Fish and Fritz
Als Deutscher auf der Insel. Originalausgabe
Als Deutscher auf der Insel.
Ein Leben unter Engländern kann ziemlich abenteuerlich sein. Zumindest, wenn man als Korrespondent für den Fall der Fälle einen Nachruf auf die Queen verfassen soll. Und...
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Produktinformationen zu „Fish and Fritz “
Als Deutscher auf der Insel.
Ein Leben unter Engländern kann ziemlich abenteuerlich sein. Zumindest, wenn man als Korrespondent für den Fall der Fälle einen Nachruf auf die Queen verfassen soll. Und wenn man sich vornimmt, ihr wenigstens einmal leibhaftig zu begegnen. Bei seinen Bemühungen trifft Wolfgang Koydl auf Hofschranzen und Sargschreiner, auf Feudalherren und andere Exzentriker. Dabei lotet er die Tiefen der britischen Seele aus. Nebenbei versuchen die Koydls sich im fremden Alltag zurechtzufinden und stolpern dabei in so manchen "clash of cultures". Die wunderbar komische Geschichte einer deutschen Familie in England, mit viel Wärme, Witz und Feinsinn erzählt.
Klappentext zu „Fish and Fritz “
Ein Leben unter Engländern kann ziemlich abenteuerlich sein. Zumindest, wenn man als Korrespondent einen Nachruf auf die Queen verfassen soll - für den Fall der Fälle - und sich vornimmt, ihr wenigstens einmal leibhaftig zu begegnen. Bei seinen Bemühungen trifft Wolfgang Koydl auf Hofschranzen und Sargschreiner, auf Feudalherren und andere Exzentriker - und lotet dabei die Tiefen der britischen Seele aus. Nebenbei versuchen die Koydls sich im fremden Alltag zurechtzufinden und stolpern dabei in so manchen »clash of cultures«. Die wunderbar komische Geschichte einer deutschen Familie in England, mit viel Wärme, Witz und Feinsinn erzählt.Lese-Probe zu „Fish and Fritz “
Fish and Fritz von Wolfgang KoydlEins
Gut möglich, dass ich mich täuschte. Wenn man nach
innerer Uhr morgens um drei aus dem Flugzeug gestiegen
ist, sind weder die Reflexe noch die Augen
besonders scharf. Und der Schatten, der über das
Gesicht des Concierge huschte, war auch so schnell
wieder verschwunden, wie er erschienen war. Aber einen
Augenblick lang schien sich ein Fenster in seine
Seele zu öffnen und den Blick freizugeben in ein rabenschwarzes
Loch.
Wie gesagt, es kann auch eine optische Täuschung
gewesen sein. Was immer es war, der Mann an der
Rezeption hatte sein Mienenspiel wieder rasch unter
Kontrolle. Neutral, unverbindlich, ein wenig ölig – wie
man es Hotelpersonal auf der ganzen Welt beibringt.
»Sie haben Zimmer 23, wir wünschen Ihnen einen
schönen Aufenthalt.«
Der Schlüssel, den er über den Tresen schob, war an
einem Anhänger befestigt, den man heutzutage durch
keine Sicherheitskontrolle mehr bringen würde. Von
Form und Gewicht her erinnerte er an eine Waffe, die
ein englischer Infanterist in die Schlacht von Agincourt
schleppte. Elektronische Schlösser mit Schlüsseln
im Scheckkartenformat hatten das »Kingston
Royal Arms« offensichtlich noch nicht erreicht.
Als Journalist ist man ja stets vorbereitet, auf kleine,
vermeintlich unwichtige Indizien zu achten. Das
haben wir, wenn wir uns bei dieser Gelegenheit mal
selber schmeicheln wollen, mit Detektiven gemein.
Aus dem ungeschlachten Schlüsselanhänger deduzierte
ich mit Sherlock-Holmes’schem Scharfsinn, dass
unser Hotel nicht unbedingt an der vordersten Front
modernen Hotelmanagements anzusiedeln war. Konkret
würde dies bedeuten, dass die Fernbedienung und
der Flaschenöffner vermutlich an einem schweren Möbelstück
angekettet und die Drahtbügel im Schrank
mit der Kleiderstange
... mehr
verschweißt sein würden.
Ich wog den Schlüssel in der Hand und sah den
Mann hinterm Tresen fragend an.
»Ach ja, Ihr Zimmer. Ganz leicht zu finden. Gehen
Sie die Treppe hinauf und dann gleich links. Beim
Feuermelder ist rechts eine Tür, die nehmen Sie nicht.
Halten Sie sich halblinks, drei Stufen hinunter und
dann vier wieder nach oben. Dann gehen Sie immer
rechts. Wenn Sie aus dem Fenster links den Innenhof
sehen, liegen Sie falsch. Kehren Sie um, und versuchen
Sie es noch einmal. Irgendwann kommen Sie zu einer
massiven Stahltür mit der Aufschrift ›Notausgang, nur
in Notfällen benützen‹. Da gehen Sie durch, und dann
noch zweimal links und einmal rechts. Da ist dann
schon Ihr Zimmer.«
Ich sah meine Familie an, die ebenso erwartungswie
vertrauensvoll dreinschaute. Frau und Tochter
hatten gar nicht erst zugehört. Sie verließen sich, wie
in solchen Fällen üblich, auf mich. Ein derartig blindes
Vertrauen mag zwar grundsätzlich schmeichelhaft
sein; im Laufe der Jahre nutzt sich die Ehre allerdings
rasch ab.
»Tut mir leid, dass wir niemanden haben, der Ihnen
mit dem Gepäck hilft«, sagte der Concierge ohne eine
Spur von Bedauern, als ich mir die Laptoptasche über
die Schulter hängte, den Schlüssel zwischen die Zähne
steckte und in jede Hand zwei Taschen nahm. »Aber
heute ist Mittwoch, wissen Sie.«
Nur der Schlüssel im Mund hinderte mich, ihn nach
dem Zusammenhang zwischen dem Wochentag und
der Abwesenheit eines Trägers zu fragen. Aber da hörte
ich schon die zischende Stimme meiner Frau.
»Ich habe dir doch gleich gesagt, dass wir einen Tag
später fliegen sollen.«
Viele Ehen sind schon dadurch gerettet worden,
dass einer der Partner wegen eines vollen Mundes
nicht sprechen konnte.
Schweigend, aber nicht ohne Hoffnung, machten
wir uns auf den Weg. Als wir eine halbe Stunde später
schwitzend und leicht schwindlig wieder in der Lobby
standen, fühlten wir uns wie Indiana Jones, als er nach
der Fahrt durchs Höhlenlabyrinth zum ersten Mal wieder
Sonnenlicht sieht. Stöhnend ließ ich Taschen und
Koffer aus den Händen fallen, spuckte den Schlüssel
aus, lehnte mich an den Tresen und fragte, ob man uns
beim nächsten Versuch vielleicht ein Wollknäuel oder
ersatzweise ein Säckchen mit Kieselsteinen mitgeben
könnte. Um ein Satellitennavigationssystem zu bitten
erschien mir, angesichts des Eindrucks, den das ehrwürdige
Gebäude auf uns gemacht hatte, dann doch
ein wenig zu vermessen.
Natürlich formulierte ich es nicht ganz so drastisch.
Briten – so viel hatte ich schon gelernt – beschweren
sich nicht, jedenfalls nicht offen und direkt. Das gilt
als unhöflich, vulgär, als schlechter Stil. Als deutsch
eben. Stattdessen nimmt ein Brite, anstatt zu klagen
und zu poltern, für alle Pannen und Missgeschicke die
Verantwortung erst einmal auf sich. Zumindest gibt
er es vor. Dieses Verhalten hat den Vorteil, dass es das
Getriebe gesellschaftlichen Zusammenlebens ölt und
hässliche Konfrontationen oft schon im Keim erstickt.
Der Nachteil liegt darin, dass damit die Panne, der
Anlass der Verstimmung, um die es geht, eher selten
behoben wird.
»Es scheint, als ob wir zu beschränkt wären, Ihrer
luziden Wegbeschreibung zu folgen und unser Zimmer
zu finden«, hob ich an. »Es tut uns ganz schrecklich
leid, Sie abermals mit unserer Anwesenheit und unseren
aufdringlichen Fragen zu belästigen, aber wären
Sie so gut, uns noch einmal in den Genuss Ihrer Erklärung
kommen zu lassen.«
Ich wog den Schlüssel in der Hand und sah den
Mann hinterm Tresen fragend an.
»Ach ja, Ihr Zimmer. Ganz leicht zu finden. Gehen
Sie die Treppe hinauf und dann gleich links. Beim
Feuermelder ist rechts eine Tür, die nehmen Sie nicht.
Halten Sie sich halblinks, drei Stufen hinunter und
dann vier wieder nach oben. Dann gehen Sie immer
rechts. Wenn Sie aus dem Fenster links den Innenhof
sehen, liegen Sie falsch. Kehren Sie um, und versuchen
Sie es noch einmal. Irgendwann kommen Sie zu einer
massiven Stahltür mit der Aufschrift ›Notausgang, nur
in Notfällen benützen‹. Da gehen Sie durch, und dann
noch zweimal links und einmal rechts. Da ist dann
schon Ihr Zimmer.«
Ich sah meine Familie an, die ebenso erwartungswie
vertrauensvoll dreinschaute. Frau und Tochter
hatten gar nicht erst zugehört. Sie verließen sich, wie
in solchen Fällen üblich, auf mich. Ein derartig blindes
Vertrauen mag zwar grundsätzlich schmeichelhaft
sein; im Laufe der Jahre nutzt sich die Ehre allerdings
rasch ab.
»Tut mir leid, dass wir niemanden haben, der Ihnen
mit dem Gepäck hilft«, sagte der Concierge ohne eine
Spur von Bedauern, als ich mir die Laptoptasche über
die Schulter hängte, den Schlüssel zwischen die Zähne
steckte und in jede Hand zwei Taschen nahm. »Aber
heute ist Mittwoch, wissen Sie.«
Nur der Schlüssel im Mund hinderte mich, ihn nach
dem Zusammenhang zwischen dem Wochentag und
der Abwesenheit eines Trägers zu fragen. Aber da hörte
ich schon die zischende Stimme meiner Frau.
»Ich habe dir doch gleich gesagt, dass wir einen Tag
später fliegen sollen.«
Viele Ehen sind schon dadurch gerettet worden,
dass einer der Partner wegen eines vollen Mundes
nicht sprechen konnte.
Schweigend, aber nicht ohne Hoffnung, machten
wir uns auf den Weg. Als wir eine halbe Stunde später
schwitzend und leicht schwindlig wieder in der Lobby
standen, fühlten wir uns wie Indiana Jones, als er nach
der Fahrt durchs Höhlenlabyrinth zum ersten Mal wieder
Sonnenlicht sieht. Stöhnend ließ ich Taschen und
Koffer aus den Händen fallen, spuckte den Schlüssel
aus, lehnte mich an den Tresen und fragte, ob man uns
beim nächsten Versuch vielleicht ein Wollknäuel oder
ersatzweise ein Säckchen mit Kieselsteinen mitgeben
könnte. Um ein Satellitennavigationssystem zu bitten
erschien mir, angesichts des Eindrucks, den das ehrwürdige
Gebäude auf uns gemacht hatte, dann doch
ein wenig zu vermessen.
Natürlich formulierte ich es nicht ganz so drastisch.
Briten – so viel hatte ich schon gelernt – beschweren
sich nicht, jedenfalls nicht offen und direkt. Das gilt
als unhöflich, vulgär, als schlechter Stil. Als deutsch
eben. Stattdessen nimmt ein Brite, anstatt zu klagen
und zu poltern, für alle Pannen und Missgeschicke die
Verantwortung erst einmal auf sich. Zumindest gibt
er es vor. Dieses Verhalten hat den Vorteil, dass es das
Getriebe gesellschaftlichen Zusammenlebens ölt und
hässliche Konfrontationen oft schon im Keim erstickt.
Der Nachteil liegt darin, dass damit die Panne, der
Anlass der Verstimmung, um die es geht, eher selten
behoben wird.
»Es scheint, als ob wir zu beschränkt wären, Ihrer
luziden Wegbeschreibung zu folgen und unser Zimmer
zu finden«, hob ich an. »Es tut uns ganz schrecklich
leid, Sie abermals mit unserer Anwesenheit und unseren
aufdringlichen Fragen zu belästigen, aber wären
Sie so gut, uns noch einmal in den Genuss Ihrer Erklärung
kommen zu lassen.«
... weniger
Autoren-Porträt von Wolfgang Koydl
Wolfgang Koydl, 1952 geboren, ist seit vielen Jahren Auslandskorrespondent der Süddeutschen Zeitung mit Stationen in Kairo, Istanbul und Washington. Seit 2005 berichtet er aus London und lebt mit seiner Frau und Tochter im Vorort Kingston upon Thames.
Bibliographische Angaben
- Autor: Wolfgang Koydl
- 2009, 8. Aufl., 368 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548372562
- ISBN-13: 9783548372563
- Erscheinungsdatum: 17.02.2009
Rezension zu „Fish and Fritz “
»In gewisser Hinsicht ist Fish and Fritz eine Retourkutsche auf Roger Boyles bissig-witzge Deutschenbetrachtung My dear Krauts. Das Resultat dieses unernsten Schlagabtausches? Nun, ein wenig wie Wembley 1966. Soll heißen: Irgendwo haben letztlich beide recht.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG/ 06.03.09 »Ein humorvoller, mit viel trockenem Witz geschriebener Roman, der sich nebenbei auch gut als idealer Reiseführer eignet.« Schweizer Familie, 30.04.09
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