Eberhardt, S: Mordfall Kozuszek im Brennpunkt
Intensiv setzte ich mich mit der deutsch-polnischen Geschichte auseinander, zumal meine Familie aus Westpreußen stammt. Bei meinen mehrjährigen Forschungen in verschiedenen Archiven stieß ich auf den hier dargestellten Mordfall, der sich 1940 im Heimatort...
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Klappentext zu „Eberhardt, S: Mordfall Kozuszek im Brennpunkt “
Intensiv setzte ich mich mit der deutsch-polnischen Geschichte auseinander, zumal meine Familie aus Westpreußen stammt. Bei meinen mehrjährigen Forschungen in verschiedenen Archiven stieß ich auf den hier dargestellten Mordfall, der sich 1940 im Heimatort meiner Familie zutrug und der die komplexen Beziehungen beider Ethnien in den letzten 130 Jahren exemplarisch beleuchtet.
Lese-Probe zu „Eberhardt, S: Mordfall Kozuszek im Brennpunkt “
DER MORDFALL KOZUSZEK1) Konfrontation mit einer Tragödie
Als ich 2010 den Geburtsort meiner Mutter im ehemaligen Westpreußen aufsuchte, hatte ich keine Ahnung von der Tragödie, die sich dort Jahre nach ihrem Wegzug aus dem Landkreis Bromberg/Bydgoszcz 1940 unter den Augen ihrer Familie abspielte, ohne Spuren im Familiengedächtnis zu hinterlassen. Man ließ zu, dass das eigene Wissen um ein Kapitalverbrechen, nämlich Mord an einem polnischen Nachbarn, auf einen kleinen Teil der Familie beschränkt, an die nächste Generation nicht weitergegeben und beim Versuch der öffentlichen Aufarbeitung Jahrzehnte später vor einem bundesdeutschen Gericht heruntergespielt wurde. Zwar gab es in meiner Familie kein Wissen um den Tathergang, aber doch über manche Hintergründe. Bei den Nachfahren der betroffenen polnischen Familie dagegen sind die tragischen Ereignisse während der deutschen Besatzung heute noch präsent. Sie berichteten mir von den Großeltern, die im Landkreis Bromberg nach der polnischen Staatsgründung einen Bauernhof erwarben, den sie Ende der zwanziger Jahre ihrem ältesten Sohn übertrugen. Er bewirtschaftete den elterlichen Hof bis zum Oktober 1939 selbständig, dem Zeitpunkt, von dem an er wie andere polnische Höfe auch einem deutschen Treuhänder überstellt wurde. Der Versuch des jungen Bauern, im Sommer 1940 die Rückgabe des Hofes vom Treuhänder und den deutschen Behörden zu erwirken, schlug fehl. Er wurde zusammen mit seiner Frau dem Treuhänder als Zwangsarbeiter auf seinem eigenen Hof zugeteilt. Streitigkeiten mit dem Treuhänder blieben nicht aus, sondern eskalierten schließlich zu einer tätlichen Auseinandersetzung, nach der sich der polnische Jungbauer zunächst versteckte, dann aber durch ortsansässige Nazis festgenommen und einem ausgestreuten Gerücht zufolge "auf der Flucht erschossen" und begraben worden sei. Über die näheren Umstände des Verbrechens und die Grabstätte erfuhren sie nichts. Die polnischen Dorfbewohner mutmaßten, der Ermordete sei ein Opfer
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des Treuhänders geworden, zumal dieser nicht lange nach der Tat mit unbekanntem Ziel aus dem Ort verschwand. Der Vater des ermordeten polnischen Jungbauern erlag noch in demselben Jahr einem Herzinfarkt, eine einfühlsamere Aussage wäre, er starb an gebrochenem Herzen, die junge Ehefrau gebar im selben Zeitraum Zwillinge, die sofort nach der Geburt starben. Damit war ein ganzer Familienzweig ausgelöscht. Die junge Witwe wurde an die polnisch-sowjetische Grenze deportiert, wo sie bis zum Kriegsende Zwangsarbeit leistete. Die Mutter und der jüngere Bruder des Ermordeten überlebten Krieg, Zwangsarbeit und deutsche Besatzung und meldeten danach den Mord den polnischen Strafverfolgungsbehörden. 6 Jahre nach dem Tod von Michal Kozuszek, wie der Ermordete hieß, meldete der "Illustrierte polnische Kurier" in seiner 5. Ausgabe vom Januar 1947, dass das Bezirksgericht von Bydgoszcz auf Akten der Gestapo gestoßen ist, die sich mit seinem Schicksal befassten. Die Journalistin FranciskaBzamowa, die sich auch mit dem Thema der deutschen Diversion beschäftigte (Günter Schubert erwähnt eine Aussage hierzu in seinem Buch "Das Unternehmen "Bromberger Blutsonntag" Tod einer Legende", Köln 1989, S. 102), fasste den Inhalt der Akte zusammen, wobei sie einen Schwerpunkt auf die Aussage des volksdeutschen Treuhänders Emil Schwarz "vor den Nazi-Behörden", gemeint ist wohl das Bromberger NS-Gericht, legte, die den gegensätzlichen Rechtsanspruch auf den Hof und die Empörung des Deutschen über die Weigerung des Polen, die Rolle des Befehlsempfängers zu akzeptieren, sowie über dessen Verhalten, den Hof weiter zu bewirtschaften, als gäbe es keinen Treuhänder, anschaulich zum Ausdruck brachte. Dieser Teil von Bzamowas Artikel ist als Quelle von unschätzbarem Wert, da sich die darin erwähnten Aussagen des Treuhänders in den Gerichtsakten nicht erhalten haben. Bzamowa berichtet, wie diese Widersetzlichkeit des Polen und das Unterlaufen
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Autoren-Porträt von Sybille Eberhardt
Sybille Eberhardt, geb. 1945 in Geislingen/Steige.Während meiner Berufstätigkeit als Reallehrerin für Deutsch, Geschichte und Musik beschäftigte ich mich nebenbei auch mit lokalgeschichtlichen Untersuchungen im Raum Göppingen, die vom hiesigen Geschichts- und Altertumsverein publiziert wurden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sybille Eberhardt
- Altersempfehlung: 12 - 99 Jahre
- 2014, 1., 1. Auflage., 116 Seiten, Maße: 14,8 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Kinzel
- ISBN-10: 3955440168
- ISBN-13: 9783955440169
- Erscheinungsdatum: 29.04.2014
Kommentar zu "Eberhardt, S: Mordfall Kozuszek im Brennpunkt"
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