Flüchtige Größe
Gesammelte Essays über Literatur und Kunst
Zwanzig Jahre ist Joachim Fest als Herausgeber für das Feuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» verantwortlich gewesen. In dieser Eigenschaft hat er «das Kulturleben des Landes in hohem Maße geprägt« (Marcel Reich-Ranicki). Immer wieder hat er...
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Produktinformationen zu „Flüchtige Größe “
Klappentext zu „Flüchtige Größe “
Zwanzig Jahre ist Joachim Fest als Herausgeber für das Feuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» verantwortlich gewesen. In dieser Eigenschaft hat er «das Kulturleben des Landes in hohem Maße geprägt« (Marcel Reich-Ranicki). Immer wieder hat er nicht nur durch engagierte Interventionen bei kulturellen Streitfragen - etwa zu Rainer Werner Fassbinders Theaterstück «Die Stadt, der Müll und der Tod» - von sich reden gemacht, sondern auch durch kenntnisreiche Beiträge zu Schriftstellern, Malern und Architekten. Dabei interessierte er sich besonders für das Verhältnis eines Künstlers zu seiner Zeit, zur Politik und überlieferten Formensprache seiner Gattung; aber auch dafür, wie sich die moderne Gesellschaft insgesamt zur kulturellen Überlieferung stellt. Dass Fests ebenso scharfsinnige wie nuancierte Antworten auf diese Fragen von bleibendem Wert sind, zeigen die hier versammelten Texte.
«Es ist schwer, vom ungeheuer weiten Bildungshorizont des glänzenden Stilisten unbeeindruckt zu bleiben.»
dpa
Lese-Probe zu „Flüchtige Größe “
Flüchtige Größe von Joachim C. Fest LESEPROBE Die unwissenden Magier
Über Thomas und Heinrich MannVorwort
Alles, was über die schwer entwirrbare Beziehung zwischen Heinrich und Thomas Mann gesagt werden kann, verdankt die suggestivsten Formeln ihnen selbst. Sie haben das Bruderverhältnis romantisiert, pathologisiert und, als es zum Streit kam, zu prinzipiell entgegengesetzten Positionen hochgetrieben. Im April 1919 schrieb Thomas Mann an den Schriftsteller und Theaterkritiker Karl Strecker, der in dem Konflikt nur das Eifersuchtsdrama zweier unterschiedlich begabter Schriftsteller sehen wollte, der Gegensatz zu Heinrich scheine ihm «zu wichtig und symbolisch», um ihn mit literarischen Wertfragen zu verknüpfen. Er glaube, fährt er fort, «an Unterschiede des Temperaments, des Gemüts, der Moralität, des Welterlebnisses, die zu einer im Goethe'schen Sinne <bedeutenden> Feindschaft und repräsentativen Gegensätzlichkeit geführt haben - auf der Grundlage sehr stark empfundener Brüderlichkeit. Bei mir überwiegt das nordisch-protestantische Element, bei meinem Bruder das romanisch-katholische. Bei mir ist also mehr Gewissen, bei ihm mehr aktivistischer Wille. Ich bin ethischer Individualist, er Sozialist - und wie sich der Gegensatz weiter umschreiben und benennen ließe, der sich im Geistigen, Künstlerischen, Politischen, kurz in jeder Beziehung offenbart.»'
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Die beiden hier vereinigten Essays versuchen, diesen Gegensatz näher zu bestimmen. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand, lange Zeit jedenfalls, ein Unterschied in der Auffassung von der Haltung des Schriftstellers gegenüber der Wirklichkeit, insonderheit gegenüber dem Politischen, wenn auch eng verwoben mit persönlichen, literarischen und philosophischen Uneinigkeiten. Die Frage ist, ob über alle «Feindschaft», allen «Haß» hinweg, von denen Thomas Mann gesprochen hat, sie zuletzt nicht doch Brüder auch im übertragenen Sinne blieben. Sie waren sicherlich Repräsentanten, aber vielleicht doch, bei allen Unterschieden, der gleichen Sache: jener tief apolitischen intellektuellen Tradition ihres Landes, der sich der eine früher, der andere mit einiger zeitlicher Verzögerung zu widersetzen schien.
Diese Überlegung macht den über fast zwanzig Jahre erbittert ausgetragenen Konflikt indes keineswegs zum bloßen Scheingefecht. Er war unvermeidlich. Nur führten sie ihn weniger, als ihnen je bewußt war, um grundsätzlich entgegengesetzte politische Auffassungen. Weit eher ging es bei dem von beiden Seiten angefachten und schließlich ins Ideologische ausgeweiteten Konflikt um einen Ablösungsvorgang nach zu lange dauernder, einträchtiger Nähe. Wer die frühen Arbeiten des einen und des anderen vergleicht, wird immer wieder auf verwandte Themen oder Figuren stoßen, den gleichen Erlebnishintergrund, die gleichen Vorbilder, und diese Gemeinsamkeiten haben zwangsläufig zu wechselseitigen Übernahmen und Entlehnungen geführt, die in der beginnenden Auseinandersetzung erhebliches Gewicht besaßen. Vor allem Thomas Mann war es, der dem Bruder vorwarf, ihm Pläne, Motive und sogar einzelne Wortprägungen entwendet zu haben, um sie «in oberflächlicher und grotesker Weise» zu verwerten.' Die kleinlich wirkende Beschuldigung verbarg, worum es in Wahrheit ging. Wenn Thomas an anderer Stelle, im Blick auf die frühen, gemeinsam verbrachten Jahre von einem «brüderlichen Welterlebnis» gesprochen hat, so empfand er jetzt zusehends die Notwendigkeit, sich endlich ein eigenes zu verschaffen.
Nicht anders verhielt es sich mit Heinrich. Beide suchten «die Abwehr des Anderen, der so anders nicht war und gerade deshalb die eigene Entwicklung störte und behinderte: «Alles zugleich Verwandtschaft und Affront», schrieb Thomas Mann in einem Brief vom März 1917 und, wie häufig zu melodramatischer Steigerung neigend, der Streit sei «das schwerste Problem» seines Lebens.' Es war eine Art nachgeholter und ins Brüderliche versetzter Pubertätskrise, Entzug und Trennung von der übermächtig das eigene Leben bestimmenden Autorität. Anders als die vorherrschende Auffassung annimmt, besaßen die politischen Meinungsunterschiede dafür keine ursächliche Bedeutung; sie waren nur deren auffälligste Folge. Nach Jahren der persönlichen und literarischen Querelen, der Eifersuchtsund Rivalitätskomplexe öffnete die Übertragung des Konflikts ins Politische beiden Seiten einen Ausweg aus allem subalternen Brudergezänk und erlaubte es, die Auseinandersetzung über die private Sphäre hinaus auf die Höhe eines mit bekennerischer Vehemenz ausgetragenen Prinzipienstreits zu führen. «Was hinter mir liegt, war eine Galeeren-Arbeit», schrieb Thomas Mann, auf die «Betrachtungen eines Unpolitischen» anspielend, im Januar 1918 in einem Brief an Heinrich. Den Versöhnungsvorschlag des Bruders wies er jedoch ab, da die Arbeit an dem Buch noch nicht abgeschlossen war. «Immerhin», fuhr er fort, «danke ich ihr das Bewußtsein, daß ich Deiner zelotischen Suada heute weniger hülflos gegenüber stünde, als zu der Zeit, da Du mich bis aufs Blut damit peinigen konntest». Und gegen Ende heißt es: «Laß die Tragödie unserer Brüderlichkeit sich vollenden Die pathetische Wendung offenbarte, daß er entschlossen war, auch um einen hohen Preis sich aus der Hilflosigkeit gegenüber dem Bruder zu befreien und eine eigene Position zu gewinnen. In einem nicht abgeschickten Brief antwortete Heinrich noch einmal, zum letzten Mal, im Ton des Älteren: «Bezieh nicht länger mein Leben u. Handeln auf Dich, es gilt nicht Dir, u. wäre ohne Dich wörtlich dasselbe. »
Als die Brüder vier Jahre später wieder zusammenfanden, war der Ablösungsprozeß des einen vom anderen vollzogen, und offenbar hat das Bewußtsein, inzwischen zu sich selbst gefunden zu haben, Thomas die Versöhnung erst ermöglicht oder doch erleichtert. Nun störte auch nicht mehr, daß sie, als Fürsprecher und Anwälte der gefährdeten Republik, die gleiche Sache vertraten: Heinrich mit advokatorischem, der Wahlheimat Frankreich entliehenem Überschwang, Thomas dagegen auf gleichsam philologische Weise, mit Rückgriffen ins Geistesgeschichtliche, literarisch Versonnene und bei alledem immer ein wenig wie ausgedacht. Alle Besorgnisse angesichts der politischen Dauerkrise des Landes jedoch, alle Bereitschaft zum Beistand haben dem Politikverständnis weder des einen noch des anderen aufgeholfen. Die «Naivität» und «groteske Unkenntnis» der Tatsachen, die Hermann Kesten bei Heinrich Mann festgestellt hat', hätte er auch dem Bruder vorhalten können. Die eigentlich politischen Fragen der Macht und ihrer Mechanismen, des Zusammenspiels gesellschaftlicher Gruppen, der Bedeutung ökonomischer und sozialer Interessen, blieben ihnen nach wie vor verschlossen, und vergebens versuchten sie, ihre Fremdheit auf diesem Felde hinter großen Gutartigkeiten zu verbergen. Daher hätte die vorliegende Zusammenstellung auch, den Titel von Thomas Manns Bekenntnisbuch abwandelnd und erweiternd, «Betrachtung zweier Unpolitischer» heißen können.
Heinrich und Thomas Mann entstammten zwar, der Herkunft nach, einem alten Stadtstaat, in dessen demokratisch-freiheitlicher Selbstregierung die eigene Familie eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat. In Wahrheit aber waren sie dieser Welt, wie im Äußerlichen, so auch seelisch entlaufen. Sie dachten und empfanden in einer bürgerlichen Tradition, die ganz an privaten Begriffen, Zwecken, Tugenden orientiert war, Bücher und Träume bildeten ihr eigentliches Element, für das keine Wirklichkeit einen Ausgleich bot. Was man die «öffentlichen Dinge» nannte, war stets die Angelegenheit einiger weniger, die große Mehrheit gerade des gebildeten Bürgertums stand ihnen beziehungslos, nicht selten verlegen gegenüber und stilisierte das eigene Desinteresse als Vorbehalt der Humanität gegen die Politik, der Kultur gegen die Zivilisation, des Gedankens gegen das Leben oder was immer sonst noch an polemisch gemeinten Gegensatzpaaren aus der Verachtung der Realität zu gewinnen war. In jenem intellektuellen Milieu, in dem die Brüder sich in Wahrheit heimisch fühlten, war politische Urteilskraft weithin gleichbedeutend mit sozialen> Gewissen und erschöpfte sich darüber hinaus in allgemein moralischen Richtsprüchen oder in den feierlichen Gaukelbildern der Versöhnung von Geist und Macht. Wer die politisch gemeinten Reden, Erklärungen und Aufsätze sowohl Heinrich wie Thomas Manns aus den Weimarer Jahren durchsieht, findet auf nahezu jeder Seite die Belege dafür, und selbst in den erhaltenen Briefen aus der Entscheidungszeit vom Frühjahr 1932 bis zum Februar 1933 sucht man vergeblich nach einem Echo jenes das ganze Land erfüllenden Lärms, der das unüberhörbare Signal der Katastrophe war, die bald schon ihre Welt erfassen und zugrunde richten sollte. Statt dessen Mitteilungen über einen neuen Roman Heinrichs, über Akademiestatuten und eine «Verbindung republikanischer Intellektueller, mit dem Ziel, die kommende zweite Republik geistig zu überwachen». Bücher und Träume.
© Rowohlt Verlag
Diese Überlegung macht den über fast zwanzig Jahre erbittert ausgetragenen Konflikt indes keineswegs zum bloßen Scheingefecht. Er war unvermeidlich. Nur führten sie ihn weniger, als ihnen je bewußt war, um grundsätzlich entgegengesetzte politische Auffassungen. Weit eher ging es bei dem von beiden Seiten angefachten und schließlich ins Ideologische ausgeweiteten Konflikt um einen Ablösungsvorgang nach zu lange dauernder, einträchtiger Nähe. Wer die frühen Arbeiten des einen und des anderen vergleicht, wird immer wieder auf verwandte Themen oder Figuren stoßen, den gleichen Erlebnishintergrund, die gleichen Vorbilder, und diese Gemeinsamkeiten haben zwangsläufig zu wechselseitigen Übernahmen und Entlehnungen geführt, die in der beginnenden Auseinandersetzung erhebliches Gewicht besaßen. Vor allem Thomas Mann war es, der dem Bruder vorwarf, ihm Pläne, Motive und sogar einzelne Wortprägungen entwendet zu haben, um sie «in oberflächlicher und grotesker Weise» zu verwerten.' Die kleinlich wirkende Beschuldigung verbarg, worum es in Wahrheit ging. Wenn Thomas an anderer Stelle, im Blick auf die frühen, gemeinsam verbrachten Jahre von einem «brüderlichen Welterlebnis» gesprochen hat, so empfand er jetzt zusehends die Notwendigkeit, sich endlich ein eigenes zu verschaffen.
Nicht anders verhielt es sich mit Heinrich. Beide suchten «die Abwehr des Anderen, der so anders nicht war und gerade deshalb die eigene Entwicklung störte und behinderte: «Alles zugleich Verwandtschaft und Affront», schrieb Thomas Mann in einem Brief vom März 1917 und, wie häufig zu melodramatischer Steigerung neigend, der Streit sei «das schwerste Problem» seines Lebens.' Es war eine Art nachgeholter und ins Brüderliche versetzter Pubertätskrise, Entzug und Trennung von der übermächtig das eigene Leben bestimmenden Autorität. Anders als die vorherrschende Auffassung annimmt, besaßen die politischen Meinungsunterschiede dafür keine ursächliche Bedeutung; sie waren nur deren auffälligste Folge. Nach Jahren der persönlichen und literarischen Querelen, der Eifersuchtsund Rivalitätskomplexe öffnete die Übertragung des Konflikts ins Politische beiden Seiten einen Ausweg aus allem subalternen Brudergezänk und erlaubte es, die Auseinandersetzung über die private Sphäre hinaus auf die Höhe eines mit bekennerischer Vehemenz ausgetragenen Prinzipienstreits zu führen. «Was hinter mir liegt, war eine Galeeren-Arbeit», schrieb Thomas Mann, auf die «Betrachtungen eines Unpolitischen» anspielend, im Januar 1918 in einem Brief an Heinrich. Den Versöhnungsvorschlag des Bruders wies er jedoch ab, da die Arbeit an dem Buch noch nicht abgeschlossen war. «Immerhin», fuhr er fort, «danke ich ihr das Bewußtsein, daß ich Deiner zelotischen Suada heute weniger hülflos gegenüber stünde, als zu der Zeit, da Du mich bis aufs Blut damit peinigen konntest». Und gegen Ende heißt es: «Laß die Tragödie unserer Brüderlichkeit sich vollenden Die pathetische Wendung offenbarte, daß er entschlossen war, auch um einen hohen Preis sich aus der Hilflosigkeit gegenüber dem Bruder zu befreien und eine eigene Position zu gewinnen. In einem nicht abgeschickten Brief antwortete Heinrich noch einmal, zum letzten Mal, im Ton des Älteren: «Bezieh nicht länger mein Leben u. Handeln auf Dich, es gilt nicht Dir, u. wäre ohne Dich wörtlich dasselbe. »
Als die Brüder vier Jahre später wieder zusammenfanden, war der Ablösungsprozeß des einen vom anderen vollzogen, und offenbar hat das Bewußtsein, inzwischen zu sich selbst gefunden zu haben, Thomas die Versöhnung erst ermöglicht oder doch erleichtert. Nun störte auch nicht mehr, daß sie, als Fürsprecher und Anwälte der gefährdeten Republik, die gleiche Sache vertraten: Heinrich mit advokatorischem, der Wahlheimat Frankreich entliehenem Überschwang, Thomas dagegen auf gleichsam philologische Weise, mit Rückgriffen ins Geistesgeschichtliche, literarisch Versonnene und bei alledem immer ein wenig wie ausgedacht. Alle Besorgnisse angesichts der politischen Dauerkrise des Landes jedoch, alle Bereitschaft zum Beistand haben dem Politikverständnis weder des einen noch des anderen aufgeholfen. Die «Naivität» und «groteske Unkenntnis» der Tatsachen, die Hermann Kesten bei Heinrich Mann festgestellt hat', hätte er auch dem Bruder vorhalten können. Die eigentlich politischen Fragen der Macht und ihrer Mechanismen, des Zusammenspiels gesellschaftlicher Gruppen, der Bedeutung ökonomischer und sozialer Interessen, blieben ihnen nach wie vor verschlossen, und vergebens versuchten sie, ihre Fremdheit auf diesem Felde hinter großen Gutartigkeiten zu verbergen. Daher hätte die vorliegende Zusammenstellung auch, den Titel von Thomas Manns Bekenntnisbuch abwandelnd und erweiternd, «Betrachtung zweier Unpolitischer» heißen können.
Heinrich und Thomas Mann entstammten zwar, der Herkunft nach, einem alten Stadtstaat, in dessen demokratisch-freiheitlicher Selbstregierung die eigene Familie eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat. In Wahrheit aber waren sie dieser Welt, wie im Äußerlichen, so auch seelisch entlaufen. Sie dachten und empfanden in einer bürgerlichen Tradition, die ganz an privaten Begriffen, Zwecken, Tugenden orientiert war, Bücher und Träume bildeten ihr eigentliches Element, für das keine Wirklichkeit einen Ausgleich bot. Was man die «öffentlichen Dinge» nannte, war stets die Angelegenheit einiger weniger, die große Mehrheit gerade des gebildeten Bürgertums stand ihnen beziehungslos, nicht selten verlegen gegenüber und stilisierte das eigene Desinteresse als Vorbehalt der Humanität gegen die Politik, der Kultur gegen die Zivilisation, des Gedankens gegen das Leben oder was immer sonst noch an polemisch gemeinten Gegensatzpaaren aus der Verachtung der Realität zu gewinnen war. In jenem intellektuellen Milieu, in dem die Brüder sich in Wahrheit heimisch fühlten, war politische Urteilskraft weithin gleichbedeutend mit sozialen> Gewissen und erschöpfte sich darüber hinaus in allgemein moralischen Richtsprüchen oder in den feierlichen Gaukelbildern der Versöhnung von Geist und Macht. Wer die politisch gemeinten Reden, Erklärungen und Aufsätze sowohl Heinrich wie Thomas Manns aus den Weimarer Jahren durchsieht, findet auf nahezu jeder Seite die Belege dafür, und selbst in den erhaltenen Briefen aus der Entscheidungszeit vom Frühjahr 1932 bis zum Februar 1933 sucht man vergeblich nach einem Echo jenes das ganze Land erfüllenden Lärms, der das unüberhörbare Signal der Katastrophe war, die bald schon ihre Welt erfassen und zugrunde richten sollte. Statt dessen Mitteilungen über einen neuen Roman Heinrichs, über Akademiestatuten und eine «Verbindung republikanischer Intellektueller, mit dem Ziel, die kommende zweite Republik geistig zu überwachen». Bücher und Träume.
© Rowohlt Verlag
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Autoren-Porträt von Joachim C. Fest
Fest, JoachimJoachim Fest (1926 - 2006) war einer der bedeutendsten Autoren und Historiker der Bundesrepublik. Ab 1963 arbeitete er als Chefredakteur des NDR und von 1973 bis 1993 als Herausgeber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Seine Hitler-Biographie wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Weitere Werke: «Speer» (1999), «Der Untergang» (2002), «Begegnungen» (2004), «Ich nicht» (2006), «Bürgerlichkeit als Lebensform» (2007).
Bibliographische Angaben
- Autor: Joachim C. Fest
- 2008, 1. Auflage., 460 Seiten, Maße: 15,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Rowohlt
- ISBN-10: 3498021230
- ISBN-13: 9783498021238
- Erscheinungsdatum: 01.08.2008
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