Der Fluch des Mont-Saint-Michel
Historischer Thriller. Ausgezeichnet mit dem Prix des Maisons de la Presse 2004
Archäologin Jeanne wird von Albträumen geplagt. Welches dunkle Geheimnis ist in der Abtei Mont-Saint-Michel verborgen?
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Fluch des Mont-Saint-Michel “
Archäologin Jeanne wird von Albträumen geplagt. Welches dunkle Geheimnis ist in der Abtei Mont-Saint-Michel verborgen?
Klappentext zu „Der Fluch des Mont-Saint-Michel “
Ein Sakrileg, begangen aus Hochmütigkeit, löst auf dem Mont-Saint-Michel im 11. Jahrhundert eine Serie von blutigen Morden aus. Wer ist der Täter, der den heiligen Ort am französischen Atlantik zum Erzittern bringt? Und welches schreckliche Geheimnis verbirgt sich hinter den Gott geweihten Mauern? 1000 Jahre später führen seltsame Träume die junge Archäologin Jeanne zum Mont-Saint-Michel. Sie versucht, das Rätsel des Felsens zu lösen, und bringt damit sich und ihre Kollegen in tödliche Gefahr.
Lese-Probe zu „Der Fluch des Mont-Saint-Michel “
Der Fluch des Mont-Saint-Michel von Fréderic Lenoir und Violette Cabesos
LESEPROBE1
Der letzte Satz der Beethoven-Symphonie war im Schmettern der Blechbläser verklungen. Jeannes Schädel hallte noch von diesem Finale wider, und sie mußte sich auf das nächste Stück konzentrieren, um es überhaupt wahrzunehmen. Unmerklich ergriff die Melodie Besitz vom Innenraum des Autos, und die wehmütigen Harmonien ließen Jeanne den Atem stocken. Die Klage war bitter und eindringlich wie ein antiker Trauergesang, ein getragener, einfacher Refrain, der so einnehmend und unabwendbar war wie das Leben.
Ravels Pavane für eine tote Infantin, erkannte die junge Frau. Sie wandte das Gesicht zum Seitenfenster, damit der Mann, der den Wagen lenkte, nicht die Wehmut sah, die diese Melodie stets in ihr hervorrief.
Trotz der Septembersonne war die Landschaft, die draußen vorüberzog, fahl wie der Tod. Dies und die Musik trieben ihr die Tränen in die Augen.
Pierrot, mein Bruder, dachte sie, das ist dein Gesang - der Gesang deines so kurzen Lebens, in dem es keinen Zorn gab, nur lauter Zärtlichkeit...
... mehr
Wie Pierre kannte auch Ravels Infantin kein Aufbegehren. Sie ließ sich im Traum dahinraffen, im Klang der Flöten, die sie aufnahm wie engelsgleiche Glutfunken, und im tiefen Vibrato der Geigen. Der Komponist hatte zu einem irritierenden Schluß gefunden: Man hörte ein zärtliches Aufbäumen, dann kampfloses Hinnehmen, und sanft, beinahe friedlich blieb der Atem der Musik stehen und ließ den Zuhörer auf eine erneute Aufnahme des Refrains warten, zu der es jedoch nicht kam. Es war zu Ende, aber Jeanne konnte nicht anders als weiterzuwarten auf die fehlenden Noten, wie auf eine Hoffnung auf die Auferstehung.
Sie schaltete das Radio aus, um ihrer Rührung den Garaus zu machen.
»Aha«, sagte sie mit bebender Stimme, »wir sind an der Abzweigung nach Le Havre vorbei. Also fahren wir Richtung Caen und Basse-Normandie. Hoffentlich bringst du mich nicht nach Deauville. Ich habe wirklich keine Lust, das mondäne Paris aufmarschieren zu sehen.«
»Ich weiß«, gab François ruhig zurück. »Keine Sorge, wir fahren nicht nach Deauville. Glaub mir, du wirst bestimmt nicht enttäuscht sein. Wir machen uns ein romantisches Wochenende voller Geheimnisse, wie du es magst.«
»Cabourg?« fragte Jeanne. »Du wirst es doch nicht etwa so weit treiben, mich in dein Haus in Cabourg zu entführen?«
François errötete. Er hatte wegen seines Verhältnisses mit Jeanne schon genügend Schuldgefühle; er würde es nie wagen, sie in sein Ferienhaus nach Cabourg mitzunehmen, das Marianne gehörte, seiner Frau.
Jeanne merkte, welches Unbehagen sie mit ihrer Bemerkung bei ihm ausgelöst hatte. »Entschuldige, François«, sagte sie, »das war ungeschickt von mir. Ich bin wirklich nicht
eifersüchtig auf deine Frau und deine Kindern. Ich interessiere mich nur für alles, was mit dir zu tun hat, und du hast gerade einen ganzen Ferienmonat mit ihnen verbracht, aber nichts davon erzählst du mir! «
»Ich interessiere mich auch für alles, was mit dir zu tun hat, Jeanne - und sogar für das, was dich nicht unmittelbar betrifft.« François verspürte keine große Lust, über seine Familie zu sprechen. »Aber im Gegensatz zu dir bin ich sehr wohl eifersüchtig!«
»Wirklich?« Jeanne gab vor, überrascht zu sein.
»Ja. Da ist ein anderer Mann, der deine Gedanken in Beschlag nimmt und der alles, was du tust, bestimmt - und das pausenlos!«
Jeanne runzelte die Stirn.
»Du hast diesen Sommer keine Ferien gemacht, damit du bei ihm sein konntest«, fuhr François fort. »Na ja, eher vielleicht bei seinem Gespenst, denn ihn selbst suchst du zwar überall, aber bis jetzt ist er ja unsichtbar geblieben.«
Jeanne begriff, wen François meinte. Sie lachte herzhaft auf und streichelte die breite Hand ihres Liebhabers. »Du redest von ihm wie von einem Rivalen! Du bist eifersüchtig auf Hugo von Semur, den Abt von Cluny, gestorben 1109! Darf ich dich daran erinnern, daß ich es dir verdanke, daß sich mein Leben allein um ihn dreht?«
»Ja, aber wenn ich gewußt hätte, daß er dich dermaßen in Beschlag nimmt ... Außerdem ist dein Liebhaber zwar vielleicht im 12. Jahrhundert gestorben, aber sein bleiches Knochengerippe fasziniert dich offenbar mehr als meines!«
»Ich lege Wert auf den Hinweis, daß ich mich erst seit zwei Jahren in Cluny aufhalte«, antwortete Jeanne. »Aber ich gebe nicht auf: Ich bin sicher, daß das Grab dort ist, und ich werde es finden, auch wenn ich mein ganzes Leben darauf verwenden muß, es zu finden - was mich übrigens nicht daran hindert, auch an dir Geschmack zu finden.«
»Also ich weiß nicht - dein ganzes Leben in Cluny, in diesem Loch zusammen mit den Toten! Du wirst noch in gleichen Zustand enden wie dein verehrter Hugo!«
Jeanne ließ François' Hand los. »Mach dich nur über mich lustig! Wenn wir sein Grab endlich finden würden«, fuhr sie fort, den Blick träumerisch verhangen, »ist dir klar, was das bedeuten würde, auch für dich? Ein seit Jahrhunderten verschollenes Grab, von dem niemand weiß, wo es liegt und ob es überhaupt noch existiert? Das Grab des Abts, der an der Spitze des Klosters stand zur Zeit seiner größten Blüte, der also wie ein König war? Ein mittelalterlicher Tutenchamun! Stell dir doch mal vor, was für Schätze sein Grab bergen muß. Wenn wir es entdecken, könnten wir so viel Neues über diese Zeit erfahren.«
»Alles klar, jetzt hält sie sich für Howard Carter im Tal der König und träumt vom großen Ruhm!« »Der Ruhm ist mir völlig egal, so wie er auch Carter egal war«, entgegnete sie in schneidendem Ton. »Außerdem vergißt du gerade, daß ich bei dieser Ausgrabung assistiere und nicht die Leiterin bin. Also werde nicht ich die Entdeckerin des Grabes sein, falls wir es eines Tages finden sollten. Und das ist mir auch völlig gleich. Alles, was ich will, ist graben, graben und noch mal graben!« »Genau das habe ich ja gesagt - eines Tages wirst du noch zum Maulwurf!«
Jeanne wurde nachdenklich. Ihr Beruf, die Archäologie, war nicht ihre zweite, sondern ihre eigentliche Natur. Wo immer sie hinkam, konnte sie nicht anders und mußte auf die Botschaft der von Menschen bearbeiteten Steine lauschen. Und die Steine sprachen zu ihr. Selbst wenn sie verschüttet waren, erzählten ihr die Mauerreste zauberhafte Geschichten, und rastlos versuchte sie, diese Geschichten aus der Erde wieder auferstehen zu lassen, unter der sie begraben lagen wie unter dem Vergessen selbst. François bedrückte es, daß sie sich für ein Leben entschieden hatte, das nicht in erster Linie den Lebenden galt, sondern eben der Liebe zu allem Toten.
»François«, murmelte sie und küßte seine Finger, »dein Maulwurf verspricht dir, sich um dich zu kümmern, zumindest dieses Wochenende. Ich werde dich mit einem kleinen Pinsel kitzeln wie einen romanischen Stein und harte Spatenstiche vermeiden.«
Er beugte sich zur Seite und versuchte sie zu küssen, wobei er den Blick von der Autobahn abwandte.
»He, Vorsicht!« schrie sie.
Brummend fand er auf seinen Platz zurück.
Jeanne lachte und schaute in die Landschaft. Sie hatten gerade die Gegend von Caen erreicht. »Also, François, was hast du dir für dieses Wochenende einfallen lassen?«
© Piper Verlag
Übersetzung: Elsbeth Ranke
Sie schaltete das Radio aus, um ihrer Rührung den Garaus zu machen.
»Aha«, sagte sie mit bebender Stimme, »wir sind an der Abzweigung nach Le Havre vorbei. Also fahren wir Richtung Caen und Basse-Normandie. Hoffentlich bringst du mich nicht nach Deauville. Ich habe wirklich keine Lust, das mondäne Paris aufmarschieren zu sehen.«
»Ich weiß«, gab François ruhig zurück. »Keine Sorge, wir fahren nicht nach Deauville. Glaub mir, du wirst bestimmt nicht enttäuscht sein. Wir machen uns ein romantisches Wochenende voller Geheimnisse, wie du es magst.«
»Cabourg?« fragte Jeanne. »Du wirst es doch nicht etwa so weit treiben, mich in dein Haus in Cabourg zu entführen?«
François errötete. Er hatte wegen seines Verhältnisses mit Jeanne schon genügend Schuldgefühle; er würde es nie wagen, sie in sein Ferienhaus nach Cabourg mitzunehmen, das Marianne gehörte, seiner Frau.
Jeanne merkte, welches Unbehagen sie mit ihrer Bemerkung bei ihm ausgelöst hatte. »Entschuldige, François«, sagte sie, »das war ungeschickt von mir. Ich bin wirklich nicht
eifersüchtig auf deine Frau und deine Kindern. Ich interessiere mich nur für alles, was mit dir zu tun hat, und du hast gerade einen ganzen Ferienmonat mit ihnen verbracht, aber nichts davon erzählst du mir! «
»Ich interessiere mich auch für alles, was mit dir zu tun hat, Jeanne - und sogar für das, was dich nicht unmittelbar betrifft.« François verspürte keine große Lust, über seine Familie zu sprechen. »Aber im Gegensatz zu dir bin ich sehr wohl eifersüchtig!«
»Wirklich?« Jeanne gab vor, überrascht zu sein.
»Ja. Da ist ein anderer Mann, der deine Gedanken in Beschlag nimmt und der alles, was du tust, bestimmt - und das pausenlos!«
Jeanne runzelte die Stirn.
»Du hast diesen Sommer keine Ferien gemacht, damit du bei ihm sein konntest«, fuhr François fort. »Na ja, eher vielleicht bei seinem Gespenst, denn ihn selbst suchst du zwar überall, aber bis jetzt ist er ja unsichtbar geblieben.«
Jeanne begriff, wen François meinte. Sie lachte herzhaft auf und streichelte die breite Hand ihres Liebhabers. »Du redest von ihm wie von einem Rivalen! Du bist eifersüchtig auf Hugo von Semur, den Abt von Cluny, gestorben 1109! Darf ich dich daran erinnern, daß ich es dir verdanke, daß sich mein Leben allein um ihn dreht?«
»Ja, aber wenn ich gewußt hätte, daß er dich dermaßen in Beschlag nimmt ... Außerdem ist dein Liebhaber zwar vielleicht im 12. Jahrhundert gestorben, aber sein bleiches Knochengerippe fasziniert dich offenbar mehr als meines!«
»Ich lege Wert auf den Hinweis, daß ich mich erst seit zwei Jahren in Cluny aufhalte«, antwortete Jeanne. »Aber ich gebe nicht auf: Ich bin sicher, daß das Grab dort ist, und ich werde es finden, auch wenn ich mein ganzes Leben darauf verwenden muß, es zu finden - was mich übrigens nicht daran hindert, auch an dir Geschmack zu finden.«
»Also ich weiß nicht - dein ganzes Leben in Cluny, in diesem Loch zusammen mit den Toten! Du wirst noch in gleichen Zustand enden wie dein verehrter Hugo!«
Jeanne ließ François' Hand los. »Mach dich nur über mich lustig! Wenn wir sein Grab endlich finden würden«, fuhr sie fort, den Blick träumerisch verhangen, »ist dir klar, was das bedeuten würde, auch für dich? Ein seit Jahrhunderten verschollenes Grab, von dem niemand weiß, wo es liegt und ob es überhaupt noch existiert? Das Grab des Abts, der an der Spitze des Klosters stand zur Zeit seiner größten Blüte, der also wie ein König war? Ein mittelalterlicher Tutenchamun! Stell dir doch mal vor, was für Schätze sein Grab bergen muß. Wenn wir es entdecken, könnten wir so viel Neues über diese Zeit erfahren.«
»Alles klar, jetzt hält sie sich für Howard Carter im Tal der König und träumt vom großen Ruhm!« »Der Ruhm ist mir völlig egal, so wie er auch Carter egal war«, entgegnete sie in schneidendem Ton. »Außerdem vergißt du gerade, daß ich bei dieser Ausgrabung assistiere und nicht die Leiterin bin. Also werde nicht ich die Entdeckerin des Grabes sein, falls wir es eines Tages finden sollten. Und das ist mir auch völlig gleich. Alles, was ich will, ist graben, graben und noch mal graben!« »Genau das habe ich ja gesagt - eines Tages wirst du noch zum Maulwurf!«
Jeanne wurde nachdenklich. Ihr Beruf, die Archäologie, war nicht ihre zweite, sondern ihre eigentliche Natur. Wo immer sie hinkam, konnte sie nicht anders und mußte auf die Botschaft der von Menschen bearbeiteten Steine lauschen. Und die Steine sprachen zu ihr. Selbst wenn sie verschüttet waren, erzählten ihr die Mauerreste zauberhafte Geschichten, und rastlos versuchte sie, diese Geschichten aus der Erde wieder auferstehen zu lassen, unter der sie begraben lagen wie unter dem Vergessen selbst. François bedrückte es, daß sie sich für ein Leben entschieden hatte, das nicht in erster Linie den Lebenden galt, sondern eben der Liebe zu allem Toten.
»François«, murmelte sie und küßte seine Finger, »dein Maulwurf verspricht dir, sich um dich zu kümmern, zumindest dieses Wochenende. Ich werde dich mit einem kleinen Pinsel kitzeln wie einen romanischen Stein und harte Spatenstiche vermeiden.«
Er beugte sich zur Seite und versuchte sie zu küssen, wobei er den Blick von der Autobahn abwandte.
»He, Vorsicht!« schrie sie.
Brummend fand er auf seinen Platz zurück.
Jeanne lachte und schaute in die Landschaft. Sie hatten gerade die Gegend von Caen erreicht. »Also, François, was hast du dir für dieses Wochenende einfallen lassen?«
© Piper Verlag
Übersetzung: Elsbeth Ranke
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Autoren-Porträt von Frédéric Lenoir, Violette Cabesos
Frédéric Lenoir, geboren 1962 auf Madagaskar, ist Philosoph, Religionskritiker und einer der renommiertesten Soziologen Frankreichs. Er ist Herausgeber des Magazins »Le Monde des religions«. Seine Romane und Sachbücher landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Violette Cabesos, geboren 1969, ist Juristin, Romanautorin und Mittelalter-Spezialistin. Zusammen mit Frédéric Lenoir verfasste sie die zwei Romane »Der Fluch des Mont-Saint-Michel«, der über ein Jahr lang auf der französischen Bestsellerliste stand, sowie »Das Testament der Sünderin«. Elsbeth Ranke übersetzte u. a. Jean Rouaud, Shan Sa, Lola Lafon und Emanuele Coccia sowie Sachbücher etwa von Frédéric Lenoir, Edward O. Wilson und Dave Goulson. Für ihre Übertragung von Jean Rouauds »Schreiben heißt, jedes Wort zum Klingen bringen« erhielt sie den André Gide-Preis.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Frédéric Lenoir , Violette Cabesos
- 2014, 11. Aufl., 592 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Elsbeth Ranke
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492252575
- ISBN-13: 9783492252577
- Erscheinungsdatum: 20.08.2008
Rezension zu „Der Fluch des Mont-Saint-Michel “
»Der geniale Mix aus Thriller und Ordensgeschichte war in Frankreich ein Topseller - zu Recht!« Woman . »Die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart ist sehr gut gelungen, und die Charaktere überzeugen.« Solothurner Zeitung . »Ein tolles Leseerlebnis!« Bücherschau Wien . »Ein Roman wie eine Kathedrale mit dem Bestsellerpotenzial von >Die Säulen der Erde<.« Le Figaro
Pressezitat
Ein Roman wie eine Kathedrale mit dem Bestsellerpotenzial von 'Die Säulen der Erde'. Le Figaro
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