Die weiße Massai
Während einer Urlaubsreise verliebt sich die Schweizerin Corinne Hofmann unsterblich in einen Massai. Die beiden heiraten, und damit beginnt das Abenteuer ihres Lebens: Vier Jahre voller Höhen und Tiefen leben sie im kenianischen...
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Während einer Urlaubsreise verliebt sich die Schweizerin Corinne Hofmann unsterblich in einen Massai. Die beiden heiraten, und damit beginnt das Abenteuer ihres Lebens: Vier Jahre voller Höhen und Tiefen leben sie im kenianischen Busch.
''Es war ein ununterbrochenes Abenteuer, das mich an körperliche und seelische Grenzen brachte. Ein Kampf, den ich und meine Tochter Napirai doch noch gewonnen haben.''
Die weiße Massai von Corinne Hofmann
LESEPROBE
Ankunft in Kenia
Herrliche Tropenluft empfängt uns bei der Ankunft auf demFlughafen Mombasa, und bereits hier ahne und spüreich: dies ist mein Land, hier werde ich mich wohl fühlen. Doch allem Anscheinnach bin nur ich empfänglich für die wunderbare Aura, die uns umgibt, denn meinFreund Marco bemerkt trocken: »Hier stinkts!« Nachder Zollabfertigung geht es mit dem Safaribus zu unserem Hotel. Auf dem Wegdorthin müssen wir mit der Fähre einen Flußüberqueren, der die Südküste von Mombasa trennt. Esist heiß, wir sitzen im Bus und staunen. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nochnicht, daß diese Fähre drei Tage später mein ganzesLeben verändern, ja auf den Kopf stellen wird. Auf der anderen Seite desFlusses fahren wir etwa eine Stunde über Landstraßen durch kleine Siedlungen.Die meisten Frauen vor den einfachen Hütten scheinen Moslems zu sein, denn siesind in schwarze Tücher gehüllt. Endlich erreichen wir unser Hotel, das Africa-Sea-Lodge. Es ist eine moderne, aber noch imafrikanischen Stil erbaute Anlage, in der wir ein kleines Rundhäuschen, dashübsch und gemütlich eingerichtet ist, beziehen. Ein erster Besuch am Strandbestärkt das überwältigende Gefühl: Dies ist das schönste aller Länder, die ichje besucht habe, hier würde ich gerne bleiben. Nach zwei Tagen haben wir unsgut eingelebt und wollen auf eigene Faust mit dem öffentlichen Bus nach Mombasa und mit der Likoni-Fährehinüber zu einer Stadtbesichtigung. Unauffällig geht ein Rastamanan uns vorbei, und ich höre: »Haschisch, Marihuana.« Marco nickt: »Yes, yes, where we can make a deal?« Nach einem kurzem Gespräch sollenwir ihm folgen. »Laß das, Marco, es ist zugefährlich!« sage ich, doch er achtet nicht auf meine Bedenken. Als wir in eineheruntergekommene, verlassene Gegend kommen, möchte ich das Unternehmenabbrechen, doch der Mann erklärt uns, wir sollen auf ihn warten, undverschwindet daraufhin. Mir ist unbehaglich zumute, und endlich sieht auchMarco ein, daß wir gehen sollten. Wir verziehen unsgerade noch rechtzeitig, bevor der Rastaman inPolizeibegleitung auftaucht. Ich bin wütend und frage aufgebracht: »Siehst dujetzt, was hätte passieren können!?«
Mittlerweile ist es später Nachmittag, wir sollten uns aufden Heimweg machen. Aber in welche Richtung? Ich weiß nicht mehr, wo dieseFähre ablegt, und auch Marco versagt kläglich. Schon haben wir den erstenhandfesten Streit, und erst nach langer Suche sind wir am Ziel, die Fähre istin Sicht. Hunderte von Menschen mit vollgepacktenKartons, Karren und Hühnern stehen zwischen den wartenden Autos. Jeder will aufdie zweistöckige Fähre. Endlich sind auch wir an Bord, und das Unfaßbare geschieht. Marco sagt: »Corinne, schau, dadrüben, das ist ein Massai!« »Wo?« frage ich undschaue in die gezeigte Richtung. Es trifft mich wie ein Blitzschlag. Da sitztein langer, tiefbrauner, sehr schöner, exotischer Mann lässig auf demFährengeländer und schaut uns, die einzigen Weißen in diesem Gewühl, mitdunklen Augen an. Mein Gott, denke ich, ist der schön, so etwas habe ich nochnie gesehen. Er ist nur mit einem kurzen, roten Hüfttuch bekleidet, dafür aberreich geschmückt. Seine Stirn ziert ein großer, an bunten Perlen befestigterPerlmuttknopf, der hell leuchtet. Die langen roten Haare sind zu feinenZöpfchen geflochten, und sein Gesicht ist mit Zeichen bemalt, die bis auf dieBrust hinabreichen. Über dieser hängen gekreuzt zwei lange Ketten aus farbigenPerlen, und an den Handgelenken trägt er mehrere Armbänder. Sein Gesicht ist soebenmäßig schön, daß man fast meinen könnte, es seidas einer Frau. Aber die Haltung, der stolze Blick und der sehnige Muskelbauverraten, daß er ein Mann ist. Ich kann den Blicknicht mehr abwenden. So, wie er dasitzt in der untergehenden Sonne, sieht erwie ein junger Gott aus.
In fünf Minuten siehst du diesen Menschen nie wieder, denkeich bedrückt, denn dann legt die Fähre an, und alle rennen los, verteilen sichauf die Busse und verschwinden in alle Himmelsrichtungen. Mir wird das Herzschwer, und gleichzeitig bekomme ich kaum noch Luft. Neben mir beendet Marcogerade den Satz »...vor diesen Massai müssen wir unsin acht nehmen, die rauben die Touristen aus.« Das ist mir im Moment jedochvöllig egal, und ich überlege fieberhaft, wie ich mit diesem atemberaubendschönen Mann in Kontakt kommen kann. Englisch beherrsche ich nicht, und ihneinfach nur anzustarren bringt auch nichts. Die Ladeklappe wirdheruntergelassen, und alle drängen zwischen den abfahrenden Autos an Land. Vondem Massai sehe ich nur noch seinen glänzendenRücken, als er geschmeidig zwischen den anderen, schwerfällig schleppendenMenschen verschwindet. Aus, vorbei, denke ich und könnte in Tränen ausbrechen.Weshalb mich das so mitnimmt, weiß ich nicht.
Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen und drängen zuden Bussen. Mittlerweile ist es finster geworden, in Kenia bricht dieDunkelheit innerhalb einer halben Stunde herein. Die vielen Busse füllen sichin kurzer Zeit mit Menschen und Gepäck. Wir stehen ratlos da. Zwar wissen wirden Namen unseres Hotels, aber nicht, an welchem Strand es liegt. Ungeduldigstoße ich Marco an: »Frag doch mal jemanden!« Das sei meine Sache, meint er,dabei war ich noch nie in Kenia und spreche kein Englisch. Es war ja seineIdee, nach Mombasa zu fahren. Ich bin traurig unddenke an den Massai, der sich bereits in meinem Kopffestgesetzt hat. In völliger Dunkelheit stehen wir da und streiten. Alle Bussesind weg, als hinter uns eine dunkle Stimme »Hello!«sagt. Wir drehen uns gleichzeitig um, und mir bleibt fast das Herz stehen.»Mein« Massai! Einen Kopf größer als ich, obwohl ichbereits 1,80 m groß bin. Er schaut uns an und redet in einer Sprache auf unsein, die wir beide nicht verstehen. Mein Herz scheint aus der Brust zuspringen, meine Knie zittern. Ich bin völlig durcheinander. Marco versuchtwährenddessen zu erklären, wohin wir müssen. »No problem«,erwidert der Massai, wir sollen warten. Etwa einehalbe Stunde vergeht, in der ich nur diesen schönen Menschen ansehe. Erbeachtet mich kaum, Marco hingegen reagiert sehr irritiert. »Was ist eigentlichlos mit dir?« will er wissen. »Du starrst diesen Mann geradezu penetrant an,ich muß mich schämen. Reiß dich zusammen, so kenneich dich ja gar nicht!« Der Massai steht dicht nebenuns und sagt kein Wort. Nur durch die Umrisse seines langen Körpers und seinenGeruch, der auf mich erotisch wirkt, spüre ich, daßer noch da ist.
Am Rande des Busbahnhofs gibt es kleine Geschäfte, die eherwie Baracken aussehen und alle dasselbe anbieten: Tee, Süßigkeiten, Gemüse,Früchte und Fleisch, das an Haken hängt. Vor den nur schwach mitPetroleumlampen beleuchteten Buden stehen Menschen in zerlumpten Kleidern. AlsWeiße fallen wir hier sehr auf. »Laß uns zurück nach Mombasa gehen und ein Taxi suchen. Der Massaiversteht doch nicht, was wir wollen, und ich traue ihm nicht. Außerdem glaubeich, daß du von ihm richtig verhext bist«, sagtMarco. Mir allerdings erscheint es wie eine Fügung, daßausgerechnet er unter all den Schwarzen auf uns zugekommen ist. Als kurz daraufein Bus hält, sagt der Massai »Come, come!«, schwingtsich hinein und reserviert uns zwei Plätze. Wird er wieder aussteigen odermitfahren, frage ich mich.
Zu meiner Beruhigung setzt er sich auf die andere Seite desDurchgangs direkt hinter Marco. Der Bus fährt auf einer Landstraße, die völligim Dunkeln liegt. Ab und zu sieht man zwischen den Palmen und Sträuchern einFeuer und ahnt die Anwesenheit von Menschen. Die Nacht verwandelt alles, wirhaben völlig die Orientierung verloren. Marco erscheint die Strecke viel zulang, so daß er mehrmals den Versuch macht auszusteigen.Nur durch mein gutes Zureden und nach ein paar Worten des Massaisieht er ein, daß wir dem Fremden vertrauen müssen.Ich habe keine Angst, im Gegenteil, ich möchte ewig so weiter fahren. DieAnwesenheit meines Freundes beginnt mich zu stören. Alles sieht er negativ undobendrein versperrt er mir die Sicht! Krampfhaft überlege ich: »Was ist, wennwir am Hotel eintreffen?« Nach gut einer Stunde ist der gefürchtete Momentgekommen. Der Bus hält, und Marco steigt erleichtert aus, nachdem er sich bedankthat. Ich schaue noch einmal den Massai an, bringekein Wort hervor und stürze aus dem Bus. Er fährt weiter, irgendwohin,vielleicht sogar nach Tansania.
©Verlagsgruppe Droemer Knaur
Interview mit Corinne Hofmann
Wenn Sie heute an Ihre Zeit inAfrika zurückdenken, was fällt Ihnen als erstes ein?
Verrückt! Soetwas in der heutigen Zeit noch erleben und überleben zu können. Aber auchtiefe Dankbarkeit gegenüber der kenianischen Familie.
Ihr Buch wurde von Millionen Lesern,besonders Leserinnen, geradezu verschlungen. Worin, glauben Sie, liegt diebesondere Faszination ihrer Geschichte?
Den Mut zuhaben, alles stehen und liegen zu lassen, um diese aussergewöhnliche Liebe ineiner völlig anderen Welt zu erleben mit allen Konsequenzen wie Kulturschock,Hunger, Krankheiten etc.
Die erste Begegnung mit Lektinga,ihrem späteren Mann, klingt sehr romantisch. Dennoch wären die wenigsten Frauen ihren Weg gegangen. Wasunterscheidet Sie von anderen?
Wenn ich vonetwas tief berührt und überzeugt bin, gehe ich meinen Weg und lasse mich nichtbeeinflussen.
Was haben kenianische Männer, wasden Europäern fehlt?
An meinemdamaligen Mann faszinierte mich diese Mischung aus Stolz, Unbekümmertheit und seinUrvertrauen in sein Volk und sein Leben.
Wenn Ihre Tochter drauf und dranwäre, um der Liebe willen alles stehen und liegen zu lassen, was würden Sie ihrraten?
Ich kann sieals Mutter, auch wenn es mit den gemachten Erfahrungen schwerer fällt, nur unterstützen,denn tiefe Liebe muss gelebt werden.
- Autor: Corinne Hofmann
- 2000, 461 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426614960
- ISBN-13: 9783426614969
5 von 5 Sternen
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