Die Dämonen ruhen nicht
''Ein Roman, der das Blut in den Adern gefrieren...
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''Ein Roman, der das Blut in den Adern gefrieren lässt!''
Entertainment Weekly
''Patricia Cornwell tritt in die Fußstapfen von Patricia Highsmith.''
Telegraph
Nachdem sie als Gerichtsmedizinerin von Virginia entlassen wurde, hat sich Kay Scarpetta als freie forensische Beraterin in Florida niedergelassen. Sie will Abstand zu den schlimmen Erlebnissen der letzten Jahre gewinnen. Doch als sie einen Brief aus dem Todestrakt eines Gefängnisses in Texas bekommt, ahnt sie, dass die Schreckensgestalten aus der Vergangenheit keine Ruhe geben. Das Schreiben ist vom "Wolfsmann" Jean-Baptiste Chandonne, der unter anderem wegen seines Mordanschlags auf Scarpetta auf seine Hinrichtung wartet. Er verspricht ihr wichtige Informationen zum Serienkiller in Louisiana - aber er stellt dafür Bedingungen, die Scarpetta unmöglich akzeptieren kann.
Ihre Nichte Lucy, die einen gefährlichen Alleingang unternimmt, und der Cop Pete Marino versuchen Scarpetta beizustehen. Die drei ahnen nicht, dass hinter den Kulissen ein Mann die Fäden zieht, mit dem absolut niemand gerechnet hat.
Die Dämonen ruhen nicht von Patricia Cornwell
LESEPROBE
Dr. KayScarpetta hält das winzige Glasröhrchen dicht an die Kerze, um die Made zubeleuchten, die in einem giftigen Äthanolbad treibt. Schon der erste Blick sagtihr, in welchem Stadium der Metamorphose sich der cremefarbene Leichnam, kaumgrößer als ein Reiskorn, befunden hat, bevor man ihn zur Aufbewahrung in diesemReagenzglas mit schwarzem Schraubdeckelverschluss versenkte. Hätte die Larveüberlebt, sie hätte sich in eine blaue Calliphora erythrocephala, eine Schmeißfliege, verwandelt und ihreEier in Mund und Augen eines toten Menschen oder in den schwärenden Wundeneines noch lebenden abgelegt.
»VielenDank«, sagt Scarpetta und lässt den Blick den Tisch entlang über die vierzehnPolizisten und Spurensicherungsexperten des Abschlussjahrgangs 2003 an derNational Forensic Academy schweifen. Er bleibt an Nic Robillards Unschuldsmienehängen. »Ich weiß nicht, wer dieses Ding an einem Ort aufgesammelt hat, denman bei Tisch besser nicht erwähnt, um es in Gedanken an mich zu konservieren ...aber ... «
AusdrucksloseGesichter und Achselzucken.
»... ichmuss gestehen, dass ich heute zum ersten Mal im Leben eine Made geschenktbekomme.«
Niemandbekennt sich schuldig, doch wenn Scarpetta an einem nie gezweifelt hat, dannist es die Fähigkeit eines Polizisten, zu bluffen und, wenn nötig, sogarunverfroren zu lügen. Und da sie das Zucken um Nic Robillards Mundwinkelbemerkt hat, noch ehe sonst jemand wusste, dass sie eine Made als Tischgenossinhaben, hat sie einen ganz bestimmten Verdacht.
Das Kerzenlichtstreicht über das Röhrchen zwischen Scarpettas Fingerspitzen; ihre Nägel sindordentlich gefeilt, kurz und eckig, ihre Hand ist ruhig und schmal, aberkräftig, denn schließlich hat sie es jahrelang mit widerständigen Leichen zutun gehabt und sich durch starrsinniges Gewebe und Knochen gearbeitet.
Zu NicksPech lachen ihre Kommilitonen nicht, und die junge Frau fühlt die Peinlichkeitwie einen kalten Hauch heraufkriechen. Obwohl sie die anderen Polizisten nachzehn Wochen eigentlich als Kollegen und Freunde betrachten sollte, ist sieimmer noch Nic the Hick, die Provinzlerin aus Zachary, Louisiana, einemNest von zwölftausend Einwohnern, wo Mord bis vor kurzem als nahezu unbekannteGräueltat galt. In Zachary konnten mitunter Jahre vergehen, ohne dass jemandumgebracht wurde.
Die meistender übrigen Lehrgangsteilnehmer sind durch ihre Arbeit in diversenMordkommissionen so zynisch geworden, dass sie Tötungsdelikte inzwischen inverschiedene Kategorien einteilen: echter Mord, minderschwerer Mord und, wirklichund wahrhaftig, »Stadterneuerung«. Bei Nic hingegen gibt es keineverharmlosenden Bezeichnungen. Mord ist und bleibt Mord. In ihren achtBerufsjahren hat sie es erst mit zweien zu tun gehabt, beides Mal Schießereienim häuslichen Umfeld. Deshalb hat sie Höllenqualen ausgestanden, als ein Dozentam ersten Lehrgangstag von einem Polizisten nach dem anderen wissen wollte, wieviele Morde seine Abteilung durchschnittlich pro Jahr bearbeite. Keinen, erwiderteNic. Die nächste Frage des Dozenten galt der Anzahl der Kollegen in denjeweiligen Abteilungen. Fünfunddreißig, sagte Nic. Also weniger, als wir in der achtenKlasse waren, lauteteder Kommentar eines ihrer neuen Mitstudenten. Vom ersten Tag des Lehrgangs an,der angeblich die größte Chance ihres Lebens ist, hat Nic verzweifelt versuchtdazuzugehören; doch irgendwann hat sie sich damit abgefunden, dass sie - nachPolizistenweltsicht betrachtet - eben zu denen gehört und nicht zu uns.
Durch ihrenziemlich albernen Streich mit der Made hat sie, wie sie nun bedauerndfeststellt, offenbar gegen irgendeine Regel verstoßen (auch wenn sie nichtganz weiß, gegen welche). Anscheinend gehört es sich nicht, dass sie derlegendären Pathologin Dr. Kay Scarpetta ein Geschenk macht - sei es nun witzigoder ernst gemeint.
NicsGesicht wird heiß, und sie spürt den Schweiß in ihren Achselhöhlen, als sie dieReaktion ihres Idols beobachtet und nicht in der Lage ist, sie zu deuten;vermutlich liegt das daran, dass Nic vor lauter Unsicherheit und Verlegenheitnicht mehr klar urteilen kann.
»Ich werdesie >Maddie< nennen, obwohl wir das Geschlecht noch nicht eindeutigbestimmen können«, beschließt Scarpetta. Die zuckende Kerzenflamme spiegeltsich in den Gläsern ihrer von einem Metallrahmen eingefassten Brille. »Doch derName passt, wie ich finde, zu einer Made.« Ein Deckenventilator peitscht dieFlamme in ihrer Glaskuppel auf, als Scarpetta das Röhrchen hochhält. »Wer kannmir sagen, in welcher Häutungsphase Maddie ist? In welchem Lebensstadium befandsie sich, als jemand« - wieder lässt sie den Blick über die Gesichter am Tisch schweifen,bis er erneut an Nic hängen bleibt - »sie in dieses Fläschchen mit Äthanolsteckte? Übrigens vermute ich, dass Maddie Flüssigkeit eingeatmet hat undertrunken ist. Maden brauchen ebenso Luft wie wir.«
»WelchesArschloch ersäuft denn eine Made?«, höhnt einer der Polizisten.
»Alsowirklich. Stell dir vor, du müsstest Alkohol einatmen ...
»Was redestdu da, Joey? Das machst du doch schon den ganzen Abend. «
Eine vonbösartigen Sticheleien geprägte Stimmung braut sich zusammen wie ein Sturm inder Ferne, und Nic weiß nicht, wie sie sich dem entziehen soll. Also lehnt siesich zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und bemüht sich, einen möglichstunbeteiligten Eindruck zu machen. Dabei fallen ihr unerwartet dieabgedroschenen Verhaltensregeln ihres Vaters bei Gewitter ein: Also, Nic, wenn es blitzt, stell dichnicht allein irgendwo hin, und glaube bloß nicht, du wärst in Sicherheit, wenndu dich zwischen Bäumen versteckst. Such dir den nächstbesten Graben und duckdich so tief wie möglich hinein. Im Augenblick hat Nic keine andere Möglichkeit, als sichhinter ihrem Schweigen zu verschanzen.
»Hey, Doc,wir haben die letzte Prüfung doch schon hinter uns.« (...)
© für die deutschsprachige Ausgabe: 2004 by Hoffmann undCampe Verlag, Hamburg
Übersetzung: Karin Dufner
Autoren-Porträt von Patricia Cornwell
"Werde Teil dessen, was Du erschaffst. Versuche nicht, eszu kontrollieren. Lass zu, dass die Dinge Dir etwas beibringen, anstatt sieimmer nur selbst zu lenken. Das ist meine Philosophie als Autorin. Ich habeschon vor langer Zeit festgestellt, dass man über sich selbst hinaus wächst,wenn man loslassen kann."
Patricia Cornwell wurde 1956 inMiami, Florida, als mittleres von drei Kindern geboren. Sie war gerade fünfJahre alt, als sich ihre Eltern trennten und sie mit ihrer Mutter und ihrenGeschwistern nach North Carolina zog. Auf dem College, wo sie bereits für dieSchülerzeitung schrieb, lernte sie ihren späteren Ehemann, Dr. Charles Cornwell, kennen. Nach ihrem Abschluss arbeitete Patricia Cornwell als Journalistin für die Tageszeitung CharlotteObserver. Parallel dazu begann sie, Kriminalgeschichten zu schreiben, undwar zudem als Computerspezialistin in der forensischen Medizin tätig. Ihreersten Romane, die während dieser Zeit entstanden, schickte sie erfolglos anzahlreiche Verlagshäuser. Der entscheidende Hinweis, der ihr später zumDurchbruch als Autorin verhalf, kam von Sara Ann Freed.Die Mitarbeiterin eines Verlages, an den Cornwell ihrManuskript geschickt hatte, riet ihr, die Pathologin Dr. Kay Scarpetta als zentrale Figur auszubauen und deren Arbeit inden Vordergrund zu stellen. Diesen Ratschlag befolgend, gelang es Cornwell 1990, ihren ersten Kriminalroman "Postmortem" zu veröffentlichen, für den sie im selben Jahrvöllig unerwartet gleich mit mehreren nationalen und internationalen Preisenausgezeichnet wurde. Seitdem gehört Patricia Cornwellzu den erfolgreichsten Autorinnen dieses Genres.
Neben ihrer Tätigkeit als Autorin setzt sich Cornwell auch für den schriftstellerischen Nachwuchs einund unterstützt besonders begabte Studenten mit einem Stipendium. 1999 war sieaußerdem Mitbegründerin des Virginia Institute of ForensicScience and Medicine, einer Einrichtung, in derPathologen und Wissenschaftler ausgebildet werden.
- Autor: Patricia Cornwell
- 2004, 3, 463 Seiten, Geb. mit Su., Deutsch
- Übersetzer: Karin Dufner
- Verlag: Hoffmann und Campe
- ISBN-10: 3455010210
- ISBN-13: 9783455010213
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