Die griechische Kaiserin
Roman
Im Jahr 980 wird in Kleve ein Junge geboren, der die westliche Welt verändern und von seinen Zeitgenossen als "mirabilia mundi", als Weltwunder, gefeiert wird: Otto III. Vorbereitet wird seine Karriere von seiner Mutter Theophanu, die sich gegen alle...
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Produktinformationen zu „Die griechische Kaiserin “
Klappentext zu „Die griechische Kaiserin “
Im Jahr 980 wird in Kleve ein Junge geboren, der die westliche Welt verändern und von seinen Zeitgenossen als "mirabilia mundi", als Weltwunder, gefeiert wird: Otto III. Vorbereitet wird seine Karriere von seiner Mutter Theophanu, die sich gegen alle Widerstände zur mächtigsten Frau des Westens und Kaiserin erhebt. Farbenprächtig und packend erzählt Gabrielle Alioth die Geschichte der erstaunlichsten Frau im Mittelalter - ein historischer Roman und ein genau recherchierter Politthriller in finsterer Zeit.
Lese-Probe zu „Die griechische Kaiserin “
Die griechische Kaiserin von Gabrielle AliothDer Aufbruch
Tilleda, im September 980
Die Stute wechselt den Tritt, als spüre sie die Erregung ihrer Reiterin. Theas Blick gleitet über die Weiden mit den nassen Schafen, die Palisade, die vom Regen glänzenden Dächer dahinter: Kapelle, Festhalle, das daneben muss der neue Wohnturm sein. Ist er schon fertig ?
Seit sie in Sachsen sind, hat Thea nach einer Möglichkeit gesucht hierherzukommen, und nachdem Otto seinen Sohn zum Grab seines Vaters nach Magdeburg gebracht hatte, schlug sie vor, auch den Geburtsort Ottos des Großen nochmals zu besuchen, bevor sie über die Alpen nach Italien ziehen. Wallhausen liegt keinen Tagesritt von Tilleda entfernt. Die Leute in den Wachhäusern vor der Palisade scheinen die Reiter bemerkt zu haben; sie sammeln sich, einige laufen zur Burg hinauf. Thea treibt die Stute an und diese fällt widerwillig in Trab. Der bärtige Jakob und die Soldaten folgen ihr.
«Die Kaiserin !» Thea schiebt ihre Kapuze zurück. Nirgendwo sonst klingt der Ruf so freudig. Die Männer am Wegrand heben die Hand zum Gruß, Thea entdeckt vertraute Gesichter, nickt ihnen zu, bevor sie durchs Tor rei- tet. Innerhalb der Palisade stehen die Frauen vor den Hütten. Manche nehmen ihre Kinder auf den Arm und deuten auf die Reiterin an der Spitze des Zugs. Da sind die Grubenhäuser, in denen die neuen Webstühle stehen, die Töpferei, die Beinschnitzerei. So hat Thea es geplant, als sie vor sechs Jahren zum ersten Mal hier war. Sie reitet durch das zweite, gemauerte Tor in den Burghof, eine Gruppe von Leuten erwartet sie. Thea erkennt das gerötete Gesicht des Gutsherrn, die schlanke, schwarzhaarige Gestalt neben ihm.
... mehr
«Du hättest uns melden sollen, dass du kommst», sagt Irene etwas vorwurfsvoll, als sie einige Zeit später in der Burgstube sitzen.
«Ich wusste nicht, wann ich aus Wallhausen wegkom me.» Thea betrachtet ihre ehemalige Zofe. Sie ist noch schöner, ihr Gesicht voller. Sie trägt ein Kleid aus ungefärbtem Tuch, einen aus Lederriemen gedrehten Gürtel, und unter ihrer Haube kringeln ein paar schwarze Locken hervor. Thea hat stets verstanden, warum Otto Irene anziehend fand. «Die Vorbereitungen für die Reise nach Rom, die Kinder ...»
Irene nickt. «Ich hab gehört, dass -»
«Wie geht es deinen ?», unterbricht Thea sie.
«Sie essen, wachsen, sind unfolgsam.» Irene lacht. «Du hast zwei nun ?»
«Zwei Mädchen.»
«Ist dein Mann enttäuscht, dass er noch keinen Sohn hat ?»
«Er sagt, Töchter machen weniger Ärger. Ich habe gehört, dass -»
«Wird er es übelnehmen, dass ich allein mit dir rede ?», unterbricht Thea sie erneut.
«Nein, natürlich nicht», Irene schüttelt den Kopf. «Im Gegenteil. Du weißt, wie Ulmann ist.»
Thea denkt an das vor Verlegenheit fleckige Gesicht des Gutsherrn. Sie hatte sich gewundert, als Irene ihr vor einigen Jahren ihre Schwäche für den wortkargen, blonden Baumeister gestand, der aus dem Rheinland nach Tilleda gekommen war, um die neue Festhalle zu bauen. Doch nach einiger Zeit war es Thea wie eine Fügung erschienen. Sie übertrug Irene und ihrem Mann die Verwaltung des Gutes, das ihr mehr als alle anderen, die sie von ihrem Schwiegervater bekommen hatte, am Herzen lag.
«Wann wird der neue Wohnturm fertig sein ?», erkundigt sie sich.
«Es gab Probleme in der Brennerei», gesteht Irene. «Die Backsteine waren nicht solide genug, nicht für die Höhe des Turms. Die Brenner behaupteten, es liege am Lehm, die Stecher sagten, es sei der Regen.»
«Ulmann versteht sein Handwerk», lenkt Thea ein, und plötzlich fällt ihr auf, wie sehr Irenes Mann ihrem eigenen gleicht.
«Bist du glücklich ?», fragt Thea nach kurzem Schweigen. Die Blicke der beiden Frauen treffen sich. Ein Lächeln breitet sich über Irenes Gesicht. «Ich bin gern hier, an diesem Ort, in dieser Landschaft. An manchen Tagen, wenn ich die Wiesen sehe, die Wälder, habe ich das Gefühl, ich gehöre hierher.»
«Und deine Schwester, Volla ?», erkundigt sich Thea. «Ist sie hier ?»
Irene zuckt die Schultern. «Sie kommt und geht.»
«Ich dachte, sie könnte vielleicht ...», Thea stockt. Volla hat die Fähigkeit, den Menschen anzusehen, was ihnen fehlt, und manchmal gelingt es ihr, ihre Krankheiten zu heilen.
«Wegen deiner Tochter ?», fragt Irene.
Thea nickt. «Sie wächst nicht.» Thea versucht die Heiserkeit in ihrer Stimme zu unterdrücken. «Sie hustet, schwitzt, erbricht sich, hat Durchfall, ganz gleich, was wir ihr geben. Selbst Stephanos ist ratlos.»
Irenes Lippen zucken; sie weiß, wie sehr der Astrologe Thea ergeben ist, aber sie hat ihn nie gemocht, mit seinem bartlosen Gesicht, seinem quellenden Leib.
«Du hättest uns melden sollen, dass du kommst», sagt Irene etwas vorwurfsvoll, als sie einige Zeit später in der Burgstube sitzen.
«Ich wusste nicht, wann ich aus Wallhausen wegkom me.» Thea betrachtet ihre ehemalige Zofe. Sie ist noch schöner, ihr Gesicht voller. Sie trägt ein Kleid aus ungefärbtem Tuch, einen aus Lederriemen gedrehten Gürtel, und unter ihrer Haube kringeln ein paar schwarze Locken hervor. Thea hat stets verstanden, warum Otto Irene anziehend fand. «Die Vorbereitungen für die Reise nach Rom, die Kinder ...»
Irene nickt. «Ich hab gehört, dass -»
«Wie geht es deinen ?», unterbricht Thea sie.
«Sie essen, wachsen, sind unfolgsam.» Irene lacht. «Du hast zwei nun ?»
«Zwei Mädchen.»
«Ist dein Mann enttäuscht, dass er noch keinen Sohn hat ?»
«Er sagt, Töchter machen weniger Ärger. Ich habe gehört, dass -»
«Wird er es übelnehmen, dass ich allein mit dir rede ?», unterbricht Thea sie erneut.
«Nein, natürlich nicht», Irene schüttelt den Kopf. «Im Gegenteil. Du weißt, wie Ulmann ist.»
Thea denkt an das vor Verlegenheit fleckige Gesicht des Gutsherrn. Sie hatte sich gewundert, als Irene ihr vor einigen Jahren ihre Schwäche für den wortkargen, blonden Baumeister gestand, der aus dem Rheinland nach Tilleda gekommen war, um die neue Festhalle zu bauen. Doch nach einiger Zeit war es Thea wie eine Fügung erschienen. Sie übertrug Irene und ihrem Mann die Verwaltung des Gutes, das ihr mehr als alle anderen, die sie von ihrem Schwiegervater bekommen hatte, am Herzen lag.
«Wann wird der neue Wohnturm fertig sein ?», erkundigt sie sich.
«Es gab Probleme in der Brennerei», gesteht Irene. «Die Backsteine waren nicht solide genug, nicht für die Höhe des Turms. Die Brenner behaupteten, es liege am Lehm, die Stecher sagten, es sei der Regen.»
«Ulmann versteht sein Handwerk», lenkt Thea ein, und plötzlich fällt ihr auf, wie sehr Irenes Mann ihrem eigenen gleicht.
«Bist du glücklich ?», fragt Thea nach kurzem Schweigen. Die Blicke der beiden Frauen treffen sich. Ein Lächeln breitet sich über Irenes Gesicht. «Ich bin gern hier, an diesem Ort, in dieser Landschaft. An manchen Tagen, wenn ich die Wiesen sehe, die Wälder, habe ich das Gefühl, ich gehöre hierher.»
«Und deine Schwester, Volla ?», erkundigt sich Thea. «Ist sie hier ?»
Irene zuckt die Schultern. «Sie kommt und geht.»
«Ich dachte, sie könnte vielleicht ...», Thea stockt. Volla hat die Fähigkeit, den Menschen anzusehen, was ihnen fehlt, und manchmal gelingt es ihr, ihre Krankheiten zu heilen.
«Wegen deiner Tochter ?», fragt Irene.
Thea nickt. «Sie wächst nicht.» Thea versucht die Heiserkeit in ihrer Stimme zu unterdrücken. «Sie hustet, schwitzt, erbricht sich, hat Durchfall, ganz gleich, was wir ihr geben. Selbst Stephanos ist ratlos.»
Irenes Lippen zucken; sie weiß, wie sehr der Astrologe Thea ergeben ist, aber sie hat ihn nie gemocht, mit seinem bartlosen Gesicht, seinem quellenden Leib.
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Autoren-Porträt von Gabrielle Alioth
Alioth, GabrielleGabrielle Alioth wurde 1955 in Basel geboren. Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Kunstgeschichte und einer mehrjährigen Tätigkeit in der Konjunkturforschung übersiedelte sie 1984 nach Irland. Dort arbeitete sie anfangs als Übersetzerin, dann als Journalistin für deutschsprachige Zeitungen und den Rundfunk. Seit 1990 schreibt sie vor allem Romane und Kinderbücher, zuletzt Die griechische Kaiserin (2011) und Die Braut aus Byzanz (2008). Ihr Werk wurde bisher in mehrere Sprachen übersetzt. Gabrielle Alioth ist Mitglied der Jury des International IMPAC Dublin Literary Award 2009.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gabrielle Alioth
- 2011, 1. Auflage, 280 Seiten, Maße: 13,6 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Nagel & Kimche
- ISBN-10: 3312004675
- ISBN-13: 9783312004676
- Erscheinungsdatum: 02.03.2011
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