Die Nachtwächter / Scheibenwelt Bd.27
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''Terry Pratchett ist schlicht und einfach der beste komische Schriftsteller unserer Zeit.''
Oxford Times
Durch einen Blitzschlag wird Kommandeur Mumm von der Stadtwache dreißig Jahre in die Vergangenheit versetzt: Im alten Ankh-Morpork herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Die Wache besteht aus korrupten Versagern, und einer von ihnen ist der junge Obergefreite Sam Mumm, der den schädlichen Einflüssen eines gefährlichen Verbrechers zu erliegen droht ...
"Die Scheibenwelt-Romane sind Kultwerke, die von Millionen gelesen werden." -- The Express
DerNachtwächter von Terry Pratchett
LESEPROBE
Sam Mumm seufzte, als er den Schrei hörte, aber errasierte sich zu Ende, bevor er etwas unternahm.
Dann zog er seine Jacke an und schlenderte in den wunderschönen Morgen desspäten Frühlings hinaus. Vögel zwitscherten in den Bäumen, Bienen summten inBlüten. Der Himmel war dunstig, und Gewitterwolken am Horizont kündigten Regenan. Doch derzeit war es noch heiß und drückend. Und in der alten Jauchegrubehinter dem Schuppen des Gärtners trat ein junger Mann Wasser.
Zumindest trat er.
Mumm wahrte einen gewissen Abstand und zündete sich eine Zigarre an. Es wäresicher nicht klug gewesen, eine offene Flamme näher an die Grubeheranzubringen. Der Sturz vom Dach des Schuppens hatte die Kruste durchbrochen.
»Guten Morgen!«, sagte er munter.
»Guten Morgen, Euer Gnaden!«, erwiderte der fleißige Treter.
Die Stimme war höher, als Mumm erwartet hatte, und er stellte fest, dass derjunge Mann in der Jauchegrube eine junge Frau war. Es kam nicht völligunerwartet - bei der Assassinengilde hatte man begriffen, dass Frauen ihrenBrüdern im einfallsreichen Töten durchaus ebenbürtig waren, aber es verändertedie Situation ein wenig.
»Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet, oder?«, fragte Mumm. »Obgleichdu weißt, wer ich bin. Du bist «
»Wiggs, Herr«, sagte die Schwimmerin. »Jocasta Wiggs. Es ist mir eine Ehre,dich kennen zu lernen, Euer Gnaden.«
»Wiggs?«, wiederholte Mumm. »Berühmte Familie in der Gilde. Übrigens, Herrgenügt. Ich glaube, ich habe deinem Vater einmal das Bein gebrochen.«
»Ja, Herr«, bestätigte Jocasta. »Ich soll dich von ihm grüßen.«
»Bist du nicht ein wenig zu jung für diesen Kontrakt?«, fragte Mumm.
»Es gibt keinen Kontrakt, Herr«, sagte Jocasta weiter tretend.
»Ich bitte dich, Fräulein Wiggs. Der auf meinen Kopf ausgesetzte Preis istmindestens «
»Die Gilde hat den Kontrakt außer Kraft gesetzt, Herr«, sagte die hartnäckigeSchwimmerin. »Dein Name steht nicht mehr auf der Liste. Derzeit werden keineAufträge angenommen, die dich betreffen.«
»Meine Güte, warum nicht?«
»Ich weiß nicht, Herr«, sagte Fräulein Wiggs. Ihre beharrlichen Anstrengungenbrachten sie zum Rand der Grube, und dort entdeckte sie, dass das Mauerwerk inausgezeichnetem Zustand und sehr glatt war und keinen Halt bot. Mumm wusstedas, weil er an einem Nachmittag mehrere Stunden damit zugebracht hatte, genaudiesen Zustand herzustellen.
»Warum hat man dich dann geschickt?«
»Frau Band meinte, es sei eine gute Übung«, sagte Jocasta. »Donnerwetter, dieseSteine sind wirklich sehr glitschig.«
»Ja, das sind sie«, sagte Mumm. »Bist du in letzter Zeit frech zu Frau Bandgewesen? Hast du sie irgendwie verärgert?«
»O nein, Euer Gnaden. Aber sie meinte, ich hätte zu großes Selbstvertrauen, undein Außeneinsatz könnte mir sicher nützen.«
»Ah. Verstehe.« Mumm dachte an Frau Band, die zu den strengeren Lehrern derAssassinengilde zählte. Er hatte gehört, dass sie großen Wert auf praktischeLektionen legte.
»Sie hat dich also mit dem Auftrag geschickt, mich zu töten?«, fragte er.
»Nein, Herr! Es ist eine Übung! Ich habe überhaupt keine Armbrustbolzen dabei!Es ging nur darum, eine Stelle zu finden, von der aus ich auf dich zielen kann.Anschließend sollte ich zurückkehren und Bericht erstatten.«
»Frau Band würde dir glauben?«
»Natürlich, Herr«, sagte Jocasta und wirkte gekränkt. »Gildenehre, Herr.«
Mumm atmete tief durch. »Weißt du, Fräulein Wiggs, in den letzten Jahren habenziemlich viele deiner Assassinenkollegen versucht, mich zu Hause umzubringen.Ich halte nicht viel davon, wie du vielleicht verstehst.«
»Das ist leicht einzusehen, Herr«, sagte Jocasta im Tonfall einer Person, dieweiß: In einer schwierigen Situation muss sie auf den guten Willen von jemandemhoffen, der gar keinen Grund hat, guten Willen zu zeigen.
»Du wärst erstaunt über einige der Fallen, die es hier gibt«, fuhr Mumm fort.»Manche von ihnen sind sehr ausgeklügelt, wenn ich das sagen darf.«
»Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich die Ziegel auf dem Dach soverschieben, Herr.«
»Sie sind an geschmierten Schienen befestigt.«
»Ausgezeichnet, Herr!«
»Einige der Fallen würden dich in etwas Tödliches stürzen lassen«, sagte Mumm.
»Da kann ich von Glück sagen, dass ich in diese Grube gefallen bin.«
»Oh, sie wirkt ebenfalls tödlich«, sagte Mumm. »Nach einer Weile.« Er seufzte.Natürlich ging es ihm darum, die Gilde von solchen Dingen abzuhalten, aber Sein Name stand nicht mehr auf der Liste? Es gefiel ihm nicht, wenn ihmirgendwelche verstohlenen Gestalten nach dem Leben trachteten, Leute, dievorübergehend in den Diensten dieser oder jener Feinde standen. Andererseitshatte er darin immer eine Art Vertrauensvotum gesehen. Es zeigte, dass er dieReichen und Arroganten ärgerte, die es verdienten, geärgert zu werden.
Außerdem war die Assassinengilde leicht zu überlisten. Sie hatte strengeRegeln, an die sie sich um der Ehre willen hielt. Mumm, der sich in praktischenBereichen nicht mit Regeln belastete, fand das durchaus in Ordnung.
Man hatte seinen Namen von der Liste gestrichen? Die einzige andere Person, dieangeblich nicht auf der Liste stand, war der Patrizier Lord Vetinari. DieAssassinen verstanden das Spiel der Politik in Ankh-Morpork besser als sonstjemand, und wenn sie jemanden von ihrer Liste strichen, so glaubten sie, dassder Tod des Betreffenden nicht nur das Spiel verdarb, sondern das Spielbrettzerbrach
»Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich herausziehen könntest, Herr«, sagteJocasta.
»Was? Oh, ja. Tut mir Leid, hab saubere Sachen an«, sagte Mumm. »Aber wenn ichins Haus zurückkehre, sage ich dem Butler, dass er mit einer Leiter hierherkommen soll. Was hältst du davon?«
»Vielen Dank, Herr. Freut mich, dir begegnet zu sein, Herr.«
Mumm schlenderte zum Haus zurück. Nicht mehr auf der Liste? Konnte er Einsprucherheben? Vielleicht dachten die Assassinen
Der Duft strich über ihn hinweg. Er sah auf.
In der Nähe blühte ein Fliederstrauch.
Er starrte wortlos.
Verdammt! Verdammt! Jedes Jahr vergaß er es. Nein, das stimmte nicht. Er vergaßes nicht. Er verstaute die Erinnerungen wie altes Silberbesteck, das nichtanlaufen sollte. Und jedes Jahr kehrten sie zurück, scharf und funkelnd,stachen ihm ins Herz. Ausgerechnet heute (...)
© Goldmann Verlag
Übersetzung: Andreas Brandhorst
- Autor: Terry Pratchett
- 2005, 410 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Andreas Brandhorst
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442459419
- ISBN-13: 9783442459414
- Erscheinungsdatum: 01.05.2005
4 von 5 Sternen
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