Der Puppenkönig
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Der Puppenspieler und die Klagefrau ziehen gemeinsam weiter. Sie werden ein Paar, wagen dies aber nicht zu offenbaren - vor allem nicht vor Pfarrer Matthies, der Julius und seine Puppen aufgenommen und Alena als Haushälterin eingestellt hat. Julius versteht sich gut mit dem Pastor - auch wenn dieser Alena für seinen Geschmack etwas zu sehr zugetan ist. Da wird die kleine Stadt von einer furchtbaren Tat aufgeschreckt: Ein Salzkaufmann wird mit einem Schwert getötet. Wer hatte einen Anlass, den Mann auf diese ungewöhnliche Art umzubringen? Alle stehen vor einem Rätsel - auch Alena, die gebeten wird, die Totenklage zu singen. Wenig später passiert ein zweiter bizarrer Mord. Julius Klingenthal beginnt unauffällig Nachforschungen anzustellen - und gerät bald selbst unter schweren Verdacht.
Todim Apothekenhaus von WolfSerno
LESEPROBE
PROLOG
Der Tag verspricht,schön zu werden, so schön, wie der Herrgott sich den Sonntag bei seinerErschaffung gedacht haben mag. Gedankt sei ihm, denn das Regenwetter derletzten Wochen glich einer Sintflut und war eine Prüfung für jedermann
Doktor ChristofGottwald, weithin bekannt als Gelehrter und Sammler, seufzte vernehmlich undtauchte die Feder erneut in das große Tintenfass, das vor ihm auf demSchreibpult stand. Dann setzte er die Eintragung in sein Tagebuch fort:
Der erste Hahnenschreiist eben verklungen. Mögen die Sonnenstrahlen, die so golden über den Dächernvon Danzig aufsteigen, ein gutes Omen sein für das, was der Tag mir bringt.
Wenn alles soeintrifft, wie ich es erhoffe, dann
Er brach erneut ab, ausSorge, der Gedanke würde nicht Wirklichkeit werden, wenn er ihn einfach soniederschriebe. Stattdessen endete er:
Gott verzeihmir meinen Aberglauben, aber seit der vierten Morgenstunde flieht mich der Schlaf,und ich kann an nichts anderes mehr denken als an den bevorstehenden Besuch. Erhat mein Leben die letzten Tage, gelinde gesagt, auf den Kopf gestellt, wiesehr, mag allein daran zu erkennen sein, dass ich Tagebuch führe, bevor der Tagbegonnen hat. Wir schreiben heute den 6. Maius, A. D.1716, und ich gäbe viel darum, meine nächste Eintragung bereits jetzt zukennen.
Gottwald streuteLöschsand auf das Geschriebene und rief nach der Hausmagd. »Lotte! Wie viel Uhrist es?«
Einige Zeit verging,bevor die Magd in der Tür zu seinem Studierzimmer erschien. Sie hatte geradedas Herdfeuer in der Küche angefacht und wischte sich die rußigen Hände an derSchürze ab. As noch früh, Herr.«
»Das ist mir bekannt.Ich fragte nach der Uhrzeit.« »Weiß nich genau. Wieso, Herr?«
»Darüber mach dir keineGedanken. Geh wieder an deine Arbeit. Nein, warte, wie ist das Befinden dergnädigen Frau heute Morgen? Hast du nach ihr gesehen? Ist sie schon wach?«
»Hm ja, Herr.«
»Und? Ist sie nochimmer unpässlich? Was macht ihr Fieber? Lass dir nicht jedes Wort aus der Naseziehen!«
Lotte knetete dieHände. Sie war eine brave Magd, aber das Pulver hatte sie nicht erfunden.Ebenso wenig wie die freie Rede. »Hm ja, Herr. Das Fieber isnich runter, un die Gnädigesacht, es geht ihr schlecht. Hm ja, vielleicht nichganz so schlecht wie gestern, aber noch schlecht, ja, das hat sie gesacht.«
Gottwald fühlte sicheinigermaßen beruhigt. In gewisser Weise war er sogar froh, dass seine Frau dasBett weiterhin hüten musste, denn das Gespräch mit dem Besuch würde sich ohnesie besser führen lassen. »Schön, geh wieder in deine Küche.«
»Ja, Herr.«
»Halt, bleib! Istdrüben alles zu meiner Zufriedenheit? Geputzt, gewischt, entstaubt? Du weißt,dass ich einen hohen Gast erwarte.«
»Ja, Herr, ja doch.Habt mich wohl hunnertmal dran erinnert.« Lotte verschwand.
Gottwald sah ihr stirnrunzelnd nach, klappte das Tagebuch zu und verstautees in einer Schublade unter dem Schreibpult. Er tat dies, ohne recht zu wissen,was er machte. Dann schritt er hinüber in sein Kabinett, um selbst nach derUhrzeit zu sehen. »Allmächtiger, schon fast halb sieben!«,entfuhr es ihm. »Aber vorhin war es doch erst
Er spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug und versuchte, ruhigdurchzuatmen. Er durfte sich nicht so aufregen! Noch einmal ließ er den Blicküber die Schränke, die Schatullen, die Schubladen und die Regale schweifen, indenen seine Kostbarkeiten ruhten. Alles war aufs Trefflichste vorbereitet.Natürlich war es das. Seit Wochen schon, genau genommen seit dem Zeitpunkt, alsder mächtige Herrscher erstmals Interesse an seiner Sammlung bekundet hatte.
Er hatte sich fürsechseinhalb Uhr ansagen lassen, und es war bekannt, dass er Pünktlichkeitliebte. Wenn dem so war, musste er jede Sekunde eintreffen. Gottwald lief, dieHände auf dem Rücken, auf und ab und wurde trotz seiner guten Vorsätze immerunruhiger. Dann zuckte er jäh zusammen.
Es hatte kräftig an derHaustür geklopft.
Er stieß einkrächzendes »Ja, jaaa! Ich komme!«aus und hastete los, um zu öffnen. Fast hätte er dabei Lotte umgerannt, dieebenfalls auf dem Weg zur Tür war. »Aus dem Weg, los, los«, zischte er, »machdich fort in deine Küche, und wehe, du lässt dich blicken!«
»Huch, Herr, ja, aua .
Gottwald stürzte weiterzur Tür, blieb kurz vor dem Garderobenspiegel stehen, aus dem ihm einzierlicher Mann mit fransigem Schnäuzerentgegenblickte, und überprüfte in fliegender Hast den Sitz seiner Kleidung. Soweit er es beurteilen konnte, saß alles ohne Fehl und Falten.
»Wohlan denn«, murmelte er, drückte die schwere Klinkehinunter - und riss erstaunt die Augen auf. Vor ihm stand nicht der erwarteteHofstaat, sondern ein einzelner Mann.
© Knaur
Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman "Der Wanderchirurg" - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: "Der Balsamträger", "Hexenkammer", "Der Puppenkönig" sowie "Das Spiel des Puppenkönigs", "Die Medica von Bologna", "Das Lied der Klagefrau" und "Der Medicus von Heidelberg".Wolf Serno, der zu seinen Hobbys "viel lesen, weit reisen, gut essen" zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
- Autor: Wolf Serno
- 2007, 488 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426635445
- ISBN-13: 9783426635445
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