Der Partner
Sechs Wochen später verschwinden 90 Millionen Dollar vom Geheimkonto der Kanzlei.
Ist Lanigan noch am Leben?
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Sechs Wochen später verschwinden 90 Millionen Dollar vom Geheimkonto der Kanzlei.
Ist Lanigan noch am Leben?
Bevor sie die Falle zuschnappen ließen, hatten sie Danilo Silva rund um die Uhr bewacht. Er führte ein ruhiges Leben in einem heruntergekommenen Viertel in einer kleinen Stadt in Brasilien. Nichts deutete darauf hin, dass er neunzig Millionen Dollar beiseite geschafft hatte ...
Der Partnervon John Grisham
LESEPROBE
Sie spürten ihn in PontaPorã auf, einem verschlafenen Nest in Brasilien, an der Grenze zu Paraguay,einer Gegend, die auch heute noch einfach nur das Grenzland genannt wird.
Sie stellten fest, daß erzurückgezogen in einem Ziegelsteinhaus in der Rua Tiradentes lebte, einerbreiten Straße mit Bäumen auf dem Mittelstreifen und einer Horde barfüßigerJungen, die Fußball spielend über das heiße Pflaster tobte.
Sie stellten fest, daßer, soweit sie erkennen konnten, allein lebte. Während der acht Tage, die sieauf der Lauer lagen und ihn ausspähten, kam und ging gelegentlich einePutzfrau.
Sie stellten fest, daß erein angenehmes, aber keineswegs luxuriöses Leben führte. Das Haus strahlteBescheidenheit aus und hätte jedem x-beliebigen einheimischen Kaufmann gehörenkönnen. Der Wagen, ein 1983er Käfer, Massenfabrikat, in São Paulo gebaut, warrot, sauber und auf Hochglanz poliert. Ihr erstes Foto von ihm war ein Schnappschuß,der ihn hinter dem Tor zur Auffahrt seines Hauses beim Einwachsen des Käferszeigte.
Sie stellten fest, daß erabgenommen hatte. Die hundertfünfzehn Kilo, die er mit sich herumgeschleppthatte, als er zum letztenmal gesehen worden war, waren verschwunden. Sein Haarund seine Haut erschienen dunkler; sein Kinn war vergrößert und seine Naseverfeinert worden. Perfekte plastisch-kosmetische Korrekturen des Gesichts. Siehatten dem Schönheitschirurgen in Rio, der zweieinhalb Jahre zuvor die Operationvorgenommen hatte, ein kleines Vermögen für die Informationen bezahlen müssen.
Sie spürten ihn nach vierJahren ebenso gewissenhafter wie ermüdender Suche auf, vier Jahren, in denensie sich in Sackgassen verrannt hatten, vier Jahren kalt gewordener Spuren undfalscher Hinweise, vier Jahren, in denen viel Geld geflossen war und, wie esschien, gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen worden war.
Aber sie fanden ihn. Undsie warteten. Anfangs drängte sie alles zum schnellen Zugriff, drängte es sie,ihn zu betäuben und in ein sicheres Haus nach Paraguay zu schmuggeln, ihn zuschnappen, bevor er sie sah oder bevor ein Nachbar argwöhnisch wurde. Aber nachzwei Tagen beruhigten sie sich und warteten. Sie hielten sich, wie dieEinheimischen gekleidet, an verschiedenen Stellen entlang der Rua Tiradentesauf, tranken Tee im Schatten, mieden die Sonne, aßen Eis, unterhielten sich mitden Kindern und beobachteten sein Haus. Sie folgten ihm, wenn er zum Einkaufenin die Innenstadt fuhr, und sie fotografierten ihn über die Straße hinweg, alser die Apotheke verließ. Auf einem Obstmarkt schoben sie sich so nahe an ihnheran, daß sie hören konnten, wie er sich mit einem Verkäufer unterhielt. Ersprach ein ausgezeichnetes Portugiesisch, mit einem kaum wahrnehmbaren Akzenteines Amerikaners oder eines Deutschen, der sich große Mühe mit dem Erlernender Sprache gegeben hatte. Er bewegte sich schnell und zielstrebig durch dieInnenstadt, erledigte seine Einkäufe und kehrte nach Hause zurück, wo er dasTor sofort wieder hinter sich abschloß. Sein kurzer Ausflug zum Einkaufenlieferte ein Dutzend guter Fotos.
In seinem früheren Lebenhatte er gejoggt; aber in den Monaten vor seinem Verschwinden war seineLaufleistung in dem Maße geschrumpft, wie sein Gewicht nach oben gegangen war.Jetzt, wo sein Körper sich am Rande der Auszehrung bewegte, waren sie nichtüberrascht, ihn wieder laufen zu sehen. Er verließ sein Haus, schloß das Torhinter sich ab und bewegte sich in langsamem Trab die Rua Tiradentes hinunter.Neun Minuten für die erste Meile, als die Straße völlig gerade verlief und dieHäuser weiter auseinander rückten. Am Stadtrand ging das Pflaster in Schotterüber, und ungefähr in der Mitte der zweiten Meile war sein Tempo auf achtMinuten pro Meile gestiegen, und Danilo war ganz hübsch ins Schwitzen geraten.Es war Oktober, um die Mittagszeit, die Temperatur betrug ungefährfünfundzwanzig Grad, und er wurde noch schneller, als er vorbei an einerkleinen, mit jungen Müttern überfüllten Klinik und vorbei an einer kleinen Kirche,die die Baptisten gebaut hatten, die Stadt verließ. Die Straßen wurdenstaubiger, als er mit sieben Minuten pro Meile in die offene Landschaft lief.
Er nahm die Sache mit demLaufen sehr ernst, ein Umstand, der sie mit tiefer Genugtuung erfüllte. Danilowürde ihnen praktisch in die Arme laufen.
Am Tag, nachdem sie ihnzum erstenmal zu Gesicht bekommen hatten, wurde von einem Brasilianer, derOsmar hieß, eine kleine, heruntergekommene Hütte am Rand von Ponta Porãgemietet, und innerhalb kurzer Zeit trudelte der Rest des Verfolgerteams dortein. Es bestand zu gleichen Teilen aus Amerikanern und Brasilianern, wobeiOsmar die Befehle auf portugiesisch gab und Guy Kommandos auf englisch zubellen pflegte. Osmar beherrschte beide Sprachen und fungierte als so etwas wieder offizielle Dolmetscher des Teams.
Guy kam aus Washington.Er war ein ehemaliger Secret-Service-Mann, angeheuert, um Danny Boy zu finden,wie sie ihn unter sich nannten. Manche Leute hielten Guy für ein Genie aufseinem Gebiet. Gesichtslos und ohne Spuren zu hinterlassen, war Guy ein Mannohne Vergangenheit. Sein fünfter Einjahresvertrag, Danny Boy aufzuspüren, lief,und für das Ergreifen der Beute winkte ihm ein hübscher Bonus. Obwohl er esstets gut zu verbergen wußte, drohte Guy unter dem Druck, Danny Boy nichtfinden zu können, über die Jahre langsam den Verstand zu verlieren.
Vier Jahre unddreieinhalb Millionen Dollar. Und nichts, was man hätte vorweisen können.
Aber jetzt hatten sie ihnaufgespürt.
Osmar und seineBrasilianer hatten nicht die geringste Ahnung von Danny Boys Sünden, aber jederauch nur halbwegs mit Verstand Begabte konnte sehen, daß er untergetaucht seinund sich mit ihm entschieden zu viel Geld in Luft aufgelöst haben mußte. Osmarhatte rasch gelernt, keine Fragen zu stellen. Guy und die Amerikaner hatten zudiesem Thema nichts zu sagen.
Die Fotos von Danny Boywurden auf zwanzig mal fünfundzwanzig vergrößert und an eine Wand in der Kücheder heruntergekommenen kleinen Hütte geheftet, wo sie wieder und wieder vonMännern mit harten Augen verbissen studiert wurden, Männern, die Kette rauchtenund angesichts der Fotos die Köpfe schüttelten. Sie flüsterten miteinander undverglichen die neuen Fotos mit den alten, denen aus seinem früheren Leben.Dünnerer Mann, eigenartiges Kinn, andere Nase. Sein Haar war kürzer und seineHaut dunkler. War es wirklich ihr Mann?
Sie hatten das allesschon einmal durchgemacht, in Recife, an der Nordostküste, neunzehn Monatezuvor, wo sie eine Wohnung gemietet und ebenfalls Fotos an einer Wandbetrachtet hatten, bis beschlossen wurde, den Amerikaner zu greifen und seineFingerabdrücke zu überprüfen. Falsche Fingerabdrücke. Falscher Amerikaner. Siepumpten noch ein paar Drogen mehr in ihn hinein und entsorgten ihn in einemStraßengraben.
Sie scheuten davorzurück, allzu tief in das gegenwärtige Leben von Danilo Silva einzudringen.Wenn er tatsächlich ihr Mann war, dann verfügte er ausreichend über Geld. UndBargeld, das wußten sie, wirkte bei den einheimischen Behörden stets Wunder.Jahrzehntelang hatten sich Nazis und andere Deutsche, die sich in Ponta Porãeingenistet hatten, mit Bargeld ausgesprochen erfolgreich Schutz erkaufenkönnen.
Osmar wollte einenschnellen Zugriff. Guy sagte, sie würden warten. Am vierten Tag verschwand erurplötzlich, und sechsunddreißig Stunden lang herrschte in derheruntergekommenen kleinen Hütte ein ziemliches Chaos.
Sie sahen noch, wie er inden roten Käfer stieg. Er hatte es eilig, lautete der Bericht. Er raste durchdie Stadt zum Flughafen, ging im letzten Augenblick an Bord einer kleinenMaschine, und weg war er. Sein Wagen blieb auf dem einzigen Parkplatz desFlugplatzes zurück, wo sie ihn in den nächsten Tagen keine Sekunde aus denAugen ließen. Das Flugzeug flog mit vier Zwischenlandungen in Richtung São Paulo.
© Heyne Verlag
Übersetzer: ChristelWiemken
Autoren-Porträt von John Grisham
JohnGrisham wird 1955 in Jonesboro, Arkansas, als Sohneines kleinen Bauunternehmers geboren. Er studiert Jura an der Universität vonMississippi und wird Anwalt und Strafverteidiger. 1983 wird er ins Parlamentdes Staates Mississippi gewählt. Aus Spaß beginnt er seinen ersten Roman undschreibt ihn jeden Morgen vor der Arbeit in seiner Kanzlei. 1988 erscheint seinerster Gerichstthriller Die Jury mit einer Auflage von 5000 Exemplaren. Mit seinem zweitenRoman Die Firma wird Grishamendgültig zum Bestsellerautor und hängt im Frühjahr 1991 seinen Beruf alsAnwalt und seine politischen Ämter an den Nagel, um nur noch als Schriftstellerzu arbeiten. Ihm gelingt, was noch keinem Autor bisher geglückt ist: er ist mitvier Titeln gleichzeitig in den Bestseller-Listen der New York Times Book Review vertreten, wobei ersowohl die Hardcover- als auch die Paperback-Liste anführte.
Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt der strenggläubige Baptist inOxford, einer Kleinstadt in Tennessee (wo schon William Faulkner lebte).
- Autor: John Grisham
- 1999, 9, 464 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christel Wiemken
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453151658
- ISBN-13: 9783453151659
- Erscheinungsdatum: 01.09.1999