Die Zwerge Bd.1
Wer sich in die Welt Tolkiens begibt, dem begegnen neben Elben und Orks auch irgendwann die Zwerge - jene kleinen, schlagkräftigen Kämpfer, denen das Axtschwingen angeboren zu sein scheint.
Dies ist die Geschichte des tapferen Tungdil, der dem...
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Wer sich in die Welt Tolkiens begibt, dem begegnen neben Elben und Orks auch irgendwann die Zwerge - jene kleinen, schlagkräftigen Kämpfer, denen das Axtschwingen angeboren zu sein scheint.
Dies ist die Geschichte des tapferen Tungdil, der dem Zwergengeschlecht alle Ehre macht, rasante, spannende Abenteuer erlebt und so manchen Gefahren mutig ins Auge sieht.
Die Zwerge von MarkusHeitz
LESEPROBE
Das Geborgene Land, das Zauberreich lonandar
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus, Frühling
Mit lautemKlingen tanzte der Schmiedehammer auf dem glühenden Stück Eisen herum. Mitjedem Schlag wurde es runder und formte sich, bog sich der Gewalt aus Kraftund Geschick.
Urplötzlich setzte das Konzert aus. Ein unzufriedenes Grummelnertönte, während die Stahlkiefer einer Zange zuschnappten, das Stück packtenund zurück in die Esse warfen. Der Schmied war mit dem Ergebnis seiner Arbeitnicht zufrieden.
»Was machstdu, Tungdil?«, fragte Eiden, der Pferdeknecht des Magus Lot-Ionan, vollerUngeduld und strich dem wartenden Vierbeiner über die Nüstern. »Soll unserAckergaul ewig warten? Ich muss das Feld bestellen.«
Der Zwergmit dem kurz geschorenen braunen Bart tauchte die Hände in den Wassereimer undnutzte die kleine Unterbrechung, um sich vom Schmutz zu befreien. Seingedrungener, nackter Oberkörper wurde von einer Lederschürze bedeckt, dieBeine steckten in Lederhosen. Mit seinen kräftigen Fingern fuhr er sich durchdie langen braunen Haare, um den Schweiß abzuwischen und sich bei der Gelegenheitetwas abzukühlen.
»Das Eisenhätte dem Schimmel nicht gepasst«, lautete die kurze Erklärung. Tungdilbetätigte den Blasebalg, dessen Fauchen in seinen Ohren wie das Atmen einesuralten Giganten klang. Die frische Luft verlieh den glühenden Kohlen feurigesLeben. »Gleich.«
Der Schmiedwiederholte die Prozedur und passte den eisernen Schuh an den Huf an. Als dasHorn verbrannte, verschwand Tungdil in einer stinkenden, gelbweißen Wolke.Rasch kühlte er das Eisen in einem Eimer mit Wasser ab, trieb die Nägel in dievorgesehenen Löcher und setzte den Hinterlauf vorsichtig zu Boden. Er beeilte sich,von dem breiten, starken Pferd weg zu kommen, dessen Größe ihn mit Misstrauenerfüllte.
Eidenlachte und streichelte das Tier. »Na, das hat der Kurze wieder guthinbekommen, was?!«, sagte er zu dem Schimmel. »Komm, aber pass auf, dass dunicht über ihn stolperst.« Die beiden verschwanden aus der Schmiede, um soschnell wie möglich auf den Acker zu kommen.
Der Zwergstreckte sich und schüttelte die muskulösen Arme aus, während er zur Esse ging.Die Gehässigkeiten des Knechts prallten an ihm ab. Er war sowohl verletzendenals auch nett gemeinten Spott gewohnt; der gehörte zu seinem Los, als einzigerZwerg unter den Menschen zu leben, wohl dazu.
Angehörige seines Volkes sah man im Geborgenen Land soselten wie ein Goldstück am Wegesrand, und der Ruf der wenigen fahrendenZwerge, die sich unterwegs als Schmiede und Werkzeugmacher verdingten, warnicht der beste. Sie galten als Sonderlinge und äußerst verschlossen, und wieer gehört hatte, war ihnen nur an Münzen und guten Preisen gelegen.
Dennochwürde ich gern einem begegnen, dachte er. Sein Blick wanderte durch die aufgeräumteWerkstatt und über die zahlreichen Zangen und Hämmer, die geordnet in ihrenHalterungen ruhten. Er könnte mir gewiss vieles über die fünf Zwergenstämmeerzählen. Tungdil liebte das Halbdunkel der Schmiede, weil es die Schönheitder glimmenden Kohlen hervorhob.
Wiederbetätigte er den Blasebalg; der Luftstoß fachte die Flammen an und jagteFunken in den Schornstein. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. DerZwerg stellte sich vor, dass rot leuchtende Punkte zum Schlot hinaus tanztenund bis zu den Sternen stiegen, um selbst Teil der Gestirne zu werden. Genausoviel Freude bereitete es ihm, den Hammer auf dem roten Eisen auf und ab springenzu lassen. Ob sie anders schmieden, als ich es tue?
»Warum istes in deiner Schmiede immer so dunkel?« Wie aus dem Nichts war Sunjaaufgetaucht, die achtjährige Tochter der Magd Frala, ein aufgewecktes Kind, demdas Äußere Tungdils herzlich gleichgültig war.
Der Zwerggrinste, sodass sich sein freundliches Gesicht in Falten legte. Er wundertesich, wie schnell die Menschenkinder wuchsen. Es würde nicht mehr lange dauern,und sie wäre so groß wie er. »Katzen und kleine Kinder, man hört sie niekommen.« Er warf ein Stück Eisen in die Esse. »Komm, wir lassen es glühen, undich erkläre es dir.«
VollerBegeisterung half das blonde Mädchen, den Blasebalg zu drücken, und Tungdilließ sie wie immer glauben, dass sie es ganz allein schaffe, die Luft aus denprallen Lederbacken zu pressen. Bald glomm das Metall.
»Siehst du?« Er fasste es mit der Zange und legte es auf denAmboss. »Es hat natürlich einen Grund, weshalb bei mir Zwielicht herrscht. Nurso kann ein Schmied erkennen, ob der Stahl die richtige Temperatur erreichthat. Warte ich zu lange, verbrennt mir das Eisen, und nehme ich es zu früh ausseinem Bett aus feurigen Kohlen, lässt es sich nicht schmieden oder bricht.«Tungdil freute sich, als er das ernsthafte Nicken der Kleinen sah, die ihrerMutter wie aus dem Gesicht geschnitten war.
»Du bist ein Meisterschmied, sagt Mutter.«
Der Zwerg lachte. »Nein, das nicht. Aber ich kann mein Handwerkganz gut.« Er zwinkerte ihr zu, und sie lachte fröhlich zurück.
Dabei hatte ihm niemand die Handgriffe gezeigt. Er hatte demalten Schmied Lot-Ionans bei seiner Arbeit zugeschaut, mehr war für den Zwergnicht notwendig gewesen. Immer, wenn der Mann nicht am Amboss gestanden hatte,hatte Tungdil die Gelegenheit genutzt und geübt. Es hatte nicht langegedauert, und er hatte die einfachen Dinge beherrscht. Jetzt, nach dem Ablaufvon mehr als dreißig Zyklen, traute er sich jede Schmiedearbeit zu.
Tungdil und Sunja betrachteten in sich versunken das wechselvolleFarbenspiel. Orange, gelb, rot, weiß, blau ... Die Kohlenbrocken glühten,knackten und knisterten.
Er wollte sie gerade fragen, was es zum Mittag gäbe, als dieUmrisse eines Menschen im hellen Eingang zu sehen waren.
»Tungdil, komm in die Küche. Wir brauchen dich«, rief ihnJolosin, ein Famuli der vierten Stufe, befehlend.
»Geht das ein bisschen freundlicher?«, antwortete er undsagte zu Sunja: »Du fasst nichts an, versprich es.« Schnell steckte er einenkleinen Gegenstand ein, den er geschmiedet hatte, ehe er dem angehendenZauberer durch die Gänge des unterirdischen Gewölbes folgte, in welchem dieSchule des Geduldigen beherbergt war.
© 2004 Piper Verlag GmbH, München
Interview mit Markus Heitz
In Ihrem bisher dreibändigenZwergen-Epos erschaffen Sie das Geborgene Land, in dem Menschen, Zauberer undElben leben und das von den Zwergen geschützt wird. Wie gehen Sie vor, wenn Sieso eine komplette Welt erschaffen? Zeichnen Sie Landkarten? Legen SieKarteikarten über jeden einzelnen Charakter an?
EinFantasy-Buch beginnt bei mir mit Tüfteln. Denn was ich vorher entwerfe, mussich mir während des Schreibens nicht ausdenken, so einfach ist das. Es erleichtertdie Arbeit ungemein, macht Spaß und hilft mir, mich noch besser in die Welthineinversetzen zu können. Aus einer Handvoll Ideen wird eine Struktur, derUmriss einer Landkarte, aus der sich nach und nach die verschiedenen Reicheentwickeln. Dann erhalten die verschiedenen Völker ihre Besonderheiten, ihreVorlieben, ihre Freund- und Feindschaften. Einiges an Ideen gibt es im Vorfeld,einiges entsteht aber auch beim Kreieren der Welt. Eins kommt zum anderen.Ursprünglich waren es übrigens neun Zwergenstämme statt fünf, es wurde aber zuGunsten der Übersichtlichkeit ausgedünnt. Es gab auch mal die Unterscheidungzwischen Elben und Elfen, zwei Völkern, die sich ähnlich sind, aber dennochgroße Unterschiede haben. Vielleicht nutze ich die Idee bei einem anderen Buch.
Wenn dasalles steht, geht es an die Ausarbeitung der Charaktere. Früher hatte ich malKarteikarten, heute sind es Dateien. Da sind Äußerlichkeiten ebensofestgehalten wie persönliche Eigenheiten, Einstellungen zum Humor, wichtigeEreignisse in der Vergangenheit und vieles mehr.
Gerade beimUlldart-Zyklus sind sehr viele russische Anklänge zu finden. Kein Wunder, dieNordreiche des Kontinents sind stark an das Russland der Zarenzeit angelehnt.Mit dem Geborgenen Land verhält es sich anders. Da war mir daran gelegen, denCharakteren den Klang zu geben, der zu ihnen passt. Sinthoras und Caphalor sindBösewichte, aber eben sehr elegante Bösewichte, denen Namen wie Gronsha oderHerbert nicht gestanden hätten. Sinthoras klang für mich schnell, gefährlich;Caphalor macht Eindruck. Man erwartet eine eindrucksvolle, düsterePersönlichkeit. Also, mir ging es so.
Und wie kommen Sie auf die Namen?
Na, ichgrübele, lese Namen und Bezeichnungen um mich herum vorwärts und rückwärts,betrachte meine alten Schulfremdsprachen- und Studiumsbücher, stöbere inNamensbüchern, baue um und verfremde, bis der Name dabei herauskommt, mit demich zufrieden bin. Manchmal sind es auch existierende Namen wie Govan,Zvatochna oder Norina, auf die ich zurückgreife. Es kann sein, dass einCharakter in einem Buch lange Zeit einen Platzhalter erhält, weil ich nochkeinen passenden Namen gefunden habe.
Tungdil, der bereits im ersten Band"Die Zwerge" auftaucht, ist bei dem Magier Lot-Ionan unter den Menschenaufgewachsen und kennt die Bräuche seines Volkes nur aus Geschichten. Warum istgerade er prädestiniert, seinem Volk zu helfen? Was zeichnet ihn aus?
Dass er mitanderen Augen und anderem Denken an die Aufgaben herangeht. Das nennt man wohl"frischen Wind". Er vereint angeborene zwergische Eigenheiten mit der Erziehungder Menschen und dem Wissen eines Gelehrten. Wo die üblichen Zwerge ein wenigbetriebsblind sind, hat Tungdil den Vorteil, nicht in dem Maße durchTraditionen und Lebensanschauungen eingeengt zu sein.
Auch in "Der Krieg der Zwerge"müssen Tungdil und seine Verbündeten in die Schlacht gegen Feinde desGeborgenen Landes ziehen. Wie ist es Ihnen nach "Die Zwerge" gelungen, eineFortsetzung zu schreiben, die ähnliche Mittel einsetzt und dennoch frisch undspannend ist?
Indem ichmir vornehme, das zu schreiben, was mich unterhalten und überraschen würde. Esist der zweite Band, und das bedeutet, dass ich neue Facetten der Zwergenweltzeigen kann. Nach "Zwerge für Einsteiger" kommt "Zwerge für Fortgeschrittene", indem eine neue Gemeinschaft der Zwerge vorgestellt und ein Blick auf dieZwergenhasser in den eigenen Reihen geworfen wird. Die einen haben sich aus denZwergenreichen zurückgezogen und führen ein Leben abseits der Traditionen; dieanderen verfolgen die Absicht, alle Stämme zu vernichten. Auch die Bedrohungund die Herausforderungen für Tungdil müssen andere sein als im ersten Band,das war klar. Bis zur Hälfte des Buches wird der Leser auf eine falsche Fährtegeführt, bis die plötzliche Wendung kommt - von der natürlich auch Tungdil undseine Freunde überrascht werden.
Im dritten Band, "Die Rache derZwerge", scheint Tungdil zunächst müde und kraftlos, sein Aussehen wirktverwahrlost, und seine Worte werden angezweifelt. Was ist mit dem Helden von einstgeschehen?
Jetzt kommtmein Lieblingssatz: Aus dramaturgischen Gründen kann ich dazu leider nichtssagen Na, es wird klar sein, dass auch ein Zwerg vor privatenSchicksalsschlägen nicht gefeit ist. Auch die Liebe spielt in den Büchern eineRolle, und diese Angelegenheit ist niemals einfach. Gerade nicht für Tungdil.Ein Charakter wie er, ein Zwerg, dessen Einstellungen weder zu Menschen noch zuZwergen passen wollen, kommt sehr schnell in Bedrängnis. Er steht im Grundezwischen allen Ambossen, um beim Zwergenbild zu bleiben. Da ist viel Platz fürKonflikte, für Tragödien. Mehr Andeutungen wird es nicht geben. Sie wissenschon, aus dramaturgischen Gründen
In "Die Rache der Zwerge" sieht sichdas Kleine Volk mit den gefährlichsten Wesen konfrontiert, die je ihr Reichbedroht haben: mit Halbkreaturen, die sich mit todbringenden Maschinen umgebenund mit magischen Kräften vorgehen. Wo liegt der Ursprung für ihren Hass, mitdem sie auf die Zwerge losgehen? Und warum müssen sich die Zwerge eigentlich auchnoch untereinander bekämpfen, wo ihnen allen große Gefahren von außen drohen?
Die Zwerge in der Gesamtheit bekämpfensich nicht. Es gibt die absolut Unbelehrbaren, die Zwergenhasser, die derartverblendet sind, dass sie ihr Ziel niemals aufgeben. Dadurch erschüttern sieunvermittelt auch den Fortbestand des Geborgenen Landes, was sie vorher nichttaten. Sie wurden radikaler - oder stecken vielleicht ganz andere hinter denAnschlägen, die im Buch geschehen? Die Halbkreaturen haben im Grunde nichtsgegen die Zwerge oder gegen das Geborgene Land. Sie haben einen Auftrag, densie erfüllen möchten. Und wenn sich ihnen dabei etwas in den Weg stellt, tja,dann beseitigen sie dieses Hindernis. In den seltensten Fällen würden sie eineUmgehung benutzen. Ganz anders verhält es sich mit der Frage nach derMotivation ihres Auftraggebers. Es wäre aber gemein, etwas dazu zu sagen. Undweil es noch gemeiner ist, nichts zu sagen, tue ich lieber das.
Was, glauben Sie, fasziniert dieLeser am Kampf der Zwerge gegen das Böse? Und worin liegt Ihre eigeneFaszination? Es heißt, sie hätten sich anfangs gar nicht so sehr für Zwergeinteressiert!
Falsch. Ichwurde gefragt, ob ich mir eine Geschichte in einer klassischen Fantasyweltvorstellen kann. Ich konnte. Und wählte von Beginn an die Zwerge, auch wenn esmit den Elfen wahrscheinlich -mit den Augen eines Kaufmanns betrachtet -einfacher gewesen wäre. Aber Elfen sind mir zu perfekt, zu schön, zu arrogant,zu überlegen, zu glatt und mir persönlich damit zu langweilig. Ich finde sienicht schlecht, aber sie reizen mich nicht, weswegen ich lieber die Gegenrasseentworfen habe, die Albae, das abgründige Spiegelbild der Elben. Zwergewiederum haben was Kerniges, ihren eigenen Sturkopf und ihre eigene Art vonHumor, sie sind gradlinig und sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. KleineGestalt, großes Herz. Dazu kam noch, dass sie in der Herr-der-Ringe-Verfilmungein bisschen schlecht wegkamen, wie ich fand.
Warum denn das?
An waserinnert man sich, wenn man Gimli nur aus dem Film kennt? Richtig, er wurdegeworfen, er war der Spaßmacher wider Willen, der vom Pferd fällt und schreit,es sei Absicht. Als er sich dann vor der Schlacht bei Helms Klamm an einerStelle der Mauer aufstellt, wo er nichts, aber auch gar nichts von den Feindensieht, die Scharen anrücken, dachte ich mir: Nein! So etwas würden meine Zwerge niemals tun. Meine Zwerge können undsind mehr als Stichwortgeber. Über die Faszination beim Leser kann ich nurspekulieren, da müsste man die Leser selbst fragen. Für mich liegt sie darin,dass die Zwerge sich in ihrer unnachahmlichen Art gegen das Böse stemmen, nichtaufgeben und, wenn man so möchte, die hart gesottenen Schutzengel desGeborgenen Landes sind.
Zurück zu Ihren schriftstellerischenAnfängen: Ihr erstes literarisches Projekt war das insgesamt sechsbändige"Ulldart"-Epos. Lag der Erstling "Schatten über Ulldart" lange im Schreibtisch,oder war es leicht für Sie, einen Verlag zu finden?
Es war eineFügung, schätze ich. Geschrieben hatte ich das Buch nur für mich, um zu sehen,ob ich nach unzähligen Kurzgeschichten einen Roman im Griff haben kann. EineVeröffentlichung war nie geplant. Freunde haben es gelesen und wollten, dassich es einsende. Nach langem Zögern habe ich das getan und nicht wirklich mitErfolg gerechnet. Das Manuskript ging im Jahr 2000 an vier Verlage. Von zweienhabe ich nie wieder was gehört. Dann meldete sich der Heyne-Verlag und hatgekauft, danach meldete DroemerKnaur noch Interesse an. Leider einen Tick zuspät.
Anscheinendwar ich damals mit dem richtigen Buch zur richtigen Zeit am richtigen Ort, habeden passenden Lektor und den passenden Verlagsverantwortlichen gefunden. Heuteweiß ich, wie schwer es ist, auf diesem Weg zu einer Veröffentlichung zukommen.
MitDroemerKnaur habe ich inzwischen Projekte auf einem anderen Sektor, und ausHeyne wurde - was Fantasy angeht - inzwischen der Piper-Verlag, bei dem ichmich sehr gut aufgehoben fühle.
"Schatten über Ulldart" wurde mitdem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Sie haben sich sozusagen mit einemPaukenschlag in der Welt der Fantasy eingeführt. War dieser Erfolg wichtig fürIhr weiteres Schreiben, oder hätten Sie - ganz nach Zwergenmanier - sowiesoniemals aufgegeben?
Es warzunächst nicht geplant, mit Ulldart auf den Markt zu gehen. Aber nachdem ichdie Unterstützung meiner Freunde bekommen hatte, war schon der Wunsch gewecktworden, mal ein Buch von mir verlegt zu sehen. Aber ich hätte es nichterzwungen. Ich war zu dem Zeitpunkt freier Mitarbeiter einer saarländischenTageszeitung und verdiente so mein Geld: Stadtratssitzungen,Kleintierzüchtervereine (Der deutsche Widder hat nicht zwangsläufig was mitSchafen zu tun!), Umfragen, lokalpolitische Veranstaltungen,Theateraufführungen, Abiturfeiern, Faschingsbälle - das volle Programm einer Mittelstadt.Vermutlich hätte ich das Manuskript einfach wieder und wieder eingeschickt.Steter Hammerschlag knackt den Stein, oder so ähnlich.
Könnten Sie sich nach Ihren großenErfolgen in den Genres Fantasy und Science-Fiction auch vorstellen, etwas komplettanderes zu schreiben? Beispielsweise einen Krimi?
Abwechslungist mir wichtig, sonst wird es mir langweilig. Das wäre wie jeden Tag Pasta.Auch wenn ich die Soße tausche, ist es immer noch Pasta. Es wird Zeit für neueKost. Richtig neue Kost, und da habe ich zwei Dinge auf dem Speiseplan. Ichplane zum einen ein neues, ungewöhnliches Fantasy-Projekt, für das ich den Piper-Verlaggewinnen konnte. Sehr spannend, aber mehr kann ich noch nicht verraten. Strenggeheim!
Den Bereich"Horror" werde ich mit "RITUS" betreten, einem historischen Werwolf-Roman, derim April 2006 bei DroemerKnaur erscheinen wird. Der Verlag kam zwar bei Ulldartzu spät, aber mit den Wölfen voll zum Zug. Diese Geschichte ist äußerstreizvoll, weil er eine Begebenheit im Frankreich des 18. Jahrhundertsbehandelt. Das Buch hat zwei Fäden: die Geschehnisse des 18. Jahrhunderts unddie Gegenwart, in der ein Nachfahre des Jägers Chastel unterwegs ist, umfortzuführen, was 1764 in Frankreich begann. Die Art und die Anzahl derbeschriebenen Morde des historischen Teils hat es gegeben, etlicheRoman-Personen existierten. Bis heute ist das Rätsel von Gévaudan ungeklärt.Die Bilanz ist heftig: etwa 250 registrierte Angriffe durch das Wesen, mehr als130 Tote und unzählige Verletzte. Es gab riesige Treibjagden mit 40.000Treibern und tausenden Jägern, um das Wesen zu stellen. Zirka 10.000 LivresBelohnung (72 Livres waren damals in etwa das Jahresgehalt eines Arbeiters)lockten Jäger aus ganz Europa nach Südfrankreich. Die Grundstory ist in Frankreichpopulär und diente dem Film "Pakt der Wölfe" als Vorlage. Ich gehe einenanderen Weg, beschäftige mich mit dem Mann, der die Bestie offiziell erlegte:Jean Chastel, außerdem mit seinen beiden Söhnen Antoine und Pierre.
Wenn Sie sich nicht Ihren großenWunsch erfüllt hätten und Schriftsteller geworden wären: Hätten Sie vielleichtauch Erfolg im Entwickeln von Computerspielen gehabt? Auch dort geht es darum,neue Welten zu kreieren. Würde Sie so etwas interessieren?
Ich binRollenspieler auf Entzug, das Bücherschreiben ist sozusagen mein Methadon.Ungefähr 16 Jahre war ich in anderen Welten unterwegs, von Star Wars überShadowrun, AD&D, Vampire, DSA und viele, viele weitere Welten. Es ging vonklassischer Fantasy über Horror bis Science-Fiction. Heute fehlt mir die Zeitdazu.
Wäre ichnicht Schriftsteller geworden, hätte es mich entweder hauptberuflich in dieLehrerecke in ein Gymnasium verschlagen (mein Pädagogikum habe ich), oder ichwäre beim Journalismus geblieben. In meiner Freizeit hätte ich mich weiterhinmit Rollenspielen beschäftigt. Tatsächlich ist Ulldart als Rollenspielweltkonzipiert. Im Internet findet man unter www.ulldart.dedie komplette Welt, mit Karten, Beschreibungen, Maßen, Gewichten und Währungen,allerdings ohne Regelsystem. Ich weiß, dass einige Gruppen nach eigenen Regelnauf Ulldart Abenteuer erleben.
Es wärenatürlich schon toll, wenn man aus Ulldart oder aus dem Geborgenen Land einPC-Game machen würde, entweder als Rollenspiel oder Echtzeit-Strategie-Spiel.Potenzial dazu haben beide Welten.
Um noch einmal auf die Welt derZwerge zurückzukommen: Im November 2003 erschien "Die Zwerge", im Oktober 2004"Krieg der Zwerge", im September 2005 erscheint "Die Rache der Zwerge" - nachAdam Ries müsste im August 2006 Band 4 des Zwergen-Epos herauskommen. Richtig?
Ich war niebesonders gut in Mathe, von daher stehe ich mit Adam Ries auf Kriegsfuß.Deswegen: Bevor ich zwergisch bis vier zähle, kommt noch einmal die eins,allerdings in einer ganz anderen Sprache. Der Piper-Verlag lässt mir diesenFreiraum, was ich sehr gut und sehr mutig finde. Man hätte genauso gutversuchen können, mich zu überreden: "Herr Heitz, schreiben Sie nächstes Jahrmal lieber noch einen vierten Zwergenband." Dem war aber nicht so. Im Frühjahrwird das neue phantastische Universum entworfen, die nächste Welt entsteht, diees - meines Wissens - so noch nicht gibt.
Aber allenZwergen-Fans sei gesagt: Der Plot für einen vierten Band liegt im Tresor, under wird gewiss zum Einsatz kommen. Dazu gefällt er mir zu gut. Das GeborgeneLand darf vorerst mal durchatmen, bevor ich mich darin mit neuem Elan austobe.Wer dann mit von der Partie sein wird? Die Überlebenden aus "Die Rache derZwerge". Wer auch immer das sein möge.
Die Fragen stellte Eva Hepper,Literaturtest.
- Autor: Markus Heitz
- 2004, 30. Aufl., 640 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492700764
- ISBN-13: 9783492700764
- Erscheinungsdatum: 27.10.2004
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