Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Noch mehr Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache. Die Zwiebelfisch-Kolumnen von SPIEGEL-ONLINE. Originalausgabe
Kultautor Bastian Sick tauchte wiederum hinab in die tiefen Wasser (Wässer? Gewässer?) der deutschen Sprache - und förderte Erstaunliches und Amüsantes zu Tage.
Gerade im Tierreich lauern auf den Unbedarften eine...
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Produktinformationen zu „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod “
Kultautor Bastian Sick tauchte wiederum hinab in die tiefen Wasser (Wässer? Gewässer?) der deutschen Sprache - und förderte Erstaunliches und Amüsantes zu Tage.
Gerade im Tierreich lauern auf den Unbedarften eine ganze Reihe von grammatischen Gefahren. Es fängt schon beim Plural an: Heißt es zwei Kuckucks oder zwei Kuckucke? Zwei Uhus oder doch zwei Uhue? Sprachpflege ist eben auch ein Stück weit Tierpflege, wie Bastian Sick weiß. Und überhaupt: Woher hat eigentlich der Maulwurf seinen Namen? Weil er mit dem Maul etwas wirft? Das glauben doch wohl nur eingefleischte Vegetarier. Viel Spaß beim Herausfinden der ganzen Wahrheit - mit Bastian Sicks viertem Streich!
Klappentext zu „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod “
Neues aus dem Tiergarten der deutschen SpracheUhu - Tier und Kleber in einem! Aber wie sieht das Ganze im Plural aus? Uhus oder vielleicht doch eher Uhue? Und was ist dann mit dem Kuckuck, sprechen wir da von Kuckucks oder Kuckucken? Sprachpflege oder Tierpflege - auch für Bastian Sick häufig genug eine Herausforderung.´
Abermals taucht Bastian Sick in die tiefen Wasser - oder Wässer? - der abenteuerlichen deutschen Sprache ein und begibt sich auf die Jagd nach Zwiebelfischen. Er nimmt den Leser mit auf eine unterhaltsame Reise in die Welt der Stilblüten und Paradoxe, der grandiosen etymologischen Verballhornungen und regionalen Besonderheiten.
Warum heißt der Maulwurf eigentlich Maulwurf? Wachsen Schattenmorellen im Schatten? Ist der Hirsch das männliche Pendant zum Reh und was hat das alles mit Bambi zu tun? Spätestens wenn man von 'eingefleischten Vegetariern' spricht, dann sind Flora und Fauna ein undurchdringlicher Dschungel.
Auf humorvolle Weise beweist Bastian Sick zum nunmehr vierten Male, dass man eben nie auslernt!
Lese-Probe zu „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod “
14 Die Reaktion fiel nicht ganz so euphorisch aus, wie Daniel er hofft hatte. »Ich heiße Barbara!«, stellte die Angesprochene richtig, »ob ich die Barbara bin, hängt davon ab, was du dir unter der Barbara vor stellst. Es gibt allein in dieser Stadt mehrere Hundert verschiedene Barbaras. Um sicher zu sein, dass ich die eine bestimmte bin, die dir vor schwebte, als du mich an sprachst, müsste ich wissen, wie du die Barbara definierst!« Nach dieser wortreichen Eröffnung beschloss Daniel, sich für den Rest des Abends nur noch auf weniger anspruchsvolle Gesprächspartner einzulassen. »Hallo«, hörte ich ihn später hinter mir am Büfett brummen, »ich bin der Daniel. Und du bist die Bowle, stimmt’s?« Irgendwo zwischen Nord und Süd verläuft eine unsichtbare Grenze, eine Art Äquator, der die deutsche Sprachlandschaft in zwei Hälften teilt: in eine bestimmte und in eine unbestimmte Vornamenszone. Im nördlichen Teil der Republik ist es nicht üblich, Eigennamen einen Artikel voran zu stellen. Manch einer ist in dieser Frage sehr streng erzogen worden. »Bei uns hieß es früher: Die steht im Stall und du stehst daneben«, schrieb mir ein Leser. Er hatte gelernt, dass aus schließlich Tiere mit einem Artikel vor dem Namen genannt wurden: Wenn die Lotte und die Rosie Durchfall hatten, musste der Veterinär kommen, denn dann waren die Kühe krank. Demzufolge galt es als herabwürdigend, einen Menschen mit einem Artikel zu belegen. Ganz so streng wird es heute wohl nur noch in wenigen Familien gelehrt. Den noch ist die Verwendung eines Artikels vor einem Namen im norddeutschen Sprachraum nach wie vor unüblich. Es sei denn, man ist in einer Kita, einer Kindertagesstätte. Dort wird je des Kind mit einem »der« oder »die« versehen. Das macht es den Kindergärtnerinnen
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leichter, sich das jeweilige Ge schlecht ihrer Schützlinge zu merken. Bei Vornamen wie Eike, Kim, Dominique, Marian, Kersten, Elia, Yael oder Sidney ist schließlich nicht für je den gleich ersichtlich, ob sich da hinter ein Junge oder ein Mädchen verbirgt. Aus diesem Grund gewöhnt man es sich in der Kita gleich als Erstes an, nur von »dem Elia« und von »der Kim« zu sprechen. Den Purzeln dürfte das völlig normal er scheinen. Es ist ja schließlich auch immer von der Mama und dem Papa die Rede. Zeitweilig waren ja Doppelnamen wie der sehr in Mode. In den neunziger Jahren er reichte die Beliebtheit ihren Höhepunkt. Ich erinnere mich an einen Kindergärtnerinnen-Ausruf, der in meinem Freundeskreis fast zu einem geflügelten Wort wurde: »Thorben-Hendrik, lass den Jasper-Quentin in Ruhe und gib der Emily-Marie ihre Barbie zurück!« (Wo bei ich nicht sicher bin, ob Barbie wirklich immer noch bloß Barbie heißt. Vielleicht hat man in zwischen eine neue Puppenkollektion eingeführt mit Doppelnamen wie Barbie-Kiara und Ken-Noah.) Neben der klaren Geschlechtszuordnung gibt es für die oben beschriebene besondere Form der Kita-Grammatik noch einen weiteren plausiblen Grund: Der Umgang mit Kindern im Vorschulalter erfordert sprachliche Klarheit und Eindeutigkeit, sonst verstehen die Kleinen nicht, was gemeint ist. Die Zuordnung von Artikeln kann helfen, grammatische Bezüge deutlich zu machen, zum Beispiel in der Frage, wer wen getreten, gehauen oder geschubst hat. Die Aus sage »Mirko hat Jan getreten, nicht Justin!« kann nämlich auf unter schiedliche Weise gedeutet werden.
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Autoren-Porträt von Bastian Sick
Bastian Sick, geboren in Lübeck, studierte Geschichtswissenschaft und Romanistik. Während seines Studiums arbeitete er als Korrektor für den Hamburger Carlsen-Verlag. 1995 wurde er Dokumentationsjournalist beim SPIEGEL, 1999 wechselte er in die Redaktion von SPIEGEL ONLINE. Dort schrieb er ab 2003 die Sprachkolumne »Zwiebelfisch«. Aus diesen heiteren Geschichten über die deutsche Sprache wurde die Buchreihe »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod«. Es folgten zahlreiche Fernsehauftritte und eine Lesereise, die in der »größten Deutschstunde der Welt« gipfelte, zu der 15.000 Menschen in die Köln-Arena strömten. Seitdem war Bastian Sick mehrmals mit Bühnenprogrammen auf Tournee, in denen er eine neuartige Mischung aus Lesung, Kabarett und Quizshow präsentierte. In vierzehn Jahren schrieb er vierzehn Bücher.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bastian Sick
- 2009, Nachdruck, 224 Seiten, 19 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN-10: 3462041649
- ISBN-13: 9783462041644
- Erscheinungsdatum: 21.09.2009
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