Die Zeit der Familiengründung
Eine paarsoziologische Studie
Ist es je die richtige Zeit? Familiengründung verlangt von Eltern, sich grundlegend in der Zeit zu orientieren. Das gilt verstärkt angesichts der Umbrüche in der Erwerbssphäre und in den privaten Lebensformen. Wie integrieren Eltern die verschiedenen...
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Produktinformationen zu „Die Zeit der Familiengründung “
Klappentext zu „Die Zeit der Familiengründung “
Ist es je die richtige Zeit? Familiengründung verlangt von Eltern, sich grundlegend in der Zeit zu orientieren. Das gilt verstärkt angesichts der Umbrüche in der Erwerbssphäre und in den privaten Lebensformen. Wie integrieren Eltern die verschiedenen Zeitverläufe von Beruf und Familie in ihr Leben? Und welche Rolle spielen familienpolitische Leistungen? Dieses Buch legt anhand paarbiografischer Interviews mit jungen Eltern eine systematische Analyse zum Zusammenhang von Familie und sozialer Zeit vor. Dabei treten frappierende Unterschiede zu Tage: Zeitordnungen im Zuge der Familiengründung sind ein Quellpunkt sozialer Disparitäten, die stärker in den Blick genommen werden sollten.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Die Zeit der Familiengründung “
1 Einleitung »The time is out of joint: - O cursed spite, That ever I was born to set it right.« William Shakespeare, Hamlet, 1604 Die Krise der Familie und eine aus den Fugen geratene gesellschaftliche Zeitordnung bilden zwei Seiten ein und derselben gesellschaftlichen Grunderfahrung, die mit dem Übergang zur Moderne ins kollektive Bewusstsein rückt und nach einer politischen, kollektiv bindenden Gestaltung ruft. Zum einen wird mit der Ausdifferenzierung von Wertsphären mit je eigenen, inkommensurablen Codes die Selbstverständlichkeit einer intergenerationalen Abfolge in einer festgefügten Gesellschaftsordnung destruiert; zum anderen erfahren Lebensläufe einen ungemein hohen Grad von Standardisierung, der mit den Unwägbarkeiten des Familienlebens in vergangenen Epochen (wie Kindersterblichkeit, geringe Lebenserwartung, plötzlicher Tod des Partners) kaum vergleichbar ist. Die Moderne als Verzeitlichung des Lebens und von Lebensformen, als Standardisierung wie Rationalisierung von Abläufen und sozialen Prozessen formt Familie zu einem Gebilde, das bestimmte und prinzipiell erwartbare Phasen des Zusammenlebens (einen Familienzyklus) durchläuft. Die zeitliche Ordnung von Familie rückt gegenwärtig neu in den Fokus einer politischen Regulierung. So werden mit dem Achten Familienbericht unter dem Titel Zeit für Familie (BMFSFJ 2012) sowohl die Alltagsorganisation des Familienlebens (Alltagszeit) als auch die zeitliche Lagerung von Fürsorgephasen im Lebenslauf (Lebenszeit) einer politischen Gestaltung zugeführt. Verortet man diese Thematisierung kursorisch in die längerfristige Entwicklung des Wohlfahrtsstaates, werden zumindest zwei Aspekte deutlich: Sie kommt erstens parallel zum Geltungsverlust des bürgerlichen Familienmodells und seiner impliziten bis expliziten politischen Förderung auf. Und zweitens scheint darin eine veränderte Auffassung staatlicher Steuerung des Lebenslaufes hindurch: Nicht primär oder zumindest nicht allein die »äußeren« Bedingungen, also die
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Herstellung von kontinuierlichen Lebensphasen und ihrer geordneten Reihenfolge, sondern die Haltungen der Leute gegenüber dem Verlauf ihres Lebens sind es, die als gestaltbar bewusstwerden. Die gegenwärtig zu beobachtende Neuverhandlung von Zeit erscheint symptomatisch für einen Formenwandel des wohlfahrtsstaatlichen Arrangements, im Zuge dessen ein etabliertes Verständnis des Verhältnisses von Familie und Staat sowie politisch normalisierte Lebenslaufmuster gleichermaßen fragwürdig werden. Transformationen im Verhältnis von Familie und Staat Der Kontext der vorliegenden Untersuchung bilden die gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Veränderungsprozesse, die in den entwickelten Wohlfahrtsstaaten und so auch in Deutschland seit den 1980er Jahren und verstärkt seit der Jahrtausendwende zu beobachten sind. Diese Wandlungsprozesse vollziehen sich schleichend und längerfristig, haben gleichwohl grundlegende Veränderungen zur Folge; es handelt sich um eine »gradual transformation« (Streeck/Thelen 2005: 9; vgl. Pierson 20030F ) des wohlfahrtsstaatlichen Arrangements, eine »grundlegende Veränderung [...], die gerade auch innerhalb stabiler institutioneller Ordnungen vollzogen [wird]« (Götsch/Kessl 2017: 188; vgl. Lessenich 2003: 195; vgl. Kessl 2013). Paradigmatisch sind diese Wandlungsprozesse insofern, als dass sich mit ihnen nicht nur die institutionellen Regime, sondern auch die Ideen, von denen diese geleitet werden, also die Begründungsmuster von Sozialpolitik, wandeln (Hall 1993): An Bedeutung gewinnen insbesondere die Ideen Aktivierung, Eigenverantwortung und Autonomie, die gerade in »konservativen«, auf Statussicherung zielenden und insbesondere geldlastigen Sozialstaaten ein Novum darstellen (Klammer u.a. 2017). Stephan Lessenich (2008) fasst dies als eine »Neuerfindung des Sozialen« und meint damit nichts Geringeres als eine Umkehr der Verantwortungs- und Verpflichtungsverhältnisse zwischen Individuum und Gesellschaft, wonach dem/r Einzelnen eine Veran
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Inhaltsverzeichnis zu „Die Zeit der Familiengründung “
Inhalt 1 Einleitung 9 2 Theoretischer Teil 22 2.1 Soziale Zeitlichkeit am Leitfaden der Überlegungen Pierre Bourdieus 22 2.1.1 Sozialität der Zeiterfahrung: Die soziologische Zeitkonzeption Bourdieus 26 2.1.2 Zeit als elementare Dimension des Sozialen: Zur Zeitlichkeit sozialer Praxis 31 2.1.3 Zeitlichkeit und Historizität: Bourdieus Analyse moderner Klassengesellschaften 35 2.1.4 Konzeptionelle Perspektiven einer materialen Zeitsoziologie im Anschluss an Bourdieu 43 2.2 Transformationstheoretische Grundlagen 48 2.2.1 Zum Wandel von Familienpolitik im deutschen Wohlfahrtsregime: Historisch-institutionalistische Perspektiven 49 2.2.2 (De-)Institutionalisierung von Lebenszeit und die Transformation des Familienzyklus 65 2.2.3 Zur politischen Vermittlung gesellschaftlicher Zeitstrukturtransformationen 79 2.3 Die Zeitlichkeit persönlicher Beziehungen 87 2.3.1 Strukturale Familiensoziologie: Die Zeitstruktur persönlicher Beziehungen 90 2.3.2 Familienmilieus in Transformation 97 2.3.3 Prozesstheoretische Perspektiven: Paarintegration und Selbst-Institutionalisierung 105 2.3.4 Synthese: Zeitstrukturbildungsprozesse im Zuge der Familiengründung 113 3 Empirischer Teil 116 3.1 Methodik: Zur Fallrekonstruktiven Analyse von Paarbiographien 116 3.1.1 Zeitlichkeit als Schlüsselbegriff der Biographieforschung 117 3.1.2 Zur Analyse von Paar- und Familienbiographien 122 3.1.3 Fallrekonstruktive Forschung am Leitfaden von Objektiver Hermeneutik und Grounded Theory 127 3.1.4 Reflexion des Forschungsprozesses 135 3.2 Strukturbildungsprozesse im Übergang von Partnerschaft zur Elternschaft: Drei Fallstudien 146 3.2.1 Individualisiert-offen: Stefanie und Alexander 147 3.2.2 Traditional-offen: Alexandra und Philipp 163 3.2.3 Familistisch/traditional-integriert: Michaela und Peter 180 3.2.4 Zwischenfazit: Der Gegensatz offener und geschlossener Prozesse 197 3.3 Wir-Repräsentation und Paarfiktionen 201 3.3.1 Stefanie und Alexander als Fall von Konsensfiktionen 202 3.3.2 Jürgen und Annamaria
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als Fall von Dissensfiktionen 206 3.3.3 Gesellschaftliche Voraussetzungen, prozessuale Bedingungen und Effekte von fiktionalen Wir-Repräsentationen 214 3.4 Geschlechterdifferenzierung und Reflexivwerden geschlechterasymmetrischer Orientierungen 222 3.4.1 Familiengründung als Geschlechterdifferenzierung 222 3.4.2 Reflexivwerden der Geschlechterdifferenz im 'familistischen Milieu' 228 3.4.3 Quellen der Geschlechterdifferenzierung im Übergang zur Elternschaft: Herkunftsbezüge und Schlüsselereignisse 246 3.5 Wechselwirkungen zwischen Strukturbildungsprozessen und externen Zeitstrukturen 255 3.5.1 Diskontinuität in offenen Prozessen 257 3.5.2 Kontrast: Fragwürdigkeit in geschlossenen Prozessen 265 3.5.3 Zur kollektiven Inkorporierung beruflicher Zeitstrukturen 276 3.5.4 Zur vermittelnden Relevanz politischer Zeitstrukturen: Polarisierung zwischen offenen und geschlossenen Prozessen 280 3.6 Zeitstrukturierung 287 3.6.1 Vorgreifende Bestimmtheit im Übergang zur Elternschaft (Sandra und Tim) 289 3.6.2 Verstetigte Offenheit im Übergang zur Elternschaft (Yvonne und Torsten) 304 3.6.3 Zeitkonstruktion und Verzeitlichungsmodi 319 3.6.4 Erwartungsbildung im Ereigniszusammenhang der Elternschaft 323 3.6.5 Strukturiertheit und sinnhafte Gliederungen von Zukunftshorizonten 330 3.6.6 Zeitstrukturierungen im Übergang zur Elternschaft und soziale Differenzierungen (Konzeptintegration) 334 4 Schluss 338 Literatur 352 Tabellen und Abbildungen 369 Anhang 370 Transkriptions- und Anonymisierungsregeln 370 Fallübersicht 372 Datentypen und Textsorten im Forschungsprozess 376 Memotypen im Forschungsprozess 383 Dank 387
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Autoren-Porträt von Christian Gräfe
Christian Gräfe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik an der Universität Duisburg-Essen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Christian Gräfe
- 2020, 388 Seiten, Maße: 14,4 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593511851
- ISBN-13: 9783593511856
- Erscheinungsdatum: 16.01.2020
Pressezitat
»Gräfe versteht es, seine Befunde systematisch zusammenzutragen und gut fundiert, ein plausibles Konzept für die Strukturierung von Zeit in Paarbeziehungen vorzulegen. Für die Paarforschung ist seine Arbeit ein deutlicher Gewinn.« Waltraud Cornelißen, Socialnet, 15.12.2020
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