Die große Umwendung
Neue Briefe in die chinesische Vergangenheit. Roman
Kao-tai, bekannt aus den 'Briefen in die chinesische Vergangenheit', ist zurück.
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Produktinformationen zu „Die große Umwendung “
Kao-tai, bekannt aus den 'Briefen in die chinesische Vergangenheit', ist zurück.
Klappentext zu „Die große Umwendung “
Eine ironische GesellschaftskritikVor fünfzehn Jahren hat Kao-tai mit Hilfe einer Zeitmaschine schon einmal die Welt der Großnasen erforscht. Nun kehrt der Mandarin aus dem 10. Jahrhundert auf der Flucht vor Feinden in das wiedervereinigte Deutschland zurück. Er landet in einer Stadt namens Kö-leng - und das mitten im Karneval. Auf der Suche nach seinen alten Freunden erfährt er von der "großen Umwendung". Es verschlägt ihn in die neuen "Schüssel-Provinzen", ja er gelangt sogar bis nach New York und in den Vatikan. Seine dramatischen Erlebnisse und verwirrenden Eindrücke hält er auch diesmal für seinen Freund im Reich der Mitte fest.
Lese-Probe zu „Die große Umwendung “
Os-si und Wes-siHier gibt es zweierlei Menschen: Os-si und Wes-si, abgesehen von stark vielen östlichen Insel-Zwergen ( Wie die hierherkommen, mag der Kuckuck wissen). Die Os-si männlichen Geschlechts haben kleine bürstenartige Bärtchen auf der Oberlippe, die Os-si weiblichen Geschlechts, sofern sie nicht sehr alt sind, haben starkfarbene Haare: rote oder orangegelb oder violett oder grün. Die alten Os-si sind meist dick und hinken. Das kommt davon, sagte Hei-tsi, genannt "der Großfuß mit dem schwarzen Zahn", daß zu Zeiten jenes Obermandarins Ho-neng-ning oder, wie jene Zeiten auch genannt werden, "vor der Großen Wendung" es nur ungenügende "Schu-he" gegeben habe. Das sind jene an sich schon unbequemen Futterale aus hartem Leder, in die die Großnasen ihre Füße zwängen. (Es gibt auch andere "Schu-he", die sind aus einer undefinierbaren Masse, oft stark farbig, äußerst kompliziert, meist dreckig und erzeugen Fußschweiß. Besonders bei jungen Leuten sind solche Farb-Schu-he beliebt.) Zu Zeiten des verwichenen Ho-neng-ning also, als noch an den Dämon oder Götzen Le-ning geglaubt wurde, hat es nur eine Werkstätte, eine riesige solche gegeben, die Schuhe gemacht hat. Nun haben, wie man weiß, die Leute verschieden große Füße. Darauf konnte jene Werkstätte, sie nannte sich "Banner des Friedens" - warum, wußte Hei-tsi nicht -, keine Rücksicht nehmen. Sie vereinfachte die Sache und nahm das Maß vom größten Fuß der Roten Provinz. (Ich stelle mir vor, daß alle Großfüße zusammengerufen wurden; sie mußten sich hinsetzen und die Füße ausstrecken. Der Obermandarin, der grämliche Ho-neng-ning, schritt die Reihe ab, vielleicht mit einem Maßband, und stellte den größten Großfuß fest.) Die Werkstätte "Banner des Friedens" kalkulierte, daß der so gewonnene Groß-Schuh allen paßt, vom größten Groß-Fuß herunter bis zum kleinsten. Die Os-si mit kleinen Füßen mußten eben die Fußfutterale vorn ausstopfen. Dazu benutzten sie das "Neue Land, in dem wir Os-si leben". Du wirst fragen was das
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ist. Das ist eine Art Plakat, das aber nicht an die Wand geklebt, sondern gefaltet und an die Bevölkerung verteilt wird. Es heißt Tsei-tung, und darin stehen lügenhafte Bemerkungen abgedruckt. Die Tsei-tung "Neues Land, in dem wir Os-si leben" tat sich in der Hinsicht besonders hervor, und so konnte man damit ohnedies nichts anderes anfangen, als die Fuß-Futterale vorne auszustopfen. Aber dennoch, sagt Hei-tsi, sind die Os-si häufig gestolpert, und daher sind sie fußmarod und hinken. Hei-tsi weiß das alles, denn er ist selber ein Os-si und muß es wohl wissen. Auch er hinkt, aber eher deswegen, sagt er, weil er sich letzten Winter die Zehen abgefroren hat.
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Autoren-Porträt von Herbert Rosendorfer
Rosendorfer, HerbertHerbert Rosendorfer, am 19. Februar 1934 in Bozen geboren und ebendort am 20. September 2012 verstorben, war Gerichtsassessor in Bayreuth, dann Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München, von 1993 bis 1997 in Naumburg/Saale. Seit 1969 zahlreiche Veröffentlichungen, unter denen die 'Briefe in die chinesische Vergangenheit' (dtv 10541 und 25044) am bekanntesten geworden sind. Herbert Rosendorfer war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt, zuletzt 2010 mit dem CORINE-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Bibliographische Angaben
- Autor: Herbert Rosendorfer
- 2011, Neu durchges. Ausg. 6. Aufl., 208 Seiten, Maße: 12,1 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 3423126949
- ISBN-13: 9783423126946
- Erscheinungsdatum: 01.10.1999
Rezension zu „Die große Umwendung “
"Einen wenig tröstlichen deutschen Gegenwartsstoff erzählt Ingo Schulze mit vitalen amerikanischen Stilmitteln. Ein Schelmenroman in 23 short stories. Wie er aber darüber hinaus seine einzelnen Momentaufnahmen des Alltags zu einem Handlungsgeflecht verbindet, ist hohe Erzählkunst."Hajo Steinert in ›FOCUS‹"Hier, im kleinen, zeigt sich die Virtuosität dieses Autors. Es gibt keine aufgesetzten Gefühlsfarben. Was gesprochen wird, ist dem banalen Alltag so kongenial abgewonnen, daß es ungeheuer verdichtet erscheint. Dieses genaue Hinschauen, dieses bis zur Schmerzgrenze exakte Hinhören und Wiedergeben gaukelt nichts vor. Aber es hat etwas Unerhörtes.Die List des Autors ist dabei, sich bis zur Unkenntlichkeit zurückzuziehen. Wie bei seinem ersten Buch splittert sich der Erzählton in die verschiedensten Sprechhaltungen auf, und die eigene Sprache des Autors ist nur durch dieses Paradoxon zu fassen: sie existiert dadurch, daß sie alle möglichen Sprechweisen einnehmen kann. Ob es das übliche Beziehungskrisen-Gespräch ist oder ob sich Männer in der Kneipe über eine Frau unterhalten, ob zwei Kollegen einen ebenfalls wartenden Konkurrenten im Vorzimmer des potentiellen Auftraggebers hochnehmen, ob ein Besoffener sich in einen lyrisch-assoziativen Monolog hineinsteigert, der bis in das Platzen letzter Badeschaumbläschen hineinreicht - alle O-Töne stimmen, ohne Kunstgriffe und Stilisierungen. … Mit diesem Buch hat Ingo Schulze unter Beweis gestellt, daß er tatsächlich zu den wesentlichen zeitgenössischen Autoren in Deutschland gehört. Damit muß er nun leben."Helmut Böttiger in der ›Frankfurter Rundschau‹"Befreit von der Pflicht, für die Lage der Nation eine literarische Form zu finden, hat hier ein junger, überraschend souveräner Schriftsteller seinen Gegenstand und seine Sprache gefunden. Altenburg, die kleine Stadt in der ostdeutschen Provinz, hat große Chancen, zu einem Ort zu werden wie Uwe Johnsons Jerichow oder Martin Walsers Phillippsburg.
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Etwas Besseres konnte der deutschen Literatur nicht passieren." Thomas Steinfeld in der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹"Für ›33 Augenblicke des Glücks‹ wurde Ingo Schulze beim Bachmann-Wettbewerb prämiert - da schrieb er wie ein Russe. In ›Simple Storys‹ versammelt er brillant-lakonische Geschichten - und plötzlich klingt die ostdeutsche Provinz wie Los Angeles."›Der Spiegel‹, Kultur Extra
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Kommentar zu "Die große Umwendung"
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