Drachenspiele
Roman
Paul lebt schon so lange in China, dass er glaubt, das Land und seine chinesische Frau zu verstehn. Doch ein Brief aus der Vergangenheit ändert alles: Paul kommt einem Verbrechen auf die Spur, das von höchster Stelle gedeckt wird. Sein Gerechtigkeitssinn...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Drachenspiele “
Paul lebt schon so lange in China, dass er glaubt, das Land und seine chinesische Frau zu verstehn. Doch ein Brief aus der Vergangenheit ändert alles: Paul kommt einem Verbrechen auf die Spur, das von höchster Stelle gedeckt wird. Sein Gerechtigkeitssinn zwingt ihn zum Handeln. Zu spät wird Paul klar, dass er dadurch alles in Gefahr bringt, was er liebt... »Ein Lesevergnügen durch und durch und ein Muss für jeden, der sich in China interessiert und nicht nur Sachbücher liest.« (DeutschlandRadio Kultur)
Klappentext zu „Drachenspiele “
Ein akribisch recherchierter China-Roman, der sowohl das Verständnis für die fremde Kultur mehrt als auch große Gefühle wecktPaul hat gelernt, mit dem Tod seines Sohnes zu leben. Geholfen hat ihm dabei Christine, die seine ganze Hoffnung für die Zukunft ist. Sie hatten geplant, auf der kleinen Insel Lamma vor Hongkong zusammenzuleben, doch Christine will davon nun nichts mehr wissen. Ein Wahrsager hat ihr und dem Mann, den sie liebt, eine düstere Zukunft vorausgesagt. Wie viele Chinesen ist Christine nicht religiös, jedoch sehr abergläubisch, und die Prophezeiung verunsichert sie zutiefst. Paul ist verstört und enttäuscht - er glaubt nicht an Schicksal oder die Macht der Sterne.
Als Christine von ihrem während der Kulturrevolution verschollenen Bruder Da Long einen Brief erhält, in dem er dringend ihre Hilfe erbittet, fühlt sie ihre dunklen Vorahnungen bestätigt. Sie überwindet ihre Angst und macht sich zusammen mit Paul auf die Reise zu Da Long in ein Dorf nahe Schanghai, in dem Menschen und Tiere auf rätselhafte Weise erkranken und sterben.
Paul, der rationale Westler, will der Sache auf den Grund gehen - und kommt dabei einem von höchster Stelle gedeckten Verbrechen auf die Spur. Immer tiefer verstrickt er sich in ein Land, das er zu kennen glaubte und das ihm zunehmend fremder wird. Wie sehr er sich und die Menschen, die ihn um Hilfe baten, dabei in Gefahr bringt, bemerkt er zu spät. Die Prophezeiung scheint sich zu erfüllen. Pauls alte Gewissheiten gelten nicht mehr.
Lese-Probe zu „Drachenspiele “
Ich bin in die H?lle geraten. Ohne mein Zutun. Ohne Schuld. Ich muss mich verlaufen haben, eine andere Erkl?ng gibt es nicht. Im Irrgarten des Lebens versehentlich an einer Stelle den falschen Weg genommen, ohne es zu bemerken. Einmal nicht Achtgegeben. An einer Gabelung links statt rechts gegangen. Oder umgekehrt. Ich habe kein Schild gesehen, nichts, das mir Warnung h?e sein k?nnen. Ich bin einfach gelaufen, ohne innezuhalten. So wie immer in meinem Leben. Weiter. Immer weiter.Viele Menschen haben diesen Weg vor mir genommen, ich h?e ihre Spuren sehen m?ssen auf diesen langen, ausgetrampelten Pfaden Richtung Inferno. Ich h?e ihre Rufe h?ren k?nnen. Ich h?e den Gestank riechen k?nnen. H?e. Was sehen, h?ren, riechen wir schon? Nur das, was wir wollen.
Ich bin nicht allein hier. Die H?lle ist ein dicht besiedelter Ort. Ein Trost ist das nicht.
Das Leben weicht aus mir, mit jedem Atemzug wird es weniger. Wie ein altes Gem?r, das abgetragen wird. Stein um Stein. Jeden Tag fehlt ein St?ck mehr.
Mein K?rper ist zu einer H?hle geworden. Finster ist es dort, so finster, dass kein Lichtstrahl mich erreicht. Und kalt. Und feucht. Ich friere in der Nacht und mich friert am Tage.
Die ?ere Welt ist vor meinen Augen erloschen. Zun?st schwanden die Farben, das Haus, die Felder, das Dorf. Ein Leben in Schwarzwei? Alles sah aus wie in den alten Filmen, die wir uns so gern angeschaut haben. Dann zerfielen die Konturen, alles um mich herum verschwamm: die Welt durch eine Wand aus Wasser besehen. Kurz darauf brach die Finsternis herein.
Ich schmecke nichts.
Ich rieche nichts.
Von der Ordnung und der Sch?nheit, die mich einst umgaben, ist nichts geblieben. Au?r dir und der Musik. Ihr haltet mich am Leben. Dich vernehme und sehe ich den ganzen Tag. Dein Bild ist mir f?r immer in die Seele gebrannt. Deine zarten H?e mit den langen, schlanken Fingern. Deine lachenden Augen. Deine Lippen. Wie du tiefgebeugt ?ber einer Sch?ssel Reis sitzt. Ohne dich w?rde ich diese
... mehr
Pein keine Stunde l?er ertragen.
Auch Partituren tauchen in der Dunkelheit vor meinen Augen auf. Ich sehe sie ganz deutlich, f?nf d?nne, tintenschwarze Linien auf einem bl?tenwei?n Blatt Papier. Kleine schwarze Punkte mit Strichen daran. Wie Kaulquappen in einem Teich. Allegro. Moderato. Adagio. Ich h?re jede Note, die hohen und die tiefen, die langsamen und die schnellen. Ich h?re den Anschlag des kleinen H?erchens auf der Saite. Ich h?re den zartesten Strich des Bogens auf der Violine. Fugen. Et?den. Sonaten. Ich h?re Orchester. Die Streicher, die Bl?r, die Trommler. Ich h?re ganze Opern. Mimi, Alfredo, Figaro, die K?nigin der Nacht sind meine treuen Gef?ten. Ich habe sie erst sp?entdecken d?rfen und deshalb nie genug bekommen k?nnen. Die Gier der Hungernden. Verzeih mir. Ich habe Musik im Kopf. Sie lindert die Schmerzen. Sie verscheucht d?stere Gedanken, so wie der Wind an einem Herbsttag die Wolken vor sich hertreibt. Ich habe fast alles verloren, aber die Musik, die kann mir niemand nehmen.
KANNST DU MICH H?EN, LIEBSTE?
Aber ja. Ich kann mich nicht bewegen, ich kann dir nicht die Hand reichen, wenn ich es m?chte, ich kann dir nicht den Kopf zuwenden, ich kann dir nicht danken, aber ich kann dich h?ren. Jeden Schritt. Jeden Seufzer. Jeden Ton. Jeden Atemzug. Wenn du mit dem Geschirr klapperst. Den Boden fegst. St?hle r?ckst. Die Schale mit meinen Exkrementen in die Toilette entleerst. Wenn du dich neben mich legst und mir etwas von deiner W?e gibst. Mich weniger friert. Wie fr?her. Das sind die Momente, in denen auch ein Leben wie dieses lebenswert ist.
H?ST DU MICH? WO BIST DU NUR?
Ich w?nsche mir nichts sehnlicher, als dir antworten zu k?nnen. Es geht nicht. Ich bin gefangen in diesem nutzlosen K?rper. Ich mag mit meinen F?ten in diesem Verlies mit aller Macht gegen die W?e trommeln, ich k?nnte schreien, so laut ich will, mich h?rt hier unten niemand. Iiiicccchhhh llllliiiiiieeeeebbbbbbeeeeee dddddiiiiiiicccccchhhhh. Es ist nicht lange
her, da habe ich versucht, noch einmal die Lippen so zu formen, die Zunge zum Gaumen gef?hrt, hinter die Z?e gelegt, die Luft herausgepresst. Drei Worte noch. Nur drei. Du hast sie nicht mehr verstanden. Du bist mit deinem Ohr ganz nah an meinen Mund gekommen und batest mich zu wiederholen, was ich gesagt habe. Sssssscccccchhhhhh Sssssscccccchhhhhh Sssssscccccchhhhhh. Mehr wollte mir nicht gelingen, egal, wie oft ich es noch versuchte. Ich war ein Sssssscccccchhhhh geworden. F?r ein paar Stunden nur. Dann hat mich die Lautlosigkeit endg?ltig gefangen genommen und abgef?hrt. Geblieben ist das Gurgeln, R?cheln und Grunzen, das ich zuweilen von mir gebe. Was f?r eine Qual f?r mich, die die menschliche Stimme so liebt.
Jetzt liegt mir die Zunge nutzlos im Mund wie ein alter verfaulter Dumpling. Die Lippen sind taub. Aber ich sp?re deinen warmen Atem auf meiner Wange, wenn du mich am Abend vorsichtig k?sst. Der unverwechselbare Atem meines alten, geliebten Mannes. Der Atem unseres gelebten Lebens.
Am schlimmsten sind die N?te, auch wenn ich l?st von Dunkelheit umgeben bin. Es ist die ?ere Stille, die ich schlecht ertrage. Das Haus, das Dorf, sie klingen pl?tzlich nicht mehr.
In der Ferne h?re ich vereinzelt einen Lastwagen. Hin und wieder bellt ein Hund. Die Katzen sind schon lange tot. In den Stunden nach Mitternacht ist es nur noch dein Luftholen, was mich mit dem Rest der Welt verbindet.
Sie wollen dir einreden, ich sei nur noch eine leere H?lle. Eine alte, faltige, seelenlose Puppe. Sie lassen sich vom ?eren Erscheinen der Dinge blenden. Wie so oft. Wie so viele. Sie tragen Uniformen, wei? Kittel, ich wei?es, auch wenn ich sie nicht sehe. Ich erkenne sie an ihren Stimmen. Die Stimmen von Uniformtr?rn, egal welcher Couleur, klingen immer gleich. Sie wissen. Sie sind sich sicher. Alle Tests beweisen. Hoffnungslos. Sie haben keine Ahnung, wovon sie reden. Ich h?re kein Beben in ihren Stimmen. Hoffnungslos. Kein Mensch, der dieses Wort gelassen ausspricht, wei? was er sagt.
Auch Partituren tauchen in der Dunkelheit vor meinen Augen auf. Ich sehe sie ganz deutlich, f?nf d?nne, tintenschwarze Linien auf einem bl?tenwei?n Blatt Papier. Kleine schwarze Punkte mit Strichen daran. Wie Kaulquappen in einem Teich. Allegro. Moderato. Adagio. Ich h?re jede Note, die hohen und die tiefen, die langsamen und die schnellen. Ich h?re den Anschlag des kleinen H?erchens auf der Saite. Ich h?re den zartesten Strich des Bogens auf der Violine. Fugen. Et?den. Sonaten. Ich h?re Orchester. Die Streicher, die Bl?r, die Trommler. Ich h?re ganze Opern. Mimi, Alfredo, Figaro, die K?nigin der Nacht sind meine treuen Gef?ten. Ich habe sie erst sp?entdecken d?rfen und deshalb nie genug bekommen k?nnen. Die Gier der Hungernden. Verzeih mir. Ich habe Musik im Kopf. Sie lindert die Schmerzen. Sie verscheucht d?stere Gedanken, so wie der Wind an einem Herbsttag die Wolken vor sich hertreibt. Ich habe fast alles verloren, aber die Musik, die kann mir niemand nehmen.
KANNST DU MICH H?EN, LIEBSTE?
Aber ja. Ich kann mich nicht bewegen, ich kann dir nicht die Hand reichen, wenn ich es m?chte, ich kann dir nicht den Kopf zuwenden, ich kann dir nicht danken, aber ich kann dich h?ren. Jeden Schritt. Jeden Seufzer. Jeden Ton. Jeden Atemzug. Wenn du mit dem Geschirr klapperst. Den Boden fegst. St?hle r?ckst. Die Schale mit meinen Exkrementen in die Toilette entleerst. Wenn du dich neben mich legst und mir etwas von deiner W?e gibst. Mich weniger friert. Wie fr?her. Das sind die Momente, in denen auch ein Leben wie dieses lebenswert ist.
H?ST DU MICH? WO BIST DU NUR?
Ich w?nsche mir nichts sehnlicher, als dir antworten zu k?nnen. Es geht nicht. Ich bin gefangen in diesem nutzlosen K?rper. Ich mag mit meinen F?ten in diesem Verlies mit aller Macht gegen die W?e trommeln, ich k?nnte schreien, so laut ich will, mich h?rt hier unten niemand. Iiiicccchhhh llllliiiiiieeeeebbbbbbeeeeee dddddiiiiiiicccccchhhhh. Es ist nicht lange
her, da habe ich versucht, noch einmal die Lippen so zu formen, die Zunge zum Gaumen gef?hrt, hinter die Z?e gelegt, die Luft herausgepresst. Drei Worte noch. Nur drei. Du hast sie nicht mehr verstanden. Du bist mit deinem Ohr ganz nah an meinen Mund gekommen und batest mich zu wiederholen, was ich gesagt habe. Sssssscccccchhhhhh Sssssscccccchhhhhh Sssssscccccchhhhhh. Mehr wollte mir nicht gelingen, egal, wie oft ich es noch versuchte. Ich war ein Sssssscccccchhhhh geworden. F?r ein paar Stunden nur. Dann hat mich die Lautlosigkeit endg?ltig gefangen genommen und abgef?hrt. Geblieben ist das Gurgeln, R?cheln und Grunzen, das ich zuweilen von mir gebe. Was f?r eine Qual f?r mich, die die menschliche Stimme so liebt.
Jetzt liegt mir die Zunge nutzlos im Mund wie ein alter verfaulter Dumpling. Die Lippen sind taub. Aber ich sp?re deinen warmen Atem auf meiner Wange, wenn du mich am Abend vorsichtig k?sst. Der unverwechselbare Atem meines alten, geliebten Mannes. Der Atem unseres gelebten Lebens.
Am schlimmsten sind die N?te, auch wenn ich l?st von Dunkelheit umgeben bin. Es ist die ?ere Stille, die ich schlecht ertrage. Das Haus, das Dorf, sie klingen pl?tzlich nicht mehr.
In der Ferne h?re ich vereinzelt einen Lastwagen. Hin und wieder bellt ein Hund. Die Katzen sind schon lange tot. In den Stunden nach Mitternacht ist es nur noch dein Luftholen, was mich mit dem Rest der Welt verbindet.
Sie wollen dir einreden, ich sei nur noch eine leere H?lle. Eine alte, faltige, seelenlose Puppe. Sie lassen sich vom ?eren Erscheinen der Dinge blenden. Wie so oft. Wie so viele. Sie tragen Uniformen, wei? Kittel, ich wei?es, auch wenn ich sie nicht sehe. Ich erkenne sie an ihren Stimmen. Die Stimmen von Uniformtr?rn, egal welcher Couleur, klingen immer gleich. Sie wissen. Sie sind sich sicher. Alle Tests beweisen. Hoffnungslos. Sie haben keine Ahnung, wovon sie reden. Ich h?re kein Beben in ihren Stimmen. Hoffnungslos. Kein Mensch, der dieses Wort gelassen ausspricht, wei? was er sagt.
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Autoren-Porträt von Jan-Philipp Sendker
Jan-Philipp Sendker, geboren in Hamburg, war viele Jahre Amerika- und Asien-Korrespondent des Stern. Nach einem weiteren Amerika-Aufenthalt kehrte er nach Deutschland zurück. Er lebt mit seiner Familie in Potsdam.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jan-Philipp Sendker
- 2009, 1, 430 Seiten, 2 Abbildungen, Maße: 14,4 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Blessing
- ISBN-10: 3896673882
- ISBN-13: 9783896673886
Rezension zu „Drachenspiele “
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