Die soziale Logik des Likes
Eine Twitter-Ethnografie. Dissertationsschrift
Follower, Likes, Retweets: Unser Alltag ist längst durchdrungen von Plattform-Einheiten. Aktuelle Gesellschafts- und Sozialtheorien stoßen deshalb fast unweigerlich auf die Frage, was es mit ihnen auf sich hat. Die Antwort ist allerdings nicht einfach,...
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Produktinformationen zu „Die soziale Logik des Likes “
Follower, Likes, Retweets: Unser Alltag ist längst durchdrungen von Plattform-Einheiten. Aktuelle Gesellschafts- und Sozialtheorien stoßen deshalb fast unweigerlich auf die Frage, was es mit ihnen auf sich hat. Die Antwort ist allerdings nicht einfach, allein schon, weil die Bedeutungen dieser Einheiten widersprüchlich sind: Zum einen bringen sie eine Logik der Berechnung mit sich. Zum anderen schaffen sie etwas, was für jede Gesellschaft der Menschheitsgeschichte zentral ist: Anerkennung.
Klappentext zu „Die soziale Logik des Likes “
Follower, Likes, Retweets: Unser Alltag ist längst durchdrungen von Plattform-Einheiten. Aktuelle Gesellschafts- und Sozialtheorien stoßen deshalb fast unweigerlich auf die Frage, was es mit ihnen auf sich hat. Die Antwort ist allerdings nicht einfach, allein schon, weil die Bedeutungen dieser Einheiten widersprüchlich sind: Zum einen bringen sie eine Logik der Berechnung mit sich. Zum anderen schaffen sie etwas, was für jede Gesellschaft der Menschheitsgeschichte zentral ist: Anerkennung. Ausgewählt für die Shortlist des Opus Primum - Förderpreis der VolkswagenStiftung für die beste Nachwuchspublikation des Jahres 2018
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Die soziale Logik des Likes “
Einleitung Erfolgsgeschichten der Plattformen Twitter ist nicht verschwunden. Facebook, Instagram und andere Social-Media-Plattformen ebenso wenig. Fragt man, wie sie so groß werden und bleiben konnten, wie sie so mehr oder weniger "zeitlos" wurden, könnte man einer ganzen Reihe von Spuren nachgehen. Man könnte zu erforschen versuchen, welchen Anteil die technische Entwicklung hatte, die unter anderem dazu geführt hat, dass Endgeräte so mobil wurden, dass die Computer als Smartphones die Schreibtische verlassen und mehr und mehr in alle möglichen Alltagspraktiken eingebunden werden konnten. Dies ist implikationsreicher, als man möglicherweise erwarten würde: Die Mobilität Twitters zum Beispiel funktionierte zunächst per SMS; die Durchsetzung der Smartphones kam nach der Etablierung Twitters als mobile Anwendung. Häufig wird Twitter als Anlass für den Erwerb eines Smartphones in den frühen 2010er Jahren genannt, oft folgte man auch der Logik, dass man auch Twitter nutzen solle, wenn man nun schon ein Smartphone habe. Wie so häufig in der Technikgeschichte geht nicht eine technische Innovation den Praktiken der Nutzung voraus, sondern beide - und wahrscheinlich noch eine ganze Reihe anderer Akteure - vermengen sich zu einem ko-konstitutiven Prozess, in dem technische und alltagspraktische Vorläufer sich und ihre Nachfolger in einem "dance of agency" wechselseitig hervorbringen, sodass am Ende kaum noch von einer Innovation die Rede sein kann: Die Smartphones haben an ältere Nutzungspraktiken, Standards und Technologien angeknüpft und dabei gleichzeitig neue hervorgebracht. Diese Kette kann man fast beliebig in die Vergangenheit verlängern, so lässt sich nicht nur die SMS auf Standards der Automobiltelefonie zurückführen, sondern sie basierte selbst wiederum sehr konkret auf Praktiken wie dem Postkarten-Schreiben. Man könnte auch die These aufstellen, dass die Risiko-Kapitalgeber und Beraterinnen dieser Firmen im Studium so viel über Netzwerktheorie und die "Strength
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of Weak Ties" gelernt haben, dass sie fest daran glaubten, dass es einmal ein 'soziales Netzwerk' geben müsse, das die Welt erobert und in dem jeder mit jedem über höchstens "Six Degrees of Separation" verknüpft ist. Das theoretische Modell des sozialen Netzwerks hatte das Denken amerikanischer und europäischer Eliten in den 2000er Jahren bereits so durchdrungen, dass sich nicht mehr so sehr die Frage stellte, ob ein solches Business-Model ohne ersichtliche Gewinnperspektive langfristig lohnend ist, sondern vielmehr, welches Startup dasjenige sein wird, das sich damit durchsetzt. So erzeugte die Wissenschaft genug Vertrauen, Optimismus und Kredit, um unüblich lange finanzielle Durststrecken durchzustehen. Auch deshalb wurden so viele verschiedene solcher Unternehmungen gefördert, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis manche sich durchsetzen. Die ethnologischen, soziologischen und psychologischen Netzwerk-Theorien hätten dann nicht bloß Wirklichkeit beschrieben, sondern einen maßgeblichen Anteil an der Erzeugung einer neuen Wirklichkeit gehabt. Gleichzeitig haben auch diese Theorien eine Verbreitungs- und Plausibilitätsgeschichte, durch die sich die Ursachen mehr und mehr auflösen, je näher man ihnen kommt. So benennt Linton C. Freeman Anfänge der soziologischen Netzwerktheorie bei drei verschiedenen Forschergruppen in den 1930er Jahren, setzt deren Erfolgsgeschichte aber in Zusammenhang mit technischen Entwicklungen der 1970er und insbesondere 1990er Jahre, als das Internet weltweite Popularisierung erfuhr. Vor allem in diesem letzten Schub der Netzwerktheorie sind es Physiker, die sich zur Empörung vieler Sozialwissenschaftlerinnen und Kulturwissenschaftler kaum oder gar nicht für diese theoretische Tradition interessieren, was selbst wiederum zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Netzwerktheoriegeschichte führte. Sobald das Netzwerk allgegenwärtig ist, schwitzt es die Netzwerktheorien sozusagen aus, es reicht dann der soziologische Sachverstand ein
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Inhaltsverzeichnis zu „Die soziale Logik des Likes “
Inhalt Einleitung 9 Erfolgsgeschichten der Plattformen 9 Einheiten der Plattformen 14 Praktiken der Plattformen 22 Aufbau der ethnografischen Untersuchung 36 1. User werden: Arbeit und Rausch 40 Der fremde Freund 54 Der freundliche Feind 62 Plattform-Einheiten als Gaben 65 Die Etablierten 71 2. Follower: Macht und Beute 86 Twitterelite 86 Doing Twitterelite 93 Power Law Distributions und Retweet-Kartelle 96 Popular People: Das Ranking als digitaler Ort 109 Der Skalpjäger 112 Der Rechner 117 Der Unbesitzbare 122 Das Gesetz der Zahl 125 3. Favs: Freundschaft und Routine 131 Der Präzise 131 Vermischung von Person und Sache 141 Zwölf Praktiken des Favens 147 Der Like als Grenzobjekt 151 Der Allesfaver 156 Die soziale Logik des Favs 159 4. Retweets: Gold und Geltung 163 Der Ethnomethodologe 163 Die soziomaterielle Logik des Retweets 169 Sozialpsychologie des Retweets 174 Sozialpsychologie der Plattform-Einheiten 179 5. Die ästhetische Logik der Plattform-Einheiten 184 Die Schwelle der Peinlichkeit 191 Das Komische zeigen 195 Merkels Kette 203 Facebook als Nicht-Twitter 205 Twittern als Social High 208 Becoming a Twitter User 211 Plattform-Einheiten als Medien der Sensibilisierung 216 Twittern als Kampfsport 218 6. Die moralische Logik der Plattform-Einheiten 227 Die Ruhe nach dem Sturm 238 Degradierungszeremonien: Als Favstar noch Gesetz war. 242 Eine gescheiterte Institution 246 Erst der Grad ermöglicht Degradierung 254 7. Entstehung einer Plattform-Einheit 261 Bloggen in neuem Kontext 263 Retwitter vs. Retweet: Interpretative Flexibilität? 270 Stabilisierung einer Praktik 273 Der Retweet wird zur Sache, die man gibt 280 Die Durchsetzung von "RT @username" 283 Die Rolle der Apps 292 Historische Technografie: Auf dem Rücken von Elefanten 307 Der Retweet wird zur gezählten Einheit 310 Der Retweet als Währung 320 "Project Retweet": Von der Kopie zum Original 326 Updates als Krise 332 Zwischen "System" und "Practice" 340 Schluss 356 Epilog: Der alte Freund 368 Dank 374
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Literatur 376
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Autoren-Porträt von Johannes Paßmann
Johannes Paßmann, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Digitale Medien und Methoden an der Universität Siegen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Johannes Paßmann
- 388 Seiten, Maße: 14,2 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593509105
- ISBN-13: 9783593509105
- Erscheinungsdatum: 04.05.2018
Pressezitat
»Das deutschsprachige Twitter hat sich von einer Spielwiese für Nerds zu einem Forum für Politik und Gesellschaft gewandelt. Der Medienwissenschaftler Johannes Paßmann begleitete den Prozess fast seit der ersten Stunde und legt nun eine umfassende Studie über die Normalisierung des einstigen Nischenmediums vor.« Alexander Fanta, netzpolitik.org, 21.05.2018»Wie der Medienwissenschafter Johannes Passmann in seiner soeben erschienenen 'Twitter-Ethnografie' gezeigt hat, ist der Troll die Kehrseite der Internet-Schamgesellschaft: In einer Welt, in der jeder für einen falschen Tweet in Grund und Boden gehauen werden kann, bezieht der Troll jene Position, die weder falsche noch verdiente Scham kennt. Diese neue Schamlosigkeit verleiht seinen Interventionen das Mechanische.« Adrian Daub, Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2018»Paßmann beschreibt die Ablösung der idealisierenden, aber doch auf Verständigung unterschiedlicher Positionen zielenden Diskursethik durch die auf Selbstbestätigung gerichtete 'Twitterethik'.« Christian Geyer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.07.2018»beeindruckend originell« Jörg Scheller, Wolfgang Ullrich, DIE ZEIT, 24.05.2018
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