Fürstenroman
Die von Hohensinns sind eine Adelsfamilie, wie es sie so echt wohl nur noch im Salzkammergut gibt. In einer übermütigen Mischung aus Heftroman-Satire, Klatschspalten-Drama und wahrer Liebe schildert Hera Lind das bewegte Schicksal einer modernen...
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Die von Hohensinns sind eine Adelsfamilie, wie es sie so echt wohl nur noch im Salzkammergut gibt. In einer übermütigen Mischung aus Heftroman-Satire, Klatschspalten-Drama und wahrer Liebe schildert Hera Lind das bewegte Schicksal einer modernen Fürstendynastie. Sie lässt reichlich blaues Blut kochen oder fließen und deckt schonungslos die hochwohlgeborenen Charakterschwächen auf. Am Ende ist jeder Leserin klar: Unter dem roten Teppich des Adels sieht es nicht besser aus als bei Hempels unterm Sofa.
"Zum Schmunzeln."
Neue Woche
"Eine köstlichkitschige Fürstengeschichte mit hohem Unterhaltungswert."
Stuttgarter Stadtanzeiger
"Sehr unterhaltsam!"
Freundin
"Das ist Lind pur!"
TV Today
"Beste Unterhaltung von 'Deutschlands erfolgreichster Autorin'."
Die Welt
Fürstenroman von Hera Lind
LESEPROBE
Nebenanpinkelt eine Prinzessin!«
»Woherwillst du das wissen?«
»Ich habsie reinkommen sehen!«
»Carolinevon Monaco?«
»Psssst!«
»Ich wartejetzt, bis sie rauskommt!«
»Mensch,bist du peinlich!«
Ja, dachtePrinzessin Charlotte. Das ist sie wirklich. Noch nicht mal in Ruhe pinkeln kannich. Hoffentlich hauen diese blöden Weiber bald ab.
Verärgertblieb sie auf dem geschlossenen Klodeckel sitzen und wartete.
Aber dasGetuschel im Waschraum ging weiter.
»Sie musseben auch mal dahin, wo sogar der Kaiser zu Fuß hingeht.«
Das findendie wohl witzig, dachte Charlotte sauer.
Wie sinddie hier bloß reingekommen? Das ist doch eine geschlosseneVeranstaltung! Hat denn der dämliche Bodyguard nicht aufgepasst? Die Prinzessinschlüpfte aus ihren Riemchensandalen, kletterte auf den Klodeckel und spähte überdie Toilettentür. Da standen sie.
Diebürgerlichen Gänse in ihren Lurex-Fetzen von C & A. Sie machten nicht denEindruck, als wollten sie den Waschraum für den Adel freigeben.
Die dünnereder beiden aufgedonnerten Touristinnen, die vor dem großen, goldumrahmtenSpiegel im Waschraum des angesagten »Serail« standen und sich die Nasepuderten, musterte ihre dicke Freundin unbeeindruckt.
»Wer solldenn da drin sein? Die Olle vom Tschaals?«
»Uralterösterreichischer Adel!«, wisperte die Dickere mit derturmhohen Frisur. »Sie ist die Schwester von der, die morgen heiratet!«
WasCharlotte nicht wissen konnte und auch nicht wissen wollte, verrate ich Ihnenjetzt:
Die dickeRenate aus Oberhausen hatte zwei Opernkarten für Salzburg gewonnen, in einemGewinnspiel aus den »Adelsnachrichten«. Die Frage hatte gelautet: Wer schrieb die»Entführung aus dem Serail«?
a) WolfgangAmadeus Mozart
b) DieterBohlen
c) EdgarWallace
Und bevordie dicke Renate mit Klaus-Jürgen nach Salzburg fuhr, der in Opern sowiesoimmer einschlief, hatte sie lieber ihre dünne Freundin Christel mitgenommen. Nagut, die »Entführung aus dem Serail« war nicht der Hit gewesen. Alles ganzfurchtbar lang und schrill und dann noch auf Italienisch.
Aber jetztbegann der Abend doch noch interessant zu werden.
Renate undChristel waren aus Versehen in eine Veranstaltung hineingeraten, auf der es vonAdligen und Promis nur so wimmelte. Sie waren einfach dem Schild »Serail«gefolgt, weil sie glaubten, das gehöre immer noch zum Stück, und waren sehrerfreut gewesen, dass es hier Unmengen von lecker Essen und Trinken ganzumsonst gab. Außerdem sang keiner mehr, und man durfte endlich rauchen.
»DeinePrinzessin braucht aber verdammt lange«, mäkelte Christel, während sie dieBeschaffenheit ihrer pinkfarbenen Fingernägel betrachtete.
»Wahrscheinlichhat sie einfach keine Lust auf die ganzen Lackaffen und blaublütigen Angeber dadraußen«, überlegte die dicke Renate laut.
Charlotteauf ihrem Klodeckel verdrehte die Augen.
Irgendwannwerden sie das Interesse an mir verlieren, hoffte sie und zündete sich eineZigarette an.
Nunrauchten sie alle: Christel und Renate lehnten am Waschbecken und starrten vonaußen auf die Klotür, und Charlotte hockte mit angezogenen Knien auf demKlodeckel und starrte von innen dagegen. Das war ein Gepaffein der Damentoilette!
»Irgendwannmuss sie da ja rauskommen«, stellte Christel fest.
Renate warzum Äußersten entschlossen. »Ein Autogramm vonneHoheit muss mindestens dabei rausspringen, wennnich sogaa n Fotto mit mir und de Prinzessin. Meine Mutti in Recklinghausenfällt vom Hocka!«
Diebürgerlichen und die adligen Rauchschwaden krochen unter und über derToilettentüre hervor und vereinigten sich.
Aber ebennur die Rauchschwaden. Ansonsten lagen Welten zwischen ihnen.
»Vielleichthat se ihre Tage.«
Hautendlich ab, dachte Charlotte. Und wenn ich hier drin übernachte!
»Vielleichtwill sie nicht«, sagte Renate schlau.
»Wir habenZeit«, setzte Christel grausam nach.
Charlottefühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen.
Warum mussich eine Adelige sein, dachte sie frustriert, während sie ihren Kopf zwischenden Armen vergrub.
Warum darfich nicht mal in Ruhe aufs Klo gehen?
»Wahnsinn«,hörte sie die Dicke seufzen. »Dat ich mal neben naechten Prinzessin gepinkelt hap!«
»Und? Frierste dein Pipi getz ein?«
»Wenn ichdas in Recklinghausen erzähle das glaubt mir kein Schwein.«
»Wer is dat denn getzda drin? Machet nich so spannend! «
»Ruhig!«, zischte die Dicke. »Sie kann uns hören!«
Ich ermordeeuch, dachte Charlotte. Ich erwürge euch. Ich zerhacke euch in Stücke und spülejedes einzelne davon die Toilette herunter.
»Carolinevon Monaco?«, hörte sie Christel nachbohren.
»PrinzessinCharlotte von Hohensinn!«,zischte Renate.
»Kenn ichnicht«, sagte Christel enttäuscht. »Ich hatte schon gehofft, es ist diese wildeHilde, die es mit Bademeistern und Würstchenverkäufern auf Campingplätzentreibt! Die hätte ich echt gern mal kennengelernt.«
»Die von Hohensinns sind ein ganz altes Adelsgeschlecht«, wusste diedicke Renate zu berichten. »Die hocken seit Kaiser Willem dem Zweiten oderzumindest seit vielen Generationen in einem Wahnsinns-Schloss hoch über so m versteckten See im Salzkammergut. Das ist der einzigeSee, der für die Touristenschifffahrt gesperrt ist. Der Berg heißtSchwarzenberg und ist der Sage nach sehr steil.«
»Und DARUM machstdu so ein Tamtam?«
»Morgenheiratet die jüngere Schwester!«
»Das hastdu eben schon gesagt.«
»Anne-Sophie!Die Cello-Spielerin! Die heiratet morgen! «
»Wiesospielt die Cello?«
»Weißidonich, Mensch! Weil ihr datSpaß macht!«
»WenigstensPrinz Albert oder Prinz William oder sonst einen, den man kennt?«
»Nein.Frederic von Tatzmannsdorf. Ungarischer Adel. Kann toll Klavier spielen.«
Christel warin keinster Weise beeindruckt. »Nie gehört.«
»Der sollaber ihre ganz große Liebe sein.«
»Na toll.Heul doch.«
»Dat is ein Traumpaar, sage ichdir! Beide so jung und schön und so musikaaaaalisch «
Jetzt HAUT dochendlich ab, dachte Charlotte und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Sie balltedie Fäuste, bis das Weiße an ihren Knöcheln hervortrat. Natürlich istAnne-Sophie viel interessanter als ich. Schöner und jünger und musikalischer, undjetzt heiratet sie auch noch ihren Traumprinzen Und wer hockt auf demKlodeckel und kann nicht raus, weil zwei dämliche Ruhrpottweiber da draußenihre Zelte aufgeschlagen haben? Ich. ( )
© VerlagUllstein
Hera Lind, geboren 1957, ist Deutschlands erfolgreichste Romanautorin. Nach dem Studium der Germanistik, Musik und Theologie begann sie eine Karriere als Konzertsängerin, ehe ihr gleich mit ihrem ersten Roman Ein Mann für jede Tonart ein sensationeller Bestseller gelang. Auch ihre weiteren Romane waren enorme Publikumserfolge.
- Autor: Hera Lind
- 2007, 283 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548267858
- ISBN-13: 9783548267852
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