Die zwei Gesichter der Zerstörung.
Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen.
Für den Vater der UN-Völkermordkonvention von 1948, Raphael Lemkin, ist auch die Vertreibung der Deutschen eine genozidale »Zerstörung nationaler Gruppen als solcher«. Bei dem Beitritt zur UN-Konvention 1954 schließt sich der Deutsche Bundestag Lemkins...
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Produktinformationen zu „Die zwei Gesichter der Zerstörung. “
Für den Vater der UN-Völkermordkonvention von 1948, Raphael Lemkin, ist auch die Vertreibung der Deutschen eine genozidale »Zerstörung nationaler Gruppen als solcher«. Bei dem Beitritt zur UN-Konvention 1954 schließt sich der Deutsche Bundestag Lemkins Sicht an. Mit wachsender erinnerungskultureller Bedeutung des Holocausts wird Völkermord zeitweilig mit »Ausrottung« und Judenvernichtung gleichgesetzt. Doch wie die Studie ebenfalls zeigt, hat der Begriff sich im Zuge der boomenden Kolonialismus-Bewältigung nun erneut geweitet.
Klappentext zu „Die zwei Gesichter der Zerstörung. “
»The Two Faces of Destruction. Rafael Lemkins UN-Genocide-Convention and the Expulsion of the Germans«: For the father of the UN Genocide Convention of 1948, Raphael Lemkin, the expulsion of Germans from parts of Eastern Europe could also be considered a genocidal »destruction of national groups as such«. When the German Bundestag joined the UN Convention in 1954, it adopted Lemkin's perspective. With the growing importance of the Holocaust in the culture of remembrance, genocide was temporarily equated with »extermination« and the annihilation of Jews. However, the term has now expanded again in the context of addressing the issue of colonialism.
Inhaltsverzeichnis zu „Die zwei Gesichter der Zerstörung. “
Unschärfen des Völkermordbegriffs in der deutschen ErinnerungskulturEntstehung und Geist der UN-Genozidkonvention von 1948
Raphael Lemkins Distanz zum Ausrottungsbegriff des Nürnberger Militärgerichtshofs
Lemkins Prägung durch den defizitären Minderheitenschutz der Völkerbundszeit
Vertreibung als Zerstörung einer »Gruppe als solcher«
Die Rolle Lemkins beim Konventionsbeitritt der Bundesrepublik 1954
Bundestagskonsens 1954: Völkermord als »Zerstörung«, nicht »Ausrottung« einer Gruppe
Konventionsbeitritt ohne Konsequenzen: Verzicht auf die systematische Ermittlung von Vertreibungsverbrechen
Folgen von Verjährungsdebatten und Ostverträgen
Zunehmende Gleichsetzung von Völkermord und Holocaust und Randposition der Vertreibung in der neuen Genozidforschung seit den 1980er Jahren
Rechtsradikale Instrumentalisierungen und linke Verengungen des Genoziddiskurses
Zwischen sachlicher Kritik und moralpolitischer Zensur: Lemkins Genozidverständnis und die Genozidforscher
Die »ethnischen Säuberungen« auf dem Balkan nach 1991 und der breite Begriff des Völkermords in der deutschen und internationalen Rechtsprechung
Kolonialhistorischer Wandel des Genozidbegriffs und Anerkennung des Völkermordes an den Herero 2021
Zur Frage der subjektiven und objektiven Komponente des Genozidtatbestands bei der Vertreibung der Deutschen
Jüngste Völkermorddebatten um Polen und die Ukraine
Resümee: Ethnische Vertreibungen als Zerstörungsgenozid
Autoren-Porträt von Manfred Kittel
Contributor Biography - German Manfred Kittel war nach dem Studium u.a. am Institut fur Zeitgeschichte in Munchen tatig, ab 2009 als Grundungsdirektor der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versohnung in Berlin. Seit 2015 forscht er, zunachst am Deutschen Historischen Museum, dann am Bundesarchiv, wieder zu zeithistorischen Themen. Er lehrt Neuere Geschichte in Regensburg. Zu seinen wichtigsten Veroffentlichungen zahlen Studien zur Demokratiegeschichte in Deutschland und Frankreich vor 1933/36, zur Vergangenheitsbewaltigung in Japan und der Bundesrepublik nach 1945 und vor allem zu Geschichte und Erinnerungskultur von Flucht und Vertreibung, zuletzt zur Politik des Lastenausgleichs ab 1952.
Bibliographische Angaben
- Autor: Manfred Kittel
- 2023, 181 Seiten, Maße: 15,9 x 23,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Duncker & Humblot
- ISBN-10: 3428189051
- ISBN-13: 9783428189052
- Erscheinungsdatum: 08.09.2023
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