Emma schafft es!

Die beiden Bücher ("Emma bzw. Erik schafft es!" ) zum Thema "Sexueller Missbrauch" schildern die Gefühlswelt und Dynamik bei sexuellem Kindesmissbrauch ganz von innen heraus und helfen, die Lage von betroffenen Kindern wirklich zu verstehen. Welche Verwirrung, Verzweiflung, Einsamkeit und Ausweglosigkeit sich in Kinderseelen abspielen, wie sehr es an Wissen und Aufklärung mangelt, aber auch wie es einen Weg heraus geben kann. Für die Prävention - nach dem Motto "Wissen ist Macht!" für Erwachsene, aber auch zum Vorlesen für Mädchen und Jungen, um dann auch darüber reden zu können, total wertvoll.
Elisabeth Fey, Psychotherapeutin für Erwachsene und Kinder /Jugendliche

Anna Kampschroer Anna Kampschroer
Erik schafft es - Emma schafft es -
Schluss mit sexuellem Missbrauch Schluss mit sexuellem Missbrauch
Mit Zeichnungen von Cornelia Nass Mit Zeichnungen von Cornelia Nass
2020, 97 Seiten 2020, 1o3 Seiten
ISBN 978-3-497-02986-0 ISBN 978-3-497-02987-7

Im Reinhardt-Verlag sind 2020 zwei Bücher der Autorin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Anna Kampschroer erschienen, die das Thema „Sexualisierte Gewalt“ aus der inneren Sicht der betroffenen Kinder erlebbar machen: „Emma schafft es“ und „Erik schafft es“.
Die beiden jeweils ca. 100 Seiten umfassenden Bücher sind geschrieben für Kinder und Jugendliche ab ca. 12 Jahren, eignen sich aber durchaus für jüngere Kinder ab ca 9 Jahren, falls die Bücher gemeinsam mit Erwachsenen gelesen oder bei der Präventions- und Interventionsarbeit eingesetzt werden. Sie wenden sich jedoch genauso an pädagogische Fachkräfte, an Eltern und Großeltern, kurz an alle, die mit Kindern in Kontakt sind.
In „Emma schafft es“ leiden zwei eng befreundete Mädchen unter den sexuellen Übergriffen durch einen der beiden Väter, ohne darüber voneinander zu wissen. In „Erik schafft es“ wird der Junge von seinem Fußballtrainer sexuell missbraucht.
Die Autorin schildert mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen die Gefühlswelt der Kinder, die in dem scheinbar aussichtslosen und für sie unlösbaren Konflikt stehen, einerseits ihr Geheimnis aus Angst und Scham auf jeden Fall zu bewahren, andererseits sich nichts dringender zu wünschen, als die Situation des Missbrauchs zu beenden und Hilfe zu bekommen. Als Leser und Leserinnen bekommen wir Einblick, wie perfide die Täter die Gefühle der Kinder auf subtile Art so manipulieren, dass sich die Betroffenen selber schuldig fühlen und Panik vor der Offenlegung des „Geheimnisses“ entwickeln. Aber wir erleben auch die wohlmeinenden Erwachsenen in ihrem Umfeld, die oft die Nöte der Kinder durchaus bemerken, ihnen gerne helfen wollen, aber ihre Signale falsch deuten und sie vorschnell auf andere vorhandene Belastungen beziehen.
Die Handlungen sind glaubwürdig und nachvollziehbar aufgebaut. Die Kinder agieren und reagieren so authentisch, dass man sich schnell mit ihnen identifiziert, mit ihnen leidet und mit ihnen mitfühlt. Die Sprache der Bücher ist kindgerecht und klar ohne kindlich zu sein und zeigt ein tiefes Verständnis der Autorin für die innere Lebenswelt von Kindern, für ihre Freuden und Sorgen.
Die nicht nur für Kinder ansprechenden Illustrationen sind zurückhaltend eingesetzt. Zu Beginn jedes Kapitels bringt jeweils eine ausdrucksstarke Zeichnung wie eine Überschrift den Inhalt auf den Punkt. Wichtige Sätze sind als Sprechblasen markiert.
Es gibt einen hervorragend aufgebauten Spannungsbogen, in dem sich ausgehend von einer normalen kindlichen Lebenswelt die Dramatik langsam aufbaut, bis man schließlich den Text nicht mehr aus der Hand legen möchte, weil man von dem Inhalt so berührt und gepackt ist und unbedingt wissen möchte, wie die Geschichte weitergeht.




Die Titel sagen bereits aus, dass es den Kindern schließlich gelingt, sich Erwachsenen anzuvertrauen und Hilfe zu bekommen. Auch aus diesem Grund sind die Bücher für Kinder gut geeignet, die hier erleben können, wie es auch aus scheinbar unlösbaren Konfliktsituationen einen Ausweg gibt und möglicherweise aus dem Text für sich Mut und Kraft schöpfen können, sich Unterstützung zu holen für welche Situation auch immer.
Für pädagogische Fachkräfte und weitergehend an dem Thema Interessierte gibt es zusätzlich von der Autorin verfasste fachlich fundierte und gut zu lesende online-Sachinformationen, die grundlegende Fakten zu dem Thema kurz zusammenfassen und hilfreiche Unterstützung geben für die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten der Bücher in der Präventions- und Interventionsarbeit. Das Passwort für den Zugang zu den Online-Informationen befindet sich am Ende des Buchtextes.
Man wünscht sich aber auch, dass möglichst viele Eltern und Großeltern und alle, die beruflich und privat mit Kindern Kontakt haben, diese Bücher lesen, um so vielleicht früher auf die kleinen Signale von Kindern in Not aufmerksam zu werden und damit die zerstörerischen Kontakte frühzeitiger zu beenden, als das bisher oft der Fall war.
Gerade jetzt, wo viele Menschen fassungslos und oft hilflos vor immer mehr aufgedeckten Fällen von sexualisierter Gewalt stehen, haben wir hier zwei wichtige und uneingeschränkt empfehlenswerte Bücher.

Rezension: Dorothee Klein, Dipl. Psychologin