schulgebäude schützte -insbesondere vor denen der wachsamen Miss Craig, der Auf sichtslehrerin mitdem verkniffenen Gesicht -, und dann huschte sie um die Unterstände derBushaltestellen herum. Sie schwitzte jetzt schon. Es war Ende September, aber
noch kein bisschen herbstlich. Nurstaubiges, trockenes Laub, und über ihr am klar-blauen Himmel der sich auflösendeKondensstreifen eines Jets auf dem Weg nach Osten. Die Sonne brannteerbarmungslos, so dass die Luft vor Hitze flimmerte. Trotzdem beschleunigteDani ihren Schritt und verfiel in Trab. Sie hatte vierzig Minuten für den Wegzum Internet-Cafe und wieder zurück, bevor die letzten Busse an diesem Tagabfuhren. In der Sportstunde würde sie als fehlend eingetragen werden, manwürde ihren Dad anrufen, aber bevor er wirklich böse werden konnte, wäre sielängst zu Hause und hätte ihre Entschuldigung parat. Hoffentlich würde esglimpflich ablaufen. Sie hasste es, ihren Dad zu verärgern, und noch mehrhasste sie es, ihn zu enttäuschen. Doch diesmal glaubte sie, keine andere Wahlzu haben. Ohne sich umzublicken, trabte Dani eine Seitenstraße entlang unddurchquerte den Park. Die Sohlen ihrer Nikes klatschten auf den Asphalt unterhohen grünen Fichten und den Eichen, die bereits die ersten Blätter abwarfen.
Im Internet- Cafe angekommen, würdesie ihren neuen EMail-Account einsehen. Die Adresse hatte sie sich bei ihrerFreundin Jessie eingerichtet, wobei sie falsche Angaben über sich selbstmachte. Weder Jessica noch Andrea, deren Computer sie ebenfalls benutzte,wussten von ihrer neuen Adresse. Sie kannten sie nur unter DaniSet321, demNickname, und der E-Mail-Adresse, die sie für SMS und E-Mails an ihre Freundebenutzte.
Kein Mensch ahnte, dass es danebenneuerdings eine zweite Adresse gab; denn jedes Mal, wenn sie den Computereiner Freundin benutzte, loggte sie sich zuerst unter DaniSet321 ein undwechselte dann, wenn niemand hinsah, zu ihrem anderen Benutzernamen. DieGefahr, dass ihr jemand auf die Schliche kam, war gering, denn Andreas undJessicas ältere Brüder hatten zusätzlich zu den gewöhnlichenVirenschutzprogrammen Anti-SpySoftware installiert. Dadurch wurden alleInformationen so sicher auf der Festplatte versteckt, dass wahrscheinlichselbst der Computer der CIA abstürzen würde, sollte jemand darüber versuchen,sämtliche Informationsschichten aufzudröseln, wie Stephen, Jessicas pickliger,technikbesessener älterer Bruder, voller Stolz verkündet hatte. Dani verdrängtedie Tatsache, dass sie ihn oft genug als >Blödmann von ungeahntenDimensionen< bezeichnet hatte - diesmal musste sie ihm vertrauen. Vor fasteinem Jahr hatte sie angefangen, im Internet den Nickname GebSF0923 zubenutzen, und bisher schien niemand aus ihrem Umfeld etwas zu ahnen. Dani hatteden Namen gewählt, um jemanden, der nach ihr suchte, auf sich aufmerksam zumachen: Sie war in San Francisco zur Welt gekommen und hatte am 23. SeptemberGeburtstag.
Dass sie ihren Dad hinterging,bereitete ihr Gewissensbisse, aber er hätte sich furchtbar aufgeregt, wenn erdavon erfahren hätte, und dabei war er ohnehin schon so im Stress. Nach außenhin gab er sich zwar cool, als ob es ihm nichts ausmachte, alleinerziehenderVater zu sein, aber sie wusste, dass es ihm in Wirklichkeit schwer zu schaffenmachte. Seit kurzem hatte er angefangen, sich
wieder mit Frauen zu verabreden.Dani fand die Vorstellung, dass er nach Mom eine andere heiraten könnte, zumKotzen. Sie war froh, dass er allmählich über Ellas Tod hinwegkam, doch dieAussicht auf eine neue >Mutter<, die womöglich ein paar Kinder und einenEx-Mann und andere lästige Verwandte mit in die Ehe brachte, begeisterte Daninicht sonderlich.
Sie verfolgte ihre eigenen Ziele.Seit ihre Mutter gestorben war, hatte sie ein immer größeres Interesse anihren leiblichen Eltern entwickelt, ja, sie war inzwischen regelrecht besessenvon dem Wunsch, sie aufzuspüren. Und sie war schon so dicht dran!
Natürlich würden diese Menschen ihrniemals die Eltern ersetzen können. Ausgeschlossen! Aber trotzdem drängte essie, Näheres über ihre Herkunft zu erfahren. Aus was für Familienverhältnissenstammte sie? Wo genau war sie zur Welt gekommen? Unter welchen Umständen? Hattesie Geschwister oder wenigstens Halbgeschwister? Waren ihre Mutter und ihrVater verheiratet? Vielleicht geschieden? Lebten sie überhaupt noch? Saßen siewomöglich im Gefängnis? Bei dem Gedanken schauderte sie. Entschlossen trabtesie weiter durch Seitenstraßen in Richtung Fluss. Es hatte fast ein Jahrgedauert, bis endlich doch jemand in den Chat-Rooms, die sie besuchte,angedeutet hatte, dass Hoffnung bestand, ihre leiblichen Eltern zu finden. Oderwenigstens in Erfahrung zu bringen, wer sie waren.
© Verlagsgruppe Weltbild
Übersetzung:Elisabeth Hartmann
- Autor: Lisa Jackson
- 2008, 6. Aufl., 638 Seiten, Maße: 12,4 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Elisabeth Hartmann
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426634147
- ISBN-13: 9783426634141
- Erscheinungsdatum: 10.01.2008
4.5 von 5 Sternen
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