Die Eleganz des Igels
Roman. Ausgezeichnet mit dem Prix des Libraires 2007. Deutsche Erstausgabe
Produkt empfehlen
2 Klicks für mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird der Button aktiv und Sie können Ihre Empfehlung an Facebook senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte übertragen – siehe i.
2 Klicks für mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird der Button aktiv und Sie können Ihre Empfehlung an Twitter senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte übertragen – siehe i.
2 Klicks für mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird der Button aktiv und Sie können Ihre Empfehlung an Google+ senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte übertragen – siehe i.
Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an Facebook, Twitter oder Google in die USA übertragen und unter Umständen auch dort gespeichert. Näheres erfahren Sie durch einen Klick auf das i.
In den Warenkorb
lieferbar
Bestellnummer: 028738
Versandkostenfrei

Ihre weiteren Vorteile
- Selbstverständlich 14 Tage Widerrufsrecht
- Per Rechnung zahlen
Weitere Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Eleganz des Igels “
Der große Bestseller aus Frankreich: Muriel Barberys Roman über eine kleine, hässliche, aber ungemein gebildete Concierge in Paris und eine altkluge Tochter reicher Eltern. Hinreißend komisch und zuweilen bitterböse erzählen die beiden sehr sympathischen Figuren von ihrem Leben, ihren Nachbarn im Stadtpalais, von Musik und Mangas, von Gott und der Welt. Eine großartige Gesellschaftssatire, ein sehr intelligenter Führer durch Kunst und Philosophie, die höchst unterhaltsame und anrührende Geschichte zweier Außenseiter.
Ausgezeichnet mit dem "Prix des Libraires" 2007!
Klappentext zu „Die Eleganz des Igels “
Auf der Suche nach der Schönheit der WeltMuriel Barberys Roman über eine kleine, hässliche, aber ungemein gebildete Concierge in Paris und eine altkluge Tochter reicher Eltern. Hinreißend komisch und zuweilen bitterböse erzählen die beiden sehr sympathischen Figuren von ihrem Leben, ihren Nachbarn im Stadtpalais, von Musik und Mangas, von Gott und der Welt.
Eine großartige Gesellschaftssatire, ein sehr intelligenter Führer durch Kunst und Philosophie, die höchst unterhaltsame und anrührende Geschichte zweier Außenseiter.
Lese-Probe zu „Die Eleganz des Igels “
Die Eleganz des Igels von Muriel Barbery LESEPROBE 1Wer Begehrlichkeit sät
»Marx verändert mein Weltbild total«, erklärte mir heute morgen der kleine Pallieres, der mich sonst nie anspricht.
Antoine PalliCres, prosperierender Erbe einer alten Industriellendynastie, ist der Sohn einer meiner acht Arbeitgeber. Dieser letzte Aufstoßer der großen Unternehmerbourgeoisie - welche sich nur durch saubere und sittliche Schluckaufs fortzupflanzen pflegt - strahlte über seine Entdeckung und berichtete mir aus einem Reflex heraus davon, ohne auch nur zu erwägen, daß ich etwas verstehen könnte. Was sollen die arbeitenden Massen denn schon von Marx' Werk verstehen? Seine Lektüre ist schwierig, die Sprache gehoben, die Prosa subtil, die These komplex.
Und da verrate ich mich doch beinahe auf törichte Weise.
»Sollten >Die deutsche Ideologie< lesen«, sage ich zu ihm, diesem Idioten im tannengrünen Dufflecoat.
... mehr
Um Marx zu verstehen und zu verstehen, warum er unrecht hat, muß man >Die deutsche Ideologie< lesen. Das Werk ist ein anthropologischer Sockel, auf dem später alle Ermahnungen an eine neue Welt aufgebaut wurden und auf den eine entscheidende Gewißheit geschraubt ist: Die Menschen, die sich vor lauter Begehren verlieren, täten gut daran, sich an ihre Bedürfnisse zu halten. In einer Welt, in der die Hybris der Begehrlichkeit geknebelt wird, kann eine neue gesellschaftliche Organisation entstehen, reingewaschen von den Kämpfen, den Unterdrückungen und den verderblichen Hierarchien.
»Wer Begehrlichkeit sät, erntet Unterdrückung«, bin ich ganz nahe daran zu murmeln, als hörte mir nur meine Katze zu.
Doch Antoine Pallires, dessen widerwärtiger, kümmerlicher Schnurrbart nichts Katzenhaftes an sich hat, schaut mich an, unschlüssig, wie er meine befremdenden Worte aufnehmen soll. Wie immer rettet mich die Unfähigkeit der Menschen zu glauben, was den Rahmen ihrer kleinen. geistigen Gewohnheiten sprengt. Eine Concierge liest nicht >Die deutsche Ideologie< und wäre demzufolge gar nicht imstande, die elfte These über Feuerbach zu zitieren. Überdies liebäugelt eine Concierge, die Marx liest, zwangsläufig mit der Subversion, die sich einem Teufel namens CGT. verschrieben hat. Daß sie es zur Erhebung des Geistes lesen könnte, ist eine Ungehörigkeit, auf die kein Bürger verfällt.
»Schönen Gruß an Ihre Frau Mutter«, brumme ich, während ich ihm die Tür vor der Nase zumache und hoffe, daß die Dysphonie der beiden Sätze von der Kraft jahrtausendealter Vorurteile überdeckt werde. 2
Die Wunder der Kunst
Ich heiße Renee. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof und Innengarten, aufgeteilt in acht exquisite Luxuswohnungen, alle bewohnt, alle gigantisch. Ich bin Witwe, klein, häßlich, mollig, ich habe Hühneraugen und, gewissen Morgenstunden zufolge, in denen er mich selbst stört, einen Mundgeruch wie ein Mammut. Ich habe nicht studiert, ich war immer arm, unauffällig und unbedeutend. Ich lebe allein mit meiner Katze, einem großen faulen Kater, dessen einzige nennenswerte Eigenheit darin besteht, an den Pfoten zu stinken, wenn er verstimmt ist. Weder er noch ich unternehmen große Anstrengungen, uns in die Reihe unserer Artgenossen einzugliedern. Da ich selten liebenswürdig, jedoch immer höflich bin, liebt man mich nicht, toleriert mich aber gleichwohl, weil ich dem, was sich in der gesellschaftlichen Überzeugung zum Paradigma der Concierge zusammengeballt hat, so genau entspreche, daß ich eines der mannigfaltigen Rädchen im Getriebe bin, das die große universelle Illusion in Bewegung hält, der zufolge das Leben einen leicht durchschaubaren Sinn hat. Und dann steht irgendwo geschrieben, daß Conciergen alt, häßlich und kratzbürstig sind, es steht ebenfalls in Flammenschrift am Frontispitz des gleichen einfältigen Firmaments eingraviert, daß besagte Conciergen fette, wankelmütige Katzen haben, die den lieben langen Tag auf Kissen mit Häkelbezügen vor sich hin dösen.
Im gleichen Kapitel heißt es, daß Conciergen endlos fernsehen, während ihre fetten Katzen schlummern, und daß es im Eingang des Hauses nach Kohlsuppe oder Eintopf riechen muß. Ich habe das ungeheure Glück, Concierge in einer Luxusresidenz zu sein. Es war für mich derart erniedrigend, diese abstoßenden Gerichte kochen zu müssen, daß das Veto von Monsieur de Broglie, dem Ministerialrat vom ersten Stock, das er seiner Frau gegenüber wohl als »höflich, aber entschieden« bezeichnet hat und das bezweckte, diese plebejischen Gerüche aus der gemeinsamen Existenz zu verbannen, eine unendliche Erleichterung für mich bedeutete, die ich hinter einem scheinbar gezwungenen Gehorsam so gut wie möglich verbarg.
Das war vor siebenundzwanzig Jahren. Seither gehe ich jeden Tag zum Metzger und kaufe eine Scheibe Schinken oder eine Schnitte Kalbsleber, die ich in meinem Einkaufsnetz zwischen das Paket Nudeln und den Bund Karotten klemme. Willfährig stelle ich diese Lebensmittel der Armen zur Schau, die sich durch das schätzenswerte Merkmal auszeichnen, daß sie nicht riechen, da ich arm bin in einem Haus von Reichen. Mit ihnen nähre ich das gängige Klischee und gleichzeitig Leo, meinen Kater, der einzig von diesen Mahlzeiten fett ist, die eigentlich mir zugedacht wären, und der sich den Bauch geräuschvoll mit Schweinernem und Buttermakkaroni vollschlägt, während ich, ohne olfaktorische Beeinträchtigung und ohne jemandes Verdacht zu erregen, meine eigenen kulinarischen Neigungen befriedigen kann.
Verzwickter war die Sache mit dem Fernsehen. Zur Zeit meines verstorbenen Mannes nahm ich es hin, weil die Ausdauer, mit der er sich dieser Beschäftigung widmete, mir selbst die lästige Aufgabe ersparte. In die Eingangshalle gelangten entsprechende Geräusche, und das reichte aus, um das Spiel der gesellschaftlichen Hierarchien aufrechtzuerhalten, über dessen - zumindest scheinbare - Fortführung ich mir nach Luciens Hinscheiden das Hirn zermartern mußte. Lebend enthob er mich der unbilligen Verpflichtung: tot entzog er mir seine Unbildung, unerläßliches Bollwerk gegen den Argwohn der andern.
Ich fand die Lösung dank einem unsichtbaren Klingelknopf.
Eine mit einem Infrarot-Mechanismus verbundene Klingel kündigt mir hinfort an, wenn jemand die Eingangshalle betritt, und unterrichtet mich von seiner Anwesenheit, obschon uns eine beträchtliche Distanz trennt. Bei solchen Gelegenheiten halte ich mich nämlich im hinteren Zimmer auf, demjenigen, in dem ich den Großteil meiner freien Zeit verbringe, und wo ich, abgeschirmt gegen die Geräusche und Gerüche, die mir meine Stellung aufzwingt, nach meinem Herzen leben kann, ohne daß mir die für jeden Wachposten unabdinglichen Informationen entgehen: wer kommt herein, wer geht hinaus, mit wem und zu welcher Zeit.
So hörten die Hausbewohner beim Durchqueren der Eingangshalle die gedämpften Töne, an denen man erkennt, daß ein Fernseher läuft, und reimten sich, mehr aus Phantasiemangel denn aus Phantasieüberschuß, das Bild einer Concierge zusammen, die sich behaglich vor dem Gerät räkelt. Abgeschieden in meinem Refugium hörte ich nichts, erfuhr aber, wenn jemand vorbeiging. Im Nebenzimmer, verborgen hinter dem weißen Musselin, informierte ich mich alsdann durch das der Treppe gegenüberliegende Bullauge diskret über die Identität des Vorbeigehenden.
Das Aufkommen der Videokassetten und später der Gott DVD veränderten die Dinge noch radikaler in Richtung meiner Glückseligkeit. Da es nicht sehr üblich ist, daß eine Concierge sich an >Tod in Venedig< delektiert oder daß aus der Loge Musik von Mahler dringt, habe ich tief in die so mühevoll zusammengebrachten ehelichen Ersparnisse gegriffen und ein weiteres Gerät erworben, das ich in meinem Versteck installierte. Während der Fernseher der Loge als Garant für mein klandestines Leben sinnloses Zeug für Molluskenhirne plärrte, ohne daß ich ihn hörte, schwelgte ich mit Tränen in den Augen in den Wundern der Kunst.
© Deutscher Taschenbuch Verlag
Übersetzung: Gabriela Zehnder
»Wer Begehrlichkeit sät, erntet Unterdrückung«, bin ich ganz nahe daran zu murmeln, als hörte mir nur meine Katze zu.
Doch Antoine Pallires, dessen widerwärtiger, kümmerlicher Schnurrbart nichts Katzenhaftes an sich hat, schaut mich an, unschlüssig, wie er meine befremdenden Worte aufnehmen soll. Wie immer rettet mich die Unfähigkeit der Menschen zu glauben, was den Rahmen ihrer kleinen. geistigen Gewohnheiten sprengt. Eine Concierge liest nicht >Die deutsche Ideologie< und wäre demzufolge gar nicht imstande, die elfte These über Feuerbach zu zitieren. Überdies liebäugelt eine Concierge, die Marx liest, zwangsläufig mit der Subversion, die sich einem Teufel namens CGT. verschrieben hat. Daß sie es zur Erhebung des Geistes lesen könnte, ist eine Ungehörigkeit, auf die kein Bürger verfällt.
»Schönen Gruß an Ihre Frau Mutter«, brumme ich, während ich ihm die Tür vor der Nase zumache und hoffe, daß die Dysphonie der beiden Sätze von der Kraft jahrtausendealter Vorurteile überdeckt werde. 2
Die Wunder der Kunst
Ich heiße Renee. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof und Innengarten, aufgeteilt in acht exquisite Luxuswohnungen, alle bewohnt, alle gigantisch. Ich bin Witwe, klein, häßlich, mollig, ich habe Hühneraugen und, gewissen Morgenstunden zufolge, in denen er mich selbst stört, einen Mundgeruch wie ein Mammut. Ich habe nicht studiert, ich war immer arm, unauffällig und unbedeutend. Ich lebe allein mit meiner Katze, einem großen faulen Kater, dessen einzige nennenswerte Eigenheit darin besteht, an den Pfoten zu stinken, wenn er verstimmt ist. Weder er noch ich unternehmen große Anstrengungen, uns in die Reihe unserer Artgenossen einzugliedern. Da ich selten liebenswürdig, jedoch immer höflich bin, liebt man mich nicht, toleriert mich aber gleichwohl, weil ich dem, was sich in der gesellschaftlichen Überzeugung zum Paradigma der Concierge zusammengeballt hat, so genau entspreche, daß ich eines der mannigfaltigen Rädchen im Getriebe bin, das die große universelle Illusion in Bewegung hält, der zufolge das Leben einen leicht durchschaubaren Sinn hat. Und dann steht irgendwo geschrieben, daß Conciergen alt, häßlich und kratzbürstig sind, es steht ebenfalls in Flammenschrift am Frontispitz des gleichen einfältigen Firmaments eingraviert, daß besagte Conciergen fette, wankelmütige Katzen haben, die den lieben langen Tag auf Kissen mit Häkelbezügen vor sich hin dösen.
Im gleichen Kapitel heißt es, daß Conciergen endlos fernsehen, während ihre fetten Katzen schlummern, und daß es im Eingang des Hauses nach Kohlsuppe oder Eintopf riechen muß. Ich habe das ungeheure Glück, Concierge in einer Luxusresidenz zu sein. Es war für mich derart erniedrigend, diese abstoßenden Gerichte kochen zu müssen, daß das Veto von Monsieur de Broglie, dem Ministerialrat vom ersten Stock, das er seiner Frau gegenüber wohl als »höflich, aber entschieden« bezeichnet hat und das bezweckte, diese plebejischen Gerüche aus der gemeinsamen Existenz zu verbannen, eine unendliche Erleichterung für mich bedeutete, die ich hinter einem scheinbar gezwungenen Gehorsam so gut wie möglich verbarg.
Das war vor siebenundzwanzig Jahren. Seither gehe ich jeden Tag zum Metzger und kaufe eine Scheibe Schinken oder eine Schnitte Kalbsleber, die ich in meinem Einkaufsnetz zwischen das Paket Nudeln und den Bund Karotten klemme. Willfährig stelle ich diese Lebensmittel der Armen zur Schau, die sich durch das schätzenswerte Merkmal auszeichnen, daß sie nicht riechen, da ich arm bin in einem Haus von Reichen. Mit ihnen nähre ich das gängige Klischee und gleichzeitig Leo, meinen Kater, der einzig von diesen Mahlzeiten fett ist, die eigentlich mir zugedacht wären, und der sich den Bauch geräuschvoll mit Schweinernem und Buttermakkaroni vollschlägt, während ich, ohne olfaktorische Beeinträchtigung und ohne jemandes Verdacht zu erregen, meine eigenen kulinarischen Neigungen befriedigen kann.
Verzwickter war die Sache mit dem Fernsehen. Zur Zeit meines verstorbenen Mannes nahm ich es hin, weil die Ausdauer, mit der er sich dieser Beschäftigung widmete, mir selbst die lästige Aufgabe ersparte. In die Eingangshalle gelangten entsprechende Geräusche, und das reichte aus, um das Spiel der gesellschaftlichen Hierarchien aufrechtzuerhalten, über dessen - zumindest scheinbare - Fortführung ich mir nach Luciens Hinscheiden das Hirn zermartern mußte. Lebend enthob er mich der unbilligen Verpflichtung: tot entzog er mir seine Unbildung, unerläßliches Bollwerk gegen den Argwohn der andern.
Ich fand die Lösung dank einem unsichtbaren Klingelknopf.
Eine mit einem Infrarot-Mechanismus verbundene Klingel kündigt mir hinfort an, wenn jemand die Eingangshalle betritt, und unterrichtet mich von seiner Anwesenheit, obschon uns eine beträchtliche Distanz trennt. Bei solchen Gelegenheiten halte ich mich nämlich im hinteren Zimmer auf, demjenigen, in dem ich den Großteil meiner freien Zeit verbringe, und wo ich, abgeschirmt gegen die Geräusche und Gerüche, die mir meine Stellung aufzwingt, nach meinem Herzen leben kann, ohne daß mir die für jeden Wachposten unabdinglichen Informationen entgehen: wer kommt herein, wer geht hinaus, mit wem und zu welcher Zeit.
So hörten die Hausbewohner beim Durchqueren der Eingangshalle die gedämpften Töne, an denen man erkennt, daß ein Fernseher läuft, und reimten sich, mehr aus Phantasiemangel denn aus Phantasieüberschuß, das Bild einer Concierge zusammen, die sich behaglich vor dem Gerät räkelt. Abgeschieden in meinem Refugium hörte ich nichts, erfuhr aber, wenn jemand vorbeiging. Im Nebenzimmer, verborgen hinter dem weißen Musselin, informierte ich mich alsdann durch das der Treppe gegenüberliegende Bullauge diskret über die Identität des Vorbeigehenden.
Das Aufkommen der Videokassetten und später der Gott DVD veränderten die Dinge noch radikaler in Richtung meiner Glückseligkeit. Da es nicht sehr üblich ist, daß eine Concierge sich an >Tod in Venedig< delektiert oder daß aus der Loge Musik von Mahler dringt, habe ich tief in die so mühevoll zusammengebrachten ehelichen Ersparnisse gegriffen und ein weiteres Gerät erworben, das ich in meinem Versteck installierte. Während der Fernseher der Loge als Garant für mein klandestines Leben sinnloses Zeug für Molluskenhirne plärrte, ohne daß ich ihn hörte, schwelgte ich mit Tränen in den Augen in den Wundern der Kunst.
© Deutscher Taschenbuch Verlag
Übersetzung: Gabriela Zehnder
... weniger
Autoren-Porträt von Muriel Barbery
Muriel Barbery wurde 1969 in Casablanca geboren, studierte Philosophie in Frankreich, verbrachte einige Jahre in Kyoto und lebt wieder in Frankreich.Rezension zu „Die Eleganz des Igels “
»Barberys Spiel mit allen Facetten der Sprache ist einfach lesenswert.« Berit Nachtweyh, Goslarsche Zeitung 20.04.2011Produktdetails
2008, 380 Seiten, Maße: 13,4 x 21 cm, Taschenbuch, Deutsch, Aus d. Französ. v. Gabriela Zehnder, Verlag: DTV, ISBN-10: 3423246588, ISBN-13: 9783423246583
Weitere Empfehlungen zu „Die Eleganz des Igels “
Sie sind aus Deutschland? Die Eleganz des Igels bei Weltbild.de kaufen.
Kommentare zu "Die Eleganz des Igels"
Durchschnittliche Bewertung
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne3Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Eleganz des Igels".
Kommentar verfassen5 Sterne
4 Sterne
3 Sterne
5 Sterne
5 Sterne
mehr Kommentare13 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Anges, 19.06.2008
Ein typisch französischer Roman, der in der Thematik fast an Banana Yoshimoto erinnert, den beißenden Witz von Diderot mitgenommen hat. Ohne Vergleich großartig, leichtfüßig und global zugleich - unendlich viele Emotionen...werde ich bestimmt noch ein zweites Mal lesen!!!
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janein9 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Madeleine B., 09.02.2009
Muriel Barbery erzählt in diesem besonderen Buch die Geschichte von zwei seelenverwandten Menschen, die trotz aller gesellschaftlichen Differenzen zusammen finden: Renée, eine 54-jährige Concierge in einem pariser Stadthaus für Wohlhabende, und Paloma, ein 12-jähriges sehr kluges Mädchen, das in diesem Haus als Kind reicher Eltern aufwächst, fühlen beide die Leere und Sinnlosigkeit in ihrem Leben und sind auf der Suche nach der Schönheit der Welt, aber auch nach Anerkennung. Dabei bekommt man als Leser viele Einblicke in das Leben der Bewohner des Stadthauses, man erfährt aber auch sehr viel über Kunst und Kultur, und das auf einem sehr hohen sprachlichen Niveau. Viele Gedanken und Formulierungen sind ganz hervorragend verfasst, zum einen sind sie lustig und bitterböse, zum anderen sehr berührend. Das Buch regt an vielen Stellen zum Nachdenken an und ich kann es nur weiterempfehlen.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janein7 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Nina M., 07.11.2008
Schade, dass Muriel Barbery es etwas übertrieben hat. Nicht nur die Charaktere sind in ihrem Außenseiterdasein zu extrem dargestellt, auch das Sprachniveau wirkt stellenweise unnatürlich gehoben. Zwar ist die Ausdrucksweise der Charaktere deren Intelligenz angepasst, sodass die Verwendung der vielen Fremdwörter durchaus legitim ist. Wenn aber der Kater den Sessel kolonisiert, statt einfach darauf zu liegen, finde ich das nur noch unnötig.
Es ist ein anspruchsvolles, gesellschaftskritisches Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte, damit es auch emotional berührt. Erst dann erkennt man, dass hinter der eher spröden Fassade viel mehr steckt, als es eigentlich den Anschein hat.
Wer aber keine Lust hat, die vielen gebotenen Ansätze gedanklich weiterzuverfolgen, sondern nur eine Geschichte im Stile Anna Gavaldas lesen möchte, wird wahrscheinlich keine große Freude an dem Buch haben.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janein1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Viktoria G., 02.01.2011
Muriel Barbery ist Philosophin; so lässt sie die beiden Protagonistinnen ihres Romans "Die Eleganz des Igels" nach Herzenslust philosophieren. Dies macht das Buch zu einer anregenden, anspruchsvollen Lektüre. Renée, die unscheinbare Concierge eines Stadtpalais in Paris und Paloma, 12jährige Bewohnerin desselben Stadtpalais, beides hochintelligente Frauen, ergründen auf höchst unterhaltsame Weise den Sinn des Lebens. Durch den Einzug eines neuen Mitbewohners, des japanischen Gentlemans Kakuro Ozu, werden die beiden Außenseiterinnen zu Freundinnen. Der Roman verbindet, als Abbild der Realität, die heitere Leichtigkeit mit der Tristesse des Lebens und ist ebenso elegant und poetisch wie sein Titel. Die Essenz des Philosophierens der beiden Damen ist schließlich, dass es sich für die kurzen Momente zu leben lohnt, in denen sich die Ewigkeit in der Zeit zeigt, z. B. beim Kunstgenuss.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janein2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Knischka, 19.03.2009
"Die Eleganz des Igels" ist ein Buch, das entweder gehasst oder geliebt werden muss. Einen Mittelweg gibt es nicht und man spürt es bereits zu Beginn der Lektüre. Das Buch ist eine Hommage an die Sprache, den Klang und die Wirkung, die sie verursacht. Man kann das Buch nicht einfach lesen, begreifen und später wiedergeben. Das ist unmöglich und auch nicht sinnvoll. Dieses Buch ist wie kostbares Gebäck, das sehr lange im Mund verweilen darf um es wirklich auszukosten. Muriel Barbery wählt für ihren Roman nicht die Alltagssprache sondern wählt klangvolle Worte und bereitet daraus wundervoll klingende Sätze, die einfach zu schade sind um verschluckt zu werden. Diese Sätze müssen laut und langsam vorgelesen werden, man muss sie auf der Zunge zergehen lassen. Manch einer wird auch ein Wörterbuch zur Hand nehmen müssen, ein anderer sich nur ärgern und das Buch zur Seite legen.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
janein