Demonstrative Reproduktion
Politischen Handlungsformen von Occupy in London und New York. Dissertationsschrift
Die Occupy-Bewegung verbreitete sich ab Herbst 2011 global und bildete damit den Höhepunkt eines protestreichen Jahres. Anhand der Platzbesetzungen in New York und London arbeitet der Band die neue Form des politischen Handelns heraus, die aus die im...
Leider schon ausverkauft
Buch (Kartoniert)
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Demonstrative Reproduktion “
Die Occupy-Bewegung verbreitete sich ab Herbst 2011 global und bildete damit den Höhepunkt eines protestreichen Jahres. Anhand der Platzbesetzungen in New York und London arbeitet der Band die neue Form des politischen Handelns heraus, die aus die im kollektiven Experimentieren entstandene Praxis der Demonstrativen Reproduktion. Diese gewann für die Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung eine größere Bedeutung für ihren politischen Protest als konkrete Forderungen an Regierung, Parteien und Wirtschaft.
Klappentext zu „Demonstrative Reproduktion “
Die Occupy-Bewegung verbreitete sich ab Herbst 2011 global und bildete damit den Höhepunkt eines protestreichen Jahres. Anhand der Platzbesetzungen in New York und London arbeitet der Band die neue Form des politischen Handelns heraus, die aus die im kollektiven Experimentieren entstandene Praxis der Demonstrativen Reproduktion. Diese gewann für die Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung eine größere Bedeutung für ihren politischen Protest als konkrete Forderungen an Regierung, Parteien und Wirtschaft.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Demonstrative Reproduktion “
VorwortClaus LeggewieOccupy ist eine viel beschworene und von Beginn an positiv wie pejorativ mystifizierte Bewegung, die man nach der Lektüre der Arbeit von Johannes Diesing besser versteht und beurteilen kann. Was aber ist der besondere mediale Zug dieser globalen Bewegung? Weil sie transnational ist, weil sie auf diskursiven Konsens setzt und weil sie ein hohes Maß an Wissen voraussetzt, ist sie im Grunde ideal für virtuellen, nicht ortsgebundenen und zeitversetzten Austausch und eine deliberative Demokratie, die digitale Informations- und Kommunikationstechnologien der Welt in den 1990er Jahren annonciert und versprochen hatten. Johannes Diesing zeigt nun aber, im Bezug auf raumsoziologische Studien von Martina Löw und anderen, wie wesentlich der Raum - hier ein konkreter Ort - handlungskonstitutiv auch für Protestbewegungen ist und ein Medium seiner Konstitution durch sayings and doings. Die Occupy Bewegung versuchte in der General Assembly die Kommunikation vor allem auf eine Nutzung von primären Medien aufzubauen. Das heißt das Gespräch face-to-face bzw. das unmittelbare Adressieren der Anwesenden in der Gruppe stand stets im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich aber nicht nur um eine pragmatische Entscheidung. Von den ersten Vorbereitungstreffen im August 2011 an, hat die versammelte Gruppe gleichzeitig immer auch eine Ausdrucksfunktion: Wir sind hier, wir besetzen diesen vor uns liegenden, einzusehenden und zu erspürenden Platz und nutzen seine »Aura«. Durch das Regime der Sicherheits- und Ordnungsgesetze in New York war diese nicht angemeldete Versammlung im Tompkins Square Park, Schauplatz zahlreicher historischer Auseinandersetzung vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, eine Form zivilen Ungehor- sams . Wichtig ist die personale Begegnung in der General Assembly als Forums-Öffentlichkeit, an dem verbindliche Absprachen getroffen werden, denn sie soll ganz praktisch den Bruch mit dem von der Occupy-Bewegung kritisierten Repräsentationsprinzip erfahrbar
... mehr
machen . Die Versammlung ist in diesem Sinne selbst ein Medium, das die Botschaft »Eine andere Welt/eine andere Politik ist möglich« plausibel machen kann. Buchstäblich auf die Spitze getrieben wurde die Medialität des Raumes in der Nutzung des Human Mic während einer General Assembly . Der Raum der Versammlung ist hier nicht nur ein Medium in der Weise, dass die Ansammlung von Menschen die Präsenz der Occupy Bewegung wahrnehmbar macht; vielmehr ist das gemeinsame Wiederholen der Wortmeldungen in einem ganz buchstäblichen Sinne ein akustischer Verstärker der jeweiligen Botschaft. Von diesem Lautsprecher-Effekt abgesehen erzeugt interaktionale Synchronisation Gefühle von Empathie und Verbundenheit und befördert prosoziales Verhalten.Die Occupy-Bewegung wollte nicht nur ihren Dissens zu bestehenden kapitalistischen Verhältnissen programmatisch deutlich machen, sie wollte ihre Absicht, Werte zu schaffen ohne die private Aneignung eines Profi gewissermaßen leben und lebendig demonstrieren. Der mediale Effekt zielt also nach innen und außen. Hier werden nicht Massenmedien für Programmatik, Mobilisierung und Kommunikation eingesetzt, sondern die Massen, besser das anwesende, überschaubare Kollektiv wird selbst zum Medium. Es gibt hier durchaus Berührungen mit der frühen Arbeiterbewegung und Anklänge an die »proletarische Gegenöffentlichkeit«, die Negt und Kluge in ihrem grundlegenden Werk »Öffentlichkeit und Erfahrung« (1972) beschrieben haben.Anzumerken wäre noch, dass die »Piraten«-Bewegung, die programmatisch in vieler Hinsicht ähnliche Ziele vertritt wie Occupy, einen anderen Weg gegangen ist. Während Occupy die Kommunikation gezielt »subjektiviert« hat, konstruiert »Liquid Democracy«, das von den Piraten bevorzugte und weiterentwickelte Format, eine algorithmische und insofern »objektivierte« Plattform. Jede Revolte frisst aber ihre Kinder. Aufgrund der intensiven Beobachtung von Occupy durch die elektronischen Massenmedien und die Binnenkommunikation über soziale
... weniger
Inhaltsverzeichnis zu „Demonstrative Reproduktion “
InhaltVorwort von Claus Leggewie 91 Einleitung 112 Forschungsstand und theoretische Grundlagen 162 .1 Politisches Handeln 222 .1 .1 Politisches Handeln im Denken von Hannah Arendt 242 .1 .2 Aktivistisches Handeln in der Occupy-Bewegung 221 3 Fazit: Politisches Handeln 352 .2 Protestcamps als Räume 352 .2 .1 Raum und politisches Handeln 382 .2 .2 Fazit: Raumkonzeptionen 482 .3 Soziale Bewegung 492 .3 .1 Paradigmen der Bewegungsforschung 542 .3 .2 Synthese der Paradigmen 622 .4 Contentious Politics 622 .4 .1 Dynamics of Contention 652 .4 .2 Prozesse und Mechanismen der Contentious Politics 682 .5 Zusammenfassung 753 Methodischer Teil 783 .1 Datenerhebung 783 .1 .1 Interviews 793 .1 .2 Teilnehmende Beobachtungen 903 .1 .3 Quellen der Akteur*innen 923 .2 Auswertungsvorgehen 943 .2 .1 Grounded-Theory-Methode nach Anselm Strauss und Juliet Corbin 953 .2 .2 Situationsanalyse nach Adele Clarke 963.2.3 Auswertung mithilfe des Programms MAXQDA 963 .3 Zusammenfassung 964 Ergebnisdarstellung 974 .1 Occupy Wall Street (OWS) in New York 984 .1 .1 Ursache und Kontext der Entstehung von OWS 984 .1 .2 Entwicklungsdynamik und Konsequenzen von OWS 1024 .1 .3 Die politischen Handlungsformen von OWS 1534 .1 .4 Zusammenfassung: Occupy Wall Street in NYC 1954 .2 Occupy London 1974 .2 .1 Ursache und Kontext der Entstehung von OLSX 1984 .2 .2 Entwicklungsdynamik und Konsequenzen von OLSX 2034 .2 .3 Die politischen Handlungsformen von OLSX 2374 .2 .4 Zusammenfassung: Occupy London 2795 Diskussion 2825 .1 Zusammenfassender Vergleich der beiden Fallstudien 2825 .1 .1 Neu beginnen - Der Ursprung der Bewegungen in einer neuen Koordination 2835 .1 .2 We, the people - Vergleich der Akteurskonstituierungsprozesse 2845 .1 .3 Prozesse der Diffusion von Handlungsformen 2875 .1 .4 Schrumpfen des Möglichkeitsraums - Demobilisierung der Bewegungen 2895 .1 .5 Vergleich Demonstrativer Reproduktion 2925 .1 .6 Vergleich räumlicher Dimensionen 2945 .2 Interpretation der Ergebnisse der vergleichenden
... mehr
Untersuchung 2975 .2 .1 Neue Koordinationen zwischen Kontinuität und Innovationen 3005 .2 .2 Category Formation in Occupy als Rückkehr des Hauptwiderspruchs? 3025 .2 .3 Unvollständig und dünn? - Transnationale Diffusion von New York nach London 304 5 .2 .4 Das Protestcamp-Paradox - Kollaps der Fähigkeit zur Reproduktion im präfigurierten Raum 3105 .2 .5 Demonstrative Reproduktion 3116 Fazit 333Verzeichnisse 342Literatur 342Abbildungen 365Tabellen 366
... weniger
Autoren-Porträt von Johannes Diesing
Johannes Diesing ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für das Politische und Soziales System Deutschlands/Vergleich politischer Systeme der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Johannes Diesing
- 2019, 366 Seiten, Maße: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593510553
- ISBN-13: 9783593510552
- Erscheinungsdatum: 07.10.2019
Kommentar zu "Demonstrative Reproduktion"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Demonstrative Reproduktion".
Kommentar verfassen