Haupt, S: Der blaue Faden. Pariser Dunkelziffern

 
 
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Der Roman »Der blaue Faden. Pariser Dunkelziffern« spielt im Hitzesommer 2003. Ort der Handlung ist eine Pariser Mansarde, aus der es zunächst noch ein paar Auswege gibt: in die Straßen von Paris, ins Internet, in die Vergangenheit der Heldin, d.h. nach...
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Kommentar zu "Haupt, S: Der blaue Faden. Pariser Dunkelziffern"
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    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Carina K., 21.12.2018

    In Paris, in der Mansarde der Passage des Postes, beginnt Sabine Haupts Roman. Mitten im heißen Sommer 2003, der von Kapitel zu Kapitel mysteriöser und bedrohlicher wird, am Ende regelrecht zu Kopf steigt und das Erleben und Erzählen nur noch bruchstückhaft zulässt. „Meine Dachstube ist längst schon infiziert. Von mir selbst und von den Dingen“, sagt die Protagonistin Charlotte von Manteuffel auf Seite 489, als die Atmosphäre des Romans nahezu klaustrophobisch geworden ist.
    Das Buch spielt in Paris, Wien und Genf – eine komplexe Montage verschiedener Orts- und Zeitebenen, die gekonnt zu einem Ganzen verwoben werden. Eine zentrale Rolle spielen Männern in diesem Buch. Komplizierte und anspruchsvolle Männer, deren Denkweise und Beziehung die Autorin dem Leser nahebringt. Philippe, Dimiter, Amir, Adrian und Silberwolf heißen sie (um nur einige zu nennen) – und keiner vermag der Protagonistin das Wasser zu reichen. Delikat sind die Verführungskünste der Charlotte von Manteuffel, als sie in einer bizarren virtuellen Community mit diversen Fakeprofilen ein multiples Spiel mit Silberwolf und anderen spielt. Liebevoll-boshaft und mit viel Humor wird hier nicht nur Männlichkeit demontiert, sondern auch die Wirr-tualität!
    Auch von Hoffnungen und Erinnerungen handelt der Roman. Das Kapitel vom Tod der Mutter ist ein Highlight in diesem Buch. Mir wurde kalt beim Lesen, wie die Autorin die Erstarrtheit des Kindes auf den Leser überträgt. Auch das Bodenseekapitel (Kaltbrunn, Seite 338 ff.) oder „Wien, Mondscheingasse“ sind ein feines Stück Literatur. Immer wieder gibt es Passagen in diesem Roman, die ich zwei- oder dreimal gelesen habe, weil sie mich über viele Sätze mitgenommen haben. Diese Sequenzen habe ich genossen wie einen Film, den man immer wieder schaut, denn Sabine Haupt vermag mit ihren Wörtern Bilder zu malen und wunderbare Stimmungen zu schaffen. Immer wieder auch mitnehmende Wortschöpfungen wie zum Beispiel „Tiefenflüsterer im Maschinen-Körper“ oder „Multiversum der Liebe“.
    Zentrales Thema des Romans ist das Warten. Sabine Haupt hat ein eigenes kleines Warten-Traktat über die 500 Seiten ihres Romans verteilt, ein „Buch im Buch“. Beckett fehlt darin nicht und auch von der „verlorenen“ Zeit ist die Rede, die das Warten so tragisch macht. Das Warten im Todestrakt, das Warten im Hotelzimmer und selbst das Warten als Kryonik-Leiche. Von Zeitverschiebungen kann man lesen, von Leerlauf und Langeweile. Von Multi-Zeit, Poly-Zeit, Standardzeit, Zeitlogik. Später von der Baumstruktur der Zeit. Schneewittchen als „Stellvertreterin für alle Wartenden“ hat auf Seite 305 ff. ihren Auftritt. (Um dieses Traktat geht es mehrfach in Haupts Roman, wie auch um den Disput mit der Verlegerin dieses Traktats.)
    Der Roman hat einen phantastischen Ausgang, den ich hier nicht vorwegnehmen möchte. „Im Treppenhaus sah man Spuren des Kopfes“ – über dieses „man“ und den Wechsel der Erzählperspektive sollte man jedoch nachdenken.
    Mein Fazit: Ein Roman mit wunderbar literarischen Sequenzen. Einfühlsam, klug und humorvoll. Originell und vielschichtig montiert. In einigen Passagen keine leichte Kost, jedoch von ungeheurer existentieller und philosophischer Tiefe. Ein Roman wie eine Symphonie.

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