Die Totengräberin
Roman
"Mein Liebster, schlaf gut. Schlaf für immer."
Wenn einer den anderen betrügt, ist das Leben zu Ende. Das hat sie schon als Kind gelernt. Und deshalb steht ihr Entschluss fest: Sie kann ohne ihn nicht leben, aber sie...
Wenn einer den anderen betrügt, ist das Leben zu Ende. Das hat sie schon als Kind gelernt. Und deshalb steht ihr Entschluss fest: Sie kann ohne ihn nicht leben, aber sie...
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Produktinformationen zu „Die Totengräberin “
"Mein Liebster, schlaf gut. Schlaf für immer."
Wenn einer den anderen betrügt, ist das Leben zu Ende. Das hat sie schon als Kind gelernt. Und deshalb steht ihr Entschluss fest: Sie kann ohne ihn nicht leben, aber sie kann vor allem mit ihm nicht mehr leben. Es ist ein warmer Sommermorgen in der Toskana. Heute soll er sterben. Sie hat alles vorbereitet, er wird nichts spüren. Jedenfalls nicht in den ersten Minuten.
Wenn einer den anderen betrügt, ist das Leben zu Ende. Das hat sie schon als Kind gelernt. Und deshalb steht ihr Entschluss fest: Sie kann ohne ihn nicht leben, aber sie kann vor allem mit ihm nicht mehr leben. Es ist ein warmer Sommermorgen in der Toskana. Heute soll er sterben. Sie hat alles vorbereitet, er wird nichts spüren. Jedenfalls nicht in den ersten Minuten.
Klappentext zu „Die Totengräberin “
»Mein Liebster, schlaf gut. Schlaf für immer.«Wenn einer den anderen betrügt, ist das Leben zu Ende. Das hat sie schon als Kind gelernt. Und deshalb steht ihr Entschluss fest: Sie kann ohne ihn nicht leben, aber sie kann vor allem mit ihm nicht mehr leben. Es ist ein warmer Sommermorgen in der Toskana. Heute soll er sterben. Sie hat alles vorbereitet, er wird nichts spüren. Jedenfalls nicht in den ersten Minuten.
"'Die Totengräberin' ist ein Krimikammerspiel - ruhig, unaufgeregt, leise, tödlich." -- Bild am Sonntag
"Psychothriller mit humoristischen Einlagen." -- Für Sie
"Spannendes Psychodrama um eine Frau, die zu sehr liebt." -- Susanne Fröhlich in "Alles für die Frau"
"Psychothriller mit humoristischen Einlagen." -- Für Sie
"Spannendes Psychodrama um eine Frau, die zu sehr liebt." -- Susanne Fröhlich in "Alles für die Frau"
Lese-Probe zu „Die Totengräberin “
Die Totengräberin von Sabine Thiesler 1Sie hatte die ganze Nacht geweint. Um zehn nach drei sah sie das letzte Mal auf die Uhr, und unmittelbar danach schlief sie vollkommen erschöpft ein. Gegen halb sechs war sie wieder wach. Ihr Kopf dröhnte, und sie spürte, dass ihre Augen zugeschwollen waren. Sie rollte sich von der Bauchlage auf den Rücken und versuchte, sich zu entspannen. Aber ihre Ängste verschlimmerten sich. Sie hatte keinen Strohhalm mehr, an dem sie sich festhalten konnte.
Johannes hatte von alldem nichts mitbekommen. Sein Atem ging gleichmäßig, er schlief tief und fest. Sie überlegte, wie es sein würde, wenn er nicht mehr da wäre, wenn sie seinen Atem nie wieder hören würde, und bei diesem Gedanken verspürte sie Panik. Sie konnte ohne ihn nicht leben, aber sie konnte auch mit ihm nicht mehr leben.
Um halb sieben ging die Sonne auf und warf einen rötlich goldenen Lichtstreifen auf den antiken Brotschrank dem Bett gegenüber, in dem Magda ihre Bettwäsche aufbewahrte. Johannes schnaufte leise und drehte sich auf die Seite. Gestern Abend waren ihr seine Bartstoppeln gar nicht aufgefallen, er hatte sich seit mindestens drei Tagen nicht rasiert. Sie hasste das. Wenn sie ihm über die Wange strich, sollte seine Haut weich sein. Ohne jede Unebenheit, ohne jeden Makel.
... mehr
Magda stand leise auf, zog sich ihren Bademantel über und ihre Hausschuhe an. Obwohl es Juli war, war es durch die vierzig bis achtzig Zentimeter dicken Mauern morgens im Haus regelrecht kühl. Vor zehn Jahren hatten sie das ehemalige Landgut La Roccia, das stark renovierungsbedürftig war, gekauft. Es hatte einen hufeisenförmigen Grundriss, war für Magdas Geschmack viel zu groß und noch dazu in einem erbärmlichen Zustand. Das Dach drohte einzustürzen, von den Innenwänden fiel der Putz, und der Fußboden hing beängstigend durch. Das Grundstück war verwildert und mit Brombeeren, Heckenrosen, Weißdorn und Erika zugewuchert.
Zum Verzweifeln, fand Magda. Aber Johannes war von dem Panorama-Rundblick fasziniert. Nach Norden sah man von Montevarchi bis hin zum Prato Magno, dem Gebirge, das das Arnotal vom Casentino trennt. Nach Westen blickte man auf ein kleines Bergdorf, nach Osten auf einen kahlen Hügel mit einem einzelnen Haus, und nach Süden auf den dichten Wald und den Weg, der nach Solata führte. Johannes hatte sich sofort in diesen Platz verliebt und war in jeder freien Minute nach Italien gefahren, hatte Handwerker und Freunde mobilisiert, sich selbst mit unermüdlicher Energie in die Arbeit gestürzt und das Landgut allmählich im Lauf der Jahre in ein Schmuckstück verwandelt.
Er hatte fünf Zimmer, zwei Bäder und die Küche ausgebaut, aber im westlichen Seitentrakt die teilweise eingestürzte Mauer im alten Zustand gelassen und die eingebrochenen Stellen durch Glas ersetzt. Eine ungewöhnliche Konstruktion, die dem Haus einen eigenwilligen Charakter gab und jede Menge Licht in Johannes’ Arbeitszimmer brachte. Der Innenhof war mit alten Straßensteinen gepflastert, und eine metallene Lampe pendelte über dem schweren Holztisch. Magda hatte zahlreiche unterschiedlich große Terrakottatöpfe aufgestellt, in denen Hortensien, Hängegeranien, Rosmarin, Basilikum und Salbei regelrecht wucherten. Der Innenhof war archaisch und gemütlich zugleich, und sie liebte es, die Sommernächte hier zu verbringen, windgeschützt durch die Mauern des Hauses, die noch Stunden die Wärme des Tages abstrahlten.
Allerdings hatte sie immer das ungute Gefühl, nie wirklich unbeobachtet zu sein. Denn vom Weg aus, der nach Solata führte, konnte man an einigen Stellen den Innenhof gut einsehen. Das war der Punkt, der sie an dem Haus störte.
Magda verließ leise das Schlafzimmer und ging in das gegenüberliegende Bad. Ihre vom Weinen dick verschwollenen Augen sahen fürchterlich aus, die Wimpern waren hinter den dicken Lidern fast völlig verschwunden.
Sie beschloss, dies zu ignorieren, und putzte sich die Zähne. Als sie unter der Dusche stand und das warme Wasser auf ihrem Körper spürte, kreiste wie schon seit Wochen nur der eine Gedanke in ihrem Kopf: Er hat alles kaputt gemacht.
Sie zog sich eine leichte Sommerhose und ein T-Shirt an und ging in die Küche. In einer Viertelstunde würde sich der Radiowecker im Schlafzimmer einschalten. Johannes stand dann meist sofort auf. Er wollte nichts vom Tag verlieren. Jeden Morgen hatte er den Kopf voller Pläne, was er in Haus und Garten reparieren oder verändern konnte, und verzweifelte fast daran, dass sein Urlaub nie reichte, um all das zu erledigen, was er sich vorgenommen hatte.
Genug Zeit, denn es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis er zum Frühstück herunterkam. Sie öffnete die Terrassentür und trat hinaus. Die Luft war klar und trocken, es würde wieder ein heißer Tag werden. Magda streckte sich und atmete tief durch. Es war vollkommen still, die Schotterstraße nach Solata lag verlassen da. Kein Auto fuhr, keine Stimmen waren zu hören. Noch nicht einmal eine Katze schlich durchs hohe Gras oder rekelte sich auf den durch die frühe Morgensonne schon aufgewärmten Steinen.
Einige Minuten stand sie beinah reglos. Ein leichter Wind wehte durch den Hof, der jetzt noch im Schatten lag. In ihrem dünnen T-Shirt fröstelte sie, aber sie war dennoch ganz ruhig und spürte, dass ihr Herz langsam und gleichmäßig schlug. Keine Spur von Nervosität mehr. Dann war es also richtig. Es gab keinen Zweifel, Überlegungen waren nicht mehr notwendig. Sie hatte sich entschieden.
Sie ging zurück in die Küche und setzte Teewasser auf. Seit Johannes an permanent erhöhtem Blutdruck litt, hatten sie sich beide angewöhnt, morgens keinen Kaffee mehr zu trinken. Es war ihnen außerordentlich schwergefallen. Jetzt stand die Espressomaschine schon seit zwei Jahren unbenutzt auf einer kleinen Kommode unter dem Fenster, und Magda glaubte nicht, dass sie überhaupt noch funktionierte.
Johannes hatte Kaffee immer mit sehr viel heißer Milch getrunken, geschäumt oder nicht geschäumt, das war ihm egal. Er trank Milchkaffee in Berlin, Caffe Latte in Italien und Café au Lait in Frankreich. Seit er das alles nicht mehr durfte, fehlte ihm die Kalziumbombe mehr als der Kaffee. Manchmal kam er nachmittags in die Küche, verschwitzt und kaputt von der Gartenarbeit, nahm die Milchtüte aus dem Kühlschrank und stürzte mindestens einen halben Liter in einem Zug hinunter. Außerdem hatte er sich angewöhnt, zum Frühstück Müsli mit Obst zu essen, das in Milch schwamm.
Magda bemerkte ihr Gesicht, das sich in der gläsernen Tür des Geschirrschrankes spiegelte, und strich sich mit der linken Hand die viel zu langen Ponyfransen aus der Stirn.
Alles, was sie dann tat, war morgendliche Routine und geschah schon fast automatisch. Sie ging hinaus und wischte den schweren Holztisch im Hof mit einem Schwammtuch feucht ab. Dann holte sie zwei leuchtend blaue Sets, Besteck, Teller und Tassen, aus dem Kühlschrank die toskanische Salami, ein Stück Pecorino und eine Gurke. Im Gegensatz zu Johannes startete Magda deftig in den Tag. Wenn sie Müsli oder Obst und Quark aß, wurde ihr spätestens nach einer Stunde übel.
Das Wasser kochte, und sie goss den Tee auf. In diesem Moment schaltete sich der Radiowecker im Schlafzimmer ein. Nur wenn sie ganz still stand, sich nicht bewegte und sehr konzentrierte, konnte sie die Musik sehr leise mehr erahnen als hören. Noch fünf Minuten. Höchstens. Dann würde Johannes aufstehen.
Sie schnitt das Obst in kleine Würfel. Einen Apfel, eine halbe Banane, eine halbe Orange. Darüber drei Esslöffel Müsli. Die Badezimmertür klappte, und wenig später rauschte die Spülung. Wahrscheinlich noch zehn Minuten, bis er kam. Mit der Milch musste sie noch warten, das Müsli sollte nicht aufweichen.
Neben dem Haus war eine kleine Wiese, auf der die unterschiedlichsten Blumen wuchsen, die Magda alle nicht kannte. Undefinierbare Wildblumen, wahrscheinlich Unkraut. Johannes mähte die Wiese nur, wenn es gar nicht mehr anders ging und die Gräser schon von allein umknickten. Er liebte sein »geordnetes Gartenchaos«, wie er es nannte, und holte den Rasenmäher erst aus dem Magazin, wenn er der Meinung war, dass es »asozial« aussah.
Magda pflückte einige Blumen, dazu gelb blühenden Dill, und stellte den Wiesenblumenstrauß in einer kleinen bauchigen Vase, die sie bei einem Trödler in der Nähe von Arezzo für zwei Euro erstanden hatte, auf den Tisch.
Jetzt war es Zeit für die Milch. Gleich würde Johannes da sein.
Das Gift hatte sie in ihrer Hosentasche. Sie wusste, dass die Tropfen vollkommen geschmacksneutral waren. Er würde nichts merken. Jedenfalls nicht in den ersten Minuten. © Heyne Verlag
Zum Verzweifeln, fand Magda. Aber Johannes war von dem Panorama-Rundblick fasziniert. Nach Norden sah man von Montevarchi bis hin zum Prato Magno, dem Gebirge, das das Arnotal vom Casentino trennt. Nach Westen blickte man auf ein kleines Bergdorf, nach Osten auf einen kahlen Hügel mit einem einzelnen Haus, und nach Süden auf den dichten Wald und den Weg, der nach Solata führte. Johannes hatte sich sofort in diesen Platz verliebt und war in jeder freien Minute nach Italien gefahren, hatte Handwerker und Freunde mobilisiert, sich selbst mit unermüdlicher Energie in die Arbeit gestürzt und das Landgut allmählich im Lauf der Jahre in ein Schmuckstück verwandelt.
Er hatte fünf Zimmer, zwei Bäder und die Küche ausgebaut, aber im westlichen Seitentrakt die teilweise eingestürzte Mauer im alten Zustand gelassen und die eingebrochenen Stellen durch Glas ersetzt. Eine ungewöhnliche Konstruktion, die dem Haus einen eigenwilligen Charakter gab und jede Menge Licht in Johannes’ Arbeitszimmer brachte. Der Innenhof war mit alten Straßensteinen gepflastert, und eine metallene Lampe pendelte über dem schweren Holztisch. Magda hatte zahlreiche unterschiedlich große Terrakottatöpfe aufgestellt, in denen Hortensien, Hängegeranien, Rosmarin, Basilikum und Salbei regelrecht wucherten. Der Innenhof war archaisch und gemütlich zugleich, und sie liebte es, die Sommernächte hier zu verbringen, windgeschützt durch die Mauern des Hauses, die noch Stunden die Wärme des Tages abstrahlten.
Allerdings hatte sie immer das ungute Gefühl, nie wirklich unbeobachtet zu sein. Denn vom Weg aus, der nach Solata führte, konnte man an einigen Stellen den Innenhof gut einsehen. Das war der Punkt, der sie an dem Haus störte.
Magda verließ leise das Schlafzimmer und ging in das gegenüberliegende Bad. Ihre vom Weinen dick verschwollenen Augen sahen fürchterlich aus, die Wimpern waren hinter den dicken Lidern fast völlig verschwunden.
Sie beschloss, dies zu ignorieren, und putzte sich die Zähne. Als sie unter der Dusche stand und das warme Wasser auf ihrem Körper spürte, kreiste wie schon seit Wochen nur der eine Gedanke in ihrem Kopf: Er hat alles kaputt gemacht.
Sie zog sich eine leichte Sommerhose und ein T-Shirt an und ging in die Küche. In einer Viertelstunde würde sich der Radiowecker im Schlafzimmer einschalten. Johannes stand dann meist sofort auf. Er wollte nichts vom Tag verlieren. Jeden Morgen hatte er den Kopf voller Pläne, was er in Haus und Garten reparieren oder verändern konnte, und verzweifelte fast daran, dass sein Urlaub nie reichte, um all das zu erledigen, was er sich vorgenommen hatte.
Genug Zeit, denn es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis er zum Frühstück herunterkam. Sie öffnete die Terrassentür und trat hinaus. Die Luft war klar und trocken, es würde wieder ein heißer Tag werden. Magda streckte sich und atmete tief durch. Es war vollkommen still, die Schotterstraße nach Solata lag verlassen da. Kein Auto fuhr, keine Stimmen waren zu hören. Noch nicht einmal eine Katze schlich durchs hohe Gras oder rekelte sich auf den durch die frühe Morgensonne schon aufgewärmten Steinen.
Einige Minuten stand sie beinah reglos. Ein leichter Wind wehte durch den Hof, der jetzt noch im Schatten lag. In ihrem dünnen T-Shirt fröstelte sie, aber sie war dennoch ganz ruhig und spürte, dass ihr Herz langsam und gleichmäßig schlug. Keine Spur von Nervosität mehr. Dann war es also richtig. Es gab keinen Zweifel, Überlegungen waren nicht mehr notwendig. Sie hatte sich entschieden.
Sie ging zurück in die Küche und setzte Teewasser auf. Seit Johannes an permanent erhöhtem Blutdruck litt, hatten sie sich beide angewöhnt, morgens keinen Kaffee mehr zu trinken. Es war ihnen außerordentlich schwergefallen. Jetzt stand die Espressomaschine schon seit zwei Jahren unbenutzt auf einer kleinen Kommode unter dem Fenster, und Magda glaubte nicht, dass sie überhaupt noch funktionierte.
Johannes hatte Kaffee immer mit sehr viel heißer Milch getrunken, geschäumt oder nicht geschäumt, das war ihm egal. Er trank Milchkaffee in Berlin, Caffe Latte in Italien und Café au Lait in Frankreich. Seit er das alles nicht mehr durfte, fehlte ihm die Kalziumbombe mehr als der Kaffee. Manchmal kam er nachmittags in die Küche, verschwitzt und kaputt von der Gartenarbeit, nahm die Milchtüte aus dem Kühlschrank und stürzte mindestens einen halben Liter in einem Zug hinunter. Außerdem hatte er sich angewöhnt, zum Frühstück Müsli mit Obst zu essen, das in Milch schwamm.
Magda bemerkte ihr Gesicht, das sich in der gläsernen Tür des Geschirrschrankes spiegelte, und strich sich mit der linken Hand die viel zu langen Ponyfransen aus der Stirn.
Alles, was sie dann tat, war morgendliche Routine und geschah schon fast automatisch. Sie ging hinaus und wischte den schweren Holztisch im Hof mit einem Schwammtuch feucht ab. Dann holte sie zwei leuchtend blaue Sets, Besteck, Teller und Tassen, aus dem Kühlschrank die toskanische Salami, ein Stück Pecorino und eine Gurke. Im Gegensatz zu Johannes startete Magda deftig in den Tag. Wenn sie Müsli oder Obst und Quark aß, wurde ihr spätestens nach einer Stunde übel.
Das Wasser kochte, und sie goss den Tee auf. In diesem Moment schaltete sich der Radiowecker im Schlafzimmer ein. Nur wenn sie ganz still stand, sich nicht bewegte und sehr konzentrierte, konnte sie die Musik sehr leise mehr erahnen als hören. Noch fünf Minuten. Höchstens. Dann würde Johannes aufstehen.
Sie schnitt das Obst in kleine Würfel. Einen Apfel, eine halbe Banane, eine halbe Orange. Darüber drei Esslöffel Müsli. Die Badezimmertür klappte, und wenig später rauschte die Spülung. Wahrscheinlich noch zehn Minuten, bis er kam. Mit der Milch musste sie noch warten, das Müsli sollte nicht aufweichen.
Neben dem Haus war eine kleine Wiese, auf der die unterschiedlichsten Blumen wuchsen, die Magda alle nicht kannte. Undefinierbare Wildblumen, wahrscheinlich Unkraut. Johannes mähte die Wiese nur, wenn es gar nicht mehr anders ging und die Gräser schon von allein umknickten. Er liebte sein »geordnetes Gartenchaos«, wie er es nannte, und holte den Rasenmäher erst aus dem Magazin, wenn er der Meinung war, dass es »asozial« aussah.
Magda pflückte einige Blumen, dazu gelb blühenden Dill, und stellte den Wiesenblumenstrauß in einer kleinen bauchigen Vase, die sie bei einem Trödler in der Nähe von Arezzo für zwei Euro erstanden hatte, auf den Tisch.
Jetzt war es Zeit für die Milch. Gleich würde Johannes da sein.
Das Gift hatte sie in ihrer Hosentasche. Sie wusste, dass die Tropfen vollkommen geschmacksneutral waren. Er würde nichts merken. Jedenfalls nicht in den ersten Minuten. © Heyne Verlag
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Autoren-Porträt von Sabine Thiesler
Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. "Das Haus am Watt", "Der Mörder und sein Kind", "Stich ins Herz") und mehrere Folgen für die Reihen "Tatort" und "Polizeiruf 110". Bereits mit ihrem ersten Roman "Der Kindersammler" stand sie monatelang auf der Bestsellerliste. Ebenso mit den beiden folgenden Büchern "Hexenkind" und "Die Totengräberin".Bibliographische Angaben
- Autor: Sabine Thiesler
- 2010, Erstmals im TB, 512 Seiten, Maße: 11,9 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453434684
- ISBN-13: 9783453434684
- Erscheinungsdatum: 07.07.2010
Rezension zu „Die Totengräberin “
"Spannendes Psychodrama um eine Frau, die zu sehr liebt."
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