Dieses goldene Land
Roman
Die junge Hannah bricht nach Australien auf, um ihr Glück zu suchen. Ihre Liebe zu dem Naturforscher Neal führt sie in die mystische Welt der Aborigines, mit dem Outlaw Jamie gerät sie in eine abenteuerliche Schatzsuche. Im Herzen der...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Dieses goldene Land “
Die junge Hannah bricht nach Australien auf, um ihr Glück zu suchen. Ihre Liebe zu dem Naturforscher Neal führt sie in die mystische Welt der Aborigines, mit dem Outlaw Jamie gerät sie in eine abenteuerliche Schatzsuche. Im Herzen der Wildnis muss sie ihren Traumpfad finden.
"Eines von Woods besten Büchern"
DENGLERS-BUCHKRITIK.DE
Klappentext zu „Dieses goldene Land “
Das große Australienepos von Barbara Wood
Aus der Enge des viktorianischen England flieht die Arzttochter Hannah in die Weiten Australiens. Schon auf der Überfahrt begegnet sie dem Naturforscher Neal, der eine Expedition in die unerforschten Regionen des fünften Kontinents führen will. Dort taucht er ein in die mystische Welt der Aborigines. Während Hannah noch um seine Rückkehr bangt, gerät sie selbst in die Hände von rauen Schatzsuchern. Mit ihnen zieht sie mitten hinein in das Herz der Wildnis...
Vor der beeindruckenden Kulisse der ungezähmten Landschaft Australiens sucht Hannah nach ihrer Bestimmung.
Wie schon bei ihrem Megaerfolg 'Traumzeit' führt Bestellerautorin Barbara Wood in das faszinierende Australien. Voller Mystik, Leidenschaft und Spannung zeichnet sie das Schicksal einer jungen Frau, die ihren Weg sucht.
Lese-Probe zu „Dieses goldene Land “
Dieses goldene Land von Barbara Wood1
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Ein jäher Schmerz riss Lady Margaret aus ihrem Schlummer.
In der Dunkelheit, die sie einhüllte, überlegte sie, wie spät es sein mochte. Sie hörte den Regen gegen die Fensterscheiben prasseln und erinnerte sich, dass sie sich vor dem Abendessen hatte hinlegen wollen.
Sie musste eingeschlafen sein ...
Erneut ein stechender Schmerz. Nein! Es ist noch zu früh!
Nur mit Mühe gelang es der Baronin, die im achten Monat schwanger war, sich aufzusetzen und die Beine aus dem Bett zu schwingen. Es war noch hell gewesen, als sie ihr Schlafzimmer aufgesucht hatte; inzwischen war es dunkel geworden, und keine Lampe brannte. Hektisch tastete sie nach der Klingelschnur. Als sie daran zog, spürte sie, wie sich etwas Warmes und Feuchtes unter ihr verbreitete.
»Nein«, flüsterte sie. »Bitte nicht, lieber Gott ... « Ein weiterer stechender Schmerz ließ sie aufschreien.
Bis die Haushälterin erschien, waren die Beschwerden schier unerträglich geworden und machten sich in kürzeren Abständen bemerkbar. Der Schein der Öllampe, mit der Mrs. Keen an das Bett geeilt war, fiel auf blutgetränkte Laken. Und Ihre Ladyschaft ... »Ach du lieber Gott!«, stammelte die Haushälterin, als sie die leichenblasse Baronin wieder zurück in die Kissen bettete.
»Das Baby«, keuchte Lady Margaret. »Es kommt ... «
Mrs. Keen starrte sie an. Lady Margarets langes rotes Haar, das ihr weit über die Schultern reichte, ließ sie jünger als ihre dreiundzwanzig Jahre wirken. Wie zart und zerbrechlich sie aussah! Und jetzt kamen noch diese Wehenschmerzen hinzu!
Als Lady Margaret gesagt hatte, sie fühle sich unwohl, war Lord Falconbridge persönlich aufgebrochen, um den Arzt auf Willoughby Hall zu rufen. Vor mehreren Stunden war das gewesen. Hatte das Gewitter die Straße aufgeweicht? »Keine Sorge, Eure Ladyschaft«, sagte Mrs. Keen begütigend. »Euer Gatte und Dr. Willoughby müssen jeden Augenblick eintreffen.«
Die Haushälterin wies eine Zofe an, bei der Baronin zu bleiben, und eilte die Treppe hinunter. Sie rief nach Luke, ihrem Ehemann und Verwalter des herrschaftlichen Anwesens.
Kaum hatte sich die Kunde von Lady Margarets vorzeitigen Wehen verbreitet, hob in Falconbridge geschäftiges Treiben an. Diener, der Butler, selbst die Köchin samt Gehilfen ließen alles stehen und liegen und stürzten herbei, sogar diejenigen, die bereits ihre Zimmer aufgesucht hatten, um sich zu Bett zu begeben. Lord Falconbridge war sehr reich, und das Anwesen, dessen Grundmauern auf die Zeit Wilhelms des Eroberers zurückgingen, benötigte viel Personal.
»Was ist denn hier los?«, wunderte sich Luke Keen, der gerade nach den Jagdhunden geschaut hatte, weshalb an seiner Kleidung noch die kühle und feuchte Abendluft haftete.
Die Wirtschafterin zog ihn beiseite. »Bei Ihrer Ladyschaft haben die Wehen eingesetzt. Drei Wochen zu früh. Da stimmt was nicht. Du musst jemanden nach Seiner Lordschaft und Dr. Willoughby ausschicken. Sie müssten längst hier sein.«
Luke Keen nickte bedächtig. »Ich schicke Jeremy los. Er ist der Schnellste zu Pferd.«
Ein Schrei aus dem ersten Stock ließ sie jäh nach oben schauen, dann sahen sie sich mit ernstem Blick an. Luke knetete an der Mütze in seiner Hand herum. Seine Schwester, Gott hab sie selig, war im Kindbett gestorben. »Soll ich Doktor Conroy holen?«
Mrs. Keen biss sich auf die Lippe. Obwohl John Conroy ebenfalls Arzt war und nicht allzu weit weg wohnte, nur am anderen Ende des Dorfes, gehörte er nicht der gleichen gesellschaftlichen Schicht an wie der Baron und seine Gemahlin. Conroy kümmerte sich um die Dorfbewohner und die hier ansässigen Bauern. Und da war da noch diese andere Geschichte, die Lord Falconbridge, wie Mrs. Keen wusste, Dr. Conroy übelnahm. Seiner Lordschaft gefiel es bestimmt nicht, wenn so einer, Arzt hin oder her, Hand an seine Frau legte.
Wenn sie allerdings an die Fehlgeburt dachte, die Lady Margaret ein Jahr zuvor erlitten und die ihr fast das Leben gekostet hatte ... »Also gut, Mr. Keen«, meinte sie deshalb. »Reit du nach Bayfield. Gebe Gott, dass Dr. Conroy zu Hause ist! «
Als Keen sein Pferd sattelte, überlegte er, ob das, was er vorhatte, richtig war. Wenn Lord Falconbridge etwas missfiel, bekam jeder seinen Jähzorn zu spüren. Auch an Schuldzuweisungen ließ er es nicht fehlen. Die arme Mrs. Delaney, die Köchin, die seit dreißig Jahren auf Falconbridge das Zepter über Pfannen und Tiegel geschwungen hatte - Knall auf Fall musste sie gehen, weil Seine Lordschaft nicht davon abzubringen war, dass ihre Zwiebelsuppe die Fehlgeburt bei seiner Frau ausgelöst hatte. Wem würde der Baron die Schuld geben, wenn Lady Margaret oder dem Baby heute Nacht etwas zustieß? Keen und seine Frau durften nicht riskieren, ihre Stellung zu verlieren. Die Zeiten waren schlecht, es war schwer, anderweitig unterzukommen.
Andererseits, sagte sich Keen und schwang sich in den Sattel, konnte Seine Lordschaft in punkto Belohnungen durchaus großzügig sein. Wenn die Keens durch rasches Handeln das Leben von Lady Margaret und ihrem Baby retteten, war abzusehen, dass Seine Lordschaft sich dafür erkenntlich zeigen würde. Vielleicht in Form eines eigenen Austragshäuschens und einer kleinen Rente ...
Als Luke Keen in die regnerische Nacht ritt, betete er, dass er nicht im Begriff war, den größten Fehler seines Lebens zu begehen.
Wie schön es doch zu Hause ist, befand Hannah Conroy, als sie den Tisch für das Abendessen deckte. Wieder in Bayfield zu sein, im eigenen Haus, wo ein gemütliches Feuer gegen die unwirtliche Nacht anflackerte und ihr Vater in seinem kleinen Labor arbeitete. Dieses letzte Jahr in London, die intensive Ausbildung zur Hebamme in der Wöchnerinnen-Klinik - die Vorlesungen, der praktische Unterricht und die Prüfungen, die unendlich langen Stunden auf den verschiedenen Stationen, die Versorgung der Patienten, das Ausleeren von Bettpfannen, das Wischen der Fußböden, das Zusammenleben auf engstem Raum in einem Schlafsaal bei lediglich einem freien Nachmittag pro Woche, um in die Kirche zu gehen und sich um die eigene Wäsche zu kümmern -, all dies war die Mühe wert gewesen. Auf dem Kaminsims, fix und fertig, um neben der Haustür angebracht zu werden, thronte das frisch gemalte neue Praxisschild: Conroy & Conroy ~ Praktischer Arzt & Hebamme.
Schon immer war es Hannahs Wunsch gewesen, wie ihr Vater einen medizinischen Heilberuf zu ergreifen; da aber Frauen die Ausbildung zur Ärztin versagt war, hatte sie sich, gewissermaßen als Hintertür zu dieser Welt, darauf verlegt, Hebamme zu werden. Als sie siebzehn geworden war, hatte der Vater dann Empfehlungsschreiben an die Wöchnerinnen-Klinik geschickt, Hannah war nach London gefahren, hatte die Aufnahmeprüfung abgelegt und war angenommen worden. An ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie mit ihrer Ausbildung begonnen und ein Jahr später, mit neunzehn, ihr Abschlusszeugnis erhalten. Das war vor einem Monat gewesen. Was ihr vorschwebte, war, eines Tages eine eigene kleine Praxis zu führen, und da bereits feststand, dass Mrs. Endicott, die Frau des Besitzers einer Hühnerfarm, sie bei der Entbindung ihres neunten Kindes, das in einer Woche kommen sollte, in Anspruch nehmen wollte, zweifelte Hannah nicht daran, dass Mrs. Endicott anschließend Miss Conroy an Freunde und Nachbarn weiterempfehlen würde.
Es gab noch einen weiteren Grund, weshalb Hannah froh war, wieder zu Hause zu sein - während ihrer Abwesenheit hatte sich der Gesundheitszustand ihres Vaters verschlechtert, und zwar so erheblich, dass sie ihn unbedingt dazu bewegen wollte, seine Tätigkeit als Arzt einzuschränken und zur Abwechslung mehr sein eigenes Wohlergehen in den Vordergrund zu rücken.
Mit seinen fünfundvierzig Jahren war John Conroy ein hochgewachsener, gutaussehender Mann mit leicht graumeliertem Haar, breiten Schultern und geradem Rücken. Wo immer er sich in seiner schlichten Kleidung zeigte - er trug keinen Gehrock, wie es seinerzeit Mode war, sondern einen langen schwarzen Mantel über schwarzen Hosen, eine schwarze Weste und ein weißes, bis zum Kragen geknöpftes Hemd, keine Krawatte; außerdem einen schwarzen Hut mit flachem Kopfteil und breiter Krempe -, zog er die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn er durch das Dorf schritt, drehten sich die Frauen nach ihm um.
Gerührt dachte Hannah an die Zeit zurück, als nach dem Tod der Mutter die Frauen von Bayfield und Umgebung nacheinander vorstellig geworden waren - die Witwen und Jungfern und Mütter von heiratsfähigen Töchtern - und dem blendend aussehenden verwitweten Quäker handgefertigte Decken und Speisen gebracht hatten. Aber keiner von ihnen gelang es, die Mauer seines Kummers zu überwinden oder die Schranke zu durchbrechen, die zwischen ihnen und der Hingabe stand, mit der er sich einer neuen Aufgabe widmete: ein Heilmittel für die Krankheit zu finden, an der Louisa, seine Frau, gestorben war.
Hannah hielt mit dem Brotschneiden inne und lauschte dem Wind und dem Regen. Erklang da in der Ferne das Geräusch von Pferdehufen? Hoffentlich niemand, der den Vater zu einem Notfall rief. Als einziger Arzt in der Gegend würde er sich natürlich ungeachtet des garstigen Wetters auf den Weg machen.
Bayfield, ein Dorf in der Grafschaft Kent, lag auf halber Strecke zwischen London und Canterbury, an einem munteren Fluss, einem Nebenarm des Len. Auch wenn die Mär ging, dass seit dem Steinzeitalter Menschen hier lebten und möglicherweise auch Cäsars Legionen hier durchgezogen waren - eindeutig ließ sich die Ansiedlung bis ins Jahr 1387 zurückverfolgen. Damals hatte eine Gruppe von Pilgern auf dem Rückweg aus Canterbury »neben einem Heufeld« Rast gemacht und sich zum Bleiben entschlossen.
Hannah hörte, wie sich die Pferdehufe näherten und den Hof erreichten. Als sie die Haustür öffnete, schwang sich der einsame Reiter, in dem sie Luke Keen vom Falconbridge Manor erkannte, gerade aus dem Sattel. »Mr. Keen! Kommen Sie doch herein.«
Sie schloss die Tür hinter ihm, derweil Keen seine durchweichte Mütze abnahm und sie gegen sein Bein schlug. »Ist Ihr Vater zu Hause, Miss Conroy? Er wird dringend benötigt.«
Aus dem Sprechzimmer ließ sich John Conroy vernehmen. »Hannah, hab ich da was gehört ... Oh, schönen guten Abend, Luke Keen. «
»Tut mir leid, Sie zu stören, Doktor, aber es handelt sich um einen Notfall auf dem Gut.«
»Bin schon unterwegs. Um wen geht's denn?«
»Um Ihre Ladyschaft, Doktor.«
Conroy fuhr herum. »Was sagen Sie da?«
»Sie ist in anderen Umständen, und irgendwas stimmt nicht.«
Conroy wechselte einen Blick mit seiner Tochter. Sie waren schon auf Falconbridge Manor gewesen, aber bislang nur, wenn jemand vom Personal ihrer Hilfe bedurft hatte. Zur Herrschaft selbst waren sie noch nie gerufen worden. »Was ist mit dem Hausarzt der Familie?«
»Seine Lordschaft ist seit Stunden unterwegs, um Dr. Willoughby zu holen, aber er ist noch immer nicht mit ihm zurück. Meine Frau sagt, es ist ernst. Sie befürchtet das Schlimmste für ihre Herrin!«
Luke Keen half ihnen, ihr Pferd vor den Wagen zu spannen, dann machte er sich auf den Heimweg, um Ihre Ladyschaft vorab zu informieren, dass Hilfe nahte.
Die Conroys brachen auf in die Nacht. Der Regen trommelte auf das Lederdach des kleinen Wagens. John griff in die Zügel, worauf die kastanienbraune Stute in einen schnellen Trab fiel und Hannah ihre Haube festhalten musste. Sie forschte im Gesicht des Vaters nach Anzeichen von Müdigkeit. Obwohl sie selbst keine Ärztin war - und nie eine werden konnte -, hatten die Jahre, in denen sie ihm assistiert hatte, ihren diagnostischen Blick geschärft, vor allem für die ersten Anzeichen von Herzbeschwerden, an denen der Vater litt, seit er sich auf seine Forschungsarbeit gestürzt hatte. Die Versuche mit Infektionen und Heilmitteln, die er an sich selbst unternahm, hatten ihm inzwischen chronische Herzbeschwerden eingetragen, gegen die er sich eine Medizin zusammengebraut hatte - einen Extrakt aus Fingerhut, wegen der Ähnlichkeit mit einem menschlichen Finger auch Digitalis genannt.
Aber heute Abend verriet sein Gesicht keine Müdigkeit, er war keineswegs blass und schwitzte auch nicht sonderlich, sah im Gegenteil gesund und munter aus. Wie wohl Lord Falconbridge reagieren würde, wenn sie auf dem Landsitz auftauchten? Bei den wenigen Anlässen, bei denen Hannah den Baron erlebt hatte, schien er nicht gerade erfreut über ihre Anwesenheit gewesen zu sein. Wenn der Baron durch Bayfield ritt, zogen die Dorfbewohner respektvoll ihre Hüte, nicht aber Hannahs Vater. Wie alle Quäker verweigerte er diese ehrfurchtsvolle Geste, waren seiner Meinung nach vor Gottes Angesicht doch alle Menschen gleich. Sie erinnerte sich noch an den Blick, den Seine Lordschaft dem dreisten Quäker zugeworfen hatte - ein Blick, der sie auch jetzt bis auf die Knochen frösteln ließ.
»Wir sind da«, sagte John Conroy, als die Lichter von Falconbridge Manor vor ihnen durch den nachlassenden Regen auftauchten. Schon liefen Stallknechte herbei, um sich um ihr Gespann zu kümmern. Conroy und seine Tochter wurden von einem verstörten Luke Keen in Empfang genommen und zum Lieferanteneingang dirigiert, der in die Küche führte. Anstatt zur Hintertreppe und somit zu den Unterkünften der Dienerschaft gebracht zu werden, wo Conroy schon so manche Erkrankung kuriert hatte, ging es diesmal durch einen Korridor in den großen Saal, das Herzstück von Falconbridge. Zum ersten Mal betraten der Arzt und seine Tochter den hochherrschaftlichen Wohnbereich, und Hannah bemühte sich, nicht mit großen Augen die vielen Rüstungen anzustarren, die beeindruckenden Gemälde in verschnörkelten Rahmen, das hinter Glas arrangierte feine Porzellan und die militärischen Erinnerungsstücke.
Nachdem sie ihre feuchten Umhänge und Kopfbedeckungen einer Bediensteten übergeben hatten, wurden die Conroys von der Haushälterin, einer leichenblassen, düster dreinschauenden Frau in schwarzem Bombassin über die geschwungene breite Treppe nach oben geführt.
Sie trafen Lady Margaret in einem großen, mit erlesenen Wandteppichen und eleganten Möbeln ausgestatteten Schlafgemach an, in dessen Kamin ein Feuer brannte. Die Baronin lag auf einem baldachinbekrönten Bett, über ihren gewölbten Leib war eine seidig schimmernde Tagesdecke gebreitet.
»Ich benötige eine Schüssel Wasser«, sagte John Conroy zu Mrs. Keen.
»Sehr wohl, Doktor«, erwiderte die Wirtschafterin hölzern und verschwand in ein Nebenzimmer, in dem Hannah Kleider, Hüte und Schuhe erspähte.
Conroy wandte sich Lady Margaret zu und legte ihr die Hand auf die feuchtkalte Stirn. »Margaret Falconbridge«, sagte er mit ruhiger Stimme, »ich bin John Conroy. Ich bin Arzt. Können Sie sprechen?«
Sie nickte.
»Haben Sie Schmerzen?«
»Nein ... jetzt nicht mehr ... «
Conroy wechselte einen Blick mit seiner Tochter. Ein Stillstand der Wehentätigkeit konnte ein schlechtes Zeichen sein. »Margaret«, sagte er ruhig, »ich werde Sie jetzt untersuchen. Haben Sie keine Angst.«
Er öffnete seinen schwarzen Arztkoffer, in dem sich neben Spateln, Seidenfaden zum Nähen von Wunden, Gaze und Bandagen auch arsenhaltige Pillen befanden, Kokain in Pulverform und Ampullen mit Strychnin und Opium. Er holte sein Stethoskop heraus, das neueste Modell, aus Gummischläuchen gefertigt und mit einer Hörglocke sowie zwei Ohrstöpseln versehen. Mit diesem Gerät konnte er den verdächtig schwachen Herzschlag der Baronin abhören.
»Hannah, wenn du so gut wärst.« Er zog die weiße Tagesdecke zurück und bedeutete seiner Tochter, Lady Margarets blutbeflecktes Nachthemd hochzuschieben. Mit Rücksicht auf die Schamhaftigkeit seiner Patientin war es John Conroy lieber, wenn seine Tochter einen prüfenden Blick auf die Schwangere warf.
Hannah kam der Aufforderung nach. »Lady Margaret hat keine Wehen, Vater«, sagte sie dann leise. »Aber sie blutet weiterhin. Ich vermute placenta praevia.« Was bedeutete, dass sich die Plazenta von der Uteruswand gelöst hatte und den Geburtskanal blockierte. Wenn man nicht bald etwas dagegen unternahm, würde die Patientin verbluten und das Baby ebenfalls sterben.
Mrs. Keen kam mit einer Porzellanschüssel voll Wasser zurück, die sie auf einem kleinen Schreibtisch absetzte und dann neugierig verfolgte, wie Dr. Conroy eine Flasche aus seiner Tasche nahm. Als er eine dunkelrote Flüssigkeit ins Wasser goss und sich daraufhin ein beißender Geruch verbreitete, rümpfte sie die Nase. Und als Conroy seine Jacke ablegte, die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte und seine Hände in die stinkende Brühe tauchte, zog sie die Brauen hoch. Was zum Kuckuck machte er da? Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun, und als ihr einfiel, dass Quäker nicht als normale Christen galten, erschrak sie noch mehr. Konnte es sein, dass John Conroy etwas völlig Abwegiges mit ihrer Herrin vorhatte?
Sie wollte Einspruch erheben, aber im selben Augenblick vernahm man von unten lautes Lärmen - polternde Ausrufe und stampfende Füße. Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgestoßen, und Lord Falconbridge stürzte herein. Ungeachtet seines durchnässten Umhangs und Zylinders sank er aufs Bett und schloss seine Frau in die Arme. »Maggie, mein Liebes. Ich bin zurück! Die Hauptstraße war ein einziger Morast. Wir mussten einen Umweg machen. Maggie, wie fühlst du dich?«
Um einiges zurückhaltender betrat jetzt noch jemand das Schlafgemach: ein behäbiger Mann mit weißem Backenbart. Er händigte Mrs. Keen seinen Zylinder, seinen Umhang und seinen Stock aus, und trat, ohne die Conroys sonderlich zu beachten, ans Krankenbett, baute sich seiner Lordschaft gegenüber auf und griff mit Daumen und Zeigefinger Lady Margarets Handgelenk. Hannah und ihr Vater erkannten in ihm Dr. Miles Willoughby, den Arzt der Reichen und Privilegierten in Bayfield.
»Wenn Eure Lordschaft gestatten«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Falconbridge ließ seine Frau auf die Kissen zurücksinken. Margaret war jetzt bewusstlos, ihr Gesicht so weiß wie die Bettlaken.
Unter Zuhilfenahme seiner goldenen Taschenuhr prüfte Willoughby den Puls Ihrer Ladyschaft und ließ dann ihren Arm zurücksinken. Als er den gewölbten Bauch unter dem weißen Nachtgewand sah, kräuselte er die Lippen und warf einen Blick auf Margarets Gesicht. »Mrs. Keen«, sagte er zu der Wirtschafterin, ohne seine Patientin aus den Augen zu lassen, »wann ist die Wehentätigkeit zum Stillstand gekommen?«
»Vor etwa einer halben Stunde, Sir.«
»Sehr gut. Wenn Eure Lordschaft jetzt so freundlich wäre, uns alleinzulassen ... «
»Retten Sie sie, Doktor«, beschwor Falconbridge ihn und erhob sich vom Bett. »Ich könnte nicht ertragen, sie zu verlieren.« Sein Gesicht hatte die Farbe von Spinnweben angenommen.
»Seid unbesorgt, Eure Lordschaft. Ein kleiner Aderlass ist alles, was Ihre Ladyschaft braucht.«
John Conroy trat vor. »Freund«, sagte er, »ein Aderlass empfiehlt sich nicht. Bei Margaret Falconbridge hat sich die Plazenta abgelöst, dadurch verliert sie viel Blut. Das Kind muss unbedingt geholt und die Blutung zum Stillstand gebracht werden.«
Willoughby würdigte ihn kaum eines Blickes. »Mrs. Keen, ich schlage vor, Sie begleiten Seine Lordschaft in seine Privatgemächer. «
»Sehr wohl, Doktor«, erwiderte sie, während sie leise bangend darauf wartete, dass Falconbridge sich von der bewusstlosen Margaret löste. Der Baron, ein hagerer, abweisend und humorlos wirkender Mann in den Vierzigern, der sich als geschickter Fasanenjäger hervortat, war bei seinem Personal und den Dorfbewohnern nicht sonderlich beliebt. Margaret war seine zweite Ehefrau, und noch immer wartete er auf einen Erben.
Falconbridge wandte sich an John Conroy, den er erst jetzt wahrzunehmen schien. »Weshalb sind Sie denn hier?«
»Man hat mich gerufen.«
Der Baron nickte kurz, warf einen letzten bekümmerten Blick auf seine Frau und verließ dann, gefolgt von der Haushälterin, das Zimmer. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, stellte Willoughby seine Arzttasche auf das Bett und öffnete den Verschluss. »Sie können ebenfalls gehen«, brummelte er, ohne die Conroys anzusehen. »Ich übernehme jetzt.«
Das Stethoskop, das er gleich darauf aus seiner Tasche zog und Ihrer Ladyschaft auf die Brust setzte, war ein altmodisches Modell - ein langes Holzrohr, dessen eines Ende auf der Brust des Patienten aufgesetzt wurde, das andere Ende ans Ohr des Doktors. Die Länge des Instruments - das bei Weitem nicht so zuverlässige Ergebnisse erbrachte wie das moderne Stethoskop, das Hannahs Vater benutzte - sollte verhindern, dass sich das Gesicht des Arztes zu weit dem weiblichen Busen näherte.
»Meine Tochter kann assistieren«, merkte John Conroy an. »Sie ist ausgebildete Hebamme.«
Willoughby ging auf den Vorschlag nicht ein. Es kam für ihn nicht in Betracht, dass ein einfaches Mädchen vom Lande Hand an die Gemahlin eines Barons legte.
Hannah nahm es ihm nicht übel. Sie hatte noch nie daran gedacht, auch hochwohlgeborenen adligen Damen beizustehen.
Willoughby zog nochmals die Art der Behandlung seiner Patientin in Erwägung. Körperliche Malaisen, vom einfachen Kopfschmerz bis hin zu Krebs, wurden samt und sonders mit einer der vier gängigen Methoden bekämpft: Aderlass, Abführen, Erbrechen, Schröpfen. Im vorliegenden Fall, in dem es darum ging, den Druck auf die Gebärmutter zu lindern, kam Abführen nicht in Frage, schon weil die Patientin bewusstlos war und somit nicht in der Lage, das Quecksilbergemisch zu schlucken. Gleiches galt für die Verabreichung eines Brechmittels. Und Schröpfen, bei dem mit heißer Luft gefüllte kleine Glasballons auf die Haut aufgesetzt wurden, war nach Willoughbys Meinung nicht ausreichend. Blieb also nur, wozu er von Anfang an tendiert hatte: ein Aderlass.
»Jetzt machen Sie schon, Freund«, drängte Conroy. »Dem Baby bleiben nur noch Minuten.«
»Sir, dem Baby geht es gut«, erwiderte Willoughby, als er das Stethoskop beiseitelegte und Lady Margarets gewölbten Leib befühlte. »Das mit der Wehentätigkeit war falscher Alarm. Und die Blutungen, die Sie so beunruhigen, rühren daher, dass Ihre Ladyschaft einfach zu viel Blut hat. Dadurch wird Druck auf die Gebärmutter ausgeübt. Wenn ich sie behandelt habe, wird der Druck beseitigt sein, und die Schwangerschaft wird ihren normalen Verlauf nehmen.«
Er unterbrach sich, schnupperte. »Was ist das?«, fragte er und deutete auf die Schüssel mit der dunkelroten Flüssigkeit auf dem kleinen Schreibtisch.
»Jodtinktur.«
»Was für eine Tinktur?«
»Jod. Es wird aus Seetang gewonnen.«
»Nie davon gehört.« Willoughby rümpfte die Nase. »Was hat dieses Zeug hier zu suchen?«
»Ich wasche mir darin die Hände.«
»Wieso das denn?«
»Dies ist eine antiseptische Lösung, und sie ... «
»Ach, kommen Sie mir doch nicht mit diesem Humbug!« »Die Lösung schützt ... «
»Das ist die Meinung von Franzosen, Sir, sie entbehrt jeglicher Grundlage.«
»... schützt die Patientin«, schloss Conroy unbeirrt.
»Schützt sie wovor?«
»Vor allem, womit ein Arzt sie infizieren kann.«
»Und dies, Sir, ist eine weitere absurde Ansicht, vermutlich auch aus Frankreich oder aber Deutschland. Patienten vor ihrem Arzt schützen, ich muss schon sagen! Ärzte sind Gentlemen, Sir, und Gentlemen haben saubere Hände.«
Ein jäher Schmerz riss Lady Margaret aus ihrem Schlummer.
In der Dunkelheit, die sie einhüllte, überlegte sie, wie spät es sein mochte. Sie hörte den Regen gegen die Fensterscheiben prasseln und erinnerte sich, dass sie sich vor dem Abendessen hatte hinlegen wollen.
Sie musste eingeschlafen sein ...
Erneut ein stechender Schmerz. Nein! Es ist noch zu früh!
Nur mit Mühe gelang es der Baronin, die im achten Monat schwanger war, sich aufzusetzen und die Beine aus dem Bett zu schwingen. Es war noch hell gewesen, als sie ihr Schlafzimmer aufgesucht hatte; inzwischen war es dunkel geworden, und keine Lampe brannte. Hektisch tastete sie nach der Klingelschnur. Als sie daran zog, spürte sie, wie sich etwas Warmes und Feuchtes unter ihr verbreitete.
»Nein«, flüsterte sie. »Bitte nicht, lieber Gott ... « Ein weiterer stechender Schmerz ließ sie aufschreien.
Bis die Haushälterin erschien, waren die Beschwerden schier unerträglich geworden und machten sich in kürzeren Abständen bemerkbar. Der Schein der Öllampe, mit der Mrs. Keen an das Bett geeilt war, fiel auf blutgetränkte Laken. Und Ihre Ladyschaft ... »Ach du lieber Gott!«, stammelte die Haushälterin, als sie die leichenblasse Baronin wieder zurück in die Kissen bettete.
»Das Baby«, keuchte Lady Margaret. »Es kommt ... «
Mrs. Keen starrte sie an. Lady Margarets langes rotes Haar, das ihr weit über die Schultern reichte, ließ sie jünger als ihre dreiundzwanzig Jahre wirken. Wie zart und zerbrechlich sie aussah! Und jetzt kamen noch diese Wehenschmerzen hinzu!
Als Lady Margaret gesagt hatte, sie fühle sich unwohl, war Lord Falconbridge persönlich aufgebrochen, um den Arzt auf Willoughby Hall zu rufen. Vor mehreren Stunden war das gewesen. Hatte das Gewitter die Straße aufgeweicht? »Keine Sorge, Eure Ladyschaft«, sagte Mrs. Keen begütigend. »Euer Gatte und Dr. Willoughby müssen jeden Augenblick eintreffen.«
Die Haushälterin wies eine Zofe an, bei der Baronin zu bleiben, und eilte die Treppe hinunter. Sie rief nach Luke, ihrem Ehemann und Verwalter des herrschaftlichen Anwesens.
Kaum hatte sich die Kunde von Lady Margarets vorzeitigen Wehen verbreitet, hob in Falconbridge geschäftiges Treiben an. Diener, der Butler, selbst die Köchin samt Gehilfen ließen alles stehen und liegen und stürzten herbei, sogar diejenigen, die bereits ihre Zimmer aufgesucht hatten, um sich zu Bett zu begeben. Lord Falconbridge war sehr reich, und das Anwesen, dessen Grundmauern auf die Zeit Wilhelms des Eroberers zurückgingen, benötigte viel Personal.
»Was ist denn hier los?«, wunderte sich Luke Keen, der gerade nach den Jagdhunden geschaut hatte, weshalb an seiner Kleidung noch die kühle und feuchte Abendluft haftete.
Die Wirtschafterin zog ihn beiseite. »Bei Ihrer Ladyschaft haben die Wehen eingesetzt. Drei Wochen zu früh. Da stimmt was nicht. Du musst jemanden nach Seiner Lordschaft und Dr. Willoughby ausschicken. Sie müssten längst hier sein.«
Luke Keen nickte bedächtig. »Ich schicke Jeremy los. Er ist der Schnellste zu Pferd.«
Ein Schrei aus dem ersten Stock ließ sie jäh nach oben schauen, dann sahen sie sich mit ernstem Blick an. Luke knetete an der Mütze in seiner Hand herum. Seine Schwester, Gott hab sie selig, war im Kindbett gestorben. »Soll ich Doktor Conroy holen?«
Mrs. Keen biss sich auf die Lippe. Obwohl John Conroy ebenfalls Arzt war und nicht allzu weit weg wohnte, nur am anderen Ende des Dorfes, gehörte er nicht der gleichen gesellschaftlichen Schicht an wie der Baron und seine Gemahlin. Conroy kümmerte sich um die Dorfbewohner und die hier ansässigen Bauern. Und da war da noch diese andere Geschichte, die Lord Falconbridge, wie Mrs. Keen wusste, Dr. Conroy übelnahm. Seiner Lordschaft gefiel es bestimmt nicht, wenn so einer, Arzt hin oder her, Hand an seine Frau legte.
Wenn sie allerdings an die Fehlgeburt dachte, die Lady Margaret ein Jahr zuvor erlitten und die ihr fast das Leben gekostet hatte ... »Also gut, Mr. Keen«, meinte sie deshalb. »Reit du nach Bayfield. Gebe Gott, dass Dr. Conroy zu Hause ist! «
Als Keen sein Pferd sattelte, überlegte er, ob das, was er vorhatte, richtig war. Wenn Lord Falconbridge etwas missfiel, bekam jeder seinen Jähzorn zu spüren. Auch an Schuldzuweisungen ließ er es nicht fehlen. Die arme Mrs. Delaney, die Köchin, die seit dreißig Jahren auf Falconbridge das Zepter über Pfannen und Tiegel geschwungen hatte - Knall auf Fall musste sie gehen, weil Seine Lordschaft nicht davon abzubringen war, dass ihre Zwiebelsuppe die Fehlgeburt bei seiner Frau ausgelöst hatte. Wem würde der Baron die Schuld geben, wenn Lady Margaret oder dem Baby heute Nacht etwas zustieß? Keen und seine Frau durften nicht riskieren, ihre Stellung zu verlieren. Die Zeiten waren schlecht, es war schwer, anderweitig unterzukommen.
Andererseits, sagte sich Keen und schwang sich in den Sattel, konnte Seine Lordschaft in punkto Belohnungen durchaus großzügig sein. Wenn die Keens durch rasches Handeln das Leben von Lady Margaret und ihrem Baby retteten, war abzusehen, dass Seine Lordschaft sich dafür erkenntlich zeigen würde. Vielleicht in Form eines eigenen Austragshäuschens und einer kleinen Rente ...
Als Luke Keen in die regnerische Nacht ritt, betete er, dass er nicht im Begriff war, den größten Fehler seines Lebens zu begehen.
Wie schön es doch zu Hause ist, befand Hannah Conroy, als sie den Tisch für das Abendessen deckte. Wieder in Bayfield zu sein, im eigenen Haus, wo ein gemütliches Feuer gegen die unwirtliche Nacht anflackerte und ihr Vater in seinem kleinen Labor arbeitete. Dieses letzte Jahr in London, die intensive Ausbildung zur Hebamme in der Wöchnerinnen-Klinik - die Vorlesungen, der praktische Unterricht und die Prüfungen, die unendlich langen Stunden auf den verschiedenen Stationen, die Versorgung der Patienten, das Ausleeren von Bettpfannen, das Wischen der Fußböden, das Zusammenleben auf engstem Raum in einem Schlafsaal bei lediglich einem freien Nachmittag pro Woche, um in die Kirche zu gehen und sich um die eigene Wäsche zu kümmern -, all dies war die Mühe wert gewesen. Auf dem Kaminsims, fix und fertig, um neben der Haustür angebracht zu werden, thronte das frisch gemalte neue Praxisschild: Conroy & Conroy ~ Praktischer Arzt & Hebamme.
Schon immer war es Hannahs Wunsch gewesen, wie ihr Vater einen medizinischen Heilberuf zu ergreifen; da aber Frauen die Ausbildung zur Ärztin versagt war, hatte sie sich, gewissermaßen als Hintertür zu dieser Welt, darauf verlegt, Hebamme zu werden. Als sie siebzehn geworden war, hatte der Vater dann Empfehlungsschreiben an die Wöchnerinnen-Klinik geschickt, Hannah war nach London gefahren, hatte die Aufnahmeprüfung abgelegt und war angenommen worden. An ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie mit ihrer Ausbildung begonnen und ein Jahr später, mit neunzehn, ihr Abschlusszeugnis erhalten. Das war vor einem Monat gewesen. Was ihr vorschwebte, war, eines Tages eine eigene kleine Praxis zu führen, und da bereits feststand, dass Mrs. Endicott, die Frau des Besitzers einer Hühnerfarm, sie bei der Entbindung ihres neunten Kindes, das in einer Woche kommen sollte, in Anspruch nehmen wollte, zweifelte Hannah nicht daran, dass Mrs. Endicott anschließend Miss Conroy an Freunde und Nachbarn weiterempfehlen würde.
Es gab noch einen weiteren Grund, weshalb Hannah froh war, wieder zu Hause zu sein - während ihrer Abwesenheit hatte sich der Gesundheitszustand ihres Vaters verschlechtert, und zwar so erheblich, dass sie ihn unbedingt dazu bewegen wollte, seine Tätigkeit als Arzt einzuschränken und zur Abwechslung mehr sein eigenes Wohlergehen in den Vordergrund zu rücken.
Mit seinen fünfundvierzig Jahren war John Conroy ein hochgewachsener, gutaussehender Mann mit leicht graumeliertem Haar, breiten Schultern und geradem Rücken. Wo immer er sich in seiner schlichten Kleidung zeigte - er trug keinen Gehrock, wie es seinerzeit Mode war, sondern einen langen schwarzen Mantel über schwarzen Hosen, eine schwarze Weste und ein weißes, bis zum Kragen geknöpftes Hemd, keine Krawatte; außerdem einen schwarzen Hut mit flachem Kopfteil und breiter Krempe -, zog er die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn er durch das Dorf schritt, drehten sich die Frauen nach ihm um.
Gerührt dachte Hannah an die Zeit zurück, als nach dem Tod der Mutter die Frauen von Bayfield und Umgebung nacheinander vorstellig geworden waren - die Witwen und Jungfern und Mütter von heiratsfähigen Töchtern - und dem blendend aussehenden verwitweten Quäker handgefertigte Decken und Speisen gebracht hatten. Aber keiner von ihnen gelang es, die Mauer seines Kummers zu überwinden oder die Schranke zu durchbrechen, die zwischen ihnen und der Hingabe stand, mit der er sich einer neuen Aufgabe widmete: ein Heilmittel für die Krankheit zu finden, an der Louisa, seine Frau, gestorben war.
Hannah hielt mit dem Brotschneiden inne und lauschte dem Wind und dem Regen. Erklang da in der Ferne das Geräusch von Pferdehufen? Hoffentlich niemand, der den Vater zu einem Notfall rief. Als einziger Arzt in der Gegend würde er sich natürlich ungeachtet des garstigen Wetters auf den Weg machen.
Bayfield, ein Dorf in der Grafschaft Kent, lag auf halber Strecke zwischen London und Canterbury, an einem munteren Fluss, einem Nebenarm des Len. Auch wenn die Mär ging, dass seit dem Steinzeitalter Menschen hier lebten und möglicherweise auch Cäsars Legionen hier durchgezogen waren - eindeutig ließ sich die Ansiedlung bis ins Jahr 1387 zurückverfolgen. Damals hatte eine Gruppe von Pilgern auf dem Rückweg aus Canterbury »neben einem Heufeld« Rast gemacht und sich zum Bleiben entschlossen.
Hannah hörte, wie sich die Pferdehufe näherten und den Hof erreichten. Als sie die Haustür öffnete, schwang sich der einsame Reiter, in dem sie Luke Keen vom Falconbridge Manor erkannte, gerade aus dem Sattel. »Mr. Keen! Kommen Sie doch herein.«
Sie schloss die Tür hinter ihm, derweil Keen seine durchweichte Mütze abnahm und sie gegen sein Bein schlug. »Ist Ihr Vater zu Hause, Miss Conroy? Er wird dringend benötigt.«
Aus dem Sprechzimmer ließ sich John Conroy vernehmen. »Hannah, hab ich da was gehört ... Oh, schönen guten Abend, Luke Keen. «
»Tut mir leid, Sie zu stören, Doktor, aber es handelt sich um einen Notfall auf dem Gut.«
»Bin schon unterwegs. Um wen geht's denn?«
»Um Ihre Ladyschaft, Doktor.«
Conroy fuhr herum. »Was sagen Sie da?«
»Sie ist in anderen Umständen, und irgendwas stimmt nicht.«
Conroy wechselte einen Blick mit seiner Tochter. Sie waren schon auf Falconbridge Manor gewesen, aber bislang nur, wenn jemand vom Personal ihrer Hilfe bedurft hatte. Zur Herrschaft selbst waren sie noch nie gerufen worden. »Was ist mit dem Hausarzt der Familie?«
»Seine Lordschaft ist seit Stunden unterwegs, um Dr. Willoughby zu holen, aber er ist noch immer nicht mit ihm zurück. Meine Frau sagt, es ist ernst. Sie befürchtet das Schlimmste für ihre Herrin!«
Luke Keen half ihnen, ihr Pferd vor den Wagen zu spannen, dann machte er sich auf den Heimweg, um Ihre Ladyschaft vorab zu informieren, dass Hilfe nahte.
Die Conroys brachen auf in die Nacht. Der Regen trommelte auf das Lederdach des kleinen Wagens. John griff in die Zügel, worauf die kastanienbraune Stute in einen schnellen Trab fiel und Hannah ihre Haube festhalten musste. Sie forschte im Gesicht des Vaters nach Anzeichen von Müdigkeit. Obwohl sie selbst keine Ärztin war - und nie eine werden konnte -, hatten die Jahre, in denen sie ihm assistiert hatte, ihren diagnostischen Blick geschärft, vor allem für die ersten Anzeichen von Herzbeschwerden, an denen der Vater litt, seit er sich auf seine Forschungsarbeit gestürzt hatte. Die Versuche mit Infektionen und Heilmitteln, die er an sich selbst unternahm, hatten ihm inzwischen chronische Herzbeschwerden eingetragen, gegen die er sich eine Medizin zusammengebraut hatte - einen Extrakt aus Fingerhut, wegen der Ähnlichkeit mit einem menschlichen Finger auch Digitalis genannt.
Aber heute Abend verriet sein Gesicht keine Müdigkeit, er war keineswegs blass und schwitzte auch nicht sonderlich, sah im Gegenteil gesund und munter aus. Wie wohl Lord Falconbridge reagieren würde, wenn sie auf dem Landsitz auftauchten? Bei den wenigen Anlässen, bei denen Hannah den Baron erlebt hatte, schien er nicht gerade erfreut über ihre Anwesenheit gewesen zu sein. Wenn der Baron durch Bayfield ritt, zogen die Dorfbewohner respektvoll ihre Hüte, nicht aber Hannahs Vater. Wie alle Quäker verweigerte er diese ehrfurchtsvolle Geste, waren seiner Meinung nach vor Gottes Angesicht doch alle Menschen gleich. Sie erinnerte sich noch an den Blick, den Seine Lordschaft dem dreisten Quäker zugeworfen hatte - ein Blick, der sie auch jetzt bis auf die Knochen frösteln ließ.
»Wir sind da«, sagte John Conroy, als die Lichter von Falconbridge Manor vor ihnen durch den nachlassenden Regen auftauchten. Schon liefen Stallknechte herbei, um sich um ihr Gespann zu kümmern. Conroy und seine Tochter wurden von einem verstörten Luke Keen in Empfang genommen und zum Lieferanteneingang dirigiert, der in die Küche führte. Anstatt zur Hintertreppe und somit zu den Unterkünften der Dienerschaft gebracht zu werden, wo Conroy schon so manche Erkrankung kuriert hatte, ging es diesmal durch einen Korridor in den großen Saal, das Herzstück von Falconbridge. Zum ersten Mal betraten der Arzt und seine Tochter den hochherrschaftlichen Wohnbereich, und Hannah bemühte sich, nicht mit großen Augen die vielen Rüstungen anzustarren, die beeindruckenden Gemälde in verschnörkelten Rahmen, das hinter Glas arrangierte feine Porzellan und die militärischen Erinnerungsstücke.
Nachdem sie ihre feuchten Umhänge und Kopfbedeckungen einer Bediensteten übergeben hatten, wurden die Conroys von der Haushälterin, einer leichenblassen, düster dreinschauenden Frau in schwarzem Bombassin über die geschwungene breite Treppe nach oben geführt.
Sie trafen Lady Margaret in einem großen, mit erlesenen Wandteppichen und eleganten Möbeln ausgestatteten Schlafgemach an, in dessen Kamin ein Feuer brannte. Die Baronin lag auf einem baldachinbekrönten Bett, über ihren gewölbten Leib war eine seidig schimmernde Tagesdecke gebreitet.
»Ich benötige eine Schüssel Wasser«, sagte John Conroy zu Mrs. Keen.
»Sehr wohl, Doktor«, erwiderte die Wirtschafterin hölzern und verschwand in ein Nebenzimmer, in dem Hannah Kleider, Hüte und Schuhe erspähte.
Conroy wandte sich Lady Margaret zu und legte ihr die Hand auf die feuchtkalte Stirn. »Margaret Falconbridge«, sagte er mit ruhiger Stimme, »ich bin John Conroy. Ich bin Arzt. Können Sie sprechen?«
Sie nickte.
»Haben Sie Schmerzen?«
»Nein ... jetzt nicht mehr ... «
Conroy wechselte einen Blick mit seiner Tochter. Ein Stillstand der Wehentätigkeit konnte ein schlechtes Zeichen sein. »Margaret«, sagte er ruhig, »ich werde Sie jetzt untersuchen. Haben Sie keine Angst.«
Er öffnete seinen schwarzen Arztkoffer, in dem sich neben Spateln, Seidenfaden zum Nähen von Wunden, Gaze und Bandagen auch arsenhaltige Pillen befanden, Kokain in Pulverform und Ampullen mit Strychnin und Opium. Er holte sein Stethoskop heraus, das neueste Modell, aus Gummischläuchen gefertigt und mit einer Hörglocke sowie zwei Ohrstöpseln versehen. Mit diesem Gerät konnte er den verdächtig schwachen Herzschlag der Baronin abhören.
»Hannah, wenn du so gut wärst.« Er zog die weiße Tagesdecke zurück und bedeutete seiner Tochter, Lady Margarets blutbeflecktes Nachthemd hochzuschieben. Mit Rücksicht auf die Schamhaftigkeit seiner Patientin war es John Conroy lieber, wenn seine Tochter einen prüfenden Blick auf die Schwangere warf.
Hannah kam der Aufforderung nach. »Lady Margaret hat keine Wehen, Vater«, sagte sie dann leise. »Aber sie blutet weiterhin. Ich vermute placenta praevia.« Was bedeutete, dass sich die Plazenta von der Uteruswand gelöst hatte und den Geburtskanal blockierte. Wenn man nicht bald etwas dagegen unternahm, würde die Patientin verbluten und das Baby ebenfalls sterben.
Mrs. Keen kam mit einer Porzellanschüssel voll Wasser zurück, die sie auf einem kleinen Schreibtisch absetzte und dann neugierig verfolgte, wie Dr. Conroy eine Flasche aus seiner Tasche nahm. Als er eine dunkelrote Flüssigkeit ins Wasser goss und sich daraufhin ein beißender Geruch verbreitete, rümpfte sie die Nase. Und als Conroy seine Jacke ablegte, die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte und seine Hände in die stinkende Brühe tauchte, zog sie die Brauen hoch. Was zum Kuckuck machte er da? Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun, und als ihr einfiel, dass Quäker nicht als normale Christen galten, erschrak sie noch mehr. Konnte es sein, dass John Conroy etwas völlig Abwegiges mit ihrer Herrin vorhatte?
Sie wollte Einspruch erheben, aber im selben Augenblick vernahm man von unten lautes Lärmen - polternde Ausrufe und stampfende Füße. Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgestoßen, und Lord Falconbridge stürzte herein. Ungeachtet seines durchnässten Umhangs und Zylinders sank er aufs Bett und schloss seine Frau in die Arme. »Maggie, mein Liebes. Ich bin zurück! Die Hauptstraße war ein einziger Morast. Wir mussten einen Umweg machen. Maggie, wie fühlst du dich?«
Um einiges zurückhaltender betrat jetzt noch jemand das Schlafgemach: ein behäbiger Mann mit weißem Backenbart. Er händigte Mrs. Keen seinen Zylinder, seinen Umhang und seinen Stock aus, und trat, ohne die Conroys sonderlich zu beachten, ans Krankenbett, baute sich seiner Lordschaft gegenüber auf und griff mit Daumen und Zeigefinger Lady Margarets Handgelenk. Hannah und ihr Vater erkannten in ihm Dr. Miles Willoughby, den Arzt der Reichen und Privilegierten in Bayfield.
»Wenn Eure Lordschaft gestatten«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Falconbridge ließ seine Frau auf die Kissen zurücksinken. Margaret war jetzt bewusstlos, ihr Gesicht so weiß wie die Bettlaken.
Unter Zuhilfenahme seiner goldenen Taschenuhr prüfte Willoughby den Puls Ihrer Ladyschaft und ließ dann ihren Arm zurücksinken. Als er den gewölbten Bauch unter dem weißen Nachtgewand sah, kräuselte er die Lippen und warf einen Blick auf Margarets Gesicht. »Mrs. Keen«, sagte er zu der Wirtschafterin, ohne seine Patientin aus den Augen zu lassen, »wann ist die Wehentätigkeit zum Stillstand gekommen?«
»Vor etwa einer halben Stunde, Sir.«
»Sehr gut. Wenn Eure Lordschaft jetzt so freundlich wäre, uns alleinzulassen ... «
»Retten Sie sie, Doktor«, beschwor Falconbridge ihn und erhob sich vom Bett. »Ich könnte nicht ertragen, sie zu verlieren.« Sein Gesicht hatte die Farbe von Spinnweben angenommen.
»Seid unbesorgt, Eure Lordschaft. Ein kleiner Aderlass ist alles, was Ihre Ladyschaft braucht.«
John Conroy trat vor. »Freund«, sagte er, »ein Aderlass empfiehlt sich nicht. Bei Margaret Falconbridge hat sich die Plazenta abgelöst, dadurch verliert sie viel Blut. Das Kind muss unbedingt geholt und die Blutung zum Stillstand gebracht werden.«
Willoughby würdigte ihn kaum eines Blickes. »Mrs. Keen, ich schlage vor, Sie begleiten Seine Lordschaft in seine Privatgemächer. «
»Sehr wohl, Doktor«, erwiderte sie, während sie leise bangend darauf wartete, dass Falconbridge sich von der bewusstlosen Margaret löste. Der Baron, ein hagerer, abweisend und humorlos wirkender Mann in den Vierzigern, der sich als geschickter Fasanenjäger hervortat, war bei seinem Personal und den Dorfbewohnern nicht sonderlich beliebt. Margaret war seine zweite Ehefrau, und noch immer wartete er auf einen Erben.
Falconbridge wandte sich an John Conroy, den er erst jetzt wahrzunehmen schien. »Weshalb sind Sie denn hier?«
»Man hat mich gerufen.«
Der Baron nickte kurz, warf einen letzten bekümmerten Blick auf seine Frau und verließ dann, gefolgt von der Haushälterin, das Zimmer. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, stellte Willoughby seine Arzttasche auf das Bett und öffnete den Verschluss. »Sie können ebenfalls gehen«, brummelte er, ohne die Conroys anzusehen. »Ich übernehme jetzt.«
Das Stethoskop, das er gleich darauf aus seiner Tasche zog und Ihrer Ladyschaft auf die Brust setzte, war ein altmodisches Modell - ein langes Holzrohr, dessen eines Ende auf der Brust des Patienten aufgesetzt wurde, das andere Ende ans Ohr des Doktors. Die Länge des Instruments - das bei Weitem nicht so zuverlässige Ergebnisse erbrachte wie das moderne Stethoskop, das Hannahs Vater benutzte - sollte verhindern, dass sich das Gesicht des Arztes zu weit dem weiblichen Busen näherte.
»Meine Tochter kann assistieren«, merkte John Conroy an. »Sie ist ausgebildete Hebamme.«
Willoughby ging auf den Vorschlag nicht ein. Es kam für ihn nicht in Betracht, dass ein einfaches Mädchen vom Lande Hand an die Gemahlin eines Barons legte.
Hannah nahm es ihm nicht übel. Sie hatte noch nie daran gedacht, auch hochwohlgeborenen adligen Damen beizustehen.
Willoughby zog nochmals die Art der Behandlung seiner Patientin in Erwägung. Körperliche Malaisen, vom einfachen Kopfschmerz bis hin zu Krebs, wurden samt und sonders mit einer der vier gängigen Methoden bekämpft: Aderlass, Abführen, Erbrechen, Schröpfen. Im vorliegenden Fall, in dem es darum ging, den Druck auf die Gebärmutter zu lindern, kam Abführen nicht in Frage, schon weil die Patientin bewusstlos war und somit nicht in der Lage, das Quecksilbergemisch zu schlucken. Gleiches galt für die Verabreichung eines Brechmittels. Und Schröpfen, bei dem mit heißer Luft gefüllte kleine Glasballons auf die Haut aufgesetzt wurden, war nach Willoughbys Meinung nicht ausreichend. Blieb also nur, wozu er von Anfang an tendiert hatte: ein Aderlass.
»Jetzt machen Sie schon, Freund«, drängte Conroy. »Dem Baby bleiben nur noch Minuten.«
»Sir, dem Baby geht es gut«, erwiderte Willoughby, als er das Stethoskop beiseitelegte und Lady Margarets gewölbten Leib befühlte. »Das mit der Wehentätigkeit war falscher Alarm. Und die Blutungen, die Sie so beunruhigen, rühren daher, dass Ihre Ladyschaft einfach zu viel Blut hat. Dadurch wird Druck auf die Gebärmutter ausgeübt. Wenn ich sie behandelt habe, wird der Druck beseitigt sein, und die Schwangerschaft wird ihren normalen Verlauf nehmen.«
Er unterbrach sich, schnupperte. »Was ist das?«, fragte er und deutete auf die Schüssel mit der dunkelroten Flüssigkeit auf dem kleinen Schreibtisch.
»Jodtinktur.«
»Was für eine Tinktur?«
»Jod. Es wird aus Seetang gewonnen.«
»Nie davon gehört.« Willoughby rümpfte die Nase. »Was hat dieses Zeug hier zu suchen?«
»Ich wasche mir darin die Hände.«
»Wieso das denn?«
»Dies ist eine antiseptische Lösung, und sie ... «
»Ach, kommen Sie mir doch nicht mit diesem Humbug!« »Die Lösung schützt ... «
»Das ist die Meinung von Franzosen, Sir, sie entbehrt jeglicher Grundlage.«
»... schützt die Patientin«, schloss Conroy unbeirrt.
»Schützt sie wovor?«
»Vor allem, womit ein Arzt sie infizieren kann.«
»Und dies, Sir, ist eine weitere absurde Ansicht, vermutlich auch aus Frankreich oder aber Deutschland. Patienten vor ihrem Arzt schützen, ich muss schon sagen! Ärzte sind Gentlemen, Sir, und Gentlemen haben saubere Hände.«
... weniger
Autoren-Porträt von Barbara Wood
BARBARA WOOD ist international als Bestsellerautorin bekannt. Allein im deutschsprachigen Raum liegt die Gesamtauflage ihrer Romane weit über 14 Millionen, mit Erfolgen wie 'Rote Sonne, schwarzes Land', 'Traumzeit', 'Kristall der Träume' und 'Dieses goldene Land'. 2002 wurde sie für ihren Roman 'Himmelsfeuer' mit dem Corine-Preis ausgezeichnet. Barbara Wood stammt aus England, lebt aber seit langem in den USA in Kalifornien.Literaturpreise:u.a. Corine-Leserpreis 2002
Bibliographische Angaben
- Autor: Barbara Wood
- 2011, 3. Aufl., 560 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Cordes, Veronika
- Übersetzer: Veronika Cordes
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596181259
- ISBN-13: 9783596181254
- Erscheinungsdatum: 11.11.2011
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