Die Münze von Akragas
Roman
Von der Zeit des antiken Sizilien bis zum Erdbeben von Messina im 20. Jahrhundert: Camilleris neuer Roman erzählt von einer kostbaren und eigensinnigen Goldmünze, die ein Söldner aus Karthago im Jahr 406 vor Christus verliert. Mehr als zweitausend Jahre...
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Produktinformationen zu „Die Münze von Akragas “
Klappentext zu „Die Münze von Akragas “
Von der Zeit des antiken Sizilien bis zum Erdbeben von Messina im 20. Jahrhundert: Camilleris neuer Roman erzählt von einer kostbaren und eigensinnigen Goldmünze, die ein Söldner aus Karthago im Jahr 406 vor Christus verliert. Mehr als zweitausend Jahre bleibt sie verschwunden. Im Jahr 1909 taucht die Goldmünze in einem Feld im Süden von Italien wieder auf, wandert von Hand zu Hand und bringt ihren Besitzern mal Glück, mal Unglück. Mit dem ihm eigenen Humor erzählt Altmeister Camilleri von einer abenteuerlichen Schatzsuche mit Dieben, Toten und Verdächtigen, von einem Mysterium der Archäologie und von der Schicksalhaftigkeit der Geschichte.
Lese-Probe zu „Die Münze von Akragas “
Die Münze von Akragas von Andrea CamilleriÜbersetzt von Annette Kopetzki
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Vier | Der Unfall
Zwischen Daumen und Zeigefinger der erhobenen Hand hält Cosimo einen winzigen, runden, glänzenden Gegenstand. Der Doktor beugt sich weit über die Flanke des Pferdes, um den Gegenstand genauer zu betrachten. Er hat sofort erkannt, dass es sich um eine alte Münze handelt, die er nie zuvor gesehen hat.
Gleichzeitig macht auch Ernesto, von Neugierde übermannt, einen Schritt nach vorn und stellt sich vor Cosimos erhobene Hand, so dass er dem Doktor die Sicht versperrt.
«Hau ab, Idiot !», ruft dieser sofort. Die drei Bauern erschrecken. Der Doktor gilt als außerordentlich geduldiger, verständnisvoller Mensch, der zu allen immer freundlich ist. Noch nie hat jemand ein Schimpfwort aus seinem Mund gehört. Was ist los mit ihm? 'Ntonio tritt bestürzt zurück, Ernesto springt entsetzt zur Seite, Cosimo senkt unwillkürlich den Arm.
«Lass mich sehen!», herrscht der Doktor ihn an. Cosimo reißt den Arm ruckartig in die Höhe und bleibt reglos so stehen, das Lächeln ist aus sei nem Gesicht gewichen, er wagt nicht einmal zu atmen.
Der Doktor beugt sich noch weiter vor, kaum hält er noch das Gleichgewicht auf dem Pferd. Kürzlich hat er in einer Zeitschrift die Münze abgebildet gesehen, die Marchese Longhitano dem Admiral Litwinow schenkte und jener wiederum dem Zaren Nikolaus verehrte. Die Zeitschrift widerlegte den Marchese, die Münze ist kein Unikat, es gibt eine zweite in London. Auf die Rückseite der Münze des Zaren ist ein Adler mit angelegten Flügeln geprägt, der eine Schlange ergreift. Auf dem Exemplar, das Cosimo in der Hand hält, breitet der Adler die Flügel aus und hält einen Hasen in den Klauen.
Einen Augenblick lang befällt den Doktor ein leichter Schwindel. Die Landschaft mit den drei Bauern setzt sich plötzlich in Bewegung, dreht sich einmal um ihn herum und bleibt endlich wieder stehen.
Doktor Gibilaro ist schweißgebadet. Er möchte Cosimo bitten, die Münze umzudrehen, damit er die andere Seite sehen kann, doch aus seiner trockenen Kehle dringt kein Wort. Er bemüht sich, es gelingt.
«Dreh sie um!» Er hat noch lauter geschrien als zuvor. Cosimo schließt die Augen und dreht die Münze um. Jetzt erkennt der Doktor deutlich einen Krebs und einen Fisch. Auf der Münze des Zaren befindet sich nur ein Krebs.
Es gibt nicht den geringsten Zweifel. Wahrscheinlich erblickt er das weltweit einzige bekannte Exemplar der letzten Prägung einer sehr geringen Menge von Goldmünzen der Stadt Akragas kurz vor ihrer Zerstörung. Über die Existenz dieser Münzen spekulieren und streiten Historiker und Numismatiker seit langem. Vor Aufregung vergisst der Doktor, dass er auf einem Pferd sitzt, streckt die Hand aus und macht einen Schritt nach vorn. Und natürlich stürzt er vom Pferd.
Sein rechter Fuß bleibt im Steigbügel hängen. Der Fußknöchel gibt ein trockenes Knacken von sich, es klingt wie ein Ast, der bricht.
© Nagel und Kimche im Carl Hanser Verlag, München
Vier | Der Unfall
Zwischen Daumen und Zeigefinger der erhobenen Hand hält Cosimo einen winzigen, runden, glänzenden Gegenstand. Der Doktor beugt sich weit über die Flanke des Pferdes, um den Gegenstand genauer zu betrachten. Er hat sofort erkannt, dass es sich um eine alte Münze handelt, die er nie zuvor gesehen hat.
Gleichzeitig macht auch Ernesto, von Neugierde übermannt, einen Schritt nach vorn und stellt sich vor Cosimos erhobene Hand, so dass er dem Doktor die Sicht versperrt.
«Hau ab, Idiot !», ruft dieser sofort. Die drei Bauern erschrecken. Der Doktor gilt als außerordentlich geduldiger, verständnisvoller Mensch, der zu allen immer freundlich ist. Noch nie hat jemand ein Schimpfwort aus seinem Mund gehört. Was ist los mit ihm? 'Ntonio tritt bestürzt zurück, Ernesto springt entsetzt zur Seite, Cosimo senkt unwillkürlich den Arm.
«Lass mich sehen!», herrscht der Doktor ihn an. Cosimo reißt den Arm ruckartig in die Höhe und bleibt reglos so stehen, das Lächeln ist aus sei nem Gesicht gewichen, er wagt nicht einmal zu atmen.
Der Doktor beugt sich noch weiter vor, kaum hält er noch das Gleichgewicht auf dem Pferd. Kürzlich hat er in einer Zeitschrift die Münze abgebildet gesehen, die Marchese Longhitano dem Admiral Litwinow schenkte und jener wiederum dem Zaren Nikolaus verehrte. Die Zeitschrift widerlegte den Marchese, die Münze ist kein Unikat, es gibt eine zweite in London. Auf die Rückseite der Münze des Zaren ist ein Adler mit angelegten Flügeln geprägt, der eine Schlange ergreift. Auf dem Exemplar, das Cosimo in der Hand hält, breitet der Adler die Flügel aus und hält einen Hasen in den Klauen.
Einen Augenblick lang befällt den Doktor ein leichter Schwindel. Die Landschaft mit den drei Bauern setzt sich plötzlich in Bewegung, dreht sich einmal um ihn herum und bleibt endlich wieder stehen.
Doktor Gibilaro ist schweißgebadet. Er möchte Cosimo bitten, die Münze umzudrehen, damit er die andere Seite sehen kann, doch aus seiner trockenen Kehle dringt kein Wort. Er bemüht sich, es gelingt.
«Dreh sie um!» Er hat noch lauter geschrien als zuvor. Cosimo schließt die Augen und dreht die Münze um. Jetzt erkennt der Doktor deutlich einen Krebs und einen Fisch. Auf der Münze des Zaren befindet sich nur ein Krebs.
Es gibt nicht den geringsten Zweifel. Wahrscheinlich erblickt er das weltweit einzige bekannte Exemplar der letzten Prägung einer sehr geringen Menge von Goldmünzen der Stadt Akragas kurz vor ihrer Zerstörung. Über die Existenz dieser Münzen spekulieren und streiten Historiker und Numismatiker seit langem. Vor Aufregung vergisst der Doktor, dass er auf einem Pferd sitzt, streckt die Hand aus und macht einen Schritt nach vorn. Und natürlich stürzt er vom Pferd.
Sein rechter Fuß bleibt im Steigbügel hängen. Der Fußknöchel gibt ein trockenes Knacken von sich, es klingt wie ein Ast, der bricht.
© Nagel und Kimche im Carl Hanser Verlag, München
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Autoren-Porträt von Andrea Camilleri
Camilleri, AndreaAndrea Camilleri, geboren 1925 in Porto Empedocle (Sizilien) ist Drehbuchautor, Theater- und Filmregisseur und Schriftsteller. Seine berühmteste Romanfigur ist der sizilianische Commissario Montalbano, den er nach dem spanischen Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán benannte. Auflagen seiner Romane von zwölf Millionen Exemplaren allein in Italien, Verfilmungen und Übersetzungen in über zwanzig Sprachen machten Camilleri international bekannt. Über vier Millionen seiner Bücher wurden in deutscher Übersetzung verkauft. Camilleris Werk wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2009 mit dem Premio Cesare Pavese, 2010 mit dem Premio Piero Chiara und 2011 mit dem Premio Campiello für das Lebenswerk. Andrea Camilleri lebt in Rom.
Bibliographische Angaben
- Autor: Andrea Camilleri
- 2012, 1. Auflage, 127 Seiten, Maße: 13,4 x 20,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Annette Kopetzki
- Verlag: Nagel & Kimche
- ISBN-10: 3312004950
- ISBN-13: 9783312004959
- Erscheinungsdatum: 01.02.2012
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