Die 7 Sünden / Der Club der Ermittlerinnen Bd.7
Thriller
4 Frauen gegen die 7 Sünden. Und 1 Killer. Hochspannung garantiert!
Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos. Bei grausamen Brandanschlägen sterben mehrere Ehepaare. Eine Prostituierte gesteht einen Mord und widerruft...
Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos. Bei grausamen Brandanschlägen sterben mehrere Ehepaare. Eine Prostituierte gesteht einen Mord und widerruft...
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Produktinformationen zu „Die 7 Sünden / Der Club der Ermittlerinnen Bd.7 “
4 Frauen gegen die 7 Sünden. Und 1 Killer. Hochspannung garantiert!
Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos. Bei grausamen Brandanschlägen sterben mehrere Ehepaare. Eine Prostituierte gesteht einen Mord und widerruft kurz darauf. Ihr Instinkt sagt Lieutenant Lindsay Boxer, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Fällen besteht. Doch kann die geballte Erfahrung des "Women's Murder Club" die verrückten Killer wirklich stoppen?
Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos. Bei grausamen Brandanschlägen sterben mehrere Ehepaare. Eine Prostituierte gesteht einen Mord und widerruft kurz darauf. Ihr Instinkt sagt Lieutenant Lindsay Boxer, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Fällen besteht. Doch kann die geballte Erfahrung des "Women's Murder Club" die verrückten Killer wirklich stoppen?
Klappentext zu „Die 7 Sünden / Der Club der Ermittlerinnen Bd.7 “
4 Frauen gegen die 7 Sünden. Und 1 Killer. Hochspannung garantiert!Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos ... Bei grausamen Brandanschlägen sterben mehrere Ehepaare ... Eine Prostituierte gesteht einen Mord und widerruft kurz darauf ... Ihr Instinkt sagt Lieutenant Lindsay Boxer, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Fällen besteht. Doch kann die geballte Erfahrung des »Women's Murder Club« die verrückten Killer wirklich stoppen?
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Die 7 Sünden von James PattersonProlog
The Christmas Song
1
Winzige Lichter blinkten an der Douglasfichte, die in voller Prachtund Größe vor dem Panoramafenster
stand. Adventsgestecke und Dutzende von Grußkarten schmückten das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer,
während im offenen Kamin ein paar Apfelbaum-Scheite knisterten und angenehmen Duft verbreiteten.
Ein digitalisierter Bing Crosby schmeichelte »The Christmas
Song«:
»Chestnuts roasting on an open fire.
Jack Frost nipping at your nose ...«
Henry Jablonsky konnte die jungen Männer nicht klar erkennen. Der eine, Hawk mit Namen, hatte ihm die Brille abgenommen und sie meilenweit entfernt auf den Kaminsims
gelegt. Zu jenem Zeitpunkt hatte Jablonsky das noch für ein
gutes Zeichen gehalten.
Das hieß doch, dass die jungen Männer nicht erkannt werden
wollten, dass sie sie davonkommen lassen wollten. Bitte,
lieber Gott, bitte lass uns leben, und ich werde Dir für den Rest meiner Tage ein treuer und ergebener Diener sein.
Jablonsky sah die beiden verschwommenen Gestalten um den Baum herumstreichen, wusste, dass die Pistole in Hawks
Hosenbund steckte. Er hörte, wie Geschenkpapier zerrissen
wurde, und sah, wie der, der sich Pidge nannte, dem neuen
Kätzchen eine Schleife zum Spielen vor die Nase hielt.
Sie hatten gesagt, sie würden ihnen nichts tun.
Sie hatten gesagt, es sei nur ein Raubüberfall.
Jablonsky hatte sich ihre Gesichter so gut eingeprägt, dass
er sie dem Phantombildzeichner bei der Polizei genau beschreiben konnte, und genau das würde er auch machen, sobald diese vermaledeiten Kerle aus seinem Haus verschwunden waren.
Sie sahen aus wie direkt aus einer Ralph-Lauren-Reklame.
... mehr
Hawk, der Falke. Scharfe Gesichtszüge. Gewählte Ausdrucksweise. Blond mit Seitenscheitel. Pidge, die Taube, war größer. Wahrscheinlich knapp eins neunzig. Lange, braune Haare. Stark wie ein Ackergaul. Fleischige Hände. Typische Eliteschüler, alle beide.
Vielleicht besaßen sie ja doch einen guten Kern.
Jablonsky sah, wie der Blonde, Hawk, zum Bücherregal
ging, seine langen Finger über die Buchrücken gleiten ließ
und mit warmer Stimme, als sei er ein Freund der Familie,
einzelne Titel vorlas.
Er sagte zu Henry Jablonsky: »Wow, Mr. J., da steht ja auch
Fahrenheit 451. Ein Klassiker.«
Er zog das Buch aus dem Regal und schlug die erste Seite
auf. Dann beugte er sich zu Jablonsky hinunter, der an Händen und Füßen gefesselt und mit einem Strumpf im Mund auf dem Boden lag.
»Was die Eingangsszene angeht, da ist Bradbury einfach
unschlagbar«, sagte Hawk. Und dann las er mit klarer, dramatischer Stimme vor.
»›Es war eine Lust, Feuer zu legen. Es war eine besondere
Lust zu sehen, wie etwas verzehrt wurde, wie es schwarz und
zu etwas anderem wurde.‹«
Während Hawk las, zerrte Pidge ein großes Paket unter
dem Weihnachtsbaum hervor. Es war in Goldfolie eingewickelt
und mit einer goldenen Schleife geschmückt. Es enthielt
etwas, was Peggy sich schon immer gewünscht und worauf sie seit Jahren gehofft hatte.
»Für Peggy, Dein Weihnachtsmann«, las Pidge von dem
kleinen Geschenkanhänger ab. Er schlitzte das Papier mit einem Messer auf.
Er hatte ein Messer!
Pidge klappte die Schachtel auf und schob die Papiertücher,
die dafür sorgten, dass der Inhalt der Schachtel es weich
und bequem hatte, beiseite.
»Eine Birkin-Tasche, Peggy. Der Weihnachtsmann hat dir
eine Neuntausend-Dollar-Handtasche gebracht. Ich würde
sagen, das heißt: Nein, Peg. Ein ganz eindeutiges Nein.«
Pidge griff nach dem nächsten Geschenk und schüttelte es,
während Hawk seine Aufmerksamkeit auf Peggy Jablonsky
richtete. Peggy flehte Hawk an, auch wenn die zusammengeballteSocke in ihrem Mund ihre Worte erstickte. Henry sah, wie sie verzweifelt versuchte, ihre Augen sprechen zu lassen, und es brach ihm das ohnehin schon schwere Herz.
Hawk streckte die Hand aus und streichelte Peggys babyblondes Haar, tätschelte ihr die feuchte Wange. »Wir machen jetzt alle Ihre Geschenke auf, Mrs. J. Genau wie Ihre, Mr. J.«, sagte er. »Danach entscheiden wir, ob wir Sie am Leben lassen oder nicht.«
2
Henry Jablonskys Magen ballte sich zusammen. Er erstickte fast an der dicken Wollsocke in seinem Mund, zerrte an den Fesseln, nahm den säuerlichen Geruch von Urin wahr. Es wurde warm in seiner Lendengegend. Mein Gott. Er hatte sich in die Hose gemacht. Aber das war jetzt auch egal. Das Einzige, was jetzt zählte, war, dass er hier lebend herauskam.
Er konnte sich nicht rühren. Er konnte nicht sprechen. Aber er konnte nachdenken.
Was sollte er unternehmen?
Jablonsky lag auf dem Boden und blickte sich um. Nur wenige
Meter von ihm entfernt lag der Schürhaken. Er konzentrierte
sich mit seinem ganzen Willen auf diesen Stück Eisen.
»Mrs. J.«, wandte sich Pidge jetzt an Peggy und schüttelte
eine kleine, türkisfarbene Schachtel. »Das da ist von Henry. Ein Peretti-Collier. Sehr hübsch. Was? Haben Sie was zu sagen?«
Pidge ging zu Peggy Jablonsky und nahm ihr die Socke aus
dem Mund.
»In Wirklichkeit kennt ihr Dougie gar nicht, stimmt's?«,
sagte sie.
»Dougie ... wer?« Pidge lachte.
»Tut uns nichts...«
»Nein, nein, nein, Mrs. J.«, erwiderte Pidge und stopfte seinem Opfer erneut den Mund. »Keine Anweisungen. Das hier
ist unser Spiel. Mit unseren Regeln.«
Das kleine Kätzchen hüpfte fröhlich in den Papierhaufen
umher, während die Geschenke aufgerissen wurden: die
Diamant-Ohrringe, die Hermès-Krawatte und das Salatbesteck
von Jensen. Jablonsky betete zu Gott, dass sie sich einfach die Sachen schnappen und verschwinden sollten. Dann
hörte er Pidge mit gedämpfter Stimme etwas zu Hawk sagen.
Das Blut pochte so heftig in seinen Ohren, dass er Pidges
Worte nur mit Mühe verstehen konnte.
»Und? Schuldig oder nicht schuldig?«, erkundigte sich
Pidge.
Hawks Stimme hatte einen nachdenklichen Klang. »Die J.'s
führen ein schönes Leben, und wie heißt es so schön: ›Living Well is the Best Revenge.‹ Also, wenn dieses Leben hier die beste Vergeltung sein soll ...«
»Du willst mich verarschen, Kumpel. Das ist doch totaler
Quatsch.«
Pidge machte einen Schritt über den Kissenbezug hinweg,
in dem sich die Sachen aus dem Safe der Jablonskys
befanden. Er legte das von Ray Bradbury verfasste Buch auf
den Lampentisch, klappte es auf, nahm sich einen Stift und
schrieb etwas auf das Titelblatt.
Dann las er vor: »Sic erat in fatis, Mann. So war es vorherbestimmt. Schnapp dir die Katze und lass uns verschwinden.«
Hawk beugte sich nach vorne und sagte: »Sorry, Kumpel,
Mrs. Kumpel.« Dann zog er die Socke aus Jablonskys Mund.
»Sag tschüs zu Peggy.«
Henry Jablonskys Geist versuchte zu verstehen. Was? Was
war da los? Und dann kam die Erkenntnis. Er konnte sprechen! Er kreischte »Peeegg-yyyy«, als der Weihnachtsbaum in einen hellgelben Schein getaucht und dann von einer gewaltigen Flamme verschlungen wurde.
WUUUUUMMMMM.
Eine gewaltige Hitze setzte ein, und die Haut auf Henry
Jablonskys Wangen wurde trocken wie Papier. Dicke Rauchwolken quollen zur Decke empor, breiteten sich aus und sanken kräuselnd wieder zu Boden. Es wurde dunkel.
»Lasst uns nicht allein!«
Er sah, wie die Flammen an den Vorhängen emporzüngelten,
und hörte die erstickten Schreie seiner geliebten Frau,
während die Haustür krachend ins Schloss fiel.
Erster Teil
Blauer Mond
1
Wir saßen nahe dem Point Reyes National Seashore, einem spektakulären Naturschutzgebiet etwa eine Stunde nördlich von San Francisco, im Kreis um die Feuerstelle hinter dem Häuschen, das wir übers Wochenende gemietet hatten.
»Lindsay, gib mir dein Glas«, sagte Cindy.
Ich probierte die Margarita - sie schmeckte gut. Yuki stocherte in den Austern auf dem Grill herum. Meine Border-
Collie-Hündin, Sweet Martha, seufzte und legte die Vorderbeine übereinander, während das Feuer zuckende Schatten auf unsere Gesichter warf und die Sonne im Pazifik versank.
»Ich war noch ganz frisch in der Gerichtsmedizin«, sagte
Claire gerade, »und deshalb hatte ich keine Wahl. Ich musste auf dieser wackeligen, altersschwachen Leiter bis ganz nach oben auf den Heuboden steigen, und zwar nur mit einer Taschenlampe bewaffnet.«
Yuki musste husten, weil der Tequila sich in ihre Luftröhre
verirrt hatte. Keuchend rang sie um Atem, während Cindy
und ich ihr gleichzeitig zuriefen: »Schlucken!«
Claire klopfte Yuki auf den Rücken und fuhr fort.
»Es war schon schlimm genug, im Stockfi nstern meinen
Fünfziger-Hintern diese Leiter hochzuwuchten, während
ständig irgendwelches Viehzeug um mich rumgefl attert ist.
Dann habe ich plötzlich den Toten im Lichtkegel der Taschenlampe
gehabt.
Seine Füße schwebten über dem Heu, und als ich ihn angeleuchtet habe, da hat es ausgesehen, als würde er schweben, so wahr mir Gott helfe. Augen und Zunge standen so weit vor wie bei einer Erscheinung.«
»Ach was.« Yuki lachte. Sie trug eine Pyjama-Hose und
ein Sweatshirt mit dem Emblem der juristischen Fakultät der
Universität Berkeley. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und war schon nach der einen
Margarita beschwipst, sodass sie eher wie eine Studentin
wirkte als wie eine Frau, die auf die dreißig zuging.
»Also habe ich nach unten in die riesige, dunkle Scheune
gebrüllt und zwei kräftige, erfahrene Männer hochkommen
lassen, damit die Mr. Schwebezustand von den Dachbalken losschneiden und in einen Leichensack packen«, fuhr Claire fort.
Sie legte eine effektvolle Pause ein ... und in diesem Augenblick klingelte mein Handy.
»Lindsay, nein«, flehte Cindy mich an. »Geh nicht ran.«
Ich warf einen Blick auf die Anruferkennung. Bestimmt
mein Freund. Er war wahrscheinlich gerade nach Hause gekommen und wollte sich einfach nur melden. Aber es war
nicht Joe, sondern Lieutenant Warren Jacobi, mein ehemaliger Partner und momentaner Vorgesetzter.
»Jacobi?«
Yuki rief: »Nicht aufhören, Claire. Kann gut sein, dass sie
jetzt den ganzen Abend am Telefon hängt!«
»Lindsay? Also gut«, sagte Claire und setzte ihre Erzählung
fort. »Später habe ich dann den Leichensack wieder aufgemacht ... und da kam eine Fledermaus aus den Kleidern
des Toten herausgeflattert. Ich hab mir in die Hose gemacht
vor Schreck«, quietschte Claire hinter mir. »Richtig in die
Hose gemacht!«
»Boxer? Bist du noch dran?«, hörte ich Jacobis barsche
Stimme aus dem Telefon kommen.
»Ich habe frei«, knurrte ich zurück. »Heute ist Sonnabend,
schon vergessen?«
»Das hier wird dich interessieren. Falls nicht, brauchst du's bloß zu sagen, dann kriegen Cappy und Chi den Fall.«
»Worum geht's denn?«
»Der größte Hammer überhaupt, Boxer. Es geht um den
jungen Campion. Michael.«
2
Kaum hatte er Michael Campion erwähnt, fing mein Puls an zu rasen.
Michael Campion war kein normaler Junge. Er besaß für Kalifornien die gleiche Bedeutung, die John F. Kennedy für
die ganze Nation besessen hatte. Als einziges Kind des ehemaligen Gouverneurs Connor Hume Campion und seiner
Frau Valentina war er in eine Welt des unfassbaren Reichtums hineingeboren worden. Darüber hinaus war er mit einem irreparablen Herzfehler zur Welt gekommen und hatte
von Anfang an ein Leben auf Zeit geführt.
Fotos und Nachrichtensendungen hatten dafür gesorgt,
dass Michaels Leben ein Teil unseres eigenen Lebens geworden war. Er war ein süßes Baby gewesen, ein frühreifes und hoch begabtes Kind und ein gut aussehender Teenager, witzig und klug zugleich. Sein Vater hatte die Rolle des Sprechers der American Heart Association übernommen, und Michael war ihr von allen Seiten bewundertes Aushängeschild geworden.
Und während die Öffentlichkeit Michael kaum zu sehen
bekam, so sorgten sich doch alle Menschen um ihn und hofften, dass eines Tages ein medizinischer Durchbruch gelingen und Kaliforniens »Junge mit dem gebrochenen Herzen« endlich das bekommen konnte, was für die meisten Menschen selbstverständlich war - ein uneingeschränktes Leben voller Energie und Kraft.
Dann, irgendwann im Januar diesen Jahres, hatte Michael
seinen Eltern eine gute Nacht gewünscht, und am nächsten
Morgen war sein Bett leer gewesen. Es gab kein Erpresserschreiben. Kein Anzeichen für eine Straftat. Aber eine nicht verriegelte Hintertür. Michael war verschwunden.
Sein Verschwinden wurde als Entführung behandelt, und
das FBI leitete eine landesweite Suchaktion ein. Das San
Francisco Police Department führte eigene Ermittlungen
durch, befragte Familienmitglieder und Angestellte, Michaels Lehrer und Schulfreunde sowie auch seine virtuellen Freunde im Netz.
Die Telefon-Hotline wurde von Anrufern überschwemmt,
die alle Michael irgendwo gesehen zu haben glaubten, und
ständig waren auf den Titelseiten der San Francisco Chronicle und der großen überregionalen Zeitschriften Fotos von ihm abgebildet, die die gesamte Zeitspanne von seiner Geburt bis zur Gegenwart abdeckten. Zahlreiche große und kleinere Fernsehsender brachten Sondersendungen über das todgeweihte Leben des Michael Campion.
Die Spuren waren jedoch alle im Sand verlaufen, und nachdem
sich monatelang kein Entführer gemeldet hatte und keinerlei
Hinweis auf Michaels Verbleib aufgetaucht war, hatten
Terroranschläge, Waldbrände, Politik und neue Gewaltverbrechen die Michael-Campion-Geschichte von den Titelseiten verdrängt.
Die Akte war zwar noch nicht geschlossen worden, aber
alle gingen vom Schlimmsten aus. Dass eine Entführung auf
grässliche Weise fehlgeschlagen war. Dass Michael Campion
während seiner Geiselhaft gestorben war und dass die Kidnapper seine Leiche irgendwo vergraben und dann Hals über Kopf das Weite gesucht hatten. Die Bürger der Stadt San Francisco trauerten gemeinsam mit seinen berühmten und
allseits beliebten Eltern um Michael, und obwohl die Öffentlichkeit ihn nie vergessen würde, war sein Leben für sie bereits abgeschlossen.
Jetzt, durch Jacobis Anruf, keimte in mir die Hoffnung,
dass dieses schaurige Rätsel auf die eine oder andere Weise
gelöst werden konnte.
»Ist Michaels Leiche gefunden worden?«, wollte ich wissen.
»Nein, aber wir haben einen vertrauenswürdigen Hinweis
bekommen. Endlich.«
Ich presste mir das Handy mit voller Kraft ans Ohr. Sämtliche Geistergeschichten und der erste Jahresausfl ug des Women's Murder Club waren vergessen.
Jacobi sagte: »Falls du den Fall haben willst, Boxer, dann
komm zu mir ins Justiz...«
»Ich bin in einer Stunde da.«
3
Ich schaffte die einstündige Fahrt ins Justizgebäude, in dem auch das Polizeipräsidium untergebracht ist, in fünfundvierzig Minuten, lief die Treppe hinauf
in den zweiten Stock und betrat auf der Suche nach Jacobi
den Bereitschaftsraum.
An der Decke des zwölf mal zwölf Meter großen, offenen
Raums flackerten Neonröhren und verliehen den Beamten
der Nachtschicht, ein Aussehen, als seien sie frisch dem Grab entstiegen. Ein paar der älteren zogen die Augenbrauen hoch und sagten: »Alles klar, Sarge?«, während ich mich Jacobis verglastem Eckbüro mit freiem Blick auf die Auffahrtrampe zum Freeway 280 näherte.
Mein Partner, Richard Conklin, war auch schon da: dreißig
Jahre alt, einen Meter siebenundachtzig groß, ein schnuckeliger, breitschultriger US-Amerikaner vom Scheitel bis zur Sohle. Eines seiner langen Beine lag auf dem Rand der Müllkippe, die eigentlich Jacobis Schreibtisch war.
Ich zog mir den anderen Stuhl heran, stieß mit dem Knie
dagegen, fluchte laut und überzeugend, und Jacobi kicherte:
»Sehr damenhaft, Boxer.« Ich setzte mich und dachte, dass
dieses Büro einmal ein funktionstüchtiger Arbeitsplatz gewesen war, damals, als es noch mir gehört hatte. Ich setzte meine Baseballmütze ab und schüttelte meine Haare aus. Dabei hoffte ich inständig, dass die beiden keine Tequila-Fahne riechen konnten.
»Was haben wir für eine Spur?«, sagte ich ohne Vorspiel.
»Einen Hinweis«, erwiderte Jacobi. »Von einem anonymen
Anrufer mit einem Prepaid-Handy, das sich selbstverständlich nicht zurückverfolgen lässt.
UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
James Patterson
Die 7 Sünden
Thriller
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 384 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-8090-2550-4
Limes
Erscheinungstermin: Juli 2009
Ihr bizarrster Fall - und das Ende überrascht selbst Lindsay Boxer.
Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos ... Bei grausamen Brandanschlägen sterben
Menschen in den Villen der Reichen und Schönen ... Eine Prostituierte gesteht einen Mord -
und widerruft kurz darauf ...
Ihr Instinkt sagt Lieutenant Lindsay Boxer, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Fällen
besteht. Da meldet sich der exzentrische Schriftsteller Jason Twilly zu Wort. Er will Michael,
den Sohn des Politikers, zuletzt im Haus einer Prostituierten gesehen haben. Nach deren
Geständnis scheint das Verfahren gegen sie für Staatsanwältin Yuki Castellano reine Routine,
doch da widerruft die Zeugin ihre Aussage. Yuki steht mit leeren Händen da, und der Women's
Murder Club muss wieder ganz von vorn anfangen. Eines Abends jedoch geht Lindsay Boxers
Apartment in Flammen auf. Und kurz darauf erhält Yuki einen Brief mit einem Haarbüschel und
einem blutbefleckten Hemd ...
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel
»The 7th Heaven« bei Little, Brown and Company,
Hachette Book Group USA, New York.
SGS-COC-1940
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Premium
liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
1. Auflage
Copyright © der Originalausgabe 2008 by James Patterson
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Limes Verlag,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Gemany
ISBN: 978-3-8090-2550-4
www.limes-verlag.de
Für unsere Ehepartner und Kinder: Susie und Jack, John
und Brendan
Unser Dank gilt all den Experten, die uns so großzügig
ihre Zeit und ihr Fachwissen zur Verfügung gestellt haben:
Dr. Humphrey Germaniuk, Captain Richard Conklin,
Chuck Hanni, Dr. Allen Ross, Philip R. Hoffman,
Melody Fujimori, Mickey Sherman und Dr. Maria Paige.
Und ein besonderes Dankeschön an unsere vorzüglichen
Rechercheure Ellie Shurtleff, Don MacBain, Lynn
Colomello und Margaret Ross sowie an Mary Jordan, die
dafür sorgt, dass der Laden nicht auseinanderfällt.
Hawk, der Falke. Scharfe Gesichtszüge. Gewählte Ausdrucksweise. Blond mit Seitenscheitel. Pidge, die Taube, war größer. Wahrscheinlich knapp eins neunzig. Lange, braune Haare. Stark wie ein Ackergaul. Fleischige Hände. Typische Eliteschüler, alle beide.
Vielleicht besaßen sie ja doch einen guten Kern.
Jablonsky sah, wie der Blonde, Hawk, zum Bücherregal
ging, seine langen Finger über die Buchrücken gleiten ließ
und mit warmer Stimme, als sei er ein Freund der Familie,
einzelne Titel vorlas.
Er sagte zu Henry Jablonsky: »Wow, Mr. J., da steht ja auch
Fahrenheit 451. Ein Klassiker.«
Er zog das Buch aus dem Regal und schlug die erste Seite
auf. Dann beugte er sich zu Jablonsky hinunter, der an Händen und Füßen gefesselt und mit einem Strumpf im Mund auf dem Boden lag.
»Was die Eingangsszene angeht, da ist Bradbury einfach
unschlagbar«, sagte Hawk. Und dann las er mit klarer, dramatischer Stimme vor.
»›Es war eine Lust, Feuer zu legen. Es war eine besondere
Lust zu sehen, wie etwas verzehrt wurde, wie es schwarz und
zu etwas anderem wurde.‹«
Während Hawk las, zerrte Pidge ein großes Paket unter
dem Weihnachtsbaum hervor. Es war in Goldfolie eingewickelt
und mit einer goldenen Schleife geschmückt. Es enthielt
etwas, was Peggy sich schon immer gewünscht und worauf sie seit Jahren gehofft hatte.
»Für Peggy, Dein Weihnachtsmann«, las Pidge von dem
kleinen Geschenkanhänger ab. Er schlitzte das Papier mit einem Messer auf.
Er hatte ein Messer!
Pidge klappte die Schachtel auf und schob die Papiertücher,
die dafür sorgten, dass der Inhalt der Schachtel es weich
und bequem hatte, beiseite.
»Eine Birkin-Tasche, Peggy. Der Weihnachtsmann hat dir
eine Neuntausend-Dollar-Handtasche gebracht. Ich würde
sagen, das heißt: Nein, Peg. Ein ganz eindeutiges Nein.«
Pidge griff nach dem nächsten Geschenk und schüttelte es,
während Hawk seine Aufmerksamkeit auf Peggy Jablonsky
richtete. Peggy flehte Hawk an, auch wenn die zusammengeballteSocke in ihrem Mund ihre Worte erstickte. Henry sah, wie sie verzweifelt versuchte, ihre Augen sprechen zu lassen, und es brach ihm das ohnehin schon schwere Herz.
Hawk streckte die Hand aus und streichelte Peggys babyblondes Haar, tätschelte ihr die feuchte Wange. »Wir machen jetzt alle Ihre Geschenke auf, Mrs. J. Genau wie Ihre, Mr. J.«, sagte er. »Danach entscheiden wir, ob wir Sie am Leben lassen oder nicht.«
2
Henry Jablonskys Magen ballte sich zusammen. Er erstickte fast an der dicken Wollsocke in seinem Mund, zerrte an den Fesseln, nahm den säuerlichen Geruch von Urin wahr. Es wurde warm in seiner Lendengegend. Mein Gott. Er hatte sich in die Hose gemacht. Aber das war jetzt auch egal. Das Einzige, was jetzt zählte, war, dass er hier lebend herauskam.
Er konnte sich nicht rühren. Er konnte nicht sprechen. Aber er konnte nachdenken.
Was sollte er unternehmen?
Jablonsky lag auf dem Boden und blickte sich um. Nur wenige
Meter von ihm entfernt lag der Schürhaken. Er konzentrierte
sich mit seinem ganzen Willen auf diesen Stück Eisen.
»Mrs. J.«, wandte sich Pidge jetzt an Peggy und schüttelte
eine kleine, türkisfarbene Schachtel. »Das da ist von Henry. Ein Peretti-Collier. Sehr hübsch. Was? Haben Sie was zu sagen?«
Pidge ging zu Peggy Jablonsky und nahm ihr die Socke aus
dem Mund.
»In Wirklichkeit kennt ihr Dougie gar nicht, stimmt's?«,
sagte sie.
»Dougie ... wer?« Pidge lachte.
»Tut uns nichts...«
»Nein, nein, nein, Mrs. J.«, erwiderte Pidge und stopfte seinem Opfer erneut den Mund. »Keine Anweisungen. Das hier
ist unser Spiel. Mit unseren Regeln.«
Das kleine Kätzchen hüpfte fröhlich in den Papierhaufen
umher, während die Geschenke aufgerissen wurden: die
Diamant-Ohrringe, die Hermès-Krawatte und das Salatbesteck
von Jensen. Jablonsky betete zu Gott, dass sie sich einfach die Sachen schnappen und verschwinden sollten. Dann
hörte er Pidge mit gedämpfter Stimme etwas zu Hawk sagen.
Das Blut pochte so heftig in seinen Ohren, dass er Pidges
Worte nur mit Mühe verstehen konnte.
»Und? Schuldig oder nicht schuldig?«, erkundigte sich
Pidge.
Hawks Stimme hatte einen nachdenklichen Klang. »Die J.'s
führen ein schönes Leben, und wie heißt es so schön: ›Living Well is the Best Revenge.‹ Also, wenn dieses Leben hier die beste Vergeltung sein soll ...«
»Du willst mich verarschen, Kumpel. Das ist doch totaler
Quatsch.«
Pidge machte einen Schritt über den Kissenbezug hinweg,
in dem sich die Sachen aus dem Safe der Jablonskys
befanden. Er legte das von Ray Bradbury verfasste Buch auf
den Lampentisch, klappte es auf, nahm sich einen Stift und
schrieb etwas auf das Titelblatt.
Dann las er vor: »Sic erat in fatis, Mann. So war es vorherbestimmt. Schnapp dir die Katze und lass uns verschwinden.«
Hawk beugte sich nach vorne und sagte: »Sorry, Kumpel,
Mrs. Kumpel.« Dann zog er die Socke aus Jablonskys Mund.
»Sag tschüs zu Peggy.«
Henry Jablonskys Geist versuchte zu verstehen. Was? Was
war da los? Und dann kam die Erkenntnis. Er konnte sprechen! Er kreischte »Peeegg-yyyy«, als der Weihnachtsbaum in einen hellgelben Schein getaucht und dann von einer gewaltigen Flamme verschlungen wurde.
WUUUUUMMMMM.
Eine gewaltige Hitze setzte ein, und die Haut auf Henry
Jablonskys Wangen wurde trocken wie Papier. Dicke Rauchwolken quollen zur Decke empor, breiteten sich aus und sanken kräuselnd wieder zu Boden. Es wurde dunkel.
»Lasst uns nicht allein!«
Er sah, wie die Flammen an den Vorhängen emporzüngelten,
und hörte die erstickten Schreie seiner geliebten Frau,
während die Haustür krachend ins Schloss fiel.
Erster Teil
Blauer Mond
1
Wir saßen nahe dem Point Reyes National Seashore, einem spektakulären Naturschutzgebiet etwa eine Stunde nördlich von San Francisco, im Kreis um die Feuerstelle hinter dem Häuschen, das wir übers Wochenende gemietet hatten.
»Lindsay, gib mir dein Glas«, sagte Cindy.
Ich probierte die Margarita - sie schmeckte gut. Yuki stocherte in den Austern auf dem Grill herum. Meine Border-
Collie-Hündin, Sweet Martha, seufzte und legte die Vorderbeine übereinander, während das Feuer zuckende Schatten auf unsere Gesichter warf und die Sonne im Pazifik versank.
»Ich war noch ganz frisch in der Gerichtsmedizin«, sagte
Claire gerade, »und deshalb hatte ich keine Wahl. Ich musste auf dieser wackeligen, altersschwachen Leiter bis ganz nach oben auf den Heuboden steigen, und zwar nur mit einer Taschenlampe bewaffnet.«
Yuki musste husten, weil der Tequila sich in ihre Luftröhre
verirrt hatte. Keuchend rang sie um Atem, während Cindy
und ich ihr gleichzeitig zuriefen: »Schlucken!«
Claire klopfte Yuki auf den Rücken und fuhr fort.
»Es war schon schlimm genug, im Stockfi nstern meinen
Fünfziger-Hintern diese Leiter hochzuwuchten, während
ständig irgendwelches Viehzeug um mich rumgefl attert ist.
Dann habe ich plötzlich den Toten im Lichtkegel der Taschenlampe
gehabt.
Seine Füße schwebten über dem Heu, und als ich ihn angeleuchtet habe, da hat es ausgesehen, als würde er schweben, so wahr mir Gott helfe. Augen und Zunge standen so weit vor wie bei einer Erscheinung.«
»Ach was.« Yuki lachte. Sie trug eine Pyjama-Hose und
ein Sweatshirt mit dem Emblem der juristischen Fakultät der
Universität Berkeley. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und war schon nach der einen
Margarita beschwipst, sodass sie eher wie eine Studentin
wirkte als wie eine Frau, die auf die dreißig zuging.
»Also habe ich nach unten in die riesige, dunkle Scheune
gebrüllt und zwei kräftige, erfahrene Männer hochkommen
lassen, damit die Mr. Schwebezustand von den Dachbalken losschneiden und in einen Leichensack packen«, fuhr Claire fort.
Sie legte eine effektvolle Pause ein ... und in diesem Augenblick klingelte mein Handy.
»Lindsay, nein«, flehte Cindy mich an. »Geh nicht ran.«
Ich warf einen Blick auf die Anruferkennung. Bestimmt
mein Freund. Er war wahrscheinlich gerade nach Hause gekommen und wollte sich einfach nur melden. Aber es war
nicht Joe, sondern Lieutenant Warren Jacobi, mein ehemaliger Partner und momentaner Vorgesetzter.
»Jacobi?«
Yuki rief: »Nicht aufhören, Claire. Kann gut sein, dass sie
jetzt den ganzen Abend am Telefon hängt!«
»Lindsay? Also gut«, sagte Claire und setzte ihre Erzählung
fort. »Später habe ich dann den Leichensack wieder aufgemacht ... und da kam eine Fledermaus aus den Kleidern
des Toten herausgeflattert. Ich hab mir in die Hose gemacht
vor Schreck«, quietschte Claire hinter mir. »Richtig in die
Hose gemacht!«
»Boxer? Bist du noch dran?«, hörte ich Jacobis barsche
Stimme aus dem Telefon kommen.
»Ich habe frei«, knurrte ich zurück. »Heute ist Sonnabend,
schon vergessen?«
»Das hier wird dich interessieren. Falls nicht, brauchst du's bloß zu sagen, dann kriegen Cappy und Chi den Fall.«
»Worum geht's denn?«
»Der größte Hammer überhaupt, Boxer. Es geht um den
jungen Campion. Michael.«
2
Kaum hatte er Michael Campion erwähnt, fing mein Puls an zu rasen.
Michael Campion war kein normaler Junge. Er besaß für Kalifornien die gleiche Bedeutung, die John F. Kennedy für
die ganze Nation besessen hatte. Als einziges Kind des ehemaligen Gouverneurs Connor Hume Campion und seiner
Frau Valentina war er in eine Welt des unfassbaren Reichtums hineingeboren worden. Darüber hinaus war er mit einem irreparablen Herzfehler zur Welt gekommen und hatte
von Anfang an ein Leben auf Zeit geführt.
Fotos und Nachrichtensendungen hatten dafür gesorgt,
dass Michaels Leben ein Teil unseres eigenen Lebens geworden war. Er war ein süßes Baby gewesen, ein frühreifes und hoch begabtes Kind und ein gut aussehender Teenager, witzig und klug zugleich. Sein Vater hatte die Rolle des Sprechers der American Heart Association übernommen, und Michael war ihr von allen Seiten bewundertes Aushängeschild geworden.
Und während die Öffentlichkeit Michael kaum zu sehen
bekam, so sorgten sich doch alle Menschen um ihn und hofften, dass eines Tages ein medizinischer Durchbruch gelingen und Kaliforniens »Junge mit dem gebrochenen Herzen« endlich das bekommen konnte, was für die meisten Menschen selbstverständlich war - ein uneingeschränktes Leben voller Energie und Kraft.
Dann, irgendwann im Januar diesen Jahres, hatte Michael
seinen Eltern eine gute Nacht gewünscht, und am nächsten
Morgen war sein Bett leer gewesen. Es gab kein Erpresserschreiben. Kein Anzeichen für eine Straftat. Aber eine nicht verriegelte Hintertür. Michael war verschwunden.
Sein Verschwinden wurde als Entführung behandelt, und
das FBI leitete eine landesweite Suchaktion ein. Das San
Francisco Police Department führte eigene Ermittlungen
durch, befragte Familienmitglieder und Angestellte, Michaels Lehrer und Schulfreunde sowie auch seine virtuellen Freunde im Netz.
Die Telefon-Hotline wurde von Anrufern überschwemmt,
die alle Michael irgendwo gesehen zu haben glaubten, und
ständig waren auf den Titelseiten der San Francisco Chronicle und der großen überregionalen Zeitschriften Fotos von ihm abgebildet, die die gesamte Zeitspanne von seiner Geburt bis zur Gegenwart abdeckten. Zahlreiche große und kleinere Fernsehsender brachten Sondersendungen über das todgeweihte Leben des Michael Campion.
Die Spuren waren jedoch alle im Sand verlaufen, und nachdem
sich monatelang kein Entführer gemeldet hatte und keinerlei
Hinweis auf Michaels Verbleib aufgetaucht war, hatten
Terroranschläge, Waldbrände, Politik und neue Gewaltverbrechen die Michael-Campion-Geschichte von den Titelseiten verdrängt.
Die Akte war zwar noch nicht geschlossen worden, aber
alle gingen vom Schlimmsten aus. Dass eine Entführung auf
grässliche Weise fehlgeschlagen war. Dass Michael Campion
während seiner Geiselhaft gestorben war und dass die Kidnapper seine Leiche irgendwo vergraben und dann Hals über Kopf das Weite gesucht hatten. Die Bürger der Stadt San Francisco trauerten gemeinsam mit seinen berühmten und
allseits beliebten Eltern um Michael, und obwohl die Öffentlichkeit ihn nie vergessen würde, war sein Leben für sie bereits abgeschlossen.
Jetzt, durch Jacobis Anruf, keimte in mir die Hoffnung,
dass dieses schaurige Rätsel auf die eine oder andere Weise
gelöst werden konnte.
»Ist Michaels Leiche gefunden worden?«, wollte ich wissen.
»Nein, aber wir haben einen vertrauenswürdigen Hinweis
bekommen. Endlich.«
Ich presste mir das Handy mit voller Kraft ans Ohr. Sämtliche Geistergeschichten und der erste Jahresausfl ug des Women's Murder Club waren vergessen.
Jacobi sagte: »Falls du den Fall haben willst, Boxer, dann
komm zu mir ins Justiz...«
»Ich bin in einer Stunde da.«
3
Ich schaffte die einstündige Fahrt ins Justizgebäude, in dem auch das Polizeipräsidium untergebracht ist, in fünfundvierzig Minuten, lief die Treppe hinauf
in den zweiten Stock und betrat auf der Suche nach Jacobi
den Bereitschaftsraum.
An der Decke des zwölf mal zwölf Meter großen, offenen
Raums flackerten Neonröhren und verliehen den Beamten
der Nachtschicht, ein Aussehen, als seien sie frisch dem Grab entstiegen. Ein paar der älteren zogen die Augenbrauen hoch und sagten: »Alles klar, Sarge?«, während ich mich Jacobis verglastem Eckbüro mit freiem Blick auf die Auffahrtrampe zum Freeway 280 näherte.
Mein Partner, Richard Conklin, war auch schon da: dreißig
Jahre alt, einen Meter siebenundachtzig groß, ein schnuckeliger, breitschultriger US-Amerikaner vom Scheitel bis zur Sohle. Eines seiner langen Beine lag auf dem Rand der Müllkippe, die eigentlich Jacobis Schreibtisch war.
Ich zog mir den anderen Stuhl heran, stieß mit dem Knie
dagegen, fluchte laut und überzeugend, und Jacobi kicherte:
»Sehr damenhaft, Boxer.« Ich setzte mich und dachte, dass
dieses Büro einmal ein funktionstüchtiger Arbeitsplatz gewesen war, damals, als es noch mir gehört hatte. Ich setzte meine Baseballmütze ab und schüttelte meine Haare aus. Dabei hoffte ich inständig, dass die beiden keine Tequila-Fahne riechen konnten.
»Was haben wir für eine Spur?«, sagte ich ohne Vorspiel.
»Einen Hinweis«, erwiderte Jacobi. »Von einem anonymen
Anrufer mit einem Prepaid-Handy, das sich selbstverständlich nicht zurückverfolgen lässt.
UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
James Patterson
Die 7 Sünden
Thriller
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 384 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-8090-2550-4
Limes
Erscheinungstermin: Juli 2009
Ihr bizarrster Fall - und das Ende überrascht selbst Lindsay Boxer.
Ein junger Politikersohn verschwindet spurlos ... Bei grausamen Brandanschlägen sterben
Menschen in den Villen der Reichen und Schönen ... Eine Prostituierte gesteht einen Mord -
und widerruft kurz darauf ...
Ihr Instinkt sagt Lieutenant Lindsay Boxer, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Fällen
besteht. Da meldet sich der exzentrische Schriftsteller Jason Twilly zu Wort. Er will Michael,
den Sohn des Politikers, zuletzt im Haus einer Prostituierten gesehen haben. Nach deren
Geständnis scheint das Verfahren gegen sie für Staatsanwältin Yuki Castellano reine Routine,
doch da widerruft die Zeugin ihre Aussage. Yuki steht mit leeren Händen da, und der Women's
Murder Club muss wieder ganz von vorn anfangen. Eines Abends jedoch geht Lindsay Boxers
Apartment in Flammen auf. Und kurz darauf erhält Yuki einen Brief mit einem Haarbüschel und
einem blutbefleckten Hemd ...
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel
»The 7th Heaven« bei Little, Brown and Company,
Hachette Book Group USA, New York.
SGS-COC-1940
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Premium
liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
1. Auflage
Copyright © der Originalausgabe 2008 by James Patterson
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Limes Verlag,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Gemany
ISBN: 978-3-8090-2550-4
www.limes-verlag.de
Für unsere Ehepartner und Kinder: Susie und Jack, John
und Brendan
Unser Dank gilt all den Experten, die uns so großzügig
ihre Zeit und ihr Fachwissen zur Verfügung gestellt haben:
Dr. Humphrey Germaniuk, Captain Richard Conklin,
Chuck Hanni, Dr. Allen Ross, Philip R. Hoffman,
Melody Fujimori, Mickey Sherman und Dr. Maria Paige.
Und ein besonderes Dankeschön an unsere vorzüglichen
Rechercheure Ellie Shurtleff, Don MacBain, Lynn
Colomello und Margaret Ross sowie an Mary Jordan, die
dafür sorgt, dass der Laden nicht auseinanderfällt.
... weniger
Autoren-Porträt von James Patterson
James Patterson, geboren 1947, war Kreativdirektor bei einer großen amerikanischen Werbeagentur. Seine Thriller um den Kriminalpsychologen Alex Cross machten ihn zu einem der erfolgreichsten Bestsellerautoren der Welt. Auch die Romane seiner packenden Thrillerserie um Detective Lindsay Boxer und den »Women's Murder Club« erreichen durchweg die Spitzenplätze der internationalen Bestsellerlisten. Regelmäßig tut er sich für seine Bücher mit anderen namhaften Autoren oder Stars zusammen wie mit Dolly Parton für den »New York Times«-Nr.-1-Bestseller »Run, Rose, Run«. James Patterson lebt mit seiner Familie in Palm Beach und Westchester County, N.Y.
Bibliographische Angaben
- Autor: James Patterson
- 2010, Erstmals im TB., 379 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Strohm, Leo
- Übersetzer: Leo Strohm
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442375851
- ISBN-13: 9783442375851
- Erscheinungsdatum: 15.11.2010
Rezension zu „Die 7 Sünden / Der Club der Ermittlerinnen Bd.7 “
Fesselnd, faszinierend, halsbrecherisch - ein Muss! Bookreporter.com
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