Graber, R: Demokratie und Revolten
Die Entstehung der direkten Demokratie in der Schweiz kann nicht einfach als organische Entwicklung gedeutet werden, die von der vormodernen Landsgemeinde zur Verankerung der Volksrechte wie Referendum und Initiative in den Kantonsverfassungen und später in...
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Klappentext zu „Graber, R: Demokratie und Revolten “
Die Entstehung der direkten Demokratie in der Schweiz kann nicht einfach als organische Entwicklung gedeutet werden, die von der vormodernen Landsgemeinde zur Verankerung der Volksrechte wie Referendum und Initiative in den Kantonsverfassungen und später in der Bundes verfassung führt. Diesem teleologischen Deutungsmuster wird eine alternative Sichtweise entgegengestellt. Sie begreift die Entstehung der direkten Demokratie als Resultat politischer und sozialer Kämpfe und versucht die "soziale Logik" der vielgestaltigen Protestbewegungen zu entschlüsseln. Im Zentrum stehen die Erfahrungen, Wahrnehmungsweisen, Interessenlagen und Bedürfnisstrukturen der historischen Akteure aus den unteren Gesellschafts schichten. Diese erscheinen nicht nur als passive Objekte, sondern als Agierende und Reagierende. Die Studie konzentriert sich schwergewichtig auf die Sattelzeit und umfasst den Zeitraum von der Spätaufklärung bis 1874. Zudem werden die Defizite der schweizerischen Demokratieentwicklung im 20. Jahrhundert aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis zu „Graber, R: Demokratie und Revolten “
1 Einleitung2 Bausteine einer Geschichte der direkten Demokratie2.1 Rückgriff auf Mythen2.2 Rekurs auf vormoderne Partizipationsmodelle: Freie Gemeinden, Stadtrepubliken und Landsgemeinden2.3 Sattelzeit: Französische Revolution als Schlüsselereignis3 Politisierungsprozesse vor und nach der Französischen Revolution3.1 Dynamisierung des klassischen Republikanismus am Fallbeispiel Zürich: Von der Jugendrevolte 1762-1768 zum Zunftkonflikt von 17773.2 Republikdiskurs und Landbevölkerung: Legitimationsmuster der Befreiungsbewegungen3.3 Dynamisierung der alten Gemeindefreiheit: Wortmeldungen der Unterschichten in den Gemeinden und Utopie der freien Gemeinde3.4 Dynamisierung des Landsgemeindemodells: Landsgemeindefieber und Landsgemeindewut3.5 Dynamisierung des Geschlechterdiskurses von unten: Tugendhafte Republikanerinnen, rebellierende Fischweiber und rauchende Heimarbeiterinnen3.6 Dynamisierung der Gleichheitsforderung und materielles Forderungspotenzial: Landsturm, Prügelmänner und Sackpatrioten3.7 Orientierung am revolutionären Frankreich: Jakobinische Demokratisierungsimpulse4 Bewegungen zu Beginn der Restaurationszeit4.1 Unruhen im Berner Oberland: «Gottloses Pöpelvolk»4.2 Protestbewegungen im Kanton St. Gallen5 Regeneration: Rückgriff auf ältere Widerstandstraditionen5.1 Ambivalenz der Volksbewegungen der Regenerationszeit: «Das Volk ist keine Puppe»5.2 Angst der liberalen Elite vor dem Volk: Pöbelherrschaft und Ochlokratie5.3 Das erste Volksveto: Fauler Kompromiss oder innovative Leistung?5.4 Das St. Galler Modell als Vorbild für Basel6 Aufstände der Modernisierungsverlierer: Widerstand gegen die Regenerationsregierungen6.1 Der «Züriputsch»: Konservativer Umsturz und enttäuschte Hoffnungen6.2 Die gescheiterte Vetobewegung im Aargau6.3 Repression gegen die Vetobewegung im Kanton Solothurn: Das liberale «Kasernenregiment»6.4 Katholizismus und Demokratie: Das Veto im Kanton Luzern7
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Transformationen der Landsgemeindemodelle7.1 Glarner Verfassung: Die Liberalen stellen die Landsgemeinde auf ein neues Fundament7.2 Verschmelzung von alter und neuer Freiheit im Kanton Schwyz: Hörner- und Klauenmänner7.3 Wallis: Von den Zehnen zum Vetoreferendum8 Vom Veto zum Referendum8.1 Waadt: Direkter Weg zu Referendum und Initiative9 Die «demokratische Bewegung» 1861-18699.1 Demokratische Bewegung in Zürich: Protestkultur und Kommunikationsverhältnisse9.2 Ein Mediationskanton als Fallbeispiel: Der Kampf um Initiative und Referendum im Thurgau9.3 Der Kampf zwischen Revi und Anti im Kanton Baselland9.4 Demokratische Bewegung im Aargau: Ein fragwürdiger Volksmann9.5 Die demokratische Bewegung im Kanton Bern: Der Aarberger Sturm als Auslöser9.6 «Graue» und «Rote»: Demokratische Bewegung im Kanton Solothurn10 Die Totalrevision der Bundesverfassung von 1874: Die Einführung des fakultativen Gesetzesreferendums11 Die Einführung der Teilrevisionsinitiative 189112 Fazit: Demokratiegeschichte als Protestgeschichte12.1 Manifestationsformen der Demokratiebewegungen12.2 Protestträger und Anführer der Bewegungen12.3 Vorstellungswelt der Protestierenden12.4 Legitimationsmuster der Proteste13 Die unvollkommene Demokratie13.1 Exklusion und Inklusion: Internationale Impulse13.2 Der lange Ausschluss der Frauen13.3 Direkte Demokratie mit Unterbrüchen: Dringlichkeitsrecht und Notrechtsregimes14 Schlusswort und Ausblick15 Bibliografie15.1 Ungedruckte Quellen15.2 Gedruckte Quellen und Quellenwerke15.3 Darstellungen15.4 Lexika
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Autoren-Porträt von Rolf Graber
Rolf Graber ist emeritierter Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Zürich. Seine Hauptforschungsgebiete sind Sozialgeschichte der Aufklärung, historische Protestforschung und Demokratieforschung. Er hat 2013 eine kommentierte Quellenauswahl zur Demokratiegeschichte der Schweiz veröffentlicht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rolf Graber
- 2017, 232 Seiten, Maße: 16,2 x 23,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Chronos
- ISBN-10: 3034013841
- ISBN-13: 9783034013840
- Erscheinungsdatum: 26.04.2017
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